Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Alles und noch mehr



MyTaxi, Wiener Funktaxizentralen, Uber: Der App-Vergleichstest

Taxi mit App rufen Rund ein Viertel ihres Einkommens geben Österreicher monatlich fürs eigene Auto aus. (Wer das jetzt für einen unrealistischen Wert hält, hat vergessen, die anteiligen Anschaffungskosten bzw. den Wertverlust mit reinzurechnen.) Je nach Modell belaufen sich diese monatlichen Kosten nach ÖAMTC-Berechnung auf zwischen € 366,- und € 2.400,-. Im Schnitt (Durchschnittseinkommen eines Durchschnittshaushalts) kommen wir auf ca. € 500,- pro Monat, die in den Budgettopf „eigenes Auto“ fließen. (Und da sind Schmankerl wie gebührenpflichtige Parkplätze und unvorhergesehene Kosten noch gar nicht mit eingerechnet.)

Wer kein eigenes Auto hat, kann um dieses Geld ziemlich oft mit dem Taxi fahren. Genau so mach ich das: Gleiche Kosten, keine Scherereien mit Parkplatz oder teuren Reparaturen, sinnvoll nutzbare Fahrtzeit. So weit, so vernünftig.

Bis Juni war ich in der Wahl meiner Taxis ziemlich unflexibel: Ich hab einfach die MyTaxi-App verwendet und nicht weiter drüber nachgedacht. Nachdem dann aber die berüchtigte Rabatt-Affäre mein ohnehin schon eher gespanntes Verhältnis zum Kundendienst der Daimler-Tochter endgültig vergiftet hat, habe ich mich nach anderen Handy-Apps umgesehen, die vergleichbare Funktionen bieten. Angeboten haben sich Uber und die Apps der zwei großen Wiener Taxifunk-Zentralen. Nach über drei Monaten Praxistest kann ich nun einen durchaus fundierten Erfahrungsbericht abliefern.

Die Details zu den Apps folgen unten. Beginnen wir mit der in solchen Fällen zwingenden Tabelle:

  Apps 40100, 31300 Uber MyTaxi
Usability☆☆☆★★★★★☆
⌀ Preis (Referenzstrecke vom 17. in den 2. Bezirk)€ 20,-€ 12,-
(Uber X;siehe unten)
€ 20,-
Stammfahrer
Planbarer Preis unabhängig von Auslastung
Vorbestellung möglich
(siehe unten)
Komfortautos verbindlich bestellen
(gegen Aufpreis)
Unverbindliche Zusatzwünsche möglich
Bargeldlose Bezahlung per App
(siehe unten)
(ausgenommen Trinkgeld)
Qualität Fahrer★☆☆★★★★★☆
(ohne Berücksichtigung Stammfahrer)
Qualität Autos★★☆★☆☆
(ohne Berücksichtigung Uber Black)
★★☆
(ohne Berücksichtigung Stammfahrer)
Kundendienst★☆☆★★★☆☆☆
Bezahlung ohne App (Bargeld, Karte)
Schätzung Anfahrtszeit vor Bestellung
Live-Anzeige der Anfahrt auf Karte
Anzeige des Preises während der Fahrt
Fahrer mit guter Bewertung werden bevorzugt
⌀ Anfahrtszeit3min8min6min
Direkte Kontaktaufnahme mit Fahrer während der Anfahrt

Was gibts im Detail zu den Taxi-Apps zu sagen?

MyTaxi

Im Gegensatz zu Uber hält MyTaxi sich an die Spielregeln der Branche und kann daher nicht über kreative Preisgestaltung punkten. Stattdessen versucht man es über einen gegenüber 40100 oder 31300 deutlich höheren Qualitätsanspruch.

Die App selbst ist solide und erfreut durch sinnvolle Verzahnung mit dem Betriebssystem. Für die schnelle Bestellung ist man im Vergleich zu Uber etwas übers Ziel hinaus geschossen: Weniger Knöpfchen wären hier mehr. Punkteabzug gibts für die immer wieder aufgetretenen und lange nicht behobenen Fehlfunktionen. Es hat den Anschein, als ob Updates oft zu wenig getestet veröffentlicht wurden. Mit den Fehlern mußte man dann monatelang leben.

