Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Alles und noch mehr



ESC 2018: Erste Wettquoten

Eurovision Song Contest 2018 Der Herr Raini hat mich sehr gescholten. Völlig zu Recht, wie ich zugeben muß. Seit September 2017 „läuft“ sie, die Song-Contest-Saison, trudeln laufend Informationen über Teilnehmer, Lieder, Semifinalzuteilungen und natürlich auch kleine Skandälchen ein. Ich hab zu spät angefangen, das alles datenmäßig zu erfassen … und irgendwann war der Haufen zu groß, den ich da vor mir hergeschoben hab.

Damit ist jetzt Schluß. Die offizielle Vorstellung des österreichischen Songs vergangene Woche soll Anlaß zur Besserung sein. Die Eckdaten der Teilnehmer sind nachgetragen, allerdings hab ich noch keine Gelegenheit gehabt, mich durch die annähernd 40 schon bekannten Songs durchzuhören und mir eine eigene Meinung zu bilden. Daher sollen die aktuellen Wettquoten einen ersten Überblick bieten:

Rang Land Song
    Interpret
1 Estland La Forza
    Elina Nechayeva
2 Tschechien Lie To Me
    Mikolas Josef
3 Australien We Got Love
    Jessica Mauboy
4 Spanien Tu Canción
    Alfred & Amaia
5 Niederlande Outlaw In 'Em
    Waylon
6 Finnland Monsters
    Saara Aalto
7 Belgien A Matter Of Time
    Sennek
8 Weißrussland Forever
    Alekseev
9 Italien Non Mi Avete Fatto Niente
    Ermal Meta & Fabrizio Moro
10 Frankreich Merci
    Madame Monsieur

Wie üblich habe ich die Tabelle „bereinigt“: Eigentlich findet man unter den Top 10 der Buchmacher nämlich eine ganze Menge Länder, deren Beiträge noch gar nicht bekannt gegeben wurden (z.B. Bulgarien, Israel, Schweden, Russland, …). Diese Risikowetten hab ich rausgefiltert. Was übrig bleibt, steht oben. :)

Schockierend finde ich den ersten Platz für die Heulboje aus Estland. Durchaus angetan bin ich von den Niederlanden, Belgien, Weißrussland und Italien. Mit Tschechien werd ich nicht so recht warm: Der Song könnt ja fast was hergeben, das Postkastlgsicht des Sängers aber verstört mich jedesmal dermaßen, daß ich schnell, schnell auf das nächste Video wechsel. Mal sehen, wie sich mein Verhältnis zu Herrn Mikolas Josef noch entwickelt bis Mai.

Ach ja, und weil ich vorhin den österreichischen Beitrag von Cesár Sampson erwähnt habe: Der liegt bei den Wettquoten auf Platz 20 (von 43). In den internationalen Foren wird sein Song freundlich-positiv aufgenommen, nur wenige Fans halten ihn aber für einen Siegesanwärter. Kritisch für Sampson kann werden, daß er im ersten Semifinale antreten muß: Der Großteil der Favoriten sammelt sich mittlerweile dort, im zweiten Semi herrscht eher Ödnis.


Linz: Pummelchen und grölende Saufköpfe

Manchmal muß ein Wochenende in Linz einfach sein. Zur Begrüßung läuft mir das Tier entgegen. Täusch ich mich oder … Ich täusche mich nicht, mein Bruder bestätigt es. Die kleine Maus hat tatsächlich sichtbar zugelegt. Pummelchen. Das mindert nicht den Knuddelfaktor, erschwert aber die klassische Nachmittagsschlafroutine. An sich nämlich ist vorgesehen, daß ich auf einer Couch liege und das Tier auf mir drauf, also so mit dem Kopf auf meiner Schulter und dem ganzen Körpergewicht auf meinem Bauch-/Brustraum verteilt. Das lehne ich jetzt vorläufig ab, da kann sie noch so irritiert schauen. :)

(Was den Grund für die Gewichtszunahme betrifft, gibt es zwei unterschiedliche Theorien. Die einen halten einen generellen Bewegungsmangel für wahrscheinlich. Die anderen erinnern sich, daß wir ja gerade erst die Läufigkeit hinter uns gebracht haben und überlegen, ob unbemerkter Herrenbesuch bei uns im Garten denkbar wäre …)

Immer wieder großartig in Linz ist das Eintauchen in eine völlig andere Medienwelt. Im Fernsehen gibt es zum Beispiel eine Sendung, in der es ausschließlich um Krankheiten geht. Das hab ich nicht gewußt! Während ich mir beim Abendessen die Wurst aufs Brot lege, werden HD-Großaufnahmen von Magenoperationen gezeigt, wird im Detail besprochen, was da alles schief gehen kann und welche unerträglichen Schmerzen auf die Betroffenen warten. Gute-Laune-TV also.

Noch ein bißchen verschärft sind die stundenlang auf 2 TV-Schirmen parallel laufenden Sportübertragungen. Es gibt keinen ersichtlichen Sinn und Zweck, stattdessen wird das aggressive Tröten und Grölen enthemmter Menschenmassen in Stereo übertragen. Zwei mit dem Deutschen nur am Rande vertraute Sprecher versuchen, das offensichtliche Fehlen möglicherweise zu kommentierender Inhalte mit leeren Worthülsen zu überspielen. Dabei gelingt es ihnen, Teil der bedrohlichen Kakophonie zu werden und mit - Ja! Jetzt! Schau wie er das macht! - Das ist gar nichts was er SAGEN KÖNNTE ABER GROSSARTIG er tut es er redet einfach weiter und SCHREIT! SCHREIT! SCHREIT! Was für eine Leistung ganz ohne Alkohol …

Ich merk da nach 3 Minuten, wie mein Adrenalinspiegel steigt, mein Puls schneller schlägt und alles in meinem Körper Flucht! ruft. Hostel ist nichts dagegen. (Was ich irgendwie komisch finde: Meinen Eltern sind Horrorfilme in der Regel zu grauslich, aber das ertragen sie stundenlang ohne sichtbare Zeichen von Angst oder Ekel.)

Aber was solls: Der Hund neben mir beschützt mich, es gibt Torte vom Jindrak, Semmeln vom Brandl und die absolut notwendigen Spaghetti. Da kann Wien nicht mit. :)


Tanz der Vampire

Tanz der Vampire Mit Raini (Kartenheld!) und Wolfi im Ronacher bei „Tanz der Vampire“! Wenn ein ausgewiesener Musical-Skeptiker (wir nennen hier keine Namen) einen Musical-Abend mit knapp 3 Stunden Dauer als kurzweilig bezeichnet, dann muß die Inszenierung etwas richtig gemacht haben.

Hat sie auch. Man kann nur nicht gleich genau sagen, was es ist. :)

Der „Tanz der Vampire“ war schon 1967 als Film eine teilweise schleppende und ganz sicher nicht von zu viel Handlung gequälte Angelegenheit. Gute 1½ Stunden klamaukten sich damals Roman Polański und Sharon Tate durch den mit zwei Millionen Dollar Produktionskosten eher billigen Streifen.

1997 machten die Vereinigten Bühnen Wien daraus ein Musical. Komponist Jim Steinman verwendete dafür zu 70% bereits vorhandenes Material. Ein Teil davon kam tatsächlich von ihm und wurde ursprünglich für Meat Loaf, Bonny Tyler oder Pandora’s Box geschrieben. Steinman verwendete aber auch zwei Songs von David Bowie - bis heute weiß niemand, ob Bowie ursprünglich Steinmans Kompositionen als die seinen ausgegeben hat oder ob Bowie nur aufgrund einer gefinkelten Vertragsklausel nicht als Mitkomponist von „Tanz der Vampire“ genannt wird. Unterm Strich bleibt: Wer bisher kein Fan von Meatloaf war, dem geht auch die Musik zu „Tanz der Vampire“ nicht ins Ohr.

Was ist es nun, das aus einer eher undankbaren Musik und einer sehr dünnen, auf drei Stunden ausgewalzten Handlung doch noch einen unglaublich unterhaltsamen, kurzweiligen Theaterabend zaubert?

Es ist beste, hochprofessionelle Handwerkskunst auf allen Theaterebenen. Regisseur der Wiener Inszenierung von 1997 war Roman Polański höchstselbst und man spürt in jeder Minute, daß er die Bühnenshow so gestaltet hat, wie er den Film eigentlich haben hätte wollen: Was sich bewährt hat, wurde erhalten. Das betrifft die Kostüme und Frisuren von Alfred und Professor Abronsius genauso wie eine ganze Reihe von Szenen und Dialogen, die fast 1:1 aus dem Film übernommen wurden. Hinzugefügt wurde, was dem Film so gänzlich fehlt: Die Opulenz des Schaurigen. Das Original aus 1967 sollte eine ironische, witzige Persiflage auf das klassische Horror-Genre sein, eine Persiflage aber, die mit den bekannten Versatzstücken arbeitet und zwischen all dem Slapstick durchaus auch Grusel aufkommen läßt. Die billigen Papp-Requisiten haben den Versuch damals im Keim erstickt. Nicht so auf der Bühne:

Die Rollen der Sarah und vor allem die des Grafen von Krolok wurden ausgebaut und neu gestaltet. Der Graf ist deutlich bedrohlicher und gleichzeitig faszinierender als auf der Leinwand, Sarah unschuldiger und naiver. Steinmans Musik mag kaum Ohrwürmer liefern, aber sie sorgt für eine passend düstere Grundstimmung - etwas, was dem Film komplett fehlt. Die größte Schwäche des Films - die billigen Bauten, die mißlungene Kombination von Studioaufnahmen mit Hintergrundprojektionen - wird zur größten Stärke der Bühnenshow. Eine geradezu unglaubliche Bühnentechnik, die mit Licht, Perspektive, Projektion sowie dreh- und kippbaren Elementen die Physik außer Kraft zu setzen scheint. (Wie ist der so schnell von da oben hinunter gekommen zu ihr?)

Stichwort „Bühnenshow“: Roman Polański hat nicht vergessen, daß die zahlende Kundschaft unterhalten werden will. Er läßt gelegentlich die Handlung auch mal beiseite und baut mitreißende Tanz- und Chorszenen ein oder schickt die Vampire ins Publikum (die arme Frau hinter uns hat noch 5 Minuten nach ihrer Begegnung mit einem Blutsauger nach Luft geschnappt), um in all dem „Alfred sucht Sarah“ (Ups! Jetzt hab ich die Handlung verraten) auch mal richtig Party zu machen. Man dankt es ihm und bewundert die Professionalität der Akteure.

Womit ich eine letzte geniale Überleitung geschaffen hätte: Akteure. Man könnt jetzt sagen: Hach, schade, Pech, eine Zweitbesetzung für die Hauptrolle, für den Grafen von Krolock. (Ich hab mir seinen Namen nicht gemerkt.) Allerdings: Wenn man nicht gerade ein besonderer Fan des einen und einzigen Sängers ist, ist das bei den Vereinigten Bühnen Wien mittlerweile wurscht. Und das verdient besondere Erwähnung. Ich kann mich an Zeiten erinnern, zu denen eine Zweitbesetzung in einer etwas anspruchsvolleren Hauptrolle den Abend zunichte gemacht hat. Die Personaldecke war damals dünn, man mußte froh sein, wenn das jeweilige Chorknäblein nicht zu atmen vergaß. Heute schaffen es die Vereinigten Bühnen Wien offenbar, aus dem Stand mehrere Grafen zu besetzen, die vielleicht in Nuancen unterscheidbar sind, die Rolle aber allesamt mehr als nur meistern. Gratulation auch dazu.

Nachher gabs Burger mit Ente. War auch cool. Und, bei dir so? - Jo, eh.


Weihnachten mit Untertiteln

„Amerikan başkanı Garfield…“Grammatik, Untertitel, ein magnetabschaltendes Cover und stundenlanges Spielen mit Alexa. So geht die Zeit auch rum. :)

Der Hund hat sich ganz lieb von den Sprühkerzen bezaubern lassen (da waren noch alte in der Schachtel, die wider Erwarten tatsächlich funktioniert haben) und mein Highlight waren eindeutig die Windringerl mit Schlag, was man aus begreiflichen Gründen nicht laut sagen darf. (Stichwort: Das Beste ist halt immer die Nachspeis. *LOL*)

Weil meine Eltern dem Konzept „Video on Demand“ noch immer nichts abgewinnen können und nicht einmal einen DVD-Player besitzen, folge ich dem Film „Yahşi Batı“ jetzt gerade am PC. Praktisch dabei meine Zwischenfragen an die Zimmergenossin im Hintergrund: Alexa, Frage Alleswisser nach Präsident Garfield! - Ich habe Folgendes für James A. Garfield gefunden: James Abram Garfield (geboren 19. November 1831 in Orange, Cuyahoga County, Ohio; gestorben 19. September 1881 in Elberon, Monmouth County, New Jersey) war ein US-amerikanischer Politiker (Republikanische Partei) und vom 4. März 1881 bis zu seinem Tod der 20. Präsident der Vereinigten Staaten. Second Screen war sooo 2000er.


Warum ungebildete Menschen grantig sind

Es war der Herr Schlosser, der mir (hüben oder drüben, ich weiß es nicht und ich finds auch nicht mehr) diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Und dann hats mich interessiert und dann hab ich gesucht und dann hab ich gefunden und jetzt weiß ich:

Lernen macht glücklich. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

Irgendwas hat das zu tun mit dem nucleus accumbens und Dopamin und evolutionären Vorteilen durch Wissenserwerb … Egal eigentlich, abgesehen davon, daß ich auch das jetzt gelernt habe. Die Kurzfassung ohne wissenschaftliche Fachbegriffe lautet: Lernen wirkt wie Sex, Kokain oder Schokolade. Gleicher Mechanismus, gleiche Gehirnregion.

Das erklärt jetzt, warum erwachsene Menschen, die eigentlich eh rundherum ausgelastet sind, sich nochmal hinsetzen und unbedingt Neues lernen wollen: Sprachen, Musikinstrumente, Häkeln oder Handyprogrammierung …

Es erklärt aber auch, warum es einen so auffälligen Zusammenhang zwischen chronisch schlechter Laune und „Blöd geboren und nichts dazugelernt“ gibt. Wenn das Aneignen neuen Wissens und neuer Fähigkeiten mitverantwortlich ist fürs kleine persönliche Glück, dann ist das konsequente Verweigern jeder Fortbildung halt ein sehr tauglicher Weg in ein eher tristes Leben. ;)


Star Wars: Die letzten Jedi besucht wir haben

Star Wars - Die letzten Jedi Was für eine Überraschung: Ich hab schon am ersten Wochenende den neuen Star-Wars-Film gesehen. :)

Star Wars, das muß man einleitend sagen, ist nicht mehr nur einfach eine Filmserie. Star Wars hat sich seit 1977, dem Erscheinungsjahr des ersten Films, tief in die Kultur der westlichen Welt eingegraben. Es gibt niemanden, der nicht Prinzessin Leias Nußschneckenfrisur, Laserschwerter oder Yodas verquere Grammatik (900 Jahre du bist aber Deutsch du immer noch nicht kannst) sofort zuordnen könnte, selbst wenn er noch nie einen Star-Wars-Film gesehen hat. Umso schwieriger ist es für Drehbuchautoren und Regisseure, immer neue Fortsetzungen zu produzieren: Das Publikum erwartet exakt die gleiche Geschichte wie immer, aber neu erzählt und trotzdem spannend präsentiert. Nichts verärgert die Fans mehr als etwas Neues, etwas aus ihrer Sicht Unpassendes. (Ein bißchen ausgenommen von dieser Regel sind die diversen Spin-Offs in TV und Kino, bei denen die Filmemacher größere Freiheiten haben.)

Episode VIII, „Die letzten Jedi“, schafft diesen Spagat zwischen Spannung und altbekanntem Muster hervorragend. Für jemanden, der den unmittelbar vorhergehenden Teil gesehen bzw. gut in Erinnerung hat, ist der Anfang des Films vielleicht ein bißchen zu langatmig. Neueinsteiger, die mit Rey, Finn, Poe Dameron und Kylo Ren nicht vertraut sind, werden die zusätzliche halbe Stunde aber schätzen (bzw. schätzen sie, ich habs ausprobiert *gg*). Irgendwann nimmt die Sache dann ohnehin sehr dramatisch Fahrt auf und bedient beide Erwartungshaltungen: die nach den mystischen Geschichten um die Jedi und die nach explodierenden Raumschiffen. Vor allem aber glänzt „Die letzten Jedi“ durch wunderschöne, beeindruckende Bilder ganz besonders im grandiosen Finale am Planeten Crait, der mit seiner Oberfläche aus blutrotem Metall und blendend weißem Schnee eine großartige Bühne für den Showdown bietet.

