Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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Individueller Einsatz von Pfefferspray

Pfeffersprayeinsatz am 11. Juni in Wien Da haben sich doch noch Straßenschlachten abgespielt heute rund um die Demonstration der sogenannten „Identitären“ zwischen Stadthalle und Westbahnhof. Die Landespolizeidirektion Wien twittert unter anderem:

Polizisten werden von Demonstranten angegriffen, daher wird Pfefferspray individuell eingesetzt.

Klingt vernünftig und richtig. Blöd nur, daß der Pfefferspray-Einsatz (und vor allem die Augenblicke unmittelbar davor) gefilmt wurde. Das Video, das hoffentlich möglichst lange noch hier abrufbar ist, erzählt eine völlig andere Geschichte: Die Polizisten stehen geschlossen quer über den äußeren Neubaugürtel. Unmittelbar vor ihnen sieht man Fotografen. Der angeblich gewalttätige Zug der Gegendemonstranten ist so weit weg, daß er zunächst gar nicht im Bild ist. Ohne erkennbaren Anlaß setzt sich die uniformierte Formation in Bewegung und beginnt, großflächig und ungezielt Tränengas zu versprühen. Individuell sieht anders aus, erst recht ist kein unmittelbarer Angriff wahrzunehmen. (Nicht zu diesem Zeitpunkt jedenfalls. Laut Presse wurde einige Zeit zuvor mit Gegenständen geworfen - allerdings von den Identitären auf die Gegendemonstranten. Später dann haben kunterbunt alle mit Stangen geprügelt und mit Kartoffeln geworfen, was man auch als unmittelbare Reaktion auf die vorbildlich deeskalierende Taktik der Polizei deuten kann.)

Weitere Videos (zusammengefaßt in diesem Artikel) und Berichte im Internet bestätigen auch diesmal wieder, was in den letzten Jahren allzu offensichtlich geworden ist: Wien hat ein Problem mit einer Polizei, die sich politisch mit dem rechten Rand solidarisiert.

Um die (übrigens wiederholten) Tränengas-Einsätze zu verstehen, muß man wissen, wessen Aufmarsch hier mit so unverhältnismäßigen Mitteln von Gegendemonstranten getrennt wurde:

Die „Identitären“ im deutschen Sprachraum gehen auf eine Facebook-Gruppe zurück, die im Fahrwasser des Sarrazin-Buches „Deutschland schafft sich ab“ entstanden ist. Sie pflegen enge Verbindungen zum französischen „Bloc identitaire“, einer Nachfolgeorganisation der 2002 verbotenen rechtsextremen „Unité radicale“. (Kleine historische Randnotiz: Die „Unité radicale“ wurde nach einem geplanten Mordanschlag auf den damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac verboten. Nur damit man weiß, womit mans zu tun hat.)

Optisch gibt man sich bei den Identitären betont brav und bürgerlich. Auf Videos und Bildern sind fast immer nur möglichst gutaussehende, sympathische junge Menschen zu sehen. (Soweit man das eben kontrollieren kann. Die Teilnehmer der heutigen Demonstration fallen nicht alle ins Schwiegersohn-Schema. *g*) Keine Mama dieser Welt hätte ein Problem damit, ihre pubertierenden Kinder bei diesen Leuten zu wissen. Die wirken eben alle sehr anständig.

Die Wirklichkeit sieht ein bißchen anders aus. Ähnlich wie die SA in den Jahren vor der Machtergreifung der NSDAP steht die „Indentitäre Bewegung“ den rechten Parteien bei der Durchführung von Aktionen zur Seite, von denen man als mögliche zukünftige Kanzlerpartei eher die Finger lassen sollte: Theateraufführungen stürmen, den Rektor einer Universität prügeln, unliebsame Demonstranten mit Gürteln und Totschlägern zu Boden schlagen, Parteizentralen politischer Ggener besetzen … Nicht zufällig ähnelt das Logo der Identitären auch einem stark abstrahierten SA-Emblem. Ein interessanter Bericht über Hintermänner und Verbindungen der Organisation nach Russland findet sich hier.

Tja. Und da steht nun die Wiener Polizei mit rund 1.000 Mann, offiziell angetreten, um die drei für heute angemeldeten Demonstrationen (eine der Identitären, zwei Gegendemonstrationen) friedlich aneinander vorbeizulotsen. Wer die Bilder und Videos sieht, hat keinen Augenblick lang den Eindruck, daß die Uniformierten eine neutrale Position zwischen den drei Gruppen einnehmen. Die Polizei steht fest auf der Seite der einen und tritt gegen die beiden anderen auf. Mit so viel Tränengas, als ob man den Grünstreifen in der Mitte des Gürtels damit bewässern wollte.

Wenn sich die Gesetzeshüter in Wien so energisch mit jenen solidarisieren, die gerade erst vor zwei Tagen in Klagenfurt den Rektor der Universität verprügelt haben, dann haben wir hier in der Stadt ein Problem.


Wahlanfechtung: Die FPÖ am Weg zum Modell Führerstaat

H.C. StracheAm 23.5. hab ichs vorhergesagt: Van der Bellens knapper Vorsprung von nur 31.000 Stimmen zwingt die FPÖ geradezu zur Anfechtung. Jetzt also ist es so weit. Und: Eigentlich ist das gut so.

Gut ist, daß die im Umfeld der Wahl bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten vom verfassungsmäßig zuständigen Organ behandelt werden. Sie sind ernst zu nehmen und nicht von unqualifizierten Schreihälsen auf Facebook, in den Gratiszeitungen oder auf rechten Websites für Propaganda und Opfermythen zu mißbrauchen.

Gut ist, daß in diesem Zusammenhang das Institut der Briefwahl endlich breit diskutiert wird. Es wurde 2007 auf Wunsch der ÖVP ins Wahlrechtsänderungsgesetz reklamiert, als Preis für die von der SPÖ gewollte Senkung des Wahlalters. Als einzige Partei gegen das gesamte Paket gestimmt hat damals die FPÖ, und das zumindest bezüglich der Briefwahl aus gutem Grund: Das Ausfüllen des Wahlzettels unter Papas Aufsicht am heimischen Küchentisch entspricht nun einmal nicht dem Grundsatz der geheimen Wahl. Aus. Basta. Da gibts nichts zu deuteln und zu argumentieren. Die Briefwahl ghört weg. (Öffentlich diskutiert wurde das Thema 2007 deshalb nicht, weil das Gesetz im Eilzugstempo durchgepeitscht wurde. Außerdem sind die Menschen - insbesondere die FPÖ-Wähler - von abstrakten Diskussionen über Dinge wie „Grundsätze der Verfassung“ schnell überfordert. Das ändert sich erst, wenn es um etwas Konkretes, für sie Greifbares geht; eben um Hofer oder Van der Bellen.)

Gut ist auch, daß ein so knappes Wahlergebnis kontrolliert wird. Wenn irgendwelche Vollhonks von der FPÖ als Wahlbeisitzer für die ordnungsgemäße Auszählung unterschreiben und sich die Partei dann nachher bemüßigt fühlt, gegen die Aussagen ihrer eigenen Leute Zweifel anzumelden, dann muß das Untersucht werden.

So gesehen also alles gut.

Alles gut? Mitnichten.

Was brandgefährlich (und leider nur zu durchschaubar) ist, ist die Inszenierung. Der FPÖ unter Strache geht es ganz offensichtlich kein bißchen um das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl. Das Ziel ist, den Staat und seine Institutionen zu diskreditieren, das Vertrauen in die Republik und ihre Organe zu erschüttern. In einer ersten Schlacht hatte die extreme Rechte gezielt das Vertrauen der Unterschicht in jede Art von Medien zerstört. Mit gezielten Lügen, manipulierten Bildern oder aus dem Zusammenhang gerissenen, uralten Videos wurde eine parallele Facebook-Realität geschaffen. Diese steht in fast allen Lebens- und Politikbereichen in krassem Gegensatz zur tatsächlichen Wirklichkeit und den bei weitem nicht so aufregenden Berichten, die seriöse Medien über sie liefern müssen.

In der Folge vertrauen viele Menschen keiner einzigen Informationsquelle mehr sondern nur mehr dem, der sie das Mißtrauen gelehrt hat: Strache. „Die belügen euch“, sagt der. „Ich bin die Wahrheit und das Licht“, verspricht er. Damit hat er bei seinen Jüngern das Informationsmonopol.

Nun gehts in die nächste Runde: In die zweite Schlacht ziehen die Faschisten nicht mehr gegen Kronen Zeitung, ORF und Presse. Die zweite Schlacht richtet sich gegen die Organe der pluralistischen, demokratischen Republik. „Die da oben lügen euch an!“, „Die da oben fälschen Wahlen!“, „Die da oben richten sichs, wie sie es brauchen!“ - „Glaubt ihnen nicht!“, „Habt kein Vertrauen in Justiz und Verwaltung!“ … „Glaubt mir, ich bin die Wahrheit und das Licht!“

„Ich bin die Wahrheit und das Licht. Ich bin euer Führer.“ - Es gibt keinen Zweifel darüber, was die FPÖ bezweckt. Sie will nicht die Ungereimtheiten bei der Bundespräsidentenwahl geklärt wissen. Sie will den Führerstaat.


Oysters-Smartphone mit Sailfish OS

Oysters-Smartphone mit Sailfish OSVöllig unvorbereitet und ganz ohne entsprechendes Gerüchtebrodeln im Vorfeld hat der russische Smartphone- und Tablet-Hersteller Oysters LLC ein mit Jollas Sailfish OS betriebenes Smartphone angekündigt. Zwar ist noch kein Datum für die Markteinführung bekannt, allerdings hat das Telefon bereits seine eigene Seite mit ausführlichen technischen Details im Produktkatalog der Firma. Mehr noch: Das Unternehmen wirbt gleich auf der ersten Seite seines Internet-Auftritts mit dem neuen Sailfish-Gerät. Irgendwem dort dürfte es also ernst damit sein.

Von der äußeren Form her sieht das Smartphone aus wie ein sehr übereilt konzipiertes Android-Telefon. Sogar die altertümlichen, für Android typischen Tasten zur Navigation sind auf den ersten Bildern zu sehen, obwohl sie unter SailfishOS völlig überflüssig sind.

Auffällig ist, daß es von Jolla noch keine Presseaussendung oder sonstige Bestätigung gibt. Das könnte darauf hindeuten, daß Oysters das Betriebssystem nicht direkt von Jolla lizensiert hat, sondern vom erst kürzlich in Russland gegründeten Unternehmen Open Mobile Platform (OMP), das SailfishOS für den russischen Markt adaptieren möchte.

Aufregende Zeiten für ein Betriebssystem, das vor einem halben Jahr noch dem Untergang geweiht schien. Was mich nur ein kleines bißchen irritiert: Zwar kündigt seit dem Mobile World Congress ein Unternehmen nach dem anderen neue Modelle auf Sailfish-Basis an … tatsächlich gesehen hat man aber noch keines. Weder das Intex Aquafish noch das Turing Phone noch das Mi-Fone noch das Gerät von Oysters. Die Finnen müssen aufpassen, daß Sailfish nicht zum Synonym für Vaporware wird. :)


MyTaxi: Endlich wieder 50%

MyTaxi Rabattaktion Juni 2016Etwas länger als ein Jahr ist es jetzt her, daß MyTaxi in Wien die letzte größere Rabattaktion durchgeführt hat. Damals wurde ausnahmslos jede Taxifahrt um 50% verbilligt, solange sie nur direkt übers Telefon bezahlt wurde.

Prompt zog damals die eingesessene Konkurrenz (konkret ein zur Funktaxizentrale 40100 gehörendes Unternehmen) gegen die Daimler-Tochter MyTaxi vor Gericht und erwirkte eine Einstweilige Verfügung. Aus wars mit Rabatten. Erst seit Ende 2015 das OLG Wien im Sinne von MyTaxi entschied, tauchten die ersten Gutscheincodes wieder auf, vorerst allerdings nur unter der Hand gehandelt und nur für einen Tag gültig.

Heute erzählt mir Herr K. von der ersten länger dauernden Aktion, die an die „50%“ vom Mai 2016 herankommt:

Auf DealHeute.at (wo man normalerweise Gutscheine für Ganzkörper-Enthaarung und Zahnbleichung findet) verhökert MyTaxi endlich wieder die guten, alten 50%-Rabatte, die auch für eine Weile gültig bleiben. Im Gegensatz zu 2015 ist also jetzt nicht jede Fahrt im Aktionszeitraum billiger, nein: Man muß Gutscheine online bei DealHeute.at kaufen, in der „Äpp“ speichern und sie dann während des Bezahlvorgangs am Handy einlösen. Ist ein bißchen komplizierter, aber naja … Für den ★★★★★-Fahrer zum halben Preis klickt man sich schon mal durch.

Nicht uninteressant übrigens, wie das OLG Wien zugunsten der Fahrgäste argumentiert hat:

Der Standpunkt der Funktaxi-Zentrale war, daß die Rabattaktion gegen den im Rang einer Verordnung stehenden Wiener Taxitarif vertößt. Das OLG Wien differenziert hier: Der Fahrpreis wird ja entsprechend der gültigen Verordnung entrichtet. Wesentlich ist aber, daß diese Verordnung nur das Verhältnis zwischen dem Taxiunternehmer und seinem Fahrgast regelt. Die Leistung der Taxivermittlung (also der Funkzentrale oder eben eines Handy-Programms wie MyTaxi) ist davon nicht erfaßt. Also darf MyTaxi dem Kunden einen Teil des Fahrpreises zu Werbezwecken erstatten.


Ich, der Server-Admin

Server-Rack Der 26. Mai war ein Feiertag. Da kann man schon mal auf blöde Ideen kommen, wenn einem fad ist. Ich zum Beispiel habe beschlossen, mir einen Computer zu kaufen. Keinen „echten“ Computer zum Angreifen, nein, einen virtuellen Rechner. Der existiert nur als für mich reservierte Speicher- und Rechenkapazität in einem verteilten Rechenzentrum, hat Internet-Anschluß mit einer fixen IP-Adresse und läßt mich drauf rumspielen, wie ich will.

Brauch ichs? Nein. Ist es lustig? Ja! Ich hatte in den letzten Jahren immer mal wieder dumme Ideen, die man nur mit einem Server mit fixer IP-Adresse realisieren hätte können. Jetzt ist er da, der Server. Und jetzt wart ich auf die nächste dumme idee. :)

Erste Aufgabe war, den Rechner halbwegs vernünftig zu konfigurieren. Will heißen: so abzusichern, daß er nicht über Nacht die halbe Welt mit Spam zuschüttet oder andere böse Dinge treibt. Und das ist der Hauptgrund für diesen Artikel: Ich will ja später ungefähr wissen, was ich alles getan habe. (Ein weiterer Grund für diesen Artikel ist, daß ich einfach Werbung für den Provider World4you machen muß. Aber dazu später.)

Schritt für Schritt konfigurieren

Praktischerweise kann ich den Server mit einer ganzen Reihe von Betriebssystemen aufsetzen. Darunter befindet sich auch Ubuntu 14.04. Das ist eine LTS-Version, die ich auf zwei anderen Rechnern bereits installiert habe und daher gut kenne. Nichts liegt daher näher, als Ubuntu 14.04 als Betriebssystem zu installieren. (Wobei installieren fast das falsche Wort dafür ist: Man drückt auf der Webseite von World4you auf einen Knopf und schon ist der Rechner neu aufgesetzt. Wenn das nur bei meinem Laptop auch so schnell ginge. *gg*)

Gleich zu Beginn steht der Rechner mit einem relativ offen konfigurierten SSH-Server da (root-Zugang ist z.B. möglich). Eine Reihe von typischen Services (für Mail, Web, Datenbanken, …) läuft. Eine Firewall habe ich aber nicht gefunden.

Schritt Nummer eins daher: Zwei Tools installieren, die ich für alles Weitere benötige. Nano, meinen Lieblingseditor zum Anpassen der Konfigurationsdateien, sowie ufw zur einfachen Konfiguration der Firewall.

Gleich als nächstes wird ufw eingerichtet und aktiviert: SSH habe ich vorläufig als einziges Service zugelassen und gleichzeitig mit ufw limit ssh limitiert.

Der nächste Schritt ist eine Vorbereitung zum Abschalten des Root-Logins via SSH. Wenn root nicht mehr darf, muß jemand anderer dürfen. Also wird ein neuer User angelegt.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den OpenSSH-Daemon einzuschränken: Zuerst erzeuge ich auf meinem Rechner ein Schlüsselpaar und übertrage den öffentlichen Schlüssel auf den Server. Danach sage ich dem SSH-Server: Login als nur mehr über das Schlüsselpaar, nicht mehr mit Passwort; und: root muß draußen bleiben, nur mehr der soeben angelegte „Arbeitsuser“ darf rein. (Falls das jemandem übertrieben erscheint: In den Logfiles hab ich Login-Versuche von fremden Rechnern im Sekundentakt. Es zahlt sich schon aus, diese Türe möglichst fest zu schließen.)

Zuletzt werden alle Services angehalten, die ich derzeit nicht aktiv nutze. Jede von außen erreichbare Funktion ist ein mögliches Ziel für Angreifer. Der Webserver, die Datenbank, der Mail-Server, der Domain-Server … alle werden sie heruntergefahren. Nur SSH bleibt - irgendwie muß ich den Rechner ja erreichen.

