Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Alles und noch mehr



Krawumm in Wien - Teil 1

Es gibt ja kaum etwas Schöneres und Befreienderes als ein heftiges Sommergewitter nach einem bleischweren, heißen Nachmittag. Wenn man sowieso schon mal vor hat, ins Wirtschaus zu gehen und dort im Schanigarten zu essen … spricht eigentlich irgendetwas dagegen, das Schauspiel erste Reihe fußfrei im Freien zu genießen? Eigentlich nicht. Na eben.

Während also alle anderen Gäste beim Schwabl den Schanigarten verlassen haben und ins Lokal hinein geflüchtet sind und während der Kellner blitzartig alles abgeräumt hat, was der Wind umwerfen oder verblasen könnte, sind wir seelenruhig sitzen geblieben; unterm Schirm natürlich, auf den der Regen lautstark geprasselt hat und von dem das Wasser an den Seiten in Strömen abgelaufen ist. Krawumm und Donnergroll.

Weil es trotz allem kurzarmkompatibel warm geblieben ist, hat uns auch der gelegentlich heftige Wind wenig gestört. Er hat nur dazu geführt, daß der Chef die Markise über dem Gehsteig einfahren mußte, die zuvor noch eine trotz Regens fast 100%ig trockene Passage vom Gastraum in den Schanigarten garantiert hat. Ergebnis: Der arme Kellner mußte mit Erdäpfelcremesuppe, Eierschwammerln und Marillenknödeln immer durch den Regenguß. Er hat uns auch ein bißchen leid getan, wie er da jedes Mal zögerlich gen Himmel geblickt hat mit unseren Tellern am Unterarm, bevor er beherzt losgesprintet ist. :)

Die Marillenknödel hab ich übrigens genau diesem Sommergewitter zu verdanken: Eigentlich war ja noch genau eine Portion Erdbeer-Tiramisu da. Weils aber völlig klar war, daß wir noch länger nicht unter dem schützenden Schirm hervor konnten, hab ich mich für die mit 20 Minuten Wartezeit gekennzeichneten Knödel entschieden. Einmal mußte das ja sein. :)


Jolla - Connecting People :)

Wie lustig war das denn!? Den Thomas kenn ich seit ungefähr 7 Jahren. Wobei eben: So richtig gekannt hab ich ihn bis heute nicht. Wir hatten die gleiche Maemo-Tablets und -Telefone von Nokia, haben uns daher in den gleichen Ecken des Internet herumgetrieben. Ich hab die von Thomas geschriebenen Programme verwendet, hab hier in diesem Blog deshalb mehrfach über ihn geschrieben und ihm zum „I Love Free Software“-Day auch mal die Kosten für ein Glas Bier überwiesen. (Die Free Software Foundation Europe will das so.) Ein paar Mails sind aus unterschiedlichsten Anlässen hin und her gegangen, das wars dann aber auch.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hab ich herausgefunden, daß Thomas hin und wieder ausgerechnet in unserem Bürogebäude zu tun hat. Wir haben uns vorgenommen, einander bei Gelegenheit dort in der Kantine zu treffen und - heut hats geklappt. Sehr unterhaltsam wars: Thomas gehört nämlich zu den Menschen, die das Betriebssystem meines Jolla-Telefons schreiben. Daß er Programmcode nach Finnland exportiert, war mir grundsätzlich bekannt (irgendwas mit Computern *gg*). Ich hatte nur keine Ahnung, wie viel er da macht. Reschpeckt, junger Mann! Zwar hat er keine Betriebsgeheimnisse ausgepackt (das nächste Mal geh ich mit ihm wohl irgendwo hin, wo's viel Bier gibt), für mich waren die Schilderungen über das Innenleben meines geliebten GNU/Linux-Telefons aber trotzdem spannend und unterhaltsam wie ein Kriminalroman. Gelegentlich mußte ich einfach auch laut lachen bei einigen Äußerungen, die er da mit staubtrockenem Humor rausgeschoben hat … So hab ich mir Jolla immer vorgestellt. Im allerbesten Sinn. ;)

