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Mozilla Fennec: „Browser“ des Grauens

Fennec LogoFennec heißt der jüngste Browser des Mozilla-Projektes. Er soll bewährte Firefox-Technologie mit einer für mobile Geräte optimierten und völlig neu gestalteten Benutzeroberfläche verbinden. Die Nokia N8x0-Tablets sind die ersten Geräte, für die die Alpha-Version von Fennec verfügbar ist, und ich teste seit einer knappen Woche. Beeindruckt bin ich nicht.

Genau das, was Fennec ausmachen und von anderen Browsern abheben soll, ist völlig mißglückt: das User Interface. Es beginnt schon damit, daß Fennec als einziger mir bekannter Browser eine Bedienungsanleitung benötigt. Beim Start wird man mit dem Konzept bekannt gemacht, daß sämtliche Bedienelemente erst dann erscheinen, wenn man links oder rechts über den Seitenrand hinaus scrollt (ein Video der extrem langsamen Testversion verdeutlicht das). Wer diesen Hinweis eilig überblättert, hat schon verloren.

Andererseits ist es auch nicht weiter schlimm, wenn man die Bedienelemente nicht findet: Es gibt nämlich fast keine. Zwei Buttons für „Vor“ und „Zurück“, dann welche für die Lesezeichen, einer für ein Optionen-Menü. Das wars. Mehr ist nicht. Einen Link in einem neuen Tab öffnen? Geht nicht. Seite speichern? Nein. Link zur Seite per Mail verschicken? Nicht mit Fennec. Bild speichern? Braucht keiner. Text markieren und kopieren? Computer sagt nein.

Die Aufgabe „Entwickle ein einfaches User Interface“ hat das Fennec-Team gelöst, indem es einfach gar kein User Interface entwickelt und damit alle üblichen Browser-Funktionen unzugänglich gemacht hat. (Dieser Ansatz ist in der Branche nicht neu.)

Zu allem Überfluß haben sie auch noch dort gepatzt, wo sie dann doch Funktionen eingebaut haben: Der Button „Zurück“ gehört zu den am häufigsten genutzten beim Browsen. Die Firefox-Entwickler haben das erkannt und ihn bei Firefox 3 extra groß gemacht. Bei Fennec ist das anders: Da ist er gut versteckt in einer Zauberleiste, die nur beim Scrollen nach rechts sichtbar wird. Mehrere Seiten zurück? Kein Problem: Nach rechts scrollen, Button klicken, nach rechts scrollen (Nein! Die Zauberleiste bleibt nicht etwa offen!), Button klicken, nach rechts scrollen, Button klicken, …

Das Fennec-Team rechtfertigt diese Fingergymnastik damit, daß möglichst viel Platz für den eigentlichen Seiteninhalt zur Verfügung stehen soll und daher alle Bedienelemente aus dem Anzeigebereich verschwinden mußten. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Auf dem N800 muß Fennec sich den direkten Vergleich mit dem ebenfalls auf Firefox basierenden MicroB-Browser gefallen lassen. Auch dort läßt sich die Leiste mit URL-Eingabefenster, Vor-/Zurück-Buttons etc. ausblenden, auf Wunsch (und damit: in der Regel) bleibt sie aber stehen. Sie nimmt dabei exakt 56 Pixel eines 480 Pixel hohen Bildschirms ein. Diesen Platz opfert man gerne, wenn man dafür alle Funktionen nur einen Klick entfernt hat. Überhaupt kenne ich keinen mobilen Browser, der nicht die gesamte verfügbare Bildschirmfläche für die Anzeige des Seiteninhalts nutzen kann. Alle diese Browser kommen ohne das von Fennec erfundene Zauberland jenseits des Seitenrandes aus und bringen noch wesentlich mehr Funktionalität in gut durchdachten User Interfaces unter.

Bleibt die Frage, warum Fennec dennoch so viel mediale Aufmerksamkeit erzielt hat und so viele Lorbeeren erntet. Ein Fennec-Entwickler hat diese Frage vorab in seinem Blog beantwortet: Visual Momentum and Physics are compelling. Nothing shouts “sexy!” like pretty animations and a physics engine. - Ja! Es ist einfach lustig, die Seite mal nach links, mal nach rechts zu schieben und dann auf coole Knöpfchen zu drücken. Das macht viel mehr Spaß als so ein dröges Menü, das wir schon aus 100.000 Desktop-Anwendungen kennen. Das Problem ist nur: Nach ein paar Tagen Scrollen nach links und noch drei Tagen Scrollen nach rechts ist der Spielfaktor weg. Dann bleibt der Alltag. Spätestens dann will man wieder schnell zurückblättern können beim Surfen - oder eine Seite offline speichern, weil man im Zug zwischen Berlin und  Züssow keinen UMTS-Empfang hat. Dann wirds ärgerlich mit Fennec.

Zu befürchten steht, daß es tatsächlich ärgerlich wird: Die Bande zwischen Nokia und Mozilla sind eng. Es wird kein Zufall sein, daß die Nokia-Tablets derzeit die einzigen Geräte mit Fennec sind. Ich gehe davon aus, daß die nächste Version von Maemo von MicroB auf Fennec schwenkt. Hoffentlich lernt man bis dahin aus den gröbsten Fehlern.


Baden: Bodenkunst

Kreidezeichnungen in BadenEigentlich gibts ja wirklich schöne Fotos vom Sonntagsausflug nach Baden. Aber was seh ich dann am Weg zurück zum Bahnhof? Die gleichen Markierungen, die mir schon im Februar 2006 aufgefallen sind! Unglaublich, daß das immer noch zu lesen ist. Die Dingen haben Wind und Wetter überdauert. Immer noch gräbt hier die Post. In Baden bleibt die Zeit eben wirklich stehen!

I❤Apple: Bonjour, N800!

Selbstgespräche mit AvahiIch habe Apple ja immer geliebt. Seit heute weißt ich auch, warum: Ich kann mit mir selber chatten! ;)

Beim Durchprobieren verschiedener Chat- und Instant-Messaging-Programme für mein Nokia N800 bin ich über Pidgin gestolpert (befindet sich im Maemo Extras Repository). Dabei ist mir im Application Manager ein wunderliches Zusatzpaket mit dem Namen „Pidgin Bonjour Support“ aufgefallen, das ich sicherheitshalber mit installiert habe. Wer weiß, wofürs gut ist?

Ich weiß es - allerdings erst jetzt, nachdem ich mit mir selbst gesprochen habe: Das Ding führt nämlich dazu, daß die beiden in meinem Netzwerk aktiven Chat-Programme sich sofort gegenseitig finden und „Oskar Welzl“ am Desktop-PC mit dem „Oskar Welzl“ am N800 einen freundlichen Chat führen kann, auch ohne Verbindung zum Internet.

Hintergrund: Bonjour ist einer der vielen Namen für die von Apple entwickelte mDNS/DNS-SD-Technologie. Unter GNU/Linux heißt das entsprechende Service Avahi, Apple selbst nannte es früher einmal Rendezvouz. Gedacht ist es eigentlich dafür, daß Geräte in einem Netzwerk einander mitteilen, welche Dienste (Fileserver, Drucker, …) sie zur Verfügung stellen. Im Idealfall lassen sich diese Services dann ohne weitere Konfiguration im LAN nutzen.

Findige Köpfe haben auf dieser Basis die Jabber-Erweiterung XEP-0174: Serverless Messaging entwickelt. Die funktioniert genialisch einfach: Man richtet auf seinem eigenen Gerät ein Chat-Konto ein, das man mit nichts anderem als dem eigenen Namen konfigurieren muß. Sobald dann im gleichen LAN ein ebenfalls mDNS/DNS-SD-fähiger zweiter Chat-Client auftaucht, sieht man den Namen des Benutzers automatisch in seiner Kontaktliste und kann zu chatten beginnen.

Bei Pidgin am Desktop hatte ich dieses Leistungsmerkmal bereits mitkonfiguriert, ohne daß es mir bewußt war. Am N800 muß man dafür das erwähnte Paket „Pidgin Bonjour Support“ nachinstallieren. Aber auch der von Nokia auf Telepathy-Basis entwickelte Standard-Chat-Client am N800 kann mit mDNS/DNS-SD umgehen: Man muß dafür nur die noch als holprige Beta qualifizierten Erweiterungen, die unter dem Namen RTCOMM-Update angeboten werden, installieren. (Diese Updates enthalten übrigens auch auch AIM, IRC, Yahoo!, MSN und alle möglichen anderen Chat-Protokolle und sind durchaus empfehlenswert. Leider ist die Homepage veraltet und zeigt nicht mehr auf den aktuellen rtcomm-beta-installer; man muß stattdessen in diesem Verzeichnis nach der jüngsten Version suchen.)

Vielleicht sind Selbstgespräche vom N800 zum Desktop kein wirklich überzeugendes Anwendungsbeispiel für diese Technologie. Es gab aber tatsächlich eine Situation, in der dieser selbstkonfigurierende Chat auf vernünftige Weise zum Einsatz kam: Beim letzten Maemo-Summit in Berlin trafen einander mehrere hundert Menschen zum ersten Mal „im echten Leben“. Man kannte allerdings die Namen der anderen Teilnehmer, da die meisten in Blogs, Foren oder Mailinglisten elektronisch miteinander in Kontakt standen. Von diesem Treffen sind Situationen überliefert, in denen ein Konferenzteilnehmer plötzlich einen ihm bekannten Namen am Display seines N800 entdeckt und ihn angechattet hat: „Hey, heb mal Deine Hand! Ich will endlich mal sehen wer Du bist.“ Das ist eben Apple-Know-How. ;)


Landeshauptmann der Herzen

Königin der HerzenIch konnte nicht anders, ich mußte die Fernsehübertragung aus Klagenfurt sehen.