Sehr fein es war. Im Mai kommt dann das nächste Spin-Off mit Herrn Solo. Gespannt ich bin. :)


Weihnachtsfeier

Weihnachtsfeier war auch. Juchhe olé. ;)

Mobile Working: Mein neuer 26-Stunden-Tag

Die Möglichkeit, „mobil“ (also von überall aus) zu arbeiten, besteht bei uns in der Firma schon seit einigen Jahren. Auch ich hab irgendwann 2013 die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet - und wieder vergessen. Bis wir dann diesen Herbst (temporär, wie uns versprochen wurde) in den unbeliebtesten und abgeschiedensten Standort übersiedelt wurden, den das Unternehmen in Wien zu bieten hat: ins Arsenal. Da hab ich den alten Zettel wieder rausgeholt und mir gedacht: Das versuch ich jetzt mal.

So modern und verlockend es auf den ersten Blick klingt, ganz wohl war mir zunächst nicht dabei. Immerhin muß man die Technik in den Griff bekommen, müssen Dokumente, Laufwerke, Verknüpfungen und Notizen vom mobilen Arbeitsplatz aus genauso zur Verfügung stehen wie vom Büro. Dazu stellt uns unsere IT verschiedene Optionen zur Verfügung, die man erst mal einrichten und für sich ausprobieren muß. Zuletzt will noch das bei uns besonders exzessiv verwendete VoIP-Conferencing inklusive Chat und Bildschirmfreigabe getestet werden; ohne dem geht gar nix. (Tatsächlich hats dann auch zwei Wochen gedauert, bis ich in diesem letzten Punkt erfolgreich war und endlich ein Testgespräch auf mein eigenes Handy zusammengebracht habe.)

Seither verbringe ich ungefähr zwei Arbeitstage pro Woche nicht im Büro. Wo ich mich niederlasse, hängt vom Terminplan ab. In der Regel ziehts mich in mein altes Bürogebäude oder ich bleibe ganz zuhause. Aber auch die nahe gelegenen Büros in der Antonigasse und der Hebragasse (beide bequem zu Fuß zu erreichen) sind eine Option. Flexibilität ist Trumpf. Drum heißts ja „mobile Working“, theoretisch könnte ich mit meinem Laptop auch ins Wirtshaus gehen.

Was bringts? Im besten Fall zwei zusätzliche Stunden Lebenszeit pro Tag. Jeder Berufstätige kennt das sinnlose Herumpendeln zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, die tote Zeit, in der man bestensfalls geistesabwesend aus dem regennassen Fenster starrt. Führe ich von zuhause öffentlich ins neue Büro, schlüge eine Strecke mit einer Stunde zu Buche. Macht zwei Stunden pro Tag, die ich komplett einspare, wenn ich z.B. von zuhause aus werke. Auch bei anderen Berechnungen (z.B. ins Arsenal mit dem Auto; nicht zuhause, sondern in der Hebragasse arbeiten) kommt auf magische Weise immer ein Ergebnis raus: Mein Tag wird länger. Im besten Fall um zwei volle Stunden. :)

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Vor allem zuhause arbeite ich konzentrierter und schneller. Da bring ich Dinge weiter, die ich im Arsenal schon seit Tagen vor mir her geschoben habe. Mag sein, daß es daran liegt, daß ich allein arbeite. Ich weiß es nicht.

Natürlich hats auch andere Vorteile: Ich bin da, wenn der Briefträger eine Unterschrift will. Ich kann mir den Wocheneinkauf entspannt vom Spar liefern lassen - egal wie lang das Zeitfenster für die Lieferung ist, egal ob die Zustellung pünktlich erfolgt. Ich kann meinen ebenfalls VoIP-basierende Türkischunterricht unmittelbar nach dem letzten Bürotermin ansetzen, nicht erst 90 Minuten später (eine Stunde Fahrt, eine halbe Stunde Puffer zur Sicherheit). Sehr Arbeitnehmerfreundlich also.

