Maemo-Artikel entfernt: Wiener Linien legen sich quer
Worum gings? Ein engagierter Programmierer hat ein (nichtkommerzielles) Programm entwickelt, das ein Webservice der Wiener Linien in optisch ansprechenderer Form aufs N900 bringt. Ich war begeistert und habe darüber berichtet. Heute bekomme ich von diesem Entwickler eine Mail: Die Wiener Linien fanden das nicht so gut und haben ihm nahegelegt, nicht nur das Programm selbst zurückzuziehen, sondern auch Hinweise darauf im Web zu entfernen.
Ersteres hat er getan (die Software ist nicht mehr erhältlich), beim zweiten Punkt helfe ich ihm durch die Verstümmelung meines Weblogs.
(Ja. Das sind die Wiener Linien, die durch öffentliche Mittel finanziert werden. Im Oktober 2010 ist Wahl in Wien.)
Freie Software passt denen dann natürlich gar ned ins Konzept, da 'schneid' ja keiner mit.
gottseidank kann von meinem N900 ja nicht applelike einfach fernbedient Software wieder gelöscht werdedn... ;-)... ich hab's oben!
aber ne Sauerei ist's trotzdem...
Ums Mitschneiden kanns nicht gehen: Die Information ist ja auch über die Internet-Seite der Wiener Linien frei abrufbar. Auch das offizielle Programm ist ja kostenlos. Was mich so ärgert ist nicht die österreichische Art und Weise
, sondern die amerikanische: Es läßt sich wahrscheinlich tatsächlich eine rechtliche Grundlage finden, auf die die Wiener Linien sich bei der ganzen Sache berufen können. Nutzungsbedingungen, Markenrecht, was auch immer. Nur: Das sind Grundlagen, auf die man sich beruft, wenn man einen wirtschaftlichen Schaden erleidet und sich wehren muß. Stattdessen einfach präventiv zuzuschlagen „because we can“, das ist eine amerikanische Unsitte.
Es ist eher der österreichische (ev. noch europäische) Weg, den Sterzahler für die Nutzung der Daten, die mit seinem Steuergeld finanziert wurden, nochmal zahlen zu lassen - oder es ihn ganz zu verbieten,. damit kreativ umzugehen.
Immerhin gibts ja das Informationsweitergabegesetz. Das zielt schon genau auf diese Situation. Die Wiener Linien versuchen sich nur kreativ aus der Sache rauszureden. (Vom Gedanken her funktioniert das so: Sie belegen ihre eigene Website in den „rechtlichen Hinweisen“ fast schon mit einem Benutzungsverbot. Jeder, der dann übers Informationsweitergabegesetz zu argumentieren versucht, daß er ein Zugriffsrecht auf die Daten hat, weil ja jeder über die Website Zugriff auf die Daten erhält, muß sich dann den Einwand gefallen lassen: Eben nicht, auf unserer Website darf niemand was machen mit den Daten. Irre.)
Ein Unternehmen ist auf Profit ausgerichtet und tötet alles was ihm schaden könnte im Keim ab.
Ach soo, wie kannst du das denn wissen, du arbeitest ja bei einer NGO, wo sich alle liebhaben und die Mitarbeiter wie Menschen behandelt werden.
Sorry, ich vergaß :-)))))))
Da werd ich einmal bei meinen Grünen nachfragen. Die Daten sind ja im öffentlichen Eigentum und die Wr. Linien bekommen ja wahrlich genug Geld von der Stadt Wien. Dass die sich auf die exklusiven Nutzungsrechte Ihrer Daten berufen kann ja wohl nicht sein!
Es könnt das Nutzungsrecht an den Daten gewesen sein. Fast noch wahrscheinlicher kommt mir vor, daß ihnen der Name des Programms nicht gepaßt hat. Der war ähnlich wie der eines ebenfalls kostenlosen, im Auftrag der Wiener Linien mit dem gleichen Datenbestand entwickelten proprietären Programms.
Egal was es war (die Originalmail der Wiener Linien kenne ich nicht), es gilt das, was ich oben schon gesagt habe: Mit ziemlicher Sicherheit sind die Wiener Linien juristisch gesehen im Recht. Mit ziemlicher Sicherheit sind sie das sogar gleich aus mehreren Gründen.
Nur: Auch ich bin unzweifelhaft im Recht, wenn ich jeden Tag bei der Hausverwaltung anrufe und ihnen sage, daß die Nachbarin von Tür 18 ihre Gummistiefel am Gang stehen hat und daß die Leut von Tür 7 wieder in der Waschküche gewaschen haben, ohne sich einzutragen (beides lt. Hausordnung untersagt). Es stellt sich in solchen Fällen halt nur die Frage, ob man sein Recht jedesmal auch zwingend durchsetzen muß. Ich z.B. geh nie an Tür 18 vorbei, die Gummistiefel seh ich nur von einer einzigen Stelle im Stiegenhaus …
Wenn Du es fertig bringst, daß das öffentlich hinterfragt wird, verkauf ich meine Seele im Oktober am End doch noch an die Gender_innen. ;)
Beim näheren Nachdenken ist mir dazu noch was ganz wesentliches eingefallen: Seit 2005 gibt es in Österreich das sogenannet Informationsweiterverarbeitsgesetz (der Inhalt ist genauso unlesbar wie der Titel).
Und in diesem Gesetz ist im wesentlichen geregelt, dass jede Behörde und alle Firmen, die wirtschaftlich überwiegend von der öffentlichen Hand gesteuert werden, alle ihre Daten an alle zu den gleichen Bedingungen hergeben müssen.
Die Wiener Verkehrsbetriebe gehören unzweifelhaft der Gemeinde Wien.
Wenn die nun die Daten ihres Informationssystems irgendwem geben und noch dazu gratis, dann müssen sie sie jedem gratis geben.
Ich denke also, wenn man das Ding statt Open Q**** einfach nur OpenOeffisWien nennt, müssen sie erstmal beweisen, dass die Fluidtime für die Daten was bezahlt.
Was Ihnen aber keiner glaubt, im Gegenteil, die werden von den WVB sogar was bezahlt bekommen haben. Und darüber hinaus geben sich ja die Wiener Linien als Rechteinhaber aus.
Und öffentliche Daten kann ich immer nützen, das ist anhand des Firmenbuches und der edikte-Datenbank durchjudiziert.
Danke für den Hinweis. Sehr spannend. Wird nicht leicht zu beweisen, schätz ich, aber … Wow! Das könnt noch lustig werden.
PS: Und nein, ich seh die Quellenangabe nicht, genausowienig wie den Hinweis darauf, daß qando-User das Kartenmaterial weiterverwenden dürfen. Ich sehs aber nur deswegen nicht, weil Fluidtime die Nutzung von qando weiter eingeschränkt hat, statt sie im öffentlichen Interesse weiter auszubauen.
Wien: