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Kültür Tonight. Premiere!

Kabarett nach Vorschift Nur wenige Tage nach „Hjälp sökes“ hat heute Abend ein zweites Stück Prömierö: „Kabarett nach Vorschrift“ heißt es und kommt, soweit mir bisher bekannt ist, ohne dressierte Zirkustiere aus.

Kulturfreak der ich bin muß ich natürlich hin. Frau Kysira hat die Karten besorgt (herzlichen Dankeknicks dafür), Herr Hase II steht auf der Bühne (gemeinsam mit Sabine Kunz, die ihn schon durch Flugzeuge, TV-Shows und Laboratorien begleiten hat).

Ich bin gspannt wie ein Pfitschipfeil und mach mich schon mal mit den Details der Spielstätte vertraut. :)


Benny Andersson und Björn Ulvaeus: Hjälp sökes

Hilfe gesucht! Der Bogen von ABBA über Chess bis hin zu Kristina från Duvemåla ist ja schon ziemlich weit gespannt. Am 8. Februar hatte in Stockholm ein - ein - ein Ding Premiere, das der Kreativität des Duos Andersson/Ulvaeus noch einmal eine Facette hinzufügt:

Hjälp sökes“ („Hilfe gesucht“) ist eine offenbar sehr schräge Mischung aus Theater, Musik und Zirkustieren. Zwei Brüder erben den Bauernhof ihrer Eltern. Sie sind damit genauso überfordert wie mit allem anderen in ihrem Leben und suchen per Zeitungsannonce nach einer Hilfe. Es melden sich eine Mutter, ihre Tochter Hillevi und die Ziege Kalleman. Ihre Mutter, so Hillevi, sei zwar nicht taub, hätte sich aber entschlossen, nicht zuzuhören. Und Kalleman sei der Boss.

Obwohl die Mutter nicht hören will und auch sonst recht ruhig ist: Sie kann hervorragend mit Tieren kommunizieren. Genau das aber beunruhigt die beiden Brüder. Die Tiere arbeiten nämlich nicht unter dem Kommando der Frau - sie tanzen! Und auch sonst mischen Mutter und Tochter einiges auf am Hof. Wenn sie ihn am Ende des Stücks wieder verlassen, ist alles anders als es war.

„Hjälp sökes“ ist ein großteils gesprochenes Stück mit nur 8 eingestreuten Songs. Ob es mehr Musical, Theater oder sonstwas ist, wissen auch die Beteiligten nicht so genau. Es scheint aber auch egal zu sein, die schwedischen Kritiker finden trotzdem begeisterte Formulierungen:

Aftonbladet: „Hjälp sökes“ ist die verrückteste Show, die man zur Zeit in einem schwedischen Theater sehen kann. Und es ist absolut wunderbar. […] Benny Andersson vermischt schwedische Melancholie, Pop, Cabaret-, Zigeuner- und Zirkusmusik zu wundervollen Melodien. Fast noch beeindruckender sind Björn Ulvaeus’ Texte: So reich, so frei von Klischees, so humorvoll, manchmal am höchsten Monty Python Niveau.

Expressen: „Hjälp sökes“ ist ein kleines Musical mit einem großen Geheimnis. Es legt eine fast göttliche Abgeklärtheit an den Tag. Man verläßt die Jubiläumsvorstellung des Orion-Theaters mit einem leichten und warmen Gefühl im Herzen.

Upsala Nya Tidning: „Hjälp sökes“ ist eine Hochschaubahn der Gefühle, strahlend in seinem Zauber, wunderschön und lustig.

Kulturnytt: Benny Anderssons Musik geht so ins Ohr, man kann die Melodien im Schlaf summen, nachdem man sie nur einmal gehört hat. Auf eine geniale Art einfach, aber immer mit dem gewissen Extra, einer zusätzlichen Dimension.

Nummer Theatre Magazine: Die Ziege Kalleman ist ein Schauspieltalent. Wenn Sofia Pekkari den Showstopper „Bortom sol och måne“ singt, hört sie so andachtsvoll zu wie jeder andere im Premierenpublikum.

Ich bin gespannt, ob das ungewöhnliche Stück auch einmal bei uns zu sehen sein wird. Anders als die klassischen großen Musicals benötigt es ja kein großes Orchester, keinen großen Chor, dafür nur wenige Schauspieler/Sänger für die Hauptrollen. Das spricht für eine einfache und zumindest technisch billige Produktion. (Mit der Abgeltung der Rechte schauts dann finanziell wahrscheinlich schon anders aus. *gg*) Auf der anderen Seite sind da die vielen dressierten Tiere, die nicht jedes Vorstadttheater in der Requisite stehen hat. Das könnte Folgeproduktionen außerhalb Schwedens verkomplizieren. Mal sehen. Extra nach Stockholm zu fahren macht wohl wenig Sinn wegen eines Stücks, das so textlastig ist.


Vivaldi-Tablet mit eigener Hardware

I've been sitting on that news for two months now - just painful … grinst Aaron Seigo aus dem YouTube-Video, in dem er unter anderem über die Fortschritte beim Vivaldi-Tablet spricht.

Schon seit letztem Jahr ist ja bekannt, daß der ursprüngliche Plan nicht aufgegangen ist. Man wollte sich bei einem chinesischen OEM-Hersteller von Android-Tablets quasi „anhängen“ und ein (theoretisch) GNU/Linux-taugliches Gerät unter eigener Marke und mit Mer/"Plasma Active als Betriebssystem auf den Markt bringen. (Mein erster Bericht dazu ist hier zu finden; damals sollte das Gerät noch Spark heißen.) Der Teufel lag im Detail: Weder die chinesischen Hersteller noch Google als Android-Mutter scheren sich einen Dreck um die Lizenzbedingungen der GPL, denen der Linux-Kern des Systems eigentlich unterliegt. Egal welche Hardware das Vivaldi-Team ins Auge gefaß hat: Überall waren, trotz gegenteiliger Zusagen, proprietäre Komponenten notwendig.

Schlimmer noch: Aaron erzählt, daß die Unternehmen keinen erkennbaren Plan bei ihrer Produktentwicklung hatten. Es wurde offenbar so lange mit Chip A produziert, solange der auf Lager lag … und in die nächste Version ein inkompatibler Chip B eingebaut, ohne daß das irgendwann angekündigt worden wäre. Unter diesen Bedingungen stand das Projekt Vivaldi kurz vor dem Scheitern. Selbst wenn man irgendwann ein Tablet mit funktionierender Hardware ausliefern hätte können, wäre es unmöglich gewesen zu garantieren, ob die in der darauffolgenden Woche produzierten Geräte überhaupt noch booten würden.

Die überraschende Lösung: Eine eigene, speziell für Vivaldi gestrickte Hardware. Das Vivaldi-Team kauft nicht mehr Tablets, die ohnehin für andere auch produziert worden wären, sondern gibt eigenes Hardwaredesign in Auftrag. Ganz so schwer ist das gar nicht, erklärt Aaron, obwohl er offenbar selbst noch nicht ganz glauben kann, was er da tut: Im Grunde sind auch Tablet-Komponenten mittlerweile fast schon so standardisiert wie PC-Bestandteile. So wie ich meinen PC im online-Shop aus Standardkomponenten zusammenklicke, machen Aaron und seine Kumpels das jetzt mit dem Tablet. (OK, ein bißchen mehr externes Fachwissen haben sie wohl doch gebraucht … aber es war machbar.) Alles ist unter Kontrolle. Es gibt nur mehr Chips, für die auch Treiber verfügbar sind. Man weiß heute schon, wie das nächste Modell aussieht. Keine Überraschungen. Klingt gut. In ca. drei Monaten solls (wieder einmal *gg*) so weit sein, daß die ersten Geräte vom Band rollen.

Interessant finde ich das deswegen, weil es eine neue Qualität in diesem Markt bedeutet. Es gibt seit Jahren Bemühungen, vorhandene freie Betriebssysteme ohne Tricks und proprietäre Treiber auf Tablets zum Laufen zu bringen und somit das Tablet zum normalen PC zu machen. Bisher hatte niemand damit Erfolg, weil die Tablet-Hardware nicht offen genug war. (Zuletzt grandios gescheitert mit dieser Idee ist das Cordia Tab, das den von Nokia fürs N900 entwickelten Hildon Desktop auf einen 7"-Bildschirm bringen wollte.) Wenn es jetzt gelingt, ein Tablet aus Standardbausteinen zusammenzusetzen wie ein Ikea-Regalsystem, dann bedeutet das einen Durchbruch nicht nur für das Vivaldi-Projekt.


ESC: Überstanden

So. Jetzt hamma auch die österreichische Vorausscheidung überstanden. Eine eher holprige Show diente als Rahmen für fünf Wartezimmer-Songs. Drei der Songs waren OK, zwei eher nicht so. Gewonnen hat einer der 2 nicht so guten, etwas ziemlich Melodiefreies mit Windmaschine. (Ich hätte ja, wenn schon, dann Feels Like Home geschickt.)

Einziges Highlight des Abends: Marija Šerifović in der Jury. Die hat nämlich zuerst eine Sekunde lang gar nicht wirklich gecheckt, daß Moderator Andy Knoll gerade ihren Siegertitel „Molitva“ zu singen versucht. Wie sie das Krächzen dann endlich identifiziert hatte, ist sie in ihrem Sessel zusammengezuckt und hat ehrlich verstört gemeint: Ouch, that hurts!. Sweet.


ESC: Hach! Deutschland!

Cascada fliegt nach Malmö. Leider. Die bisherigen News rund um den ESC 2013 haben bei mir keine rechte Vorfreude aufkommen lassen. Die österreichische Vorausscheidung morgen wird eher Pflichtübung denn Vergnügen. Also hab ich heute ohne große Erwartungen dem deutsche Pendant eine Chance gegeben und … Wow!

Also nicht: „Wow! Was für ein Siegerlied!“ Ganz sicher nicht. „Glorious“ von Cascada klingt in seiner stampfigen Einfallslosigkeit nach einem Titel in kyrillischen Buchstaben, wie er typischerweise von jenseits der Karpaten geschickt wird. (Der aufdringlich-rustikale Charme der Interpretin tut nichts, um diesen Eindruck abzuwehren.)

Nein, es war ein „Wow! Was für eine Show!“. Was für eine wunderbare Mischung (großteils) wirklich toller Songs! Von der ersten Minute an Song Contest Stimmung deluxe. Anke Engelke muß ganz, ganz doll aufpassen, wenn sie nicht bald schon als die Grande Dame des ESC gelten will. Sie hats einfach drauf. Sie paßt zu der Show, als hätte sie sie erfunden. Super gemacht, Engelke, in ein paar Jahren reichen wir Dich zu Interviews rum wie derzeit Lys Assia.

Mein persönlicher Liebling? Saint Lu mit Craving. Aber meine Lieblinge haben ja nie eine Chance bei sowas, das kenn ich schon. :)

Schöner Abend. Spannend gemacht, viele gute Songs. Umso gräßlicher die Aussicht auf das, was der ORF morgen bietet.


#ilovefs - Alles Gute zum „I Love Free Software“-Tag!

#ilovefs im BüroTrara! Trara! Trara! Zum zweiten Mal begehen wir heuer am 14. Februar den traditionellen „I Love Free Software“-Tag. Ein Minderheiten-Feiertag für Nerds? Keineswegs. Heute haben Grund zum Feiern:
  • Benutzer von Symbian-Telefonen, iPhones, OS X Desktop Systemen und Androids. Diese Systeme verwenden Browser, die auf der freien Software WebKit beruhen.
  • Android-User sowieso: Ihre Telefone bzw. Tablets sind zu einem großen Teil aus freier Software geschnitzt (zumindest theoretisch; in der Praxis halten viele Hersteller die Lizenzbedingungen nicht ein.)
  • Alle, die diese Seite mit einem Firefox-Browser aufgerufen haben. Firefox ist freie Software.
  • Blogger, die ihr Blog mit WordPress gestalten. Auch dieses CMS ist freie Software
  • Jeder, der seine Multimedia-Dateien mit VLC abspielt, egal unter welchem Betriebssystem. VLC ist freie Software.
  • Selbstverständlich auch alle, die ihre PCs mit Betriebssystemen wie Ubuntu, Debian, Gentoo oder Fedora betreiben. (Dazu zähle ich jetzt kurzerhand und ungefragt auch alle Besitzer eines Nokia-Geräts mit Maemo- oder MeeGo-Betriebssystem.) Selbstverständlich sind das die klassischen Beispiele für freie Software.
  • Menschen, die sich nicht in die MS-Office-Falle begeben, sondern ihre Bürodokumente mit LibreOffice bearbeiten. LibreOffice ist freie Software, wie der Name schon sagt.
  • BitTorrent-User, die sich all die zuvor erwähnte Software legal saugen können. Auch BitTorrent ist freie Software.
  • Besitzer zahlloser Router und NAS-Systeme. Solche Hardware hat fast immer ein speziell angepaßtes GNU/Linux-Betriebssystem; freie Software also.

Obwohl das nur eine kleine Auswahl prägnanter Beispiele ist, behaupte ich jetzt: Jeder meiner Leser hat sich bei mindestens einem der angeführten Punkte wiedergefunden, hat also allen Grund, die von ihm verwendete freie Software heute zu feiern.

Wie feiert man? Die Free Software Foundation Europe, Erfinderin des hohen Festtags, macht Vorschläge wie:

  • darüber bloggen (mach ich grad)
  • im Microblog mit dem Hashtag #ilovefs schreiben (hab ich)
  • einem Entwickler ein Bier zahlen (hab ich; geht ganz einfach via PayPal)
  • mit Arbeitskollegen über freie Software sprechen (hab ich - siehe auch das Foto aus dem Büro)
  • einen Entwickler umarmen, wenn er das will (hab ich noch nicht)

Warum feiert man? Freie Software ist heute wichtiger als jemals zuvor in der Computergeschichte. Sie ist die einzige Kraft, die darauf ausgerichtet ist, dem Endbenutzer und Konsumenten die volle Kontrolle über sein Equipment zu überlassen. Freie Software gibt einem das Recht, das Programm zu jedem Zweck laufen zu lassen; es zu analysieren, zu untersuchen und Veränderungen vorzunehmen, damit es den eigenen Bedürfnissen entspricht; Kopien des Programms an andere zu verteilen; das Programm zu verändern und zu verbessern und die verbesserte Version wiederum in Umlauf zu bringen. Verglichen mit den Einschränkungen, die proprietäre Software mit sich bringt (dort wird oft schon verboten, das Programm auf mehr als nur einem PC zu installieren) , ist das der Himmel … und die einzig zivilisierte Herangehensweise.

In diesem Sinn: Noch schöne und ausgelassene #ilovefs-Feiern. Ich freu mich aufs nächste Jahr!


Ättäntschn

Da hamma scho Ättäntschn drauf! versichert ein Anzugträger dem anderen neben dem Kaffeeautomaten in fließendem Ferengi.

Können die das bitte irgendwo anders praktizieren, wo keine Nahrungsmittel zuhören? Da wird ja der Irish Cappuccino im Automaten sauer.


14. Februar: #ilovefs

I Love Free Software - #ilovefsMorgen ist „I Love Free Software Day 2013“. (Schon mal gehört? Richtig, 2012 war das hier auch schon Thema.)

Aus guter Tradition heraus beginne ich heute mit den Feierlichkeiten und sorge mit einer Überweisung dafür, daß ein talentierter und freundlicher Entwickler sich morgen ein Bier mehr als sonst leisten kann. Auch dieser Blog-Eintrag und ein entsprechender Dent auf meinem Mikroblog dienen der Vorbereitung.

Morgen wird dann, wie üblich, mein Büro dekoriert, was natürlich dann auch zum traditionellen Free-Software-Gespräch mit meinen Kollegen führt.

Ich liebe sinnvolle Festtage, die man so richtig schön romantisch feiern kann! :)

PS: Wie letztes Jahr gilt natürlich wieder: Entwickler, die die von der FSFE empfohlene Umarmung abholen wollen, dürfen sich via Kommentar mit mir verabreden. *gg*


Die Kunst nährt ihren Mann

Comedy zum Anbeißen!Ich weiß ja gar nicht, ob ichs erzählen darf, immerhin gibt die Geschichte Einblicke ins Leben und Schaffen bekannter Künstler, nur halt quasi hinter der Kulisse. Andererseits: ich hab die ganze Show gerettet heute! Naja, machen wirs so: Ich anonymisiere.

Da sitze ich also im Waschkuchlgwand (die Hose mit dem Loch an der Beule und das Hemd, das als einziges auf der Welt diese Farbe hat) vorm Computer und warte auf den Pizzaflitzer. Plötzlich hör ich mein Handy klingelingeln. Es ist der bekannte Bühnenkünstler - ahm, nennen wir ihn H. Die ersten paar Sätze versteh ich gar nicht, so aufgeregt ist er. Wer bekommt ein Kind? Nein. Es stellt sich heraus: Er ist in einer ebenfalls bekannten Spielstätte unweit meines Lofts und mußte beim Soundcheck feststellen, daß die CD sich nicht abspielen läßt. (Dabei hat er die doch mit einem Apple gebrannt. Sowas aber auch …)

Ob ich nicht und überhaupt und es wär so nett von mir und - Wie bitte?! WTF? Ich soll eine CD brennen für ihn? Wann hab ich das zum letzten Mal gemacht? 1985? Keine Zeit zum Nachdenken. Was in den nächsten 3½ Minuten ablief, hab ich nur mehr bruchstückhaft in Erinnerung: Passwort übers Telefon diktieren lassen, Audio-Tracks von einem Schweizer Server saugen, Wäsche in den Trockner, Brennprogramm verfluchen (Dateien nicht für ein Audio-Medium geeignet), zweites Brennprogramm installieren, Pizzamann abfertigen, dreckiges Pizzamann-Grinsen mit nochmal extra Trinkgeld belohnen, Audio-CD brennen, Pizza in die Küche stellen, CD testweise in die Stereoanlage schieben (wann lag da zum letzten Mal eine CD drinnen? 1985?), …

H. hat derweilen auf 17 bei Ellena's Liebesnestchen gewartet und sich erst von mir in den Lift dirigieren lassen, wie der Pizzamann fort und die CD fertig geprüft war. Dafür hat er - und das fand ich ganz bezaubernd - als Dankeschön ein Päckchen Süßes mitgebracht. Unter anderem war darin der oben abgebildete Clown. Was für eine passende Anspielung. :)

Ja, wie auch immer: Aufregend wars (jedenfalls für H.) und ich hatte was zum Essen. Was Feuriges und was Süßes. Die Kunst nährt ihren Mann. Mjamm!

(Und?! Ist dann alles gut gegangen?!)


A Wienerwald müssat wieder amal kommen

Wahrscheinlich sollt man sowas ja nicht erzählen in der Öffentlichkeit, weils nicht politisch korrekt ist heutzutage und mein p.t. Publikum gleich entsetzt zum Riechsalz greifen wird, aber:

Wenn ich als kleines süßes Kindchen etwas nicht essen wollte, weils mir nicht geschmeckt hat, hat meine Großmutter immer gesagt: A Krieg müssat wieder amal kommen für euch, wirklich wahr! (Womit sie rein erziehungstechnisch gesehen natürlich gar nix erreicht hat. Einem 7jährigen war in den frühen 1970ern nicht unbedingt klar, auf welche Mangelsituation sie sich da bezogen hat.) Anyway: Weil mir ziemlich oft mal was nicht geschmeckt hat, ist dieser Stehsatz tief in meine Gehirnwindungen eingegraben. Und heut hab ich ihn wieder ausgegraben.

Heute ist Sonntag, Sonntag ist Schwabltag. Wir stapfen munter und unerschrocken durch Wind und Kälte der gastlichen Stube entgegen, wie uns auf halbem Weg der dortige Kellner entgegen kommt. Ganz undienstlich gekleidet war er, telefonierend statt servierend. Er sieht uns, unterbricht sein Gespräch und erklärt fast entschuldigend: Wir haben heute aber schon zu! Semesterferien! Bis 14.2., tut mir leid.

So ein Mist aber auch. (Wobei’s schon auch nett ist, daß man gleich so auf der Straße - quasi auch privat - über die aktuellen Öffnungszeiten informiert wird …) Naja, was solls, Krieg ist grad nicht und der Mensch muß was essen. Gleich gegenüber vom Schwabl gibts einen Wienerwald, also haben wir nicht lang überlegt und sind dort eingefallen.

Was soll ich sagen? Es war nicht schlecht. Man weiß dann aber auch wieder, was man an good old Schwabl hat. Fast nimmt man ja Liwanzen, Waldviertler Mohnknödel, Kalbsbutterschnitzel mit Erdäpfelpüree oder das unverschämt saftig-weiche Brathenderl als Selbstverständlich hin. Sind sie nicht. Sind sie gar nicht. Aber da muß halt wieder einmal ein Wienerwald kommen für uns, damit es uns bewußt wird. :)


Nokias Erben II

Shuttleworth: Zu wenig Unterstützung? Vor etwa einem Monat habe ich versucht, die Betriebssysteme Sailfish (Jolla), Ubuntu for Phones (Canonical), Tizen (Samsung, Intel u.a.) und Firefox OS (Mozilla) nach meinen Kriterien zu vergleichen.

Tomi Ahonen macht jetzt das gleiche, allerdings aus einer anderen Perspektive. Er kümmert sich weniger um die inneren Werte der vier Systeme (und einiger anderer wie Windows Phone und Blackberry), sondern analysiert ihre Marktchancen. Weil sein Artikel wie üblich viel zu langatmig ist, hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Tizen: Eine sichere Bank. Tizen hat als einziges System mehr als nur unverbindliche Unterstützungszusagen von Carriern und Hardware-Lieferanten. Industriegiganten wie NTT DoCoMo, Orange, Sprint, Vodafone, Samsung, Huawei, Intel und Panasonic haben eine aktive Führungsrolle in der Tizen Association. Diese Marktmacht ist beachtlich: 40% aller verkauften Telefone weltweit kommen von den bei Tizen vertretenen Hardware-Herstellern. Die Mobilfunker im Tizen-Board versorgen in Summe 11% aller Kunden auf diesem Planeten. Ahonen traut Tizen zu, bis Ende 2013 maximal 2%, Ende 2014 maximal 5% Marktanteil erreicht zu haben. Wem das übertrieben vorkommt, der sei daran erinnert: Samsung allein hat mit Bada das am schnellsten wachsende OS überhaupt am Markt. Bada ist in 2 Jahren schneller gewachsen als iOS in seinen ersten beiden Jahren.
  • Sailfish: Ahonen hält es für unwahrscheinlich, daß Jolla mit der Sailfish-Alliance die 1%‑Marke überspringen kann; nicht 2013 und auch nicht 2014. Andererseits zielt Jolla auf das Hochpreissegment. Wenn das Spiel aufgeht, müssen sie nicht viele Handys verkaufen, um bis 2014 zu überleben. Über Carrier- und Händlerdeals hört man noch wenig: Der finnische Carrier DNA ist fix, außerdem die chinesische Kette D.Phone. Beides wird auf Dauer nicht reichen. Aber es ist mehr, als andere haben.
  • Firefox OS: Zu wenige Informationen, zu viele Unbekannte. Tomi Ahonen traut sich nicht so recht, das System einzuschätzen, gibt ihm aber gute Außenseiterchancen. Die Carrier stehen Mozilla freundlich gegenüber und signalisieren Unterstützung. Konkrete Verträge fehlen aber bisher - was sich jederzeit ändern kann.
  • Ubuntu for Phones: Hier gibts ein vernichtendes Urteil von Tomi Ahonen, das mich doch etwas überrascht hat. Immerhin ist dieses System der Liebling der Journalisten und hat Sailfish an Medienaufmerksamkeit überholt. Zentrales Argument dabei: Die Integration von Desktop und Telefon ist das Killer-Feature für Ubuntu. Ahonen sieht das anders: Die Desktop-Integration hat Windows Phone (und seinem Vorgänger) nichts genützt und war bei Symbian nicht hilfreich. (Ja, Symbian: Es gab schon vor Elop einen Nokia-Microsoft-Vertrag, der dazu führte, daß auch mein C7 perfekt in die Microsoft-Umgebung im Büro eingebunden ist.) Was hingegen hilfreich wäre: konkrete Vereinbarungen mit Hardwareherstellern und Carriern, die aber fehlen. Aus diesem Grund vergleicht Ahonen Ubuntu mit einem Sportler, der sich noch nicht einmal für den Wettkampf qualifiziert hat.
  • Blackberry und Windows Phone: Der Vollständigkeit halber beleuchtet Tomi Ahonen auch noch Windows Phone und Blackberry. Beiden gibt er kaum noch Chancen. Blackberry, so meint er, wird in einem Nischenmarkt profitabel bleiben, aber nicht mehr weiter wachsen. Windows Phone hält er für tot, sobald Nokia aussteigt (wie es die meisten anderen Hardware-Partner bereits getan haben).

Wie relevant sind Ahonens Analysen? Er wird oft belächelt, weil er in seinem Blog sehr emotional und nicht unbedingt professionell formuliert. Andererseits: Die meisten seiner Vorhersagen in Sachen Marktentwicklung treffen zu. So war er derjenige, der schon 2011 die Entwicklung der Nokia-Verkaufszahlen bis Anfang 2012 am korrektesten vorhersagte. Firmen wie Gartner, IDC oder Morgan Stanley lagen um ein Vielfaches daneben. Ich hoffe nur, daß er sich bezüglich Sailfish nicht verschätzt und daß dieses Mer-Derivat neben Tizen nicht unter die Räder kommt. Mein Sympathien liegen definitiv nicht bei Samsung und Intel. ;)


Klingelküche

Mikrowelle? Klingelküche!Wie ich als Antwort auf die Frage Selbst gemacht? nur Nein, Klingelküche bekommen hab, war mir sofort klar: Das Fertiggericht kommt aus dem Mikrowellenherd. „Klingelküche“ ist einfach und verständlich.