Harald Scheucher spricht vom Landeshauptmann der Herzen. Die Peinlichkeiten kennen keine Grenzen. Ich warte auf die Ankündigung des Musicals „Jörg!“, das „Evita“ in den Schatten stellen wird. Ganz sicher wird es bei meinem nächsten Besuch in Kärnten dort „Jörg Tränen“ zu kaufen geben - stilgerecht natürlich mit Wodka.

Eigentlich sollte das alles Angst machen. Tut es aber nicht mehr: Es ist zu viel. Wenn Uwe Scheuch versucht, fett aufgetragene Phrasen der Rührung mit BZÖ-Wahlkampf zu verquicken, dann ist das mehr Selbstpersiflage als sonst irgendetwas. Es erreicht den Fremdschäm-Faktor der „Leider Nein“-Kandidaten aus Casting-Shows. Schade eigentlich, daß nur ORF Kärnten bis zum Ende überträgt. Schade, daß die Familie das alles aus der ersten Reihe ertragen muß.


FOAF, SIOC: URI Squatting in RDF

Eigentlich hätte das ja, zur Feier von RDFa, ein Artikel nach dem Muster von „RDFa à la twoday“ werden sollen. Der kommt vielleicht auch noch. Die pure Verzweiflung über den den Umgang mit URIs muß ich mir aber vorher noch von der Seele schreiben.

URIs können (grob vereinfacht) alles bezeichnen: Information über die Preise einer Frühstückspension (wie z.B. http://members.aon.at/neumair/zimmer_de.htm) oder mich als Person (ich habe die URI http://www.welzl.info/id/oskar.welzl). Alles kann (und soll) eine URI haben. Das ist die Grundlage des Semantic Web, damit wird die Möglichkeit geschaffen, über alles und jedes Aussagen zu treffen und diese Aussagen miteinander zu verknüpfen. Nur eines darf nicht passieren: daß für zwei verschiedene Dinge die gleiche URI verwendet wird. Das ist logisch: Wenn wir für Spinat und Schokokuchen das gleiche Wort hätten, wüßte der Kellner nicht, was er bringen soll.

In populären RDF-Vokabularen wie FOAF und SIOC kommen aber Bezeichnungen vor, die dazu verführen, URIs doppelt zu vergeben. In der Praxis passiert auch genau das. Die wichtigsten Vertreter dieser Gattung sind sioc:Forum, foaf:weblog und sioc:Site.

Warum verführen diese Bezeichnungen zur doppelten Vergabe von URIs? Der Klassiker ist sioc:Forum, das URIs als Diskussionsbereich auszeichnet, in dem Einträge gemacht werden. Mein Weblog hier ist ein sioc:Forum. Das Userforum auf internettablettalk.com ist ein sioc:Forum. Was passiert also naheliegenderweise in der Praxis? Eine RDF-Aussage „http://oskar.twoday.net/ ist vom Typ sioc:Forum“ wird angereichert mit Informationen wie „http://oskar.twoday.net/ hat 1455 Postings“ und „Der User Zorra hat einen Artikel auf http://oskar.twoday.net/ geschrieben“. Das sind Aussagen, die bezüglich meines Weblogs korrekt sind.

Dummerweise gibt es aber neben meinem Weblog auch noch etwas anderes, das bezeichnet und beschrieben werden will: die Seite, die der twoday-Webserver beim Aufruf von http://oskar.twoday.net/ zurückliefert. Die Übersichts- oder Einstiegsseite also. Auch sie ist, ebenso wie das Weblog als ganzes, eine information resource. Auch über diese Übersichtsseite möchte ich Aussagen treffen können: daß derzeit 16 Artikel auf ihr zu sehen sind zum Beispiel („http://oskar.twoday.net/ hat 16 Postings“) oder daß sie valides XHTML ist („http://oskar.twoday.net/ ist XHTML 1.0“).

Die Aussagen über mein Weblog als Gesamtheit und über die Übersichts-/Einstiegsseite widersprechen einander bzw. sind für die jeweils andere Ressource nicht wahr: Der User Zora hat zwar einen Eintrag auf meinem Weblog verfaßt, der Eintrag erscheint aber nicht auf der Einstiegsseite. Und auch wenn mein Weblog tatsächlich 1455 Postings hat, für die Einstiegsseite ist diese Aussage falsch, genauso wie die Annahme, das Blog sei in seiner Gesamtheit sei valides XHTML. Das Weblog und die Einstiegsseite sind also zwei unterschiedliche Dinge, die unterschiedliche URIs benötigen. Weil die einzelne Übersichtsseite noch eher das ist, was der Webserver beim Aufruf der URI zurück liefert, hätte ich grundsätzlich vorgeschlagen, für die andere Ressource (also das Weblog, das Forum, …) eine neue URI zu erfinden. Das geht: Im Semantic Web ist das Erfinden neuer URIs für irgendwelche Dinge tägliche Praxis.

Tatsächlich aber werden „da draußen in der Wildnis“ die jeweiligen URIs der Einstiegsseiten von Blogs/Foren/… als Bezeichner für das gesamte Blog/Forum/… verwendet. Das ist zunächst nicht falsch - nur extrem unpraktisch, weil es die Verwendung der gleichen URI für die dazugehörige Einstiegsseite verhindert oder aber zu widersprüchlichen und falschen Aussagen führt.

In meinen ersten Experimenten mit SIOC wollte ich alles richtig (und damit anders als alle anderen) machen: Ich habe für mein Blog die URI http://www.welzl.info/rdf/twoday#oskar.twoday.net erfunden, an dieser Adresse ein paar Daten zum Blog und den Link auf http://oskar.twoday.net/ hinterlegt. Bis heute bin ich der Ansicht, daß das ein korrekter Ansatz war. Je länger ich mich dann aber nicht nur mit dem Erstellen, sondern auch mit dem Verarbeiten und der für Menschen lesbaren Darstellung von RDF-Informationen beschäftigt habe, desto klarer ist mir geworden, daß dieser Ansatz nur beschränkt praxistauglich ist. Das Semantic Web muß die Antwort auf die Frage geben können, welche Informationen zum Weblog mit der Adresse http://oskar.twoday.net/ zur Verfügung stehen. Kein Mensch wird je nach dem von mir erfundenen http://www.welzl.info/rdf/twoday#oskar.twoday.net suchen. Außerdem gehen die meisten Tools zur Darstellung von RDF davon aus, daß man auf Links mit der Eigenschaft foaf:weblog oder sioc:Forum einfach klicken kann, um zum jeweilig Blog oder Forum zu kommen. Diese Annahme ist zwar nicht durch die Spezifikationen gedeckt, aber sie ist verständlich.

Dazu kommt ein anderer Aspekt: Die Trennung in eine URI für „das Blog von Oskar Welzl“ und eine zweite URI für „die Einstiegsseite des Blogs von Oskar Welzl“ würde sich als „best practice guideline“ nie durchsetzen lassen. Es ist einfach zu kompliziert. Gerade die populären FOAF- und SIOC-Vokabulare werden von vielen RDF-Einsteigern genutzt (dazu zähle ich mich selbst), die eine solche Trennung nur durchführen, wenn sie verbindlich im Vokabular verankert statt nur empfohlen ist.

Seit gestern heißt mein Blog im semantischen Web nun wieder http://oskar.twoday.net/ - ich habe zum ersten Mal seit Jahren das Pragmatische über das Richtige gestellt. Seither habe ich Depressionen und Bauchweh. Es stimmt einfach nicht. Es ist nicht richtig. Wie käme man aus dem Dilemma raus?

Am einfachsten und saubersten wäre eine klare Neudefinition in den betroffenen Vokabularen. Im Fall von foaf:weblog könnte das ganz einfach die Änderung der Beschreibung sein: Derzeit ist es definiert als a weblog of some thing (whether person, group, company etc.). Dies könnte geändert werden auf „The entry point of (or place to bookmark for) a weblog of …“. FOAF kennt ein ähnliches Konzept bereits für foaf:accountServiceHomepage: Dort wird in der Definition ausdrücklich auf die homepage of the service Bezug genommen. Bei SIOC ist die Sache etwas komplexer, da sich das gesamte Vokabular mit Konzepten wie „… ist Teil von …“ auf das sioc:Forum (und nicht auf seine Einstiegsseite) bezieht. Hier wird nichts anderes übrig bleiben als das Konzept der Website (als Sammlung von einzelnen Seiten) deutlicher von dem der dazugehörigen Einstiegsseite zu trennen.

Überhaupt würde ich mir ein knappes Vokabular zur Beschreibung einer Website wünschen: Ganz unabhängig von Foren und Blogs beziehen sich RDF-Statements immer wieder auch auf ganze Websites. Es wäre praktisch, wenn man die in solchen Fällen gleich bleibenden Grundstrukturen (Website hat Hauptseite, Seite X gehört zur Website Y, …) sauber in RDF darstellen könnte. (Ein solches Vokabular ließe sich außerhalb von SIOC und FOAF entwickeln und dann von beiden Projekten nutzen.) Derzeit werden durch die Verwendung der URI der Einstiegsseite als Bezeichner für die gesamte Site Aussagen über genau diese Einstiegsseite unmöglich gemacht - URI-Squatting eben.


Ich seh aus wie 29

Rolf Rüdiger und ichMein Friseur beschneidet mich und verabschiedet sich mit den Worten: „So, jetzt schaust wieder aus wie auf den Bildern in deinem Blog!“ Na! Das ist Kundenbindung! Von den Bildern ist keines jünger als 10 Jahre. :)

(Irgendwas muß aber dran sein: Der türkische Taxler, der mich anschließend heim geführt hat, hat mir mehrmals erklärt: „Sie sind schön. So wie Sie ist ein schöner Mann.“ - Macht nochmal 2 Euro Schmeichelzuschlag beim Trinkgeld …)


Nokia N800/N810: Firmware-Update 4.2008.36-5

Eigentlich wollte ich das Firmware-Update vom 29.9.2008 für mein N800 blogmäßig ja einfach übergehen. Es gab zunächst einfach keine auffälligen neuen Funktionen (trotz einer sehr langen Liste geänderter Systemdateien), die eine Erwähnung gerechtfertigt hätten.

Nach zwei Tagen Betrieb stellt sich die Sache anders dar: „It's the battery, stupid!“ Es scheint so, als hätte Nokia diesmal vor allem darauf geschaut, den Stromverbrauch weiter zu reduzieren und so die Betriebszeit zu verlängern. Abgesehen davon braust der Browser jetzt schneller über Seiten, die ihn vorher kurz mal zum Stottern gebracht haben. Der einzige wirkliche Fehler, der behoben wurde, ist Bug #3304, der das Öffnen des Mail-Programms betrifft.

Lieber nicht ohne weiteres updaten sollten alle, die (unter anderem) einen eigenen Kernel laufen haben, den X-Server mit der sliderotate-Erweiterung verändert oder die Datei /home/user/MyDocs/.documents/osso_software_copyright.pdf in einen Symlink verwandelt haben. Nokia hat für das Zusammenstellen des fertigen Update-Pakets offenbar den Ferialpraktikanten abkommandiert, der nur die Standardkonfiguration berücksichtigt hat. Das Update kann daher, wenn das Tablet auf eine der hier erwähnten (zugegeben exotischen) Arten umkonfiguriert wurde, dazu führen, daß das Gerät gleich gar nicht mehr startet. Alles kein Problem, wenn mans weiß: Dieser Thread auf ITT (und vor allem dieses eine Posting darin) geben Auskunft über mögliche Probleme und Ursachen. (Auf meinem nur mittelmäßig mißbrauchten N800 gabs übrigens keine Schwierigkeiten.)

Was mich nach wie vor fasziniert ist die Tatsache, daß Firmware einfach so übers Internet aktualisiert wird, ohne daß man dabei Daten sichern und zurückspielen muß und alle bereits installierten Programme verliert. Das hat früher die Freude an solchen Dingen doch sehr getrübt. ;)


Nationalratswahl 2008: Ich bin begeistert

Die Nationalratswahl 2008 ist vorüber. Das Ergebnis ist ein persönlicher Triumph für mich:

Statt der üblichen 80-100 Besucher pro Tag konnte ich gestern 1.198 unique visitors zählen. Angelockt wurden die durch die hier vor längerer Zeit verwendete Überschrift „Nationalratswahl 2008: Ergebnis in Prozent“. Ich bin nicht nur Reichweitenfetischist, das ganze schlägt sich auch in klingender Münze nieder: Exakt 0,99 US-Dollar zahlt Google mir für die Anzeigen, die gestern auf dieser Seite geschaltet wurden.

Tja. Das waren also die positiven Aspekte der gestrigen NR-Wahl …


Don Gil mit den grünen Hosen

Theater im Stadl, GuntersdorfRainer entführt uns weit, weit weg: nach Guntersdorf bzw. Madrid, je nachdem. Im "Theater im Stadl" kommt es zu Verwechslungen, die trotz des an sich humorigen Stücks die Gehirnwindungen zum Rauchen bringt. Wichtigster Orientierungspunkt sind die grünen Hosen. Hoffentlich gehen die im 2. Akt jetzt nicht verloren. :)

Update: Be careful what you wish for! Am sehr turbulenten Ende standen vier Leute in grünen Hosen auf der Bühne. Rainer war einer davon. Lustig wars, hingehen!

Update 2: Details zum Stück, Fotos etc. gibts hier.


New Friseur on the Blog

Mein Friseur hat jetzt auch ein Blog. Dabei fällt mir ein - Zeit wirds wieder einmal …

Wer bei uns lebt, muß unsere Sprache lernen!

„Wer bei uns lebt, muß unsere Sprache lernen.“ und „Der Standart“Willi, ich wähl Dich! Endlich mal jemand, der ein bißchen unkonventionell agiert und auch den Mut dazu hat, sich über sich selbst lustig zu machen:

Auf der Straße hängen die Plakate mit dem Spruch Wer bei uns lebt, muß unsere Sprache lernen!, im Fernsehstudio hält Wilhelm Molterer ein Taferl mit der handgeschriebenen Quellenangabe „Standart“ hoch. Willi for Unterrichtsminister!

PS: Natürlich gibts auch ein Video dieses Stücks Fernsehgeschichte zum Immer-Wieder-Sehen.


Free As In Fre(e)mantle

Peter Schneider beim Maemo Summit 2008 (© Roope Rainisto)In Berlin ging gestern das an die OSiM angeschlossene Maemo Summit zu Ende. Alles in allem waren rund 200 Maemo-Entwickler rund vier Tage zusammen, um Erfahrungen auszutauschen (und zu feiern *g*). Die wirklich entscheidenden Neuigkeiten kamen dabei von Nokia selbst: viele Details zu Maemo 5 (Codename „Fremantle“).

Der wichtigste Punkt aus meiner Sicht ist ein weitergehendes Bekenntnis zu freier Software. Quim Gil stellt seine Präsentation über Nokias Sicht der Dinge auf seinem Blog zur Verfügung, und erstmals klingt alles nach einem durchdachten Konzept: Niemand macht hier jemandem etwas vor, Maemo ist kein ideologisches Projekt und 100% freie Software sind kein Ziel per se. Aber Nokia hat die wirtschaftlichen und technischen Vorteile erkannt. Mehr (und systematischer) als bisher wird auf freie Software gesetzt. Wenn die entsprechenden Projekte noch nicht dort angekommen sind, wo man sie für den Einsatz auf Nokia-Geräten gerne hätte, wird das Projekt selbst unterstützt (mit Geld oder von Nokia beigesteuertem Code), statt wie bisher hausintern an proprietären Ersatzlösungen zu stricken (Upstream is where the stuff really happens). Nur bei den Komponenten der Benutzerschnittstelle, dort, wo man sich für den Konsumenten sichtbar vom Mitbewerb unterscheiden möchte, will und wird man weiterhin nicht ausschließlich freie Software verwenden.

Technisch nicht wirklich interessant, aber fürs Marketing gut: Das neue User Interface wird die Grafikmöglichkeiten, vor allem die Hardwarebeschleunigung der OMAP3-Prozessoren ausnutzen. OpenGL bildet die Grundlage, Clutter wird Teil der neuen Oberfläche sein. (Bisher waren solche Effekte nicht möglich, da der im N800/N810 verwendete Chip Hardwarebeschleunigung nur in VGA-Auflösung zusammengebracht hätte.) Zumindest für die unter 25jährigen wird das den Spaßfaktor erhöhen. - Clutter ist übrigens ein interessantes Beispiel für das Engagement Nokias bei „unfertigen“ Projekten: Es wird von der mittlerweile von Intel aufgekauften Firma OpenedHand entwickelt. Intel ist mit den MIDs und Moblin Nokias Hauptkonkurrent auf diesem Markt. Bei Moblin verwendet Intel Nokias Hildon-Framework, Nokia unterstützt die Weiterentwicklung der nun im Intel-Lager angesiedelten Clutter-Bibliothek. Schöne freie Software-Welt …

Auffallend ist der für ein Gerät in Smartphone-Größe ungewöhnliche Hang zu Desktop-Technologien: Clutter (3D-Effekte), GUPnP (UPnP-Framework), upstart (schnellerer Systemstart), Meta Tracker (Indizieren von Metainformationen zu Dateien, ersetzt den proprietären metalayer-crawler), PulseAudio (netzwerkfähiger Soundserver), OHM (Hardwaremanagement), … Alle diese Technologien wurden für den Desktop entwickelt und werden nun Teil von Fremantle. Nokia lehnt sich dabei teilweise sehr weit aus dem Fenster: Vieles davon ist unfertig oder kaum erprobt. Geld, das Nokia für die Optimierung und Fehlerbehebung in die Hand nimmt, kommt mir damit unmittelbar auch auf meinem Desktop-Rechner zugute.

Zur Theorie kommt die Praxis: Einige der bisher proprietären Systemteile hat Nokia bereits als freie Software nachprogrammiert und das Ergebnis während des Meetings online gestellt. Ja, der lang erwartete freie WLAN-Treiber ist auch mit dabei.

Der Zeitplan für Maemo 5 ist ernüchternd, muß also realistisch sein: Eine erste Alpha wird für November 2008, eine Beta erst im Mai 2009 erwatet. Wann dann ein fertiges System steht und mit neuen, OMAP3-basierenden Geräten ausgeliefert wird, möchte man sich gar nicht erst vorstellen. Überhaupt war die Frage nach neuer Hardware die am häufigsten gestellte - und am auffälligsten ignorierte. In diesem Punkt hat die Veranstaltung mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Unter Umständen ist in diesem Zusammenhang die Präsentation von Erkko Anttila & Quim Gil bedeutsam, die als Hauptziele vom Maemo Internet+Multimedia+Computer nennt - das ist zwar inhaltlich nichts Neues, in der Kommunikation aber doch ein Schritt weg vom bisherigen „Nur-Internet Tablet“. Vielleicht bastelt Nokia intern an der marketingmäßigen Neuerfindung dieses Gerätetyps.

Alles in allem: gut gemacht. Die gröbste Experimentierphase bei Maemo scheint vorüber, soweit das bei einem Projekt dieser Art überhaupt möglich ist. Es gibt klare Spielregeln und definierte Schnittstellen hinaus in die Welt der freien Software. Mein persönlicher Wunsch an Nokia: Markteinführung eines neuen Tablets bitte entweder rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft oder so kurz vor dem 18. Juni. OK?


GDM Prefetch: Schneller zum Desktop

Gerade das Hochfahren des Systems und das Starten der grafischen Benutzeroberfläche nach dem Einloggen dauern unter GNU/Linux meist deutlich länger als unter proprietären Systemen, die von einem einzigen Hersteller kommen. Das ist eine zwingende Folge der Wahlfreiheit, die GNU/Linux auszeichnet. Trotzdem kann man an einigen Stellen spürbar nachbessern.

Zum Hintergrund: Im Vergleich zu GNU/Linux haben es Windows und OS X leicht. Jeder Teil des Betriebssystems weiß genau über die anderen Komponenten Bescheid, weil alles aus einem Guß ist und es keine Alternativen gibt. Die Abläufe lassen sich so viel besser koordinieren. Ein gutes Beispiel ist der Login-Vorgang:

Während Windows auf meinen Benutzernamen und mein Kennwort wartet, rattert die Festplatte ununterbrochen weiter. Kein Wunder: Egal was ich beim Login eingebe, es ist ziemlich klar, welche Programme und Dateien nachher benötigt werden. Logischerweise werden diese Dateien daher gleich geladen und im Hintergrund gestartet, damit anschließend alles schneller geht.

Bei GNU/Linux ist das von Grund auf anders: Ich kann mich beim Login für Gnome, KDE, Fluxbox, Xfce oder irgendeine andere Desktop-Umgebung entscheiden; möglich ist auch, daß ein Systemadministrator pro Benutzer andere Desktop-Umgebungen eingerichtet hat. Im Ergebnis bedeutet das: Erst nachdem Benutzername und Kennwort eingetippt und bestätigt sind ist klar, welche Programme und Dateien benötigt werden. Vorher sitzen vier Prozessorkerne à 1,4 GHz gelangweilt rum und sind ausschließlich damit beschäftigt, die Tastatureingaben beim Login zu verarbeiten.

Gottseidank läßt sich dieses Verhalten anpassen: Das Login-Programm GDM zum Beispiel kann so eingerichtet werden, daß es schon während des Logins alle Dateien (Programme, Bibliotheken, Schriften,...) lädt, die man in der Datei /etc/X11/gdm/gdmprefetchlist angibt. Schöne Sache. Nur: Wie befüllt man diese Prefetch-Liste? Mit anderen Worten: Woher weiß ich, welche Systembibliotheken und Hilfsdateien geladen werden müssen? Zwar gibt es eine Voreinstellung, die von GDM mitinstalliert wird. Die ist allerdings nicht nur sehr rudimentär, sonder de facto nutzlos, weil eben kein GDM-Entwickler wissen kann, was nach meinem Login auf meinem Rechner passieren wird.

Lösung: selber basteln. Mit dem Befehl lsof -u name bekommt man eine Liste sämtlicher Dateien, die für Prozesse des Benutzers „name“ (muß eben durch den eigenen Login-Namen ersetzt werden) geöffnet sind. Ein bißchen awk-Zauberei bringt diese Liste in ein vernünftiges Format, sortiert sie und befreit sie von unnötigen Versionsangaben bei Bibliotheken:

lsof -u name | awk '$4 ~ "(mem|txt)" {sub(".so(.[0-9]+)+", ".so", $9); print $9}' | sort -uo /tmp/prefetch-files.lst

Dieses Wundermittel habe ich im gentoo-Forum gefunden. Man läßt es laufen, nachdem man den üblicherweise verwendeten Desktop ohne prefetch gestartet hat und verwendet das Ergebnis (/tmp/prefetch-files.lst) als neue gdmprefetchlist. Der Witz dabei: Wenn man z.B. schon mal Firefox und Evolution startet und die Befehlszeile erst dann laufen läßt, werden auch die für diese Programme benötigten Dateien mitgeladen und der Start entsprechend beschleunigt. Bei viel RAM (und das hab ich) kann sich das auszahlen, wenn man ohnehin fast immer die gleichen Applikationen verwendet.