Der Anbieter World4you

Ich gebs ja zu: Einen sehr ausführlichen Marktvergleich hab ich nicht angestellt. Aber ich bin mir mittlerweile sicher, den passenden Anbieter für mein kleines Experiment gefunden zu haben. Bei World4You konnte ich mir mein Paket „vServer Small“ am Feiertag online zusammenklicken, in wenigen Augenblicken war der Rechner für mich aktiviert und zugänglich. € 6,90 pro Monat sind kein Vermögen. Mag sein, daß man es irgendwo auf der Welt um 2 Euro billiger findet. World4You sitzt aber nicht irgendwo auf der Welt, sondern in Linz. Und wenn ich mein Geld schon für sinnlosen Schnickschnack raushau, dann soll es doch lieber zuhause in der EU (und noch besser: in Linz) bleiben und nicht zu einem amerikanischen Unternehmen wandern. (Übrigens: Auch bei einem anderen großen österreichischen ITK-Unternehmen habe ich mich über vServer-Angebote informiert. Unter der entsprechenden Produktseite finden sich keine Preise, keine Leistungsbeschreibungen, einzig ein Link mit der Aufforderung Angebot einholen!. Wenn ich dort am Donnerstag geklickt hätte - ob ich dann ebenfalls schon wenige Minuten später „live“ gewesen wäre? *gg*)

Sehr fein auch der Support: Obwohl ich mit meiner soeben angemeldeten Small-Kiste sicher nicht zu den VIP-Kunden gehöre, wurde eine heute von mir gestellte Anfrage in exakt 5 Minuten schriftlich beantwortet. Sehr höflich und umfassend noch dazu. Doch, ich glaub das hab ich gut ausgesucht.


Das (neue?) Jolla C

Das Jolla C Eins muß man ihnen lassen: Kreativ sind sie, die Finnen. Offiziell haben sie sich ja aus dem Hardwaregeschäft zurückgezogen, um den Lizenznehmern ihres Betriebssystems keine Konkurrenz zu machen. Die wiederum denken im Moment nicht im Traum daran, Europa zu beliefern. Wie also kommen die Jolla-Käufer und Fans der ersten Stunde, unter denen sich tatsächlich auch jede Menge geschickter Entwickler befinden, zu einer halbwegs aktuellen Hardware mit SailfishOS?

Die Gschicht rennt jetzt so: Es gibt ein „Community Device Program“. In erster Linie ist das natürlich eine Sache für Programmierer und die Community. Man bekommt im Rahmen des Programms Zugang zu Supportmaterial, darf zu „Internationalen Community Events“ kommen … und ganz nebenbei erhält man auch ein funkelnagelneues Handy, das heute als „Jolla C“ vorgestellt wurde und natürlich nur in einer limitierten Stückzahl erhältlich ist, damit Programmierer Zugang zu Hardware mit SailfishOS bekommen. Mehr ist das nicht. ;)

Ich hab mich selbstverständlich sofort angemeldet. Immer schon wollte ich zu einem Sailfish Community Event nach Helsinki. Daß ich da jetzt so ein neues Handy oben drauf bekomm … Mein Gott! So ein Pech! Wichtig ist nur, daß es nicht frei in den Handel kommt. Denn den Lizenznehmern Konkurrenz machen, das wollen wir nicht. :)

Warum hab ich in der Überschrift das Wort „neue“ eingeklammert und befragezeichnet? Naja: Erstens ist es keine Neuentwicklung. Es ist das Intex Aqua Fish, das genau in dieser Konfiguration, aber eben unter einem anderen Markennamen, exklusiv in Indien verkauft wird. Die ganze Aktion von Jolla wird ja überhaupt nur deswegen notwendig, weil Intex nicht nach Europa exportiert. Die Sicht, daß Jolla Intex-Hardware unter eigenem Namen vertreibt, ist so aber auch nicht ganz richtig: Tatsächlich ist dieses Telefon eines von mehreren Referenzmodellen, die Jolla für SailfishOS zusammengestellt hat, damit Hersteller schneller auf den Zug aufspringen können. Jolla also hat das Telefon entworfen, hat es Intex angeboten, Intex verkauft es in Indien als „Aqua Fish“ - und Jolla macht in Europa ein „Community Device Program“ draus.

Es gibt noch einen zweiten Grund, warum man nicht wirklich von einem neuen Telefon sprechen kann: Intex wollte Hardware für das untere Preissegment. Das Aqua Fish ist genau das - und damit muß nun auch das Jolla C leben. Grob gesagt entspricht es leistungsmäßig dem Samsung Galaxy S5 aus dem Jahr 2014. Das mag enttäuschend klingen, man darf aber nicht vergessen: SailfishOS schiebt ganz anders an als Android. Vor allem aber leben Jolla-Benutzer heute mit einer noch älteren Hardware. Sehen wir uns die wichtigsten Eckdaten des ersten Jolla Phone, des neuen Jolla C und eines heute aktuellen Samsung Galaxy S7 im Vergleich an:

  Jolla Phone Jolla C Samsung Galaxy S7
Displaygröße4,5"5"5,1"
Auflösung540 x 960720 x 12801440 × 2560
RAM1GB2GB4GB
CPU2x1,4GHz4x1,3GHz4x1,6GHz plus 4x2,6GHz
Dual-SIMneinjaeigenes Modell
UKW Radioneinjakeine Info
interner Massenspeicher16GB16GB32GB
Einführungspreis€ 400,-€ 163,-€ 591,-

Es ist die letzte Zeile der Tabelle, die die interessanteste Information enthält. Ein Nachfolger für mein Jolla um weniger als die Hälfte der € 400,-, die das erste SailfishOS-Telefon gekostet hat - da darf man sich nicht den Tiger erwarten, der im Samsung-Flaggschiff steckt. Dafür verdoppelt das „Jolla C“ die Leistungsdaten, die sich beim Vorgängermodell als Bremse erwiesen haben: Die CPU-Kerne und vor allem den Arbeitsspeicher. Insofern haben die Finnen doch sehr treffsicher auf ihre Zielgruppe hin gearbeitet: Wer einfach das schickste und modernste Smartphone will, der knabbert die ohnehin limitierte Auflage nicht an. Wer aber sein altersschwaches Jolla-Phone gegen einen doppelt so schnellen Nachfolger austauschen möchte, der ist mit nur € 163,- wirklich mehr als gut bedient.

Im Juli solls kommen. Diesmal aber wirklich. ;)


Uffa - grad nochmal gut gegangen für Österreich

Danke, Sascha!Fast eine Stunde lang waren die Server der großen Nachrichtenportale des Landes überlastet. Angekündigte Live-Ticker oder gar Videostreams brachen unter der Last der Anfragen zusammen und mußten durch statische Seiten ersetzt werden.

Ausgerechnet Kronen Zeitung und BBC brachten dann als erste halbwegs glaubwürdige Quellen unters Volk, was Innenminister Werner Sobotka erst eine gute halbe Stunde später offiziell verkündete: Alexander Van der Bellen ist Bundespräsident. Mit nur 31.026 Stimmen Vorsprung hat er den gestern noch leicht in Führung gelegenen Rechtspopulisten Norbert Hofer überholt. 50,3% der Wähler haben für den neuen Präsidenten gestimmt. Breiter Rückhalt in der Bevölkerung sieht anders aus.

Gerade deshalb ist dieser Wahlsieg kein Anlaß zum Jubeln. Es ist dieses Gefühl, das man hat, wenn Einbrecher zwar die Wohnung verwürstet, aber weder die wertvollen Goldmünzen noch die Dokumente gefunden haben. Man feiert nicht, weil die aufgebrochene Türe und die zertrümmerten Möbel kein Grund zum Feiern sind. Man ist nur erleichtert, weil das Allerschlimmste verhindert werden konnte.

Ich bin immer noch fassungslos, wie die Hälfte der Österreicher einem Rattenfänger wie Hofer auf den Leim gehen konnte - siehe dazu „Der Intelligenztest für Österreich“. Was mich bei der Analyse der Detailergebnisse tröstet:

In meiner unmittelbaren Umgebung ist dieser Intelligenztest viel positiver ausgefallen, als das Bundesergebnis es vermuten ließe. Wien wählt zu 63% Van der Bellen, mein Heimatbezirk Hernals zu 69%. In einzelnen Wiener Bezirken fällt Norbert Hofer sogar unter die 20%-Marke. Genauso die Lage in Linz: Auch hier stimmen 63% für Van der Bellen, im Bezirk Froschberg überdurchschnittliche 70%.

Interessant wird nun, ob und wie intensiv die FPÖ (die als einzige Norbert Hofer noch unterstützt hat) die Wahl anfechten wird. Ihr Generalsekretär Norbert Kickl hat ja bereits am Tag vor der Wahl eine Verschwörung gewittert: In einer Presseaussendung hat er behauptet, daß Helfershelfer des gegenwärtigen Politsystems hier vielleicht die Gelegenheit nutzen könnten, dem Wählerwillen zugunsten des Systemrepräsentanten [sic!] Van der Bellen ‚nachzuhelfen‘. Am Wahlabend noch hat dann Parteichef Strache nachgelegt. Er zweifelte auf Facebook vorsorglich jede Mehrheit für Van der Bellen bei den Wahlkarten an: So ein diametrales [sic!] Ergebnis gegen den allgemeinen Wahltrend kann es bei den Wahlkarten nicht geben! Doch, kann es. Gibt es auch regelmäßig, weil die FPÖ-Wähler seit Jahren nicht checken, wie das mit den Wahlkarten funktioniert.

Wie auch immer: Formfehler gibt es bei jeder Wahl, und Van der Bellens knapper Vorsprung von nur 31.000 Stimmen zwingt die FPÖ geradezu zur Anfechtung. Irgendetwas wird sich schon finden. Mal sehen, wer dann im Juli vereidigt wird. Noch ist die Gefahr nicht ganz gebannt.


Schrödingers Bundespräsident

Mit dem Bundespräsidenten ist es so wie mit Schrödingers Katze, sagt M. heute. Solang wir den Deckel draufhalten, ist es sowohl Van der Bellen als auch Hofer.

M. weiß das aus der Big Bang Theory. Ich weiß: Egal wie Schrödingers Gedankenexperiment ausgeht, seine Katze ist in ihrer Kiste jedenfalls verdammt schlecht gelaunt.

Und das bin ich auch. Also nicht so sehr schlecht gelaunt als vielmehr entsetzt. Völlig unabhängig davon, welches Ergebnis uns die letzten Wahlkarten bringen werden: 50% der Österreicher sind beim Intelligenztest durchgefallen. (Die ausführliche Analyse des Bildungsniveaus der Hofer-Wähler verkneif ich mir jetzt.)

Nur ums nochmal klarzustellen: Eine Bundespräsidentenwahl ist eine Persönlichkeitswahl. Tages- oder sachpolitische Fragen (mit denen vor allem Hofer im Wahlkampf hausieren gegangen ist) sollten keine Rolle spielen. Stattdessen geht es in erster Linie darum, wer geeignet erscheint, die Republik zu vertreten. Insofern fällt bei mir eine Beißhemmung weg, die mir mein Glaube an Pluralismus und Meinungsfreiheit ansonsten auferlegt. Ja, man kann ideologisch aus verschiedenen Ecken kommen, politisch unterschiedlicher Meinung sein. Das hat manchmal etwas mit mangelnder Intelligenz zu tun (wenn man z.B. Ursachen gesellschaftlicher Entwicklungen nicht kennt oder die Folgen politischer Entwicklungen nicht einzuschätzen vermag). Meist ist es aber einfach nur eine andere Meinung aufgrund unterschiedlich gewichteter Werte. Auch ÖVP-Wähler sind Menschen, selbst wenn mans auf den ersten Blick nicht so erkennt.

Anders ist das bei dieser Bundespräsidentenwahl: Ein Kandidat aus dem Lager derer, die Österreich für eine geschichtswidrige Fiktion halten, ist als Repräsentant eben dieses Landes denkunmöglich. Ausgeschlossen. Ein Mann, der den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft mit Anfragen zu Chemtrails beschäftigt, kann nicht mit ausländischen Staatsgästen allein gelassen werden. Ausgeschlossen. Das ist alles keine Frage von politischen Standpunkten und Ideologie, von links oder rechts. Das ist das Abchecken der absoluten Grundvoraussetzungen. Ein Spediteur stellt ja auch keinen Fahrer ein, der keinen Führerschein hat. Ein intelligenter Spediteur tut das nicht.


Huuuuundsi!

Eisdessert mit Feenstaub Sooo lieb! Geburtstagsgrillerei war bei Herrn Wolfgang und Herrn Rainer. Und was gabs gleich zu Beginn? Hundekuscheln! Die beiden Mäuschens haben großen Wert darauf gelegt, daß ich mich wie in Linz fühle: Die eine mußte ununterbrochen am Bauch gekrault werden und hat sofort wieder meine Hand mit der Pfote zu sich geholt, sobald ich auch nur einen kurzen Moment damit aufgehört habe. Der andere ist gleich aufs Ganze gegangen, hat mich mit den Vorderpfoten auf der Bank fixiert und mir feuchte Küsse aufs Gesicht gedrückt. Das ist Liebe!

Weil Liebe dann halt doch auch durch dan Magen geht, gabs nach einiger Zeit Geschirr- und Terrassenwechsel. Die leichte Knoblauchbrot-/Caprese-Kombination wurde ersetzt durch frisch gegrillte Zuccini, Mais, Würschtl und vor allem beneidenswert perfekte, zartrosa Steaks. Mjamm. Dazu der berühmte Eapfüsolod und ein Hugo (Huuugo!) - damit kann man sich alles schönsaufen. Sogar die Wahlberichterstattung. (Natürlich konnten wir die Finger nicht von den Handys lassen.)

Seit langem wieder: Feenstaub zum Dessert! Mit Liebe und Schweineschmalz handgemachte Schokosauce (eigentlich wars ja gar keine Schokosauce), erfrischendes Eis und gesundes Obst. Perfektes Dessert! :)

Sehr bunt der Themenmix von schwedischen Kameraassistentinnen (großartig!) zu türkischer Grammatik und der gerechten Karma-Bitch mit ihrer Karotte. Sehr nett! (Bis auf den Taxler am Heimweg. Lahme Ente.) Vieles Dankeschön, teşekkür ederim!


Gott ist mir übel

Im Grunde essen wir ja sowieso immer das gleiche beim Plachutta. Ich bin der festen Überzeugung, daß die dort auch schon die Bestellung mit eingeben, wenn sie meine Reservierung in den Computer tippen. (Apropos Reservierung und Computer: Schon seit einiger Zeit bekommt man gleich nach dem Telefonat nicht nur eine Bestätigungs-SMS zugesandt, sondern auch einen Link zu einem Kalendereintrag. Mir war nie bewußt, daß man über diesen Kalendereintrag auch erfährt, wie lange der Tisch freigehalten wird: drei Stunden nämlich. Was glauben die, was wir dort so lang tun? Miteinand reden?)
Wo war ich? Was wollt ich schreiben? Ach ja: Wir haben im Prinzip heut Abend nichts anderes gegessen als sonst. Trotzdem war uns schon bei der Hauptspeis auf eine unheilvolle Weise schlecht. „Vergiftet sein“ nennen wir das, wenn man das Gefühl hat, daß die letzten Fleischstückchen absolut gar keinen Platz mehr haben im Magen und stattdessen in der Speiseröhre auf die Weiterverarbeitung warten. (Und noch ein „Apropos“-Klammereinschub anläßlich der Fleischstückchen: Die waren so fein, die hätt auch die Frau Kysira gegessen. Für dieses Fleisch mußte kein Tier sterben. Das hat am Teller noch gelebt. *gg*)

Trotz dieser Warnzeichen haben wir weitergemacht im Traditionsprogramm und noch das Dessert angehängt. So schnell geben wir nicht auf.

Tja. Und jetzt ist uns schlecht. Um viel Geld. Aber gschmeckt hats doch. Wie immer. :)


Tolino: Software-Update 1.8

Tolino Software-Update 1.8Wie fein! Selten ist ein Software-Update für ein elektronisches Spielzeug zeitlich so passend erschienen wie die neue Betriebssystem-Version 1.8 für meinen Tolino eBook-Reader.

Langsam füllt sich nämlich mein Speicher und ich habe gelegentlich Mühe, das eine oder andere Buch wiederzufinden. Hier setzt das Update an und bietet in der Bibliotheksansicht neue Registerkarten mit verschiedenen Sortierungen. Fertig gelesene Bücher kann ich auf Wunsch komplett ausblenden.

Noch einmal erweitert wurde die Möglichkeit, im eBook zu blättern. Eine neue Geste für schnelles Vor- und Zurückblättern ergänzt die vorhandenen Funktionen in diesem Bereich.

Als Zugabe gibts neue Schriftarten und angeblich auch die Möglichkeit, eigene Schriftarten nachzuinstallieren. (Mit war nicht klar, daß das bisher nicht gegangen ist; ich habs einfach nie versucht.) Endlich also Bücher komplett in Comic Sans MS lesen! :)

Ich bin sehr zufrieden!


Wahl 2016: Der Intelligenztest für Österreich

Beim Eurovision Song Contest hat Österreich Michał Szpak und seinen Song „Color Of Your Life“ gewählt. Morgen sind 6,3 Millionen Wahlberechtigte aufgeruften, eine weitere Entscheidung zu teffen. Eine Entscheidung, mit deren Konsequenzen wir alle mindestens sechs Jahre leben werden müssen:

Wer wird Bundespräsident? Wer erhält das Recht, im Alleingang die Bundesregierung auszuwechseln, gemeinsam mit einer ihm genehmen Pseudo-Regierung den Nationalrat aufzulösen und per Notverordnung zu regieren?