Klingelküche ist aber auch neu. Laut Google hat noch niemand zuvor diesen Ausdruck verwendet. Filed under ®©℗.


Les Misérables - ich lese das Buch!

Les Misérables als Buch Bildungsbürger wie wir wissen, daß das Erfolgsmusical „Les Misérables“ auf einem nicht minder erfolgreichen Roman beruht. Genau den lese ich gerade! Es handelt sich bei dieser Romanvorlage um das Buch „Das Geheimnis der Silberleuchter“ von Giovan Battista Carpi. Leider ist das Werk über die regulären Vertriebswege so gut wie nicht mehr verfügbar. Mein Ex-Chef (der genau unter diesem Pseudonym hier hin und wieder umherirrlichtert) hat es dennoch geschafft, ein gebrauchtes Exemplar für mich unter der Hand bei einem Revolutionsbuchladen in der Taborstraße zu erstehen. Trotz Schnee, Eis und Rutschgefahr! Vielen lieben Dank dafür!

(Jetzt weiß ich auch, was ein leidenschaftlicher Kuß von mir am freien Markt wert ist: 3 Euro.)

Ich hab grad erst am Weg nach Hause angefangen, mich darin zu vertiefen. Aber man spürt schon auf den ersten Seiten die Kraft, die diese Geschichte in ihrer Urfassung ausstrahlt. Donaldius Pontmercy, Jean Dagojean, der Wirt Thénardier mit seiner Frau Trudy, alle sind sie da. (Sogar der kleine Gavroche, der im Éléphant de la Bastille wohnt; ein Detail, das im Bühnenmusical fehlt und erst im Film wieder auftaucht.) Anders als in der Musical-Fassung hilft eine Rahmenhandlung mit Jean Dagojeans Nachfahren Dagobert Duck als Erzähler, die verschiedenen Zeitebenen und Handlungsstränge besser zu verstehen.

Es wird ein literarisch wertvolles Wochenende. Herzlichen Dank, Herr Ex-Chef! :)


Demokratie vs. Sauwetter

Amtshaus Hernals, ElterleinplatzDer aufrechte Demokrat in mir freut sich seit dem Frühstück darauf, sein Kreuzerl bei der Volksbefragung machen zu dürfen. Der Schweinehund sieht aus dem Fenster und stellt fest: Da draußen ist es kalt und verschneit, ich bleib in der Wohnung.

Nun gibt es ein Beweisfoto, damit auch jeder sieht: Der Demokrat hat gewonnen. Fast ausgerutscht wär ich auf dem Weg zum Wahllokal, durch knöcheltiefen Schnee bin ich gestapft - nur um dann ausgerechnet in jenem Zimmer meinen Willen kundtun zu dürfen, das gut lesbar mit „Pensionistenclub“ beschriftet ist. Saubande, bösartige! :)


A1 TV neu: Aua!

Facepalm Wie konnte das passieren? A1 TV, mein liebes A1 TV, wurde heute bei mir (gegen meinen Willen) auf die neue Benutzeroberfläche umgestellt. Das ist schon mal besonders reizvoll, wenn man Punkt 20:15 einschaltet, dann aber nicht fernsehen kann, sondern 45min mit Updates und Hotlines zubringen muß.

War das das Schlimmste? Nein. Erstes ernüchterndes Erlebnis: Alles ist schwarz/weiß. User Interface, TV-Programm, alles. Als geübter „Geräte via SCART an den Fernseher“-Anschließer weiß ich auch, woran das liegt: Fernseher und A1-Box können sich nicht drauf einigen, ob das Farbsignal via RGB oder via S-Video übertragen werden soll. Kein Problem, ich klicke ins Menü „Einstellungen“ und finde dort - nichts. Ja, HDMI könnt ich als Alternative zu SCART auswählen, aber das bringt mir grad recht wenig. Noch weniger bringt der Anruf bei der Serviceline. Dort wollte ich mich erkundigen, wo die bisher vorhandene Einstellungsmöglichkeit hin verschwunden ist. Der junge Mann hat mir freundlich angeboten, meine Leitung zu messen … und ich hab aufgelegt.

War das das Schlimmste? Nein. Ich konnte die Einstellung am Fernseher anpassen. Das wirklich schlimme am neuen System ist die Mini-Mini-Mini-Schrift, die (fast) überall verwendet wird. Die Buchstaben sind so klein, daß sie nicht mehr sauber getrennt am Bildschirm erscheinen. Buchstaben wie f, t, l oder i sind am 27"-Gerät nicht einmal einen Millimeter breit. Aus einem Sitzabstand von 4m läßt sich der Text einfach nicht lesen. Damit ist ab sofort ausnahmslos jede in A1 TV angebotene Funktion für mich unbenutzbar. Ich kann keine Zusatzinfos zur Sendung aufrufen, ich kann nicht durchs Programm blättern, ich kann nicht suchen …

Merke: Es hat einen guten Grund, warum seit Anbeginn des Fernsehens für jede Art von Textdarstellung die Faustregel gilt: 40 Zeichen pro Zeile.

Gibt es Positives? Ja. Grundsätzlich schon. Allerdings zeigt die konkrete Implementierung all dieser Funktionen wieder Schwächen, bei denen man sich denkt: Wie konnte das nur passieren?! Beispielsweise die bereits erwähnte Suche: Im Prinzip ist das eine tolle Sache. Ich gebe über die Fernbedienung „Enterprise“ ein und sehe schon Tage im Voraus, wann das Raumschiff Enterprise auf irgendeinem Sender auftaucht. Besser noch: Ich kann diese Suche dann abspeichern, damit ich nicht jedes Mal „Enterprise“ tippen muß. Das ist doch toll! Was um alles in der Welt könnt ich daran auszusetzen haben? Nun: Die Ergebnisse erscheinen nach Sender gereiht, nicht chronologisch. Wenn also heute zuerst eine Folge auf SyFy läuft und danach eine auf tele5, dann bekomme ich von der auf tele5 nichts mit. Es werden mir zuerst alle Enterprise-Folgen der kommenden Woche auf SyFy angezeigt (und das sind mehrere pro Tag!), dann alle auf ZDF neo, dann einige Filme aus der A1 Videothek und endlich - wenn ich so lange durchgehalten habe - die heutige Folge auf tele5. Facepalm.

Auch schön: Die Integration von einigen Internet-Features. Twitter und Facebook interessieren mich dabei wenig. Nett (wenn auch optisch unbrauchbar aufbereitet) ist die Möglichkeit, RSS-Feeds aufzurufen. Klingt gut? Ist es nicht. Es sind fix programmierte RSS-Feeds, die garantiert niemanden interessieren. Den Feed meines Lieblingsblogs kann ich nicht hinzufügen. (Was andererseits auch wieder wurscht ist: ich könnte ihn eh nicht lesen, der kleinen Schrift wegen.) Ebenfalls eine hübsche Idee ist der Zugriff auf Flickr. Urlaubsfotos am Fernseher, ja, das lasse ich mir einreden. Was ich nicht verstehe ist, warum die Fotos nur ca. ¼ des Bildschirms füllen. Rundherum ist nur ein schwarzer Trauerrand. Hat sich dabei jemand was gedacht?

Schade drum. Vieles, was vorher praktisch war, ist nun unbenutzbar. Neue Features sind lieb gemeint, aber nicht sinnvoll umgesetzt. Mal sehen, wie lange es dauert, bis ein neues Update kommt - oder (noch besser) die Option, aufs alte User Interface zurück zu wechseln. Ein Buch zu lesen ist wohl eh besser.


ORF @ ESC 2013: professionelle Langeweile

Gestern wurden sie präsentiert, die fünf Songs, von denen wir einen nach Malmö zum Song Contest schicken werden.

Das Gute vorweg: Sie wirken professionell. Es ist kein einziger dabei, bei dem es einem die Zehennägel aufrollt, weil er so peinlich ist.

Leider ist aber auch keiner dabei, den man bis zum Ende durchhält. Keiner der fünf Songs versprüht irgendeine Art von Charme, geht ins Ohr, bietet mir den magischen „Ich will, daß der gewinnt!“-Moment, auf dens ankommt. Noch nie wars mir bei einer nationalen Vorausscheidung so egal, wer auf Platz 1 landet. (In den vergangenen Jahren hatte ich manchmal Favoriten, jedenfalls aber immer mindestens einen Haßkandidaten, dessen Sieg ich um jeden Preis verhindern wollte.)

Man kann sich die Songs hier der Reihe nach anhören. Auf dieser Seite gibts etwas mehr Hintergrundinfo (Komponist, Autor, …) zu den einzelnen Nummern.

Ach ja, noch einen Blödsinn hat der ORF enthüllt: Die Kandidaten werden am 15.2. nicht nur jeweils einen Song singen, sondern zwei. Einerseits natürlich den, mit dem sie nach Malmö wollen, andererseits (und völlig überflüssigerweise) auch noch frühere Siegertitel des ESC. Céline Dions „Ne partez pas sans moi“ wird da ebenso zu hören sein wie (noch nie dagewesen bei einer Song-Contest-Show!) ABBAs „Waterloo“. Wozu das gut sein soll, weiß keiner. Aber die Sendezeit will eben gefüllt werden, nachdem man von 10 auf 5 Kandidaten zurück gegangen ist.


Les Misérables im Briefkasterl

Les Misérables von Amazon Himmel! Wars wirklich so offensichtlich, was ich wollte, wie ich diesen Kommentar verfaßt hab bezüglich des 25jährigen Jubiläumskonzerts von Les Misérables, das mir in meiner DVD-Sammlung fehlt?

Fehlte. Seit heute hat ich die DVD nämlich. Dem Herrn Schlosser hat dieser Zustand keine Ruhe gelassen. Er hat mir - und das find ich absolut reizend - das Ding kurzerhand auf Amazon bestellt. Heute hatte ichs im Briefkasterl.

Was für eine Aufnahme! Was für Sänger! Von Alfie Boe als Valjean ist man sofort entzückt. Norm Lewis als sein Gegenspieler Javert steht ihm in nichts nach. Samantha Barks spielt die Eponine, genau wie in der aktuellen Kinoverfilmung. Ramin Karimloo ist ein absolut mitreißender Enjrolas. (Sogar den kleinen Gavroche fand ich diesmal ganz witzig. Dabei hasse ich Kinder auf der Bühne.) Einziges schweres Manko ist Nick Jonas. Der Typ hat ein Gesicht wie ein Postkastl, sprechgesangt wie ein kurzatmiger Hamster, wurde dafür aber ausgerechnet mit der Rolle des Marius belohnt. Gräßliche Ausdrücke wie „Besetzungscouch“ kommen einem da in den Sinn.

Daß ich beim Anschaun der DVD meine übliche Comedy-Schiene auf Comedy Central verpaßt hab, macht gar nichts. Als Thénardier verblüfft nämlich Little-Britain-Ekel Matt Lucas (was zugegeben etwas irritierend ist, weil man bei seinen ersten Auftritten eigentlich immer Daffyd Thomas durch die Barrikaden trippeln sieht). Ich wußte gar nicht, was der alles kann. Jedenfalls schaffte er es, das Publikum über eine Textzeile zum Lachen zu bringen, die gar nicht als Scherz gemeint war. Ausgerechnet er muß nämlich in „Beggars At The Feast“ singen: This one's a queer. But what can you do? Das fanden die Briten in der O2-Arena lustig. ;)

Lustig brauchts auch zwischendurch. Nach den 170 Minuten hatte ich 2kg weniger - alles Tränenflüssigkeit. *gg* Natürlich nimmt die Form des Konzerts gegenüber einer echten Theaterproduktion ein bißchen was an Emotionen weg: Fantines Tod kommt halt nicht so dramatisch, wenn sie aufrecht am Mikrophon steht und Valjean ein paar Meter entfernt von ihr singt, statt gefälligst ihre erkaltende Hand zu halten. Auch kapiert man nicht wirklich, warum sich Valjean inmitten des Barrikadenfeuers plötzlich zum Publikum dreht und „Bring Him Home“ singt. (Im Theater weiß der Zuschauer: Er hat soeben in Marius die erste große Liebe seiner Pflegetochter Cosette erkannt und singt dieses Gebet, während er über dem schlafenden Marius wacht.)

Konzert hin oder her: Beim großen Finale (gesungen von einem Sterbenden, zwei jungen Liebenden (lebend), zwei toten Hauptfiguren und einem ebenfalls längst verschiedenen Chor) hab ich wie immer so geschluchzt, daß wahrscheinlich auch meine Nachbarin beunruhigt war. Endgültig gekippt bin ich dann, wie während des Schlußapplauses die Besetzung der Premiere von 1985 auf die Bühne marschiert ist - gemeinsam mit einigen anderen berühmten Les-Misérables-Sängern. Da gabs dann als Zugabe nochmal „Bring Him Home“ von gleich vier Valjeans gesungen (darunter Colm Wilkinson, dem ersten Valjean) und schließlich auch noch „One Day More“ in der 1985er-Besetzung (inkl. Alun Armstrong und natürlich Michael Ball, der Nick Jonas zeigt, was ein Marius ist).

Danke, Herr Schlosser! What a night!


Nokia und Windows Phone: erkaltete Liebe?

Seit Monaten hört man von Stephen Elop gebetsmühlenartig: Windows Phone ist die Zukunft von Nokia. Lumia, „Ecosystem“, Microsoft, alles das.

Jetzt ganz plötzlich neue Töne. In einem Interview mit der spanischen Tageszeitung „El País“ antwortet Elop auf die Frage, ob nicht 2014 auch ein Android-Modell anstehen könnte: „Wir denken darüber nach, was als nächstes kommt. […] Alles ist möglich.“ (Eine englische Übersetzung der Stelle gibts hier bei Gizmodo.)

Bedeutet das die Abkehr von Windows Phone und die de facto Ankündigung eines Android-Modells für 2014? Auf gar keinen Fall. Der NoWin-Vertrag mit Microsoft läuft bis 2016, so lange muß Nokia OEM-Hersteller für Microsoft spielen. Auch liest sich die ganze Passage für mich nicht nach einer konkreten Ankündigung eines Android-Modells. „Alles ist möglich“ heißt eben genau das: Alles ist möglich, Android, Windows Phone, Super-Asha, Firefox OS, …

Nein, dieses Interview gibt noch keinen Hinweis auf eine neue Android-Strategie, die andere Blogs hinein zu interpretieren versuchen. Was für mich aber entscheidend und auffällig ist: Zum ersten Mal spricht Elop nicht von Windows Phone als der einzigen Wahl für Nokia, als dem besten und allein selig machenden Betriebssystem, dem allein die Firma ihre gesamte Zukunft und Seele verschreiben muß. Nach vollen zwei Jahren, in denen Elop immer genau das gesagt hat, wie ein sturer alter Mann, trotz aller Warnungen, trotz der negativen Marktreaktionen, ist dieses unbestimmt-hilflose „Alles ist möglich“ aber dann doch ein Richtungswechsel. Fast hat man den Eindruck, Windows Phone hätte die Erwartungen nicht erfüllt …