Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Türkisch, vegetarisch, metallisch

Wenn ein Frühstück um 12:30 Uhr beginnt, dann kanns eigentlich nur mehr gut werden. Da haben wir uns also gar keine Sorgen mehr gemacht.

Das Buffet, das Herr E. und Frau Ö. für uns aufgebaut hatten, hat dann aber alle Erwartungen übertroffen. Von Mercimek Köftesi zu Tomaten, von Babagannuş über vegane Extrawurst zu diversen Käsesorten, von Mascarpone über Honig und Oliven zu pikant gefüllten Eiern … ich zähl aus dem Gedächtnis jetzt 15 verschiedene Tiegelchen und Tellerchen auf, aus denen wir uns bedienen konnten. Es gibt Frühstücksbuffets in Hotels, die kleiner ausfallen. *LOL*

Zwingend dabei natürlich „Çay“ (aus biologischem Anbau), was meinen Herrn Murat sehr freuen wird. Er hat mir im Vorfeld eingeschärft, unbedingt auf Çay zu bestehen. Saft oder Milch, so meint er, gehen gar nicht. Eine Behauptung, die Herr E. widerlegt hat. Saft hat der nämlich getrunken. :)

Natürlich wurde gelacht, wurde politisiert, wurden Vorurteile über einzelne Nationen ausgetauscht (bei den Franzosen waren wir uns einig!), mußten die alten Habsburger wieder als Thema herhalten … Eigentliche Stars des Tages waren aber die beiden Katzen Marke Britisch Kurzhaar, die sich auf höchst majestätische Weise von uns gelangweilt zeigten. Großartige Tiere!

Kurz vor dem Heimgehen haben wir dann die Fotos an der Wand entdeckt. Kinners! Der Herr E. in seiner Gymnasialzeit im Metaller-Outfit mit Pommesgabel. Gleich drunter in einem wirklich ausgesprochen schönen, farbenprächtigen Volkstanz-Kostüm. (Zu dem Kostüm gehört auch eine Waffe, wurde uns glaubwürdig versichert. Die war nur am Foto nicht drauf.) Das wenn wir vorher entdeckt hätten, da wär dann das