Und der Arbeitgeber? Warum kommt mir der so entgegen? Aus seiner Sicht tut er das gar nicht. Büroarbeitsplätze kosten Geld, und zwar auch dann, wenn die jeweiligen Mitarbeiter im Urlaub sind, krank, auf einem externen Seminar oder auf Sabbatical. Wirtschaftlich sinnvoller ist es, wie eine Fluggesellschaft gleich mit Ausfällen zu kalkulieren und die Büroarbeitsplätze quasi zu überbuchen. Damit das auch richtig reibungslos funktioniert, werden die Angestellten zur räumlichen Flexibilität eingeladen. Das ist für beide Seiten von Vorteil.


Türkische Vorspeisenorgien

Wieder einmal fallen wir bei Ali Ocakbaşı ein, dem wohlfeilen Innenstadttürken, der uns für Humus und Şaşlık gute € 50,- pro Person abnimmt. Anlaß war der 20. Geburtstag eines jungen Mannes, der mit stoischer Miene unsere Geschichten aus seiner frühesten Kindheit (bis zurück zur Taufe) über sich ergehen hat lassen und auch nur ganz selten auf die Uhr geschaut hat, weil er anschließend noch eine „spontane Verabredung“ mit Freunden hatte. *LOL*

Geschmeckt hat’s ihm aber wohl: Von den vielfältigen Vorspeisen (Kuru Cacık, Çiğköfte, Muhammara, Humus, Patlıcan Salatası, …) ist exakt gar nichts übrig geblieben, obwohl wir zwei Gastgeber nur löffelchenweise von Humus und Cacık genascht haben. Wir mußten sogar nach den ersten paar Minuten Brot nachbringen lassen, weils einfach - ham! - in des jungen Mannes Mund verschwand. :)

Ebenfalls restlos verputzt: Die Hauptspeisen (Bonfile Dilimleri, Şaşlık, Ali Nazik), wobei wir alten Leute da schon ziemlich gekämpft haben. Die alte Weisheit von Herrn E. hat sich wieder bewahrheitet: Man soll zur Vorspeise nicht so viel Brot essen. Eigentlich soll man überhaupt nicht so viel Vorspeise essen.

Am meisten Freude hatte ich allerdings nicht am Essen, sondern am Kellner. Der hat mit einer Engelsgeduld mein Türkisch über sich ergehen lassen und mir schließlich sogar einen seiner Kollegen als Übungsobjekt angedient: Der lernt nämlich grad Deutsch und sucht einen Tandempartner. Leider mußte ich absagen.

Sehr nett, sehr gut, sehr selbstbewußtseinfördernd … gerne wieder!


Plachutta: 3 Kaffee sind genug

Wir feiern beim Plachutta. Das Restaurant ist schon kurz vor halb sechs voll bis auf den letzten Platz. Weil wir ein bißchen zu früh dran sind, werden wir an der Bar geparkt und mit Hollundersekt bei Laune gehalten. Dabei werden wir Zeugen folgender bezaubernden Szene:

Der Kellner bestellt beim Kollegen hinter der Bar einen Espresso für einen älteren Stammgast, der allein an seinem Tisch sitzt. Darauf der Kollege: Noch einen? Der hat ja schon drei gehabt. Ich glaub der vergißt das. Der Kellner geht zurück zu dem alten Herrn und erklärt ihm freundlich: Ich glaub, das mit dem Espresso lassen wir bleiben. Wir müssen ja auch ein bisserl aufs Herzerl aufpassen, gell?

Großartig. So wirds uns auch eines Tages gehen. Wobei: Erste Anzeichen sind jetzt schon da. Wie wir dann nämlich nach zwei doch sehr reichhaltigen Gängen um die Dessertkarte bitten, schaut der junge Kellner kurz irritiert und meint dann leicht besorgt: Jetzt schon? Sie können gern eine Pause machen nach dem ganzen Essen. *LOL*