Sehr viel Spaß hats gemacht. „Jolla - Connecting People“ wär der passende Spruch für diesen Abend gewesen … ich weiß nur nicht, ob die Finnen den Vorschlag annehmen. *LOL*


Frieren bei 30°

Blick von der Terrasse Ein verlängertes 30°-Wochenende nicht in Wien, sondern in Linz zu verbringen, hat einige Vorteile. Da wär zum Beispiel der Hund, der immer wieder für gute Laune sorgt. Oder eben gemütliche Exxtrablatt-Treffen, verbunden mit neugierigem Leutschaun. Oder das Kalbsgulasch und die Schinkenfleckerl. Natürlich auch die Jindrak-Mehlspeisen und die Brandl-Semmerl. :)

Ein ganz wesentlicher Aspekt hängt aber mit dem vielen Grün zusammen, von dem man umgeben ist, wenn man auf der Terrasse sitzt. (Das ist ja eine durchaus erstaunliche Sache: Obwohl das Haus nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt steht, duckt sich die Stadt so geschickt hinter Bäumen und Hecken weg, daß man sich wie am Land fühlt.) Das viele Grün machts wohl aus, daß die ganze Gschicht rundherum sich nicht so elendiglich aufheizt wie in Wien. Ein wunderbares und ganz ungewohntes Erlebnis an so heißen Tagen: Ich schlafe bei offenem Fenster und wache um 5:00 Uhr auf, weil mir kalt ist! Wie geil ist das? Und wann passiert das jemals in Wien, wo sich schon nach wenigen warmen Tagen die Tag- und Nachttemperaturen in der Wohnung angleichen und man auch bei geöffnetem Fenster keine Abkühlung hat?


Exxtrablatt: Flashback

Das Exxtrablatt hat sich in den letzten 30 Jahren um rund 250 Meter nach Westen bewegt und verfügt nun über einen hübschen Schanigarten am Beginn der Linzer Fußgängerzone. Ich wüßte von all dem gar nichts, hätte nicht unser aller Lieblingsethem mich heute dorthin vazaht.

Die historische Bedeutung dieser Exxtrablatt-Wanderung und des heutigen Wiedersehens mit dem Lokal erschließt sich dem Leser nur dann, wenn er weiß, daß ich vor rund 30 Jahren fast jeden freien Nachmittag im „Ur-Extrablatt“ (es hatte damals tatsächlich ein „x“ weniger) verbracht habe … bevor es irgendwann schick wurde und mich die einfallenden Marketingtussen und Werbefritzen vertrieben haben.

Heute also: Flashback! Ich sitze wieder im Exxtrablatt und fühl mich wie 17. (Ethem versichert: Ich sehe auch so aus! *gg*) Was eigentlich als kurzes „After-Work-Beer“ (eine sprachliche Verbeugung vor dem dortigen Stammpublikum) geplant war, hat sich dann doch über mehrere Stunden hingezogen. Einerseits, weil wir immer genügend Leut finden, die wir rücksichtslos ausrichten können. („Pretty in Beige“, sag ich nur.) Andererseits, weil ich irgendwann am späteren Abend die Michi kennenlernen durfte, die nochmal viel Schwung in die Unterhaltung brachte und für die wir all unsere Bösartigkeiten gerne ein zweites Mal aufwärmten.

Ich bin ein bißchen verblüfft darüber, was der guteste Ethem der Michi vorher so alles über mich erzählt hat - man hat ja selbst so gar keine Idee, was die offenbar größte Leistung im eigenen Leben ist, die einem die Nachwelt später mal in den Grabstein ritzen wird. *LOL* Nett wars aber, es haben sich daraus gleich wieder ein paar neue Geschichten spinnen lassen. ;)

Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich außerdem eine Einladung zum Abendessen ausgefaßt. Ich halt das hier mal sicherheitshalber schriftlich fest.