Zur Wahl stehen zwei Kandidaten:

Norbert Hofer Der eine, Norbert Hofer, ist einer Verbindung beigetreten, die in der Festschrift anläßlich ihrer Gründung verkündet, sie müsse sich dem gefährlichen Begriff Pluralismus entgegenstellen, es brauche Trutzburgen für diejenigen, die sich nicht der liberalen Gesellschaft […] ausliefern wollen. Besser noch: Obwohl dieser Kandidat seine Plakate mit dem Satz Aufstehen für Österreich schmückt, lehnt seine Verbindung die geschichtswidrige Fiktion einer österreichischen Nation ab, die seit 1945 […] in den Gehirnen der Österreicher festgepflanzt wurde.

Hofer bestreitet im Vorfeld der Bundespräsidentenwahl, diese Meinungen zu teilen. Eh klar. Man sucht typischerweise die Nähe von Organisationen, deren Ziele und Ideologien man so überhaupt nicht teilt. Vielleicht hilft zur Einordnung: Hofer ist Autor des „Handbuchs freiheitlicher Politik“. Jörg Haider hat aus diesem Handbuch das Bekenntnis zur deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft gestrichen - es war ihm ideologisch zu extrem. Unter Hofer wurde dieses Bekenntnis wieder eingeführt. Ebenso enthält das Machwerk die ausdrückliche Forderung nach der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Überhaupt, Diskriminierung: Ein Sozialsystem, das alle Bürger vor dem Absturz schützt, findet Hofer nicht so gut. Wer Sozialleistungen bekommt und wer nicht, darüber will er bestimmen.

Es kommt aber noch besser: Eine zweite Welle von Wahlplakaten für Norbert Hofer bezeichnet ihn als Stimme der Vernunft. Diese Stimme der Vernunft hat 2007, als sie sich noch unbeobachtet fühlte von der breiten Öffentlichkeit, im österreichischen Nationalrat allen Ernstes eine parlamentarische Anfrage zum Thema Chemtrails eingebracht. Darin heißt es, die angeblichen Kondensstreifen von Flugzeugen seien in Wahrheit Chemikalien, von den Flugzeugen würde ionisiertes Bariumsalz und Aluminiumpulver über Österreich verstreut. (Wie jedes Kind weiß, erzeugen diese (wörtlich) ein diffuses elektrisches Feld […] mit energiestarken niedrigen Frequenzen. Wozu hat das Gesundheitsministerium damals die Grippeschutzmasken gekauft? Aluhüte hätts gebraucht! Aluhüte! Es mag beruhigend sein, daß dieser Chemtrails-Verschwörungstheoretiker mit einer Pistole herumläuft. Ich schieße einfach gerne, sagt er.)

Seinen Wahlkampf bestreitet er großteils mit den Phrasen, die er auf NLP-Seminaren gelernt hat. Dazu kommen Drohungen für den Fall seines Sieges (Sie werden sich noch wundern, was alles gehen wird!) sowie Lügen, Lügen und Lügen über seinen Gegenkandidaten. Was für mich aber am allerschlimmsten ist: Hofer lebt, so wie die ihn unterstützende FPÖ, vom Haß. Hofer betreibt bewußt und aus Kalkül die Spaltung des Landes. Statt für Zusammenhalt, Vernunft und gemeinsame Stärke steht er für Konflikte und den unkontrollierten Egoismus einer Ellenbogengesellschaft. Je mehr sich die Menschen gegenseitigig bekämpfen, desto leichter ist es für den autokratischen Machthaber.

Alexander Van der BellenDer Gegenkandidat: Alexander Van der Bellen ist Professor für Volkswirtschaft. Das spürt man, wenn er redet: Er hat Ahnung von den Dingen. Er drischt keine leere Phrasen, muß sich nicht auf die rhetorischen Tricks der NLP verlassen.

Im Gegensatz zu Hofer verfügt er über Lebenserfahrung und hat längst erkannt, wie wichtig es ist, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen. Das mag auch an seiner Familiengeschichte liegen: Die Eltern des kleinen Sascha mußten vor den Bolschewiki zuerst nach Estland, dann nach Deutschland und schließlich nach Wien fliehen. Als die Rote Armee vor der Stadt stand, ging die Flucht weiter nach Tirol. Mit Sicherheit liegt nichts Alexander Van der Bellen ferner als politischer Extremismus à la Hofer und vom Zaun gebrochene gesellschaftliche Konflikte.

Das trägt Früchte: So gut wie alle politischen Kräfte in Österreich haben ihm im Lauf der letzten Wochen ihre Unterstützung zugesichert, von der Katholischen Frauenbewegung bis hin zu den roten Gewerkschaften. Wichtiger noch: Die österreichische Intelligenz steht geschlossen hinter ihm. Wirtschaftstreibende, Künstler, Forscher, Journalisten … Alle erklären offen, Van der Bellen zu wählen - den Kandidaten, der Österreich nicht infrage stellt; der nicht an Chemtrails glaubt; der nicht jederzeit aus Spaß mit der Waffe um sich schießt; der Pluralismus nicht als Gefahr diskreditiert.

Leser aus dem Ausland (die hier mit 61% übrigens in der Mehrheit sind) mögen sich fragen, warum diese Wahl überhaupt stattfindet. Wenn die Aufgabe des Bundespräsidenten ist, die Republik nach außen zu vertreten - wie kann jemand Bundespräsident sein, der diese Republik für eine geschichtswidrige Fiktion hält? Wie kann man ernsthaft ausländische Staatsgäste von jemandem empfangen lassen, der sich dann mit ihnen über Chemtrails und andere Verschwörungstheorien unterhält? Ist die Wahl nicht längst entschieden, wenn alle relevanten gesellschaftlichen Kräfte Van der Bellen unterstützen, niemand aber Norbert Hofer?

Ganz im Gegenteil: Nichts spielt Hofer so sehr in die Hände wie die Unterstützung der (ohnehin nicht sehr dicht gesäten) österreichischen Eliten. Im Gemeindebau, am Arbeitsamt, an den auch tagsüber voll besetzten Stammtischen mit hohem Alkoholkonsum gilt es mittlerweile als Makel, gebildet oder gar intelligent zu sein. Wer sich informiert, wer nachdenkt, wer neugierig bleibt und sich weiterbildet … mit dem will man bei den Verlierern nichts mehr zu tun haben. „Obergscheit“ ist so einer. Norbert Hofer hat das perfekt auf den Punkt gebracht in einer TV-Diskussion. Sie haben die Hautevolee hinter sich und ich die Menschen!", sagte er dort. Sprich: Wer nach dem Arbeitsamt zum Wirtn geht und sich den Rest des Tages betrinkt, der ist ein Mensch. Wer hingegen ein erfolgreiches Unternehmen führt oder an Universitäten forscht und lehrt, der ist das nicht. (Welches Wort hat man im ideologischen Umfeld der FPÖ für solche Zweibeiner, die doch keine Menschen sind? Und was macht man mit ihnen?)

So funktioniert das in Österreich. Und deshalb hat Norbert Hofer trotz seiner Chemtails, seiner Waffe und seiner großdeutschen Phantasien die besseren Chancen. Er reiht Österreich ein in das neue Osteuropa zwischen Erdoğan, Orbán und Szydło.


ESC 2016: Die Charts und der vierte Sieger

Frans beim Finale Der Eurovision Song Contest 2016 war vom Ergebnis her deutlich anders als seine Vorgänger. Manche sagen, er hatte drei Sieger: Australien als Jury-Liebling, Russland als Sieger des Publikums und schließlich die Ukraine als kleinster gemeinsamer Nenner.

Seit heute weiß ich: Es sind vier Sieger. Wie schon 2014 und 2015 habe ich mir die European iTunes Song Charts angesehen und die Platzierungen der ESC-Teilnehmer herausgesucht. Große Überraschung Nummer 1: Im Gegensatz zu den Jahren davor liegt keiner der ESC-Songs auf dem ersten Platz. Große Überraschung Nummer 2: Die beste Platzierung kann weder Australien noch Russland noch die Ukraine verbuchen. Es ist der Beitrag aus Schweden („If I Were Sorry“), den die Europäer am häufigsten downloaden. Damit ist Frans der vierte und eigentliche Sieger des ungewöhnlichen Song Contest 2016. (Telefonanrufe hin, Jurys her: Was am Schluß zählt, ist der kommerzielle Erfolg.)