Wesentliches Alleinstellungsmerkmal und vor allem für Vielfahrer unbedingt empfehlenswert ist die Stammfahrerfunktion: Nach der Fahrt kann ein besonders freundlicher Fahrer in die Liste der Stammfahrer aufgenommen werden. Ist bei der nächsten Bestellung ein Stammfahrer frei und in einer vertretbaren Entfernung, wird er (auf Wunsch) bevorzugt angefragt. Auf diese Weise baut man als Kunde sein eigenes Team von qualifizierten Privatchauffeuren auf und reduziert unangenehme Erlebnisse beim Taxifahren auf ein Minimum.

Ebenfalls qualitätssteigernd: Zwar drängen alle drei verglichenen Apps den Kunden dazu, nach der Fahrt eine Bewertung abzugeben. MyTaxi scheint aber als einzige Vermittlung die durchschnittliche Bewertung tatsächlich stark zu berücksichtigen, wenn es um die Zuteilung von Kundenaufträgen geht. Bei Uber empfinden die Fahrer die Bewertung eher als Spiel, bei 31300/40100 wissen sie nicht einmal, daß es sie gibt. MyTaxi-Fahrer hingegen freuen sich über "5 Sterne", weil gute Bewertungen mehr Aufträge und somit mehr Geld bedeuten. Sie strengen sich daher auch an, was unterm Strich wieder dem Kunden zugute kommt.

Alles in Ordnung also bei MyTaxi? Absolut nicht. Während sich die Fahrer selbst tatsächlich um den Kunden bemühen, hält man in den Büros des Unternehmens wenig vom selbstauferlegten Qualitätsstandard. Mails werden nicht nur verspätet beantwortet, man erwischt auch regelmäßig die falschen Textbausteine. (Eine Beschwerde über einen Fahrer wurde beantwortet mit Danke für die Anregung, wir werden sie an unsere Programmierer weiterleiten.) Zwischen den Zeilen schwingt einfach sehr deutlich mit: Der Weltkonzern Daimler braucht sich um die Abwicklung einer 14-Euro-Fahrt in Wien nicht kümmern. Uber sieht das ganz anders und saugt mit seinem Angebot Uber unzufriedene Kunden von Daimler ab.

Uber

Uber ist ein problematisches Konstrukt. Daß die Fahrten mit dem Produkt „Uber X“ im Schnitt um ca. 50% billiger sind als Fahrten nach dem Taxitarif, lockt Kunden an. Gleichzeitig bedeutet das: Der Fahrer verdient entsprechend weniger. Dazu kommt, daß Uber laut Aussage mehrerer Fahrer rund 20%-25% des Fahrpreises als Vermittlungsprovision einbehält. Zum Vergleich: Konkurrent MyTaxi gibt sich mit einem Euro pro vermittelter Fahrt zufrieden.

Vor allem wird Uber mit Recht kritisiert, weil es in einer streng geregelten Branche tätig ist, ohne die Vorschriften zu befolgen. Taxitarif, Taxiprüfung, Taxischein, … Mit formalen Tricks drückt sich Uber um diese Rahmenbedingungen herum, bedient aber den gleichen Markt. Der Gesetzgeber wäre hier gefordert, auf die eine oder andere Weise gleiche Spielregeln für alle zu schaffen. (Der Wegfall der Taxilizenz führt z.B. dazu, daß manche Fahrer überhaupt nur Englisch sprechen und/oder nicht einmal die Hauptstraßen in Wien kennen.)

Wer über die politisch-moralischen Aspekte des Angebots großzügig hinwegsehen kann (oder gerade Alternativen zu MyTaxi testen muß), findet in Uber einen durchaus interessanten Anbieter:

In Wien werden drei Produkte zu unterschiedlichen Preisen angeboten: Die Billigschiene Uber X (auf die sich die Tabelle oben großteils bezieht), die Luxusschiene Uber Black und Uber Van für größere Gruppen mit bis zu 8 Personen. Die letzten beiden Produkte kosten deutlich mehr als ein Taxi, die Preise liegen rund 50% über dem Taxitarif. Man kann/muß sich also entscheiden: Ein bequemes Auto, für das man aber auch wirklich viel zahlen muß (Referenzstrecke: € 28,-), oder aber eine möglichst billige Fahrt im kleinen Hyundai.

Die Preisgestaltung ist aus einem anderen Grund die Achillesferse des Systems: Uber hat keine Fixpreise. Die in diesem Artikel genannten Euro-Beträge sind Mindestpreise zu geschäftsschwachen Zeiten. Kaum steigt die Nachfrage, ziehen auch die Preise an. Vor der Bestellung wird der Kunde zwar darauf hingewiesen, daß die Preise für Uber X um den Faktor 2,1 angehoben wurden. Trotzdem bedeutet das: Aus dem Anbieter mit dem Billig-Image kann sehr, sehr schnell ein sehr, sehr teurer Spaß werden, wenn man nicht aufpaßt. Prominenter Aufreger in diesem Zusammenhang waren die 8fach erhöhten Preise zu Silvester. (Die Sache mit dem volatilen Fahrpreis ist auch der Grund dafür, warum eine echte, verbindliche Vorbestellung bei Uber als einzigem Anbieter nicht möglich ist: Man weiß nicht schon zum Zeitpunkt der Vorbestellung, was die Fahrt später kosten wird. Daher kann man nur so etwas wie unverbindliche Erinnerungen setzen.)

Im praktischen Umgang mit Uber bedeutet das: Man sollte sich nicht nur auf Uber verlassen und mindestens eine zweite App installieren. Neben den teilweise extrem hohen Preisen kommen ja auch noch die oft vor allem in den Randbezirken langen Wartezeiten dazu.

Lästig auch: Uber drängt seine Fahrgäste dazu, kein Trinkgeld zu geben. Eine Bezahlung ist sowieso nur bargeldlos möglich, das Dazurechnen von Trinkgeld ist (im Gegensatz z.B. zu MyTaxi) nicht möglich. Wer sich darauf nicht einlassen möchte und der Meinung ist, daß freundliche, talentierte Fahrer auch Trinkgeld bekommen sollten, der muß das an der App vorbei und in bar bezahlen. Klingt unkompliziert, ist es aber nicht: Kaum jemand hat den passenden Betrag in Münzen bei der Hand.

Positiv: Der erstaunlich professionelle Kundendienst. Beschwerden werden nach wenigen Minuten in einer perfekt auf die Kundenanfrage zugeschnittenen Mail beantworten. Großes Kompliment an denjenigen, der bei Uber die Formulierungsrichtlinien für Mitarbeiter entworfen hat. Die Gutschrift für die beanstandete Fahrt kommt noch vor der Mail. Absolut perfekt!

Ebenfalls hervorzuheben: Die großteils überdurchschnittlich freundlichen Fahrer. Die im Vergleich zu „echten“ Taxifahrern mangelnden Ortskenntnisse fallen in der Praxis so gut wie überhaupt nicht ins Gewicht: Jeder Uber-Fahrer hat ja immer auch ein Navi. Auch ob jemand deutsche oder englische Freundlichkeiten äußert, ist mir egal. Wichtig ist, daß ich mich während der 20minütigen Fahrt zusammen mit einem mir wildfremden Menschen wohl fühle; daß er so fährt, wie ich will; daß ich je nach Stimmung bespaßt oder in Ruhe gelassen werde; daß ich mit kleinen Extras wie einem Ladekabel fürs Handy auch im billigen Uber X positiv überrascht werde. Das alles klappt bei Uber unerwarteterweise besser als bei den „echten“ Taxiunternehmen. Volle drei Sterne also in der Tabelle.

Apps der Funkzentralen 40100, 31300

Die beiden Apps werden getrennt voneinander angeboten, sehen aber gleich aus, weil sie vom gleichen Entwickler kommen. Das Aussehen und die Bedienung erinnern an Windows 3.11 aus den 1990er Jahren. Für die Bedienung mit Fingern auf einem Touchscreen sind die Programme nur bedingt geeignet. Die schlechte Bewertung bei „Usability“ kommt großteils daher.

Die Bezahlung ohne Bargeld ist theoretisch möglich, spielt praktisch aber keine Rolle. Ein Kunde versteht unter bargeldloser Bezahlung die Hinterlegung einer Kreditkarte oder eines PayPal-Kontos direkt im Programm. Die Apps der Funkttaxi-Zentralen lassen angeblich die „Hinterlegung von Zahlungsmitteln“ zu. Allerdings habe ich bisher nur eine geheimnisvolle „Kundenkarte“ als mögliches Zahlungsmittel entdeckt - ohne Hinweis darauf, wie man zu so einer Kundenkarte kommt. Ich hatte daher wenig Skrupel, in der Tabelle den Punkt „Bargeldlose Bezahlung“ auf „Nein“ zu setzen.

Positiv: Die Taxizentralen mußten die Autos nicht extra für die App-Bestellung nachrüsten, es stehen einfach alle Wiener Funktaxis zur Verfügung. Für den Fahrgast bedeutet das extrem kurze Anfahrtszeiten. Ein Vorteil vor allem im Vergleich zu Uber und MyTaxi, die noch mit kleineren Flotten unterwegs sind und vor allem die Randbezirke nicht gut abdecken.

Fazit

Den Testsieger gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Stärken und Schwächen der Apps, zu unterschiedlich vor allem die Anforderungen der Kunden.

Wer einfach nur möglichst schnell ein Taxi haben möchte und vor allem auch beim Preis keine unangenehmen Überraschungen erleben will, der ist bei den klassischen Funktzentralen gut aufgehoben. Die Apps sind zwar unglaublich schlecht gemacht und bestellen schon auch mal die eine oder andere Fahrt, die man gar nicht wollte … Dafür ist die Abdeckung über ganz Wien nach wie vor unerreicht. Das Basisprodukt also für alle Fahrten, bei denen es schnell gehen soll.

Wer vor allem den absolut günstigsten Preis will und darauf etwas zu warten bereit ist, der ist mit Uber gut bedient. Mit dem Produkt Uber X kann man sehr billig zum Ziel kommen - wenn es nicht jetzt sofort und gleich sein muß. Gerade während der Hauptverkehrszeiten muß man schon bereit sein, seine Fahrt um mehr als nur ein paar Minuten zu verschieben, wenn man vom Minimum-Tarif profitieren möchte.

MyTaxi könnte für Vielfahrer eine Option sein, die den regulären Taxitarif zahlen und trotzdem lange warten möchten: Dann nämlich, wenn dem Kunden Qualität wichtiger ist als Wartezeit oder Geld und er Zeit in den Aufbau eine Stammfahrerliste investieren möchte. Könnte habe ich deshalb im Konjunktiv geschrieben, weil zur Qualität gerade bei Vielfahrern eben auch die des Kundendiensts gehört und das Unternehmen MyTaxi die größten Anstrengungen unternimmt, jedem von seinen Fahrern eventuell hinterlassenen positiven Eindruck nach Möglichkeit wieder ein negatives Erlebnis entgegenzusetzen. Wie auch immer: Da gibts noch Potential, wie man so schön sagt. :)


Kaputte Ansichtskarte

Puzzle als Ansichtskarte Na? Die Post ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Da hat uns doch vor einigen Tagen eine Ansichtskarte aus Trassenheide erreicht … und die war kaputt, in viele kleine Einzelteile zerbrochen! Ganz offensichtlich ist das am Postweg passiert. Kann ja gar nicht anders sein. :)

Es gibt aber nichts, was man nicht mit etwas Geduld und einer Tasse Espresso wieder hinbekommt. Wir haben uns also zum Wochenende hingesetzt, die Karte weder zusammengesetzt (der verkehrtrumme Kopf des Vogels hat uns verwirrt) und konnten dann auch den Text auf der Rückseite lesen.

Lieben Dank für die nette Überraschung und für den Spaß beim Zusammenbauen!


Linz: Geburtstagsfinale

Das Tier hat einen Ball gerissen Eigentlicher Anlaß für den Besuch in Linz war ja nicht die Klangwolke. Ehrlich gesagt: Ich hab vor der Abfahrt gar nicht gewußt, daß die dieses Wochenende stattfinden soll.

Nein, es ging darum, das freche Tier wieder einmal zu besuchen. Die Maus hat mich ja urlaubsbedingt jetzt schon mooonatelang nicht mehr gesehen. Außerdem war mein Geburtstag noch nicht zu Ende gefeiert. Mit der (ich nehm jetzt mal an: letzten) Packerlübergabe für heuer sind die Geburtstagsfestspiele 2016 wahrscheinlich die längsten seit 1967. :)

Das Tier macht seinem Ruf alle Ehre. Sie hat sich kein bißchen verändert. Während der zwei Tage hat sie zwei Ballis komplett zerfetzt und ein unidentifizierbares Stofftier so wütend ins Wasser des Biotops gefetzt, daß es nachher nicht nur wie eine tote Ratte ausgesehen, sondern auch so gestunken hat. Weg damit, mit den Ballis und dem Puppi. (Wobei die Sache mit dem „Puppi ins Wasser hauen“ weniger destruktiv ist, als sie im ersten Moment klingt. Meistens funktioniert das nämlich so: Hund will spielen. Hund wird 20 Minuten lang ignoriert. Hund läuft mit dem Spielzeug zum Wasser, hauts rein und schaut keck. Alle anwesenden Menschen springen wie von der Tarantel gestochen auf und tun ihr Möglichstes, um das Puppi zu retten. Hund steht im Mittelpunkt und hat gewonnen. Bei Schlechtwetter schießen wir das Spielzeug unter Kommoden und Sofas, wo auch Menschen nur mit Hilfsmitteln wie Stöcken und Schirmen rankommen. Gleicher Effekt.)

Es geht ihr also gut. Mein Bruder, von bösen Zungen in Bezug auf den Hund mittlerweile als Helicopter-Mom bezeichnet, hat ihr sogar ein Hundeplantschbecken bestellt, das wir dieses Wochenende aufgestellt haben. :)

Weil sie mich ganz sicher noch nicht genug abgeschleckt hat, muß ich wohl bald wiederkommen.


Linzer Klangwolke 2016: Ist das Kunst oder kann das weg?

Weil es sich zufällig so ergeben hat, daß wir am Klangwolken-Wochenende in Linz sind, waren wir gestern dort. Die Linzer Klangwolke 2016 mit dem Titel „Fluß des Wissens“ stand ganz im Zeichen des 50jährigen Bestehens der Johannes Kepler Universität. Aus diesem Grundgedanken hätte man viel machen können, der Titel „Fluß des Wissens“ deutete in die richtige Richtung. Die Umsetzung aber war ein entsetzlicher Reinfall.

Vorweg: Was ist die Linzer Klangwolke? Sie ist ein Spektakel, ein Volksfest. Jährlich kommen 100.000 Zuseher in den (dafür viel zu kleinen) Donaupark, um sich an einem unterhaltsamen Schauspiel aus Pyrotechnik, Lasereffekten und eingängiger Musik zu erfreuen. Das „Wow!“ steht im Vordergrund, der Gänsehauteffekt, den Musik und Feuerwerk gemeinsam erzeugen können … Wenn man sie denn läßt.

Der Dortmunder Frank-Martin Strauß, wenig bekannt unter seinem Künstlernamen FM Einheit, hats heuer verbockt. Gefühlte 50% der Zeit wurden mit gesprochenen Texten gefüllt. Obwohl das völlig unpassend war und dem Rahmen nicht gerecht wurde, waren diese Textpassagen eine Erleichterung im Vergleich zu dem, was zwischendurch als Musik ausgegeben wurde.

Die einzelnen Bilder waren lieblos aneinander gestöpselt. Es gab keine Dramaturgie, keinen Spannungsbogen, keine Erzählung in der Musik. Gelegentlich lockerten unmotivierte optische Effekte das dröge Geschehen auf, die aber in keinem Zusammenhang zum akustisch Dargeboten standen. In diesen Augenblicken hätte man sich gewünscht, daß bitte jemand die Stromversorgung der Lautsprecher unterbrechen könnte.

Peinliche Tiefpunkte der Veranstaltung:

Gleich zwei Mal wurde die Show für endlose BMW-Werbespots unterbrochen. Während die Musik unverdrossen weiterdudelte, rollte Auto um Auto mit der Aufschrift „100 Jahre BMW“ die Donau entlang. Der bewegende Moment wurde als Show-Highlight auf die Videowände übertragen.

Außerdem: Rektor Meinhard Lukas nutzte die Bühne und hob völlig unmotiviert mittendrin zu einer Rede an, in der er die Verfolgung der Wissenschaftler und die Beschränkung der Forschung in der Türkei kritisierte. Nicht falsch verstehen: Der Rektor einer Universität kann und soll zu diesem Thema seine Meinung äußern. Dies aber mitten in einem Volksfest zu tun, bei dem die Leut' eigentlich ein Feuerwerk sehen wollen, ist (um es höflich zu formulieren) unprofessionell.

Zwei Dinge waren tatsächlich gelungen:

Da war einerseits das beeindruckende Drohnengeschwader über der Donau, das für mehr als nur ein „Aaaaah“ und „Ooohhhh“ gesorgt hat im Publikum. Bezeichnenderweise kam dieser wunderschöne Formationsflug nur im Vorprogramm zum Einsatz, während der Klangwolke selbst waren die Drohnen nur in Nebenrollen zu sehen.

Andererseits natürlich das traditionell großartige Feuerwerk, das heuer von besonderer Qualität war - bzw. gewesen wäre. Jeder Vollhorst schafft es eigentlich, eine solche multimediale Show so aufzubauen, daß allles rundherum auf das Feuerwerk als erwartbaren und erkennbaren Schluß- und Höhepunkt zusteuert. Nicht so gestern: Aus den Lautsprechern drang belanglose, einschläfernde Fahrstuhlmusik, irgendwann brannte das Feuerwerk ab … Wären nicht Musik und Feuerwerk im gleichen Moment zu Ende gewesen, ich hätt geschworen, daß die Pyrotechniker am anderen Donauufer zu früh gezündelt haben. Aber nein, das war kein Ablauffehler. Das war so geplant.