Ein kleiner Abendspaziergang auf der Landstraße hat den Abend für mich beendet. Wohin Ethem und Michi sich verkrümelt haben, konnte ich nur ansatzweise verstehen. Gottseidank! *LOL*


ESC 2015: Die Charts

Måns Zelmerlöw siegt auch in den Charts 2014 habe ich zum ersten Mal nachgesehen, wie sich die Teilnahme am Song-Contest auf die Verkaufserfolge der einzelnen Songs auswirkt. Das mach ich doch gleich nochmal für 2015! :)

Die European iTunes Song Charts listen unter ihren erfolgreichsten 250 folgende ESC-Titel:

Platz Land Interpret
Song
1 Schweden Måns Zelmerlöw
„Heroes“
4 Belgien Loïc Nottet
„Rhythm Inside“
7 Italien Il Volo
„Grande amore“
14 Russland Polina Gagarina
„A Million Voices“
15 Estland Elina Born & Stig Rästa
„Goodbye To Yesterday“
17 Australien Guy Sebastian
„Tonight Again“
22 Israel Nadav Guedj
„Golden Boy“
24 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett
„A Monster Like Me“
26 Lettland Aminata
„Love Injected“
35 Slowenien Maraaya
„Here For You“
43 Deutschland Ann Sophie
„Black Smoke“
51 Spanien Edurne
„Amanecer“
56 Österreich The Makemakes
„I Am Yours“
82 Georgien Nina Sublatti
„Warrior“
91 Serbien Bojana Stamenov
„Beauty Never Lies“
99 Zypern John Karayiannis
„One Thing I Should Have Done“
102 Frankreich Lisa Angell
„N'oubliez pas“
120 Montenegro Knez
„Adio“
189 Litauen Monika Linkytė & Vaidas Baumila
„This Time“
207 Rumänien Voltaj
„De la capăt / All Over Again“
220 Ungarn Boggi
„Wars For Nothing“
227 Niederlande Trijntje Oosterhuis
„Walk Along“

Die österreichischen iTunes-Charts sind noch eindeutiger in der Hand der ESC-Teilnehmer. In den Top 10 gibt es nur einen einzigen Song, der nicht beim Bewerb mitmachte - und auch der kommt vom Song Contest: Es ist die Eröffnungsnummer „Building Bridges”. Das also laden die Österreicher derzeit herunter:

  1. Måns Zelmerlöw, „Heroes“ (Schweden)
  2. Loïc Nottet, „Rhythm Inside“ (Belgien)
  3. The Makemakes, „I Am Yours“ (Österreich)
  4. Il Volo, „Grande amore“ (Italien)
  5. Elina Born & Stig Rästa, „Goodbye To Yesterday“ (Estland)
  6. Mørland & Debrah Scarlett, „A Monster Like Me“ (Norwegen)
  7. Guy Sebastian, „Tonight Again“ (Australien)
  8. The ESC Vienna All Stars (feat. Conchita, Wiener Sängerknaben, ORF RSO), „Building Bridges“
  9. Polina Gagarina, „A Million Voices“ (Russland)
  10. Maraaya, „Here For You“ (Slowenien)

Auch bei den weltweiten Charts siehts, genauso wie im Vorjahr, ziemlich beeindruckend aus: Gleich fünf ESC-Songs haben es unter die Top 25 geschafft, nämlich „Heroes“ (Platz 10), „Rhythm Inside“ (Platz 13), „Grande Amore“ (Platz 21), „Tonight Again“ (Platz 22) und „A Million Voices“ (Platz 25).

Gewonnen hat allerdings wieder einmal - Conchita. *LOL* In den europäischen Charts finden sich gleich drei („Firestorm“, „You Are Unstoppable“, „Rise Like a Phoenix“), in den weltweiten Charts zwei Titel von ihr („Firestorm“ und „You Are Unstoppable“). Sie hat die Bühne, die ihr geboten wurde, gut genutzt. :)


ESC 2015: Merci, Jury

Il Volo haben für Italien die Telefonabstimmung gewonnen Beim Song Contest 2014 hat Conchita sowohl bei den Telefonabstimmungen als auch bei den Fachjurys gewonnen. Wie aber sieht das heuer aus? Waren die Branchenexperten und das TV-Publikum wieder einer Meinung?