Platz Land Interpret
Song
5 Schweden Frans
„If I Were Sorry“
7 Ukraine Jamala
„1944“
8 Australien Dami Im
„Sound Of Silence“
13 Russland Sergei Lasarew
„You Are The Only One“
18 Frankreich Amir
„J'ai cherché“
29 Spanien Barei
„Say Yay!“
31 Polen Michał Szpak
„Color Of Your Life“
32 Österreich Zoë
„Loin d'ici“
33 Belgien Laura Tesoro
„What's The Pressure“
34 Bulgarien Poli Genova
„If Love Was A Crime“
44 Italien Francesca Michielin
„No Degree Of Separation“
48 Niederlande Douwe Bob
„Slow Down“
55 Zypern Minus One
„Alter Ego“
67 Vereinigtes Königreich Joe and Jake
„You're Not Alone“
75 Ungarn Freddie
„Pioneer“
84 Litauen Donny Montell
„I've Been Waiting for This Night“
95 Deutschland Jamie-Lee
„Ghost“
110 Israel Hovi Star
„Made Of Stars“
191 Armenien Iveta Mukuchyan
„LoveWave“
212 Tschechien Gabriela Gunčíková
„I Stand“

(Auffällig die schlechten Verkaufszahlen für den armenischen Beitrag, der doch im Televoting so weit vorne lag.)

Überraschend gut schlägt sich Jamalas „1944“, von dem ich geglaubt habe, daß es überhaupt niemand kauft. Auch hier das gleiche Bild wie im Televoting: Es sind die osteuropäischen Staaten, denen sie ihren Charterfolg verdankt. In Russland liegt sie auf Platz 2 der Download-Charts, in einigen westeuropäischen Staaten schafft sie es nicht einmal in die besten 50. (In England: Platz 63; in Italien: Platz 54; in Irland: Platz 45; …)

Einen sehr respektablen 32. Platz gibt's für Zoës „Loin d'ici“. Vor allem in Estland, Weißrussland und Schweden wird der Song gern gekauft, aber auch die Niederländer laden ihn auffallend oft herunter.

So wie Conchita den Song Contest 2015 für einen erneuten Charterfolg nutzen konnte, läßt „Heroes“ auch für Måns Zelmerlöw wieder die Kassen klingeln: Der Song ist 94 Wochen nach seinem Einstieg in die Download-Charts wieder auf Platz 39. Seine neue Single „Fire In The Rain“ steigt auf Platz 65 neu ein. Mal sehen, ob das noch bergauf geht.

Auch außerhalb Europas können die ESC-Teilnehmer Punkten. Die Reihenfolge ist in etwa die gleiche: Schweden liegt mit „If I Were Sorry“ auf Platz 15, Australien mit „Sound of Silence“ auf 17 und die Ukraine mit dem Siegerlied „1944“ immerhin auf Platz 20 der weltweit am häufigsten heruntergeladenen Songs. (Zoë aus Österreich hats im weltweiten Ranking auf Platz 52 geschafft.)


Ein Loch unterm Baum

Ein Loch unterm Baum Und das macht die kleine Prinzessin, wenn ich zu lange in Wien bin und sie mit meinen Eltern allein lasse:

Sie gräbt Löcher unter die Bäume im Garten.

Ja, es stimmt, die Liebe zu Erdarbeiten hat man bei ihr früher schon gesehen. Damals waren das aber noch einfache Löcher in der Wiese. Jetzt setzt sie am Baumstamm an und gräbt hinunter. Irgendwann wirds heißen: „Baum fällt!“

Sauviech, süßes. :)


Gemütlichkeit

Mit dem Hund auf der Couch Falls sich der eine oder andere Leser fragen sollte, was ich so alles mache, wenn ich in Linz bin:

Ich liege zwischen Hund und Couch. Und ich versuche möglichst nicht einzuschlafen, was bei den gleichmäßigen, beruhigenden Schnarchgeräuschen direkt vor meinem Gesicht gar nicht so einfach ist. Man wird da schon auch müde …


ESC 2016, das Finale: Love, Love, Peace, Peace

Love Love Peace Peace Daß da etwas ganz Großes auf uns zukommt, das hatten wir ja von der Generalprobe am Freitag schon mitbekommen. Am Samstag Abend wußten wir dann, was gemeint war: Nein, es war nicht der laut betrommelte Auftritt von Justin Timberlake. (Ganz im Gegenteil: Wär der in der Abstimmung mit drin gewesen, ich hätt ihm keinen Top-10-Platz zugewiesen.) Der Höhepunkt der Show war zweifellos „Love Love Peace Peace“, die von Måns Zelmerlöw und Petra Mede gesungene Anleitung für den perfekten ESC-Siegersong. (Unbedingt ansehen! Kurze Auftritte vergangener ESC-Größen sind da genauso mit drin wie ein uns Österreichern sehr bekanntes burning fake piano.) Genauso genial: Der anschließende Kurzauftritt von Lynda Woodruff. Wir haben Tränen gegackert. Un-glaub-lich.

Zu den Songs hab ich ja im Vorfeld bzw. während der Semifinalabende schon alles gesagt. Die kennt mittlerweile jeder. Die eigentliche Sensation war die Abstimmung, und zwar gleich im doppelten Sinn:

Erstens hat der neue Abstimmungsmodus wirklich gehalten, was die EBU versprochen hat. Erst mit der vorletzten Punktevergabe wurde klar, daß Australien den Song Contest nicht gewinnen wird. (Der Song von Down Under wurde von den Fachjurys nach oben gepusht, obwohl er absolut keine Ohrwurmqualitäten hat.) Und erst die Verlesung der letzten Punkte brachte Klarheit, daß nicht Russland, sondern die Ukraine als Sieger des Abends hervorgehen würde. Mein Herz hatte während der ganzen Abstimmung geschlagen wie die Trommeln aus „Love Love Peace Peace“ vor lauter Angst, daß tatsächlich die Australierin das Rennen machen könnte. Aufregend! Aufregend!

Zweitens haben wir eine Premiere erlebt: Zum ersten Mal, seit 2009 die 50:50-Aufteilung der Punktevergabe zwischen Publikum und Fachjury eingeführt wurde, haben wir einen Sieger, der weder beim Publikum noch bei den Jurys am ersten Platz lag. Zur Erinnerung: Es hat bisher erst ein einziges Jahr gegeben, bei dem der Gesamtsieger nicht in beiden Wertungen an der Spitze war. Das war 2015, als das Publikum Italien, die Jurys aber Schweden bevorzugten. Zumindest war der Gesamtsieger damals wenigstens in einer der beiden Wertungen vorne. Heuer hat der ESC zum ersten Mal einen Sieger, der keine der beiden Abstimmungen für sich entschieden hat - und deshalb, wie manche schon böse unken, gar kein richtiger Sieger ist.

Um den Ausgang zu verdeutlichen, hier wie üblich eine kleine Tabelle. Ich hab sie auf die ersten zehn Plätze beschränkt. :)

Rang Reihung Jury Reihung Televoting Gesamt
1AustralienRusslandUkraine
2UkraineUkraineAustralien
3FrankeichPolenRussland
4MaltaAustralienBulgarien
5RusslandBulgarienSchweden
6BelgienSchwedenFrankeich
7BulgarienArmenienArmenien
8IsraelÖsterreichPolen
9SchwedenFrankeichLitauen
10ArmenienLitauenBelgien

Ich gebs zu: Ich steh dem Sieger etwas ratlos gegenüber. Nicht deshalb, weil mir das Lied nicht gefällt. Ganz im Gegenteil. Ich mag es. Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß es nun in allen europäischen Formatradios gespielt wird. Das paßt einfach nicht. Würden die Leute, deren Anrufe Jamala auf Platz 2 des Televotings gehoben haben, den Song auch kaufen? Schafft er es in die Charts? Und wenn nicht: Was war dann die Motivation für den Anruf?

Wie üblich ohne auch nur für einen Moment zu recherchieren stellen obergscheite Journalisten die These in den Raum, der gegen Russland gerichtete Text des Liedes habe die Menschen vor allem in Westeuropa dazu bewegt, für „1944“ zu stimmen.

Gegen diese These hilft eine kleine Prise Realität. Hier die grafische Darstellung des Anrufverhaltens. Je roter desto null, je dunkelblauer desto zwölf:

Die Länder also, aus denen Jamala wenige oder gar keine Punkte bekam, liegen in Westeuropa. Ihren größten Fankreis hat sie östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs, sogar aus Russland gabs 10 Punkte. Bei den Jury-Stimmen verhält es sich ähnlich - mit dem Unterschied, daß die Putin-Jury im Gegensatz zum russischen TV-Publikum tatsächlich nur 0 Punkte an die Ukraine vergeben durfte.

Ich hab keine wirkliche Erklärung für die Popularität des sperrigen Songs bei einem Wettbewerb, den in den letzten Jahren eingängige Ohrwürmer wie „Heroes“, „Rise Like a Phoenix“, „Euphoria“, „Satellite“ oder „Fairytale“ gewonnen haben. Vielleicht werd ich ja auch einfach nur alt. :)

Wie auch immer: Australien hat nicht gewonnen (juhu!), Russland hat die Publikumswertung für sich entschieden (juhu!), das Siegerlied gefällt mir zumindest halbwegs (auch wenn es mich noch mehr erstaunt) und - am allerwichtigsten - es war ein unglaublich spannender, lustiger und unterhaltsamer Abend.