Schade um den Abend. Was bei diesem finanziellen und organisatorischen Aufwand wunderschönes Theater werden hätte können, wurde zur verkopften Selbstdarstellung einiger von sich selbst zu überzeugter „Künstler“ und Nerds... und eines Rektors. Weder die Institution Klangwolke noch die Universität Linz haben diesen Dilettantismus verdient.


Was bleibt vom Urlaub?

Die Kaufmanns Wie schon im letzten Jahr gibts eine Reihe von Urlaubserinnerungen, die ins Böxli kommen, obwohl ich ihnen keinen eigenen Artikel gewidmet habe. Viele sind natürlich deckungsgleich mit denen aus 2015 (die Königin von Saba, Alberich, der Ghettogruß, …), ein paar sind aber auch neu dazu gekommen:
  • Man ist hier nicht ganz sauber.
  • Kaufmanns. Kaufmanns waren zwar eigentlich ziemlich sicher Ärzte, aber in der intellektuellen Entwicklung irgendwo zwischen Prozenten und Rabatten steckengeblieben. Lebensinhalt: Geschäfte machen, mehr einnehmen als ausgeben. (Und dabei so verhärmt dreinschauen wie Sarah Wiener.)
  • Dazu passend im doppelten Sinn: die Ahnfrau. Nie zuvor hat Lily Munster so böse geschaut.
  • Mikro-Taliban. Der lange und der runde waren wieder da, aber der Mikro-Taliban war heuer neu.
  • Das Kackkuh-Kind. Mist! Mist! Mist! Sogar der beste Koch der Insel hat mal kurz Pause gemacht, um das große Sommerspecial „Ich hol mir einen Donut“ in voller Länge zu sehen.
  • Zucker statt Red Bull geht auch.
  • Peggy, Peggy, Peggy …
  • Lotti, Lotti, Lotti …
  •  𝄞Es ist so nett das Duett mit uns beiden. Wär ich nicht ich, würd ich mich heut beneiden! 𝅘𝅥𝅯 𝅘𝅥𝅯
  • Krampfadern sieht man auch auf südländisch-dunkler Haut, wenn sie mal so richtig weit rausstehen. Das ist nach mehreren Tagen mit langer Hose enttäuschend.
  • Erstmals in all den Jahren waren wir kein einziges Mal in der Kaufhalle.
  • Steirerinnen bellen nicht nur, sie schimpfen auch ununterbrochen und mischen sich in Dinge ein, die sie nichts angehen.
  • Das Gehalt läßt man sich praktischerweise gleich in Złoty auszahlen.
  • … oder freut er sich nur, daß ihm überhaupt jemand Aufmerksamkeit schenkt?
  • … und bloß nicht -chen sagen zu ihm!

Ach, es war schon sehr lustig alles. Sogar Kaufmanns hatten ihren Unterhaltungswert, solange man sie aus der Ferne betrachten konnte. ;)


Zurück im Büro: Hascheehörnchen

Hascheehörnchen in der Kantine Ach Du liebe Zeit. Auf diesen Schock war ich nicht vorbereitet. Nach drei Wochen Urlaub (heißt: drei Wochen Gaumenschmaus) wartet nicht nur das Büro auf mich. Das war mir ja bewußt, darauf hab ich mich irgendwie eingestellt. Nein, schlimmer: Auch das Kantinenessen ist wieder Teil meines Lebens.

Heute am Programm: Hascheehörnchen. Die kann man eigentlich nicht verhauen, nicht einmal als großer Kantinenbetrieb. Und: Es ist etwas, was mir grundsätzlich schmeckt. (Eh klar: Nudeln gehn immer.)

Ich hatte nicht mit der Kreativität der Köche hier gerechnet. Das waren keine Hascheehörnchen. Das waren fünf Zentimeter lange, glasige, dünne Zwiebelfetzen (wäääh), Karotten (OK, geht), undefinierbare graue Fleischreste (wahrscheinlich kein Wursthaschee) und ein paar Alibi-Nudeln. Geschmeckt hat's nur nach Zwiebel. Da hätten sie die Nudeln und das Feisch auch gleich weglassen können. :(

War das hier immer schon so oder bin ich im Moment einfach nur verwöhnt?