Nein. Waren sie nicht. Wäre es nach den Zusehern gegangen, würde der Song Contest 2016 in Rom stattfinden. Italien hat die Telefonabstimmung für sich entschieden, auf den Plätzen folgen Russland und Schweden. Die Fachjurys hingegen haben Schweden mit großem Abstand auf Platz 1 gewählt, dahinter das unmögliche Gsangl aus Lettland und auf Platz drei dann die blondierte Russin.

Obwohl beide Teilergebnisse gleichberechtigt zu 50% ins Gesamtergebnis einfließen, sorgte der überdeutliche Vorsprung im Jury-Voting gegenüber dem sehr knappen Rennen bei der Telefonabstimmung für den schwedischen Sieg. Merci, Jury, kann man da nur sagen. Der italienische Schmachtfetzn hätte mich in meiner Song-Contest-Ehre verletzt. *LOL*

Wer selbst analysieren will, findet die Detailergebnisse auf der Song-Contest-Seite der EBU. :)


ESC 2015: Unser Voting

Hier sind sie, die Ergebnisse unserer kleinen, aber feinen ESC-Party 2015:
Rang Land Interpret Punkte
    Song  
1 Belgien Loïc Nottet 24
    „Rhythm Inside“  
2 Slowenien Maraaya 20
    „Here For You“  
2 Estland Elina Born & Stig Rästa 20
    „Goodbye To Yesterday“  
2 Australien Guy Sebastian 20
    „Tonight Again“  
5 Schweden Måns Zelmerlöw 18
    „Heroes“  
5 Rumänien Voltaj 18
    „De la capăt / All Over Again“  
7 Israel Nadav Guedj 16
    „Golden Boy“  
7 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett 16
    „A Monster Like Me“  
9 Serbien Bojana Stamenov 15
    „Beauty Never Lies“  
9 Zypern John Karayiannis 15
    „One Thing I Should Have Done“  
11 Frankreich Lisa Angell 14
    „N'oubliez pas“  
12 Montenegro Knez 13
    „Adio“  
12 Deutschland Ann Sophie 13
    „Black Smoke“  
12 Aserbaidschan Elnur Huseynov 13
    „Hour Of The Wolf“  
15 Ungarn Boggi 12
    „Wars For Nothing“  
16 Vereinigtes Königreich Electro Velvet 11
    „Still In Love With You“  
16 Litauen Monika Linkytė & Vaidas Baumila 11
    „This Time“  
18 Italien Il Volo 10
    „Grande amore“  
19 Armenien Genealogy 9
    „Face The Shadow“  
19 Spanien Edurne 9
    „Amanecer“  
21 Griechenland Maria-Elena Kyriakou 8
    „One Last Breath“  
21 Russland Polina Gagarina 8
    „A Million Voices“  
23 Georgien Nina Sublatti 7
    „Warrior“  
24 Polen Monika Kuszyńska 6
    „In The Name Of Love“  
25 Lettland Aminata 3
    „Love Injected“  
25 Albanien Elhaida Dani 3
    „I'm Alive“  

Die Abstimmung war für uns so spannend wie kaum jemals zuvor: Es drohte lange Zeit der Super-GAU mit Russland oder Italien an der Spitze. Gottseidank haben es sich die europäischen und australischen Zuseher dann doch anders überlegt. „Heroes“ von Linnea Deb, Joy Deb und Anton Hård af Segerstad war zwar nicht unser Favorit, aber wir können mit dem Ergebnis sehr, sehr gut schlafen gehen. :) (Einige haben sich da ja Sorgen gemacht und sich per SMS nach unserer psychischen Verfassung erkundigt. *gg*)

Auch sehr schön: Nach den Unsympathlern aus Russland und Italien folgte gleich auf Platz vier unser gemeinsamer 12-Punkte-Favorit Loïc Nottet. Das war bis zu einem gewissen grad doch unerwartet und freut uns sehr.

Interessantes Detail am Rande: Die Top 5 entsprechen exakt der Reihung, die sich heute Nachmittag aus den Wettquoten ergeben hat.