Song Contest 2009 ohne ORF

Wenn die Quellen der Kleinen Zeitung verläßlich sind, gibt's auch 2009 keinen Beitrag aus Österreich beim Song Contest. Die Regeländerung ganz im Sinne des ORF konnte die beleidigten Herren am Küniglberg nicht gnädig stimmen.

Kaum war die Meldung online, war Österreich in den einschlägigen internationalen Foren wieder die Lachnummer des Tages: Die machen erst wieder mit, wenn die Regel eingeführt wird, daß Österreich jedes Jahr gewinnt oder Gut so; drei Minuten unserer Zeit, die wir sinnvoll verbringen können! liest man da. - Also: Sollte irgendwann wieder einmal jemand für Österreich an den Start gehen, wird er von Anfang an mit hohen Sympathiewerten fertig werden müssen …


HSDPA, OMAP3, hochauflösende Kamera

Diese Gemeinheit bringt nur Nokia auf die Reihe: Ari Jaaksi beginnt seine heutige Präsentation mit den Worten No product presentation today - um dann im Detail darzulegen, welche Hardwarefeatures die neue Softwaregeneration Maemo 5 unterstützen wird … Den Mund wässrig machen dabei vor allem:
  • HSDPA als weitere Verbindungsmöglichkeit neben Bluetooth, WLAN und WiMAX; allerdings: nur Datenverbindungen, keine Voice-Calls („It's not a phone“)
  • ein OMAP3430 Prozessor mit einem ARM-Cortex-A8-Kern. (Die ARM-Cortex-Reihe bringt die Augen der Geeks zum Glitzern: noch gibt es kein serienreifes Gerät mit dieser Technologie, die technischen Daten und Prototypen sind aber beeindruckend.)
  • eine hochauflösende Kamera

Kein Einführungsdatum, kein Preis, kein Produktname … Nur ein verwirrter Nokia-Angestellter, der seinen Chef nach dem Vortrag im Foyer fragt, ob er den Prototyp am Freitag jetzt herzeigen darf oder nicht. Aaaaahhhhh!

Wohltuend die Betonung, die Jaaksi auf die Arbeit mit Upstream-Projekten legt: Den gesamten Code für 3G/HSDPA hat Nokia noch heute dem offiziellen Linux-Kernel zur Verfügung gestellt. Weitere Code-Teile für den OMAP3430 sollen in den nächsten Wochen folgen. Texas Instruments hat (auf wessen Druck auch immer …) seine Politik geändert und legt die Spezifikationen für Chips der OMAP3-Reihe nun offen, was eine wesentlich bessere Unterstützung der Hardware ermöglicht. (Viele der Möglichkeiten des im N800/N810 verbauten OMAP2420 können am Internet Tablet nicht genutzt werden, weil es keine Dokumentation darüber gibt, die den Zugriff mit freier Software erlauben würde.)

Ich weiß also jetzt, was kommt … aber ich habs noch nicht gesehen. Und wenn die am Freitag tatsächlich nur den zum Maemo Summit eingeladenen Entwicklern hinter verschlossenen Türen einen Prototypen zeigen, dann krieg ich die Krise: Ich wollt ein Foto neben diesen Eintrag stellen, verflucht noch mal! ;)


Meeting statt neuem Nokia Internet Tablet?

Ausgerechnet heute! Ich bin ganztägig zugepflastert mit Meetings, und in Berlin findet die OSiM-World 2008 statt. Daß diese Veranstaltung von Nokia dazu genutzt werden wird, um Neuigkeiten über die Internet Tablets bekannt zu geben, habe ich ja bereits vermutet. Die entsprechenden Gerüchte haben sich in letzter Zeit auch verdichtet.

Jetzt gerade lese ich im Blog von ThoughtFix (der in der Regel über Insider-Information verfügt und durch NDAs gebunden ist) unter dem Titel The Last Internet Tablet:

Major changes are on the way for the Nokia Internet Tablet line. Here's the partial scoop: The "Internet Tablet" line may be ending in name but the maemo platform is going strong. Wait a few hours, watch this space, and there will be more.

Um 11:55 Uhr ist eine Rede von Ari Jaaksi, dem Produktverantwortlichen bei Nokia, angesetzt. Wahrscheinlich wissen wir dann schon mehr. 11:55 Uhr - da bin ich grad in einem der ungemütlichsten Besprechungsräume und soll mich bis 16:00 Uhr auf Dinge konzentrieren, die mit den Tablets aber auch gar nichts zu tun haben. Aaaahhh!