Urlaub vorbei

Ankunft am Hauptbahnhof in Wien Da kann man sich jetzt nichts mehr schönreden. Spätestens dann, wenn einen der Schlafwagen um 7:02 Uhr am Wiener Hauptbahnhof ausspuckt, ist der Urlaub vorbei.

Der Himmel ist grau, es regnet, der Taxifahrer hat seine Umgangsformen auch noch nicht gefunden … es ist alles sehr tragisch.

Ob wir nicht doch nochmal kurz umdrehen und in einen Zug nach Berlin einsteigen sollten? :)


Berlin: Hans im Unglück

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Ach herrje! Wie konnte denn das passieren? Unser Hopfingerbräu am Berliner Hauptbahnhof ist nicht mehr. Stattdessen residiert hier ein Lokal mit dem Namen „Hans im Glück“. Alles, was es darüber zu sagen gibt, verrät die Speisekarte auf Seite eins. Dort gibt es nämlich eine Einleitung mit der Überschrift „Philosophie“. Des hob i scho gfressn.
Trotzdem sollte man sich die Zeit nehmen, die Karte ganz zu lesen. Es gibt zwar nur Burger und Salat (bye bye Bratwurst), aber irgendwie muß man die Zeit totschlagen. Bedient wird man hier nämlich nicht so schnell. Das liegt weniger an zu wenig Personal, ganz im Gegenteil: Ich habe noch nie so viele Kellner in einem Gastronomiebetrieb gesehen. Es liegt eher daran, daß diese vielen Kellner ihre Zeit mit gemütlichen Pläuschchen untereinander verbringen und sich hinter strategisch geschickt verteiltem Grünzeug vor dem Gast verstecken.
Wenn dann mal ein Arbeitseinsatz erfolgt, dann verraten Details die fundierte Berufserfahrung: Getränke werden einzeln zu den Tischen gebracht. (Lieber 5x gehen als ein Tablett benutzen.) Ob der große Espresso mehr kostet als der kleine, weiß man auch nicht. Das ist besonders verwirrend, weil man als Gast selbstverständlich davon ausgeht und gar nicht danach fragt.
Wir vermuten hinter dem Unternehmen ein Sozialprojekt für Jugendliche, die ins Arbeitsleben integriert werden sollen. Dafür spricht auch, daß unsere Kellnerin ihr schickes Hüfttascherl nicht mit Kuli, Block und Geldtascherl gefüllt hatte, sondern mit rosa iPhön, Schminkpinselchen und Lippenstift.
Die Burger? In einer Autobahnraststätte, in der es auch einen Burger auf der Karte gibt, würd ich ihn OK finden. Für ein Lokal, das sich auf Burger spezialisiert hat, war er fad. Langweilig und geschmacklos. (Preis übrigens zwischen €6,50 und €8,60.) Der Friesenhof-Burger war gschmackiger - und die Pommes dort waren auch viel besser.
Tatsächlich aber gibt es etwas, was hier empfehlenswert ist: Zum Schokokuchen wird eine Kugel Vanilleeis serviert. Die schmeckt!

Maik und Frau Pupke

2016-08-19-1804_q1
Angespornt von der Aussicht auf gutes Hallorén beim Heimkomnen sind wir nach Peenemünde gestrampelt. Maik war vollauf damit beschäftigt, einer kleinen Kundin ein Schiffchen aus Papier zu falten und es dann anzumalen. (Ich hab den schweren Verdacht, daß die vielen anderen Touristen und potentiellen Kunden von der Situation überfordert waren. Da steht ein Souvenirshop im Hafen, der einzige Verkäufer sitzt gemeinsam mit einer 3jährigen schiffchenfaltend am Boden und kräht durch die offene Türe hinaus: „Kommen sie ruhig rein, wenn Sie was möchten. Ich bin hier nur 10 Stunden am Tag eingesperrt, das hält man ohne solche Pausen nicht aus. Und der Boden mußte ohnehin wieder gewischt werden.“ Da haben Mütter ihre Kinder rasch fortgezogen. *LOL*)
Egal: Kaum hat Onkel Maik uns gesehen, war das Schiffchen mal kurz Nebensache. Er hat uns ganz aufgeregt „etwas ganz Großes“ angekündigt und ist in seinen weitläufigen Lagerräumen verschwunden. Zurück kam er mit einer von Elke Pupke handgeschriebenen U-Boot-Karte:

Lieber Oskar aus Wien,

mein neues Buch heißt Eine Sturmnacht in Bansin. Maik besorgt es, ich signiere es.