ESC 2015: Letzte Wettquoten

Eurovision Song Contest - Vienna 2015 Fünf Stunden vor Beginn des 60. Eurovision Song Contest lohnt sich ein letzter Blick auf die Wettquoten:
Rang Land Interpret Song
1 Schweden Måns Zelmerlöw Heroes
2 Russland Polina Gagarina A Million Voices
3 Italien Il Volo Grande amore
4 Belgien Loïc Nottet Rhythm Inside
5 Australien Guy Sebastian Tonight Again
6 Estland Elina Born & Stig Rästa Goodbye To Yesterday
7 Serbien Bojana Stamenov Beauty Never Lies
8 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett A Monster Like Me
9 Lettland Aminata Love Injected ↑︎
10 Aserbaidschan Elnur Huseynov Hour Of The Wolf

Russland hat, was sich bereits abgezeichnet hat, Italien überholt. Meine beiden „Mag ich nicht“-Songs liegen also auf den Plätzen 2 und 3. Loïc Nottet aus Belgien hat mit seinem „Rhythm Inside“ nochmal ein paar Plätze vorgearbeitet. (Was ich ihm durchaus vergönne: Der 19jährige singt nicht nur, sondern hat den Song auch komponiert und an der Choreographie und dem Bühnenbild mitgearbeitet.)

Auch am Finaltag gibt es noch einen Neueinsteiger in die Top 10 der Buchmacher: Lettland. Warum auch immer.

Eine interessante Ergänzung übrigens zum Stimmungsbild, das aus den Wettquoten resultiert, sind die Downloadcharts und YouTube-Zugriffe, die auf esctracker.com gezählt werden:

Bei den Downloads liegen Schweden, Russland, Estland, Belgien und Italien vorne. Auf YouTube liegt Italien mit über 26 Millionen Klicks in Führung, gefolgt von Russland, Aserbaidschan, Albanien und Rumänien.


ESC 2015: Voting Sheet fürs Finale

Eurovision Song Contest - Vienna 2015 Gestern Nacht noch haben ORF und EBU die Startreihenfolge der 27 Teilnehmer im Finale am Samstag bekannt gegeben. Heute schon hab ich das Voting Sheet dazu:

Eurovision Song Contest 2015 - Voting Sheet Finalshow

Wer die Startreihenfolge ansieht, wird die Kritik verstehen, die sich im Netz regt: Seit einigen Jahren werden die Startplätze ja nicht mehr ausgelost, sondern nach „dramaturgischen Gesichtspunkten“ vergeben. Das sollte verhindern, daß das Los Ballade um Ballade aneinanderkleistert und für einen Publikumsschwund an bestimmten Stellen der Show sorgt, wie es früher tatsächlich immer wieder passiert ist. Im Prinzip ist das eine gute Idee.

Im diesjährigen Finale hat man genau diesen Effekt aber händisch nachgestellt: Statt für eine interessante Durchmischung zu sorgen, verfeuert der Song Contest 2015 sein gesamtes Unterhaltungspotential in der ersten Hälfte. Danach sind nur mehr langsame Nummern zu hören. Nicht unbedingt schlechte, aber eben sehr ruhige. Dazu kommt, daß die ohnehin bereits als Favoriten gehandelten Songs aus Russland und Italien die begehrten letzten Plätze erhalten haben. Die Fangemeinde munkelt nun: Nach den jahrelangen Buh-Konzerten für Russland und den vielen erfolglosen Versuchen der RAI möchte man einem Erfolg dieser beiden Länder so gut wie möglich nachhelfen, indem man sie nach einem relativ wenig unterhaltsamen Block auf die Startplätze mit den höchsten Erfolgschancen setzt. Für mich wär das eine Katastrophe: Gerade diese zwei Songs finde ich unaushaltbar.