Note to self fürs nächste Mal: Wirklich weniger Brötchen kaufen. ;)


ESC 2016: Ukraine, Russland - Politik und Details

Jamala gewinnt den ESC 2016 Und es geht los: Die ersten Kommentatoren beginnen damit, das spannende Rennen zwischen der Ukraine und Russland politisch aufzuladen. Es sei so etwas wie ein Kampf der politischen Blöcke gewesen. Russland-Gegner hätten für die Ukraine abgestimmt, Putinversteher für Russland.

Das kann man so sehen, wenn man will. Oder man schaut einfach auf die Fakten, zum Beispiel auf das Abstimmungsverhalten des russischen Fernsehpublikums:

Die setzten den ukrainischen Beitrag nämlich auf den zweiten Platz. Brave Russen übrigens: Österreich kam gleich danach auf Platz 3, Zypern auf Platz 4.

Politisch wirds erst, wenn man die russische Jury mit einbezieht: Da ihr Abstimmungsverhalten den Juroren namentlich zugeordnet wird, setzten sie die Ukraine auf den vorletzten Platz. Im freien Putinland geht eben doch nicht alles. ;)


ESC 2016: Unser Voting

Zypern: Minus One Ah! Der größte anzunehmende Unfall konnte arschknapp verhindert werden: Der Sieg des australischen Nicht-Liedes nämlich, was der übelste Ausgang eines ESC seit 2007 gewesen wäre. (Damals hat Marija Šerifović mit einer ähnlich melodiefreien Nummer für Serbien gewonnen.)

Die wesentlich interessantere Frage aber ist: Wie ist unsere kleine, feine ESC-Party ausgegangen? Wie hat das Superexpertenteam gestimmt? Trommelwirbel, Tabelle:

Rang Land Song Punkte
Interpret
1 Zypern Alter
Ego
20
Minus
One
1 Polen Color Of Your
Life
20
Michał
Szpak
3 Russland You Are The Only
One
18
Sergei
Lasarew
3 Schweden If I Were
Sorry
18
Frans
3 Lettland Heartbeat 18
Justs
6 Frankreich J'ai
cherché
16
Amir
7 Ungarn Pioneer 15
Freddie
8 Georgien Midnight
Gold
14
Nika Kocharov &
Young Georgian Lolitaz
9 Italien No Degree Of
Separation
13
Francesca
Michielin
9 Litauen I've Been Waiting
for This Night
13
Donny
Montell
9 Ukraine 1944 13
Jamala
12 Vereinigtes
Königreich
You're Not
Alone
12
Joe and
Jake
13 Tschechien I Stand 11
Gabriela
Gunčíková
13 Niederlande Slow
Down
11
Douwe
Bob
13 Spanien Say Yay! 11
Barei
13 Armenien LoveWave 11
Iveta
Mukuchyan
17 Bulgarien If Love Was A
Crime
10
Poli
Genova
18 Belgien What's The
Pressure
8
Laura
Tesoro
18 Israel Made Of
Stars
8
Hovi
Star
18 Australien Sound Of
Silence
8
Dami Im
18 Kroatien Lighthouse 8
Nina
Kraljić
22 Deutschland Ghost 7
Jamie-Lee
22 Malta Walk On
Water
7
Ira
Losco
24 Aserbaidschan Miracle 6
Samra
24 Serbien Goodbye
(Shelter)
6
ZAA Sanja
Vučić

Da ist doch die eine oder andere Überraschung drin. ;) Irgendwie sinds doch auch verschiedene Generationen, die hier heute bei uns bei Brötchen und Chips versammelt waren. *LOL*

Die Ukraine haben wir so auch nicht vorhergesehen, allerdings liegt sie doch noch deutlich vor Australien. Recht so!


ESC 2016: Alles neu

Änderungen beim Voting Der Eurovision Song Contest 2016 wird eine Reihe von Neuerungen mit sich bringen. Die größte davon betrifft das Voting - und ist heftig umstritten.

USA und China live dabei

Nicht umstritten, sondern höchst willkommen ist die Tatsache, daß der Eurovision Song Contest zum ersten Mal in seiner 61jährigen Geschichte live von einem TV-Sender in den USA ausgestrahlt wird. 51 Millionen Haushalte können das Programm Logo TV empfangen, das wie MTV, Comedy Central und VH1 zur Viacom-Gruppe gehört. Ob das sehr große Auswirkungen auf die tatsächliche Zuseherzahlen hat, wird sich zeigen: Die interessierte amerikanische Fangemeinde hatte bereits bisher Livestreams im Netz zur Verfügung. Erschwerend kommt hinzu: „Live“ bedeutet in diesem Fall 15:00 Uhr EST bzw. 12:00 Uhr PST. Wie viele der 51 Millionen Logo-Zuseher am Samstag Nachmittag eine ihnen unbekannte europäische TV-Show sehen, bleibt abzuwarten.

Ebenfalls neu dabei: der chinesische Sender Mango TV (Hunan Television), die zweitgrößte Fernsehstation in China. Die Chinesen haben bisher eine Aufzeichnung zeitversetzt gesendet, heuer steigen sie live ein - und zwar um drei Uhr in der Früh. :)

Die neue Weltkarte des ESC sieht daher so aus (rot=Teilnehmer, orange=Liveübertragung ohne Teilnahme):

Weltkarte des ESC

Änderungen beim Voting

Seit 2012 diskutiert und heuer erstmals umgesetzt wird eine Änderung im Voting-System, die größte seit der Einführung des berühmten „douze points“-Schemas 1975. Bisher wurden die Publikumsstimmen aus dem Televoting und die Punkte der Expertenjurys jeweils für jedes Land zusammengezählt und dann gemeinsam verlesen. Die 12 Punkte waren also das gemeinsame Ergebnis von Televoting und Jury. Vorteil: Das System ist einfach und durchschaubar. Ein Land, eine Wertung. Nachteil: Zwar versucht die EBU durch die Reihenfolge der Stimmabgabe die Spannung möglichst lang aufrecht zu erhalten. Meist aber steht der Sieger fest, bevor noch alle Teilnehmer ihre Wertung bekannt gegeben haben. Außerdem gehen Publikums- oder Jurylieblinge gerne mal in der gemeinsamen Wertung unter und erhalten gar keine Punkte.

Im neuen System ist alles ein bißchen komplizierter, laut EBU aber auch spannender: Was zuerst - wie gewohnt - von den Sprechern der einzelnen Teilnehmerländer verlesen wird, sind ausschließlich die Punkte der Expertenjurys. Das Televoting ist dabei überhaupt noch nicht berücksichtigt. Nach diesem Durchlauf steht also fest, wer bei den Jurys gut angekommen ist. Das ist nicht notwendigerweise der Sieger das Abends, denn der braucht noch die Publikumsstimmen. Diese werden nach dem Jury-Durchgang von den Gastgebern Måns und Petra verlesen, und zwar gleich als Summe für jedes Land. Dabei beginnt man mit dem Teilnehmer, der am wenigsten Punkte erhalten hat, und arbeitet sich zur Spitze vor. Laut EBU bleibt so die Spannung bis zuletzt erhalten. (Ich bin mir da nicht so sicher: Wenn, anders als 2015, Jury- und Publikumsvoting übereinstimmen, kann sich die Verlesung der Publikumsstimmen als sehr langatmige und am Ende sinnlose Farce erweisen.)

Die EBU jedenfalls sieht Erklärungsbedarf für den neuen Abstimmungsmodus und hat ein kurzes Lehrvideo online gestellt. :)


ESC 2016: Wettquoten, persönliche Favoriten

Minus One für ZypernEinen Tag vor dem Finale gibts nochmal die Wettquoten der Buchmacher und meine persönlichen Favoriten. Es ist ja schon eine Zeit her, daß ich solche Dinge das letzte Mal veröffentlicht habe.

Die Wettquoten

Die Quoten vom 13. Mai, 16:00 Uhr. Die Pfeile geben übrigens nicht den aktuellen Trend an, sondern die Veränderung zur letzten Veröffentlichung hier am 9. April.

Rang Land Song
    Interpret  
1 Russland You Are The Only One
    Sergei Lasarew  
    (Berechnend und professionell konstruiert. Gelungen.)  
2 Australien Sound Of Silence
    Dami Im  
    (Man sehnt sich nach silence. Ganz übel.)  
3 Ukraine 1944
    Jamala  
    (Seltsam. Was ja nicht per se schlecht ist.)  
4 Frankreich J'ai cherché
    Amir  
    (Juhu-uhuhu…)  
5 Schweden If I Were Sorry
    Frans  
    (Selbstverliebter Teenie-Herzschmerz. Professionell gemacht, gewinnt mit der Zeit.)  
6 Armenien LoveWave
    Iveta Mukuchyan  
    (Paßt ins Radio.)  
7 Malta Walk On Water
    Ira Losco  
    (Bemühte Mittelklasse. Untere Mittelklasse.)  
8 Italien No Degree Of Separation
    Francesca Michielin  
    (Lieb gemacht, aber irgendetwas fehlt.)  
9 Niederlande Slow Down
    Douwe Bob  
    (Irgendwann halt ich bis zum Ende durch. Versprochen. 😴)  
10 Österreich Loin d'ici
    Zoë  
    (Anrufen fürs eigene Land nicht möglich. ☺)  

Meine persönlichen Favoriten

Meine Favoriten haben sich durch das Ausscheiden einiger Länder in den Semifinalshows ebenfalls verändert. (Außerdem ist die letzte Veröffentlichung noch länger her als bei den Wettquoten: 6. März. Auf dieses Datum beziehen sich die Pfeile.)

Rang Land Song
    Interpret  
1 Zypern Alter Ego
    Minus One  
    (Schönes von G:son)  
2 Russland You Are The Only One
    Sergei Lasarew  
    (Berechnend und professionell konstruiert. Gelungen.)  
3 Frankreich J'ai cherché
    Amir  
    (Juhu-uhuhu…)  
4 Schweden If I Were Sorry
    Frans  
    (Selbstverliebter Teenie-Herzschmerz. Professionell gemacht, gewinnt mit der Zeit.)  
5 Lettland Heartbeat
    Justs  
    (Justs bekämpft einen Song, der vielleicht nicht übel wäre.)  
6 Spanien Say Yay!
    Barei  
    (Das schwedische Lied kommt diesmal aus Spanien?)  
7 Georgien Midnight Gold
    Nika Kocharov & Young Georgian Lolitaz  
    (Aus irgendeinem Grund funktioniert das.)  
8 Ungarn Pioneer
    Freddie  
    (Sieht besser aus als es ist. Trotzdem OK.)  
9 Polen Color Of Your Life
    Michał Szpak  
    (Besser gut gestohlen als schlecht komponiert.)  
10 Ukraine 1944
    Jamala  
    (Seltsam. Was ja nicht per se schlecht ist.)  

ESC 2016: Voting Sheet Finale

Petra und MånsDas Voting Sheet für den Eurovision Song Contest 2016 ist fertig. Juhu! (Fast hätt ich gesagt: „In Farbe und bunt“, aber bei meinem Drucker sind die Farbpatronen ausgegangen.)

Voting Sheet fürs Finale des Eurovision Song Contest 2016 (PDF)

Viel Spaß damit!

(Wie immer gilt: Fehler bitte rechtzeitig melden. *gg*)


ESC 2016: Semi 2 - gottseidank vorbei

Der mit dem Wolf tanzt Das zweite Semifinale des Eurovision Song Contest 2016 war nun sicher kein Ruhmesblatt für den Wettbewerb. Damit meine ich keineswegs die Gestaltung der Show oder den Ausgang. (Obwohl …) Nein: Es hat einfach kaum jemals in der Geschichte des ESC eine so passiv-aggressive Aneinanderreihung teilweise einschläfernder, teilweise unbeholfener Songs gegeben. Und das Schlimmste ist: Ein paar der allerschlechtesten werden wir am Samstag wieder hören dürfen.

Aber, wie gewohnt, die Schrecklichkeiten der Reihe nach, bevor wir uns dann den wenigen Höhepunkten („Come Together!“) zuwenden:

Wie schon im ersten Semifinale haben zu 90% die Länder den Finaleinzug geschafft, denen es von den Buchmachern vorhergesagt war. Beim Verlesen der Ergebnisse mußte ich nur die vor mir liegende Liste abhaken. Einziger Ausreißer diesmal: Litauen mit „I've Been Waiting for This Night“ ist unerwartet weiter. Dafür mußte Weißrussland („Help You Fly“) den von den Buchmachern versprochenen Platz räumen.

Auch nicht wirklich schön: Gleich drei der Songs, die ich mit nur zwei und drei Punkten abgestraft habe, sind im Finale dabei. Konkret sind das das völlig melodiefreie „Made Of Stars“ aus Israel, das nervtötende „Goodbye (Shelter)“ aus Serbien und das eintönig-laute „Sound Of Silence“ aus Australien. (Ich hasse es, wenn ein Lied so überhaupt gar keine Dynamik hat. Gesang sollte doch auch ein klein bißchen was mit Gefühl zu tun haben. Und vor allem mit Melodie. Beides fehlt hier.) Schlechter war wirklich nur mehr die Schweiz, deren Sängerin erkennbar drauf gschissen hat und drei Minuten lang einfach irgendwas getan hat auf der Bühne. Ein Punkt.

Die anderen Finalisten wurden von mir mit jeweils sieben oder mehr Punkten bedacht, insofern paßts. Weil ich auch keinen einzigen Favoriten in diesem Finale hatte, kann ich mich nicht drüber beklagen, daß irgendwer nicht weitergekommen ist. Das Ausscheiden Irlands („Sunlight“) find ich ein bißchen unverständlich, mehr aber nicht.

Wir sind beim Positiven:

Petra Mede und Måns Zelmerlöw sind die heroes of the night. Ich weiß nicht, wer denen die Texte schreibt, aber dieses Moderatorenduo ist einfach unterhaltsam. Hier wird kein noch so billiges Eurovisionsklischee ausgelassen. (Die Eröffnungsnummer hätt ich gern als Buch, bitte!) Wenn das schwedische Fernsehen so schlau war, sich die besten Pointen für Samstag aufzuheben, dann wird das nochmal ein riesengroßer Spaß. Allein wie Måns Zelmerlöw böse knurrt, weil man ihn und seinen Plüsch-Wolf nicht nackt auf die Bühne läßt … das nimmt man ihm sogar ab.

Überhaupt, Måns: Ausgerechnet zwischen Dänemarks angestaubtem Bubischlager „Soldiers of Love“ und dem von Russland so heftig kritisierten „1944“ stellt er sich plötzlich zu einer völlig unüblichen Zwischenmoderation auf die Bühne. Sein Text:

Lots of songs about love here tonight. That was Denmark with „Soldiers Of Love“ and before that we heard Bulgaria with „If Love Was a Crime“ and you know what, love still is a crime in many parts of the world and I long to see the day when that is no longer the case.

Nach so viel Meckerei muß ichs nochmal herausstreichen: Bis auf die drei oben erwähnten Haßkandidaten sind alle Finalisten bei mir persönlich im oberen Punktebereich angesiedelt, die auf meinem Voting-Sheet eher mittleren Punkteränge sind ausgeschieden. Das ist ja auch nicht so übel - selbst unter der Prämisse, daß ich mich angesichts des schlechten Starterfelds zu freundlicher Punktevergabe wirklich zwingen mußte.

Über zwei Songs freu ich mich am meisten: „Midnight Gold“ aus Georgien war schon in den Anfangswochen der heurigen Song-Contest-Saison kurz mal unter meinen Favoriten, mit einem Ausscheiden im Halbfinale hab ich aber so sicher gerechnet, daß ich den Song komplett aus den Augen verloren hatte. Ich nähere mich wieder an. ;)

Ebenfalls wieder für mich entdeckt habe ich das sperrige „1944“ aus der Ukraine. Es zeigt, daß man auch mit einer kraftvollen Stimme gefühlvoll singen kann, wenn man einen guten Song zur Verfügung hat und die Stimme auch einzusetzen weiß - sogar als Frau. (Und nein, das ist jetzt gar nicht bösartig: Es sind halt tatsächlich immer nur Frauen, die mit belanglosen Melodien drei Minuten lang das Mikrofon totbrüllen.) Im enttäuschenden Umfeld des heutigen Abends konnte sich der emotionale Song voll entfalten. Zwar versteh ich immer noch nicht, warum er als potentieller Sieger gehandelt wird - gefallen tut er mir aber schon.

Noch ein positiver Punkt: Hans-Georg hat mir den Weg gewiesen. Ich konnte endlich auf einem Sender schauen, auf dem weder der unfähige Andi Knoll noch riesengroße Twitter-Inserts die Laune vermiesen. Juhu! :)

Überraschend an diesem Song Contest ist, daß ausgerechnet die sechs Fixstarter die Schwächen des heutigen Semifinalabends am Samstag wieder ausgleichen werden. In den letzten Jahren waren diese Fixstarter eher die, die schwache Songs auf die Bühne gebracht haben. Heuer sind vor allem Schweden, Frankreich und Spanien um gute Stimmung bemüht. Da kann man einen jaulenden Gnom aus Israel schon mal wegstecken. ;)