Elke

Ist. Das. Geil?!
Ich krieg eine handsignierte Pupke! Ich hab überhaupt noch nie ein vom Autor signiertes Buch bekommen. Hoffentlich klappt das jetzt alles, weil wir ja morgen schon fahren. Sicherheitshalber hab ich Maik meine Wiener Postanschrift hinterlassen. Irgendwie muß das Buch seinen Weg zu nir finden.
Der Onkel des kleinen Faltschiffmädchens, der Maik zwar offensichtlich eh kennt, die ganze Situation aber trotzdem mit großen Augen verfolgt hat, hat noch eine böse Idee geboren: „Ein Krimi ist das? Dann soll sie mit einem dicken Edding signieren. Quer über die letzte Seite.“
Wir haben ihm verziehen. Er hatte so ein nettes T-Shirt mit weisen Zitaten von Louis de Funès („Nein!“ - „Doch!“ - „Oooh!“). :)
Zurück gings im Eilzugstempo: Letzter Urlaubstag, Sonne, der Strand ruft. Sooo schön. Kaum Leute dort, ein Traum.
Ich weigere mich zur Kenntnis zu nehmen, daß ich heute nach dem Essen schon packen muß. :(

Krankenstand mit Betreuung

Mitten in der Nacht bin ich von einem stechenden Schmerz im rechten Auge aufgewacht. Tut immer noch höllisch weh, sobald ich das Augenlid schließe. (Und gerade das ist ja eine meiner liebsten Beschäftigungen.) Daher also heute Schonprogramm: Wir machen nichts, was die Augen mit Wind, Sand, Salz- oder Chlorwasser in Berührung bringt. Also essen wir. *LOL*
Zum Trost (und weil er meinen herannahenden Schmerz tief in seinem Innersten wohl schon gestern gespürt hat) hat uns unser Herr Smutje spontan zum Frühstück besucht. Da läßt es sich gut krank sein, wenn man so lieben Besuch am Krankenbett bekommt. (OK, es war das Frühstücksbuffet, nicht das Krankenbett im wörtlichen Sinn. Aber beides sind Orte, an denen der geschwächte Körper wieder zu Kräften kommt. *gg*)
Abgesehen davon, daß mich der junge Mann mit Angela Merkel verglichen hat (hab ich schon erwähnt, daß er manchmal keck ist? *gg*), wars eine sehr kurzweilige Unterhaltung. Auch der beste Koch der Insel hat sich zeitweise zu uns gesellt. Wie in der guten alten Zeit, als wir noch jung waren. *seufz*
Seeehr gefreut hats uns, daß sich tatsächlich noch ein Treffen ausgegangen ist. So ein multifunktionaler Vater und Koch hat ja in der Hochsaison auch nicht so wahnsinnig viel Freizeit. Das wissen wir zu schätzen. Und nach so einem Gespräch mit Herrn Smutje tut das Auge auch nur mehr halb so weh.
Ins echte Krankenbett haben wir uns dann trotzdem zurückgezogen. Sonst wärs ja kein Krankenstand.
Und wie gehts am Friesenhof weiter, nachdem die beiden Ösis sich nach einem kurzen Mittagsschlaf auf der Terrasse blicken lassen? Die Überwachungskamera gibt die Information sofort an die Küche weiter und - schwupps! - steht eine „kleine Zwischenmahlzeit“ am Tisch. Heute wars (und jetzt alle festhalten bitte) ein Räucheraal. Und zwar nicht wenig. Wir haben uns noch gewundert, warum uns gleich drei Leute beim Essen zusehen („Können die das wirklich schlucken?“), die Lösung war aber dann ganz harmlos: Ein Foto sollte gemacht werden mit uns. Und so sind wir jetzt verewigt, auf unserem Stammplatz auf der Terrasse, letzte Essensreste kauend.
Falls jemand geglaubt hat, daß der Aal (immerhin ein halbes Vieh) das Kuchenbuffet heute vor uns rettet, hat er sich verkalkuliert. Kuchen gabs auch noch. Mit Schlagobers. Herr Erik hat das mit einem leicht verblüfften „Na? Immer noch nicht genug?“ kommentiert, das in fataler Weise an Herrn Smutjes frühere Bemerkungen über meinen Bratwurstappetit erinnert. ;)
Der nächste Punkt im Schonprogramm könnte wieder im Zimmer stattfinden. Windstille und so. Und irgendwann gibts ja auch noch Abendessen. :)