Daher: Möge dieses Voting Sheet die Anrufer zu schöneren Liedern leiten! :)


Meine vierte Song Contest Veranstaltung: Israel ist das neue Serbien

Auftritt Litauens bei zweiten ESC-Semifinale 2015Meine letzte ESC-Live-Veranstaltung für längere Zeit war das heutige zweite Semifinale. Die Stimmung war nochmal ein kleines Eckchen wilder als am Dienstag, was wahrscheinlich an den tonnenweise angereisten schwedischen Fans lag. Der Vorplatz der Stadthalle glich teilweise einem IKEA-Betriebsausflug. Blau und Gelb überall.

Wir haben getan, was uns schon vorgestern am meisten Freude bereitet hat: Still in uns hineingrinsend Leut gschaut. Was für ein Auflauf! Was für ein Sprachengewirr! Was für Peinlichkeiten! :)

Apropos Peinlichkeiten: Ralph Siegel, der Untote des Song Contest, ist keine zwei Meter von mir vorbei gehuscht! Er hat ja den san-marinesischen Beitrag komponiert, wieder einmal, und ist damit brutal abgesoffen, wieder einmal. Aber ich greife vor. :) Jedenfalls hatte ich ihn beinahe in Griffweite, wie er ziemlich konfus den Eingang zum Green Room gesucht hat. (Und ja, es heißt wirklich san-marinesisch, auch wenns bescheuert klingt. Ich hab extra nachgschaut.)

Gar nicht peinlich, sondern in höchstem Maße zufriedenstellend waren die einzelnen Auftritte und das Ergebnis. Ich hab einen neuen, erweiterten Favoritenkreis - und schon wieder sind alle weiter! Ossis (teilweise neue) Freunde im Finale sind:

  • Maraaya aus Slowenien; sie sind mit Here For You seit März meine Favoriten aus dem zweite Halbfinale. Juhu, am Samstag kommen sie wieder!
  • Monika Linkytė & Vaidas Baumila, die für Litauen This Time singen; auch die beiden hatte ich schon im März am Radar
  • Måns Zelmerlöw. Schweden. Heroes. Jep. Gell, Kysira? :)
  • Knez für Montenegro mit Adio, einem etwas untypischen Song von Željko Joksimović, mit dem ich erst langsam warm wurde - jetzt hat er mich gepackt
  • Nadav Guedj, der Golden Boy aus Israel. Gerade vor wenigen Tagen erst habe ich über den recht uninspirierten Song geschimpft. Wie bei Bojana aus Serbien scheißt man auf die Inspiration, sobald Nadav auf der Bühne steht. Israel ist das neue Serbien und verdient im Finale.
  • John Karayiannis für Zypern; er sang One Thing I Should Have Done und sich auf der großen Bühne viel zu spät, dafür umso tiefer in mein Herz.

Außerdem geschafft haben es Norwegen (ziemlich OK), Lettland (eher anstrengend), Aserbaidschan (ziemlich anstrengend) und Polen (die Frau im Rollstuhl mit dem Song, bei dem einem die Füße einschlafen).

Raus also:

  • Irland (verdientermaßen)
  • San Marino (auch einem mehrfach von der Regie eingeblendeten Applause! an den LED-Schirmen hat sich das Saalpublikum verweigert)
  • Malta (hab ich vergessen)
  • Portugal (über das man als einzig Positives sagen kann: wenigstens kein Fado)
  • Tschechien (schade eigentlich; vielleicht hätten die beiden die Oberteile ihrer Kostüme tauschen sollen)
  • Island (nicht schad drum)
  • Schweiz (durchaus schad drum; statt Lettland oder Polen hätten die schon bleiben dürfen)

Ich persönlich hätte also die Schweiz und Tschechien ins Finale geschummelt und dafür wahrscheinlich Lettland und Polen wieder heimgeschickt. Gleiche Situation also wie am Dienstag: Große Zufriedenheit, alle Favoriten weiter, an zwei Details hätte man noch drehen können - aber wie am Dienstag sind das die unwichtigen Details. :)

Ein toller Abend, der mit einem Geschenk an Herrn Blue zu Ende geht: Die Behinderte ist weiter. Wenn das mal kein Verschwörungsakt der linkslinken Gutmenschen war! *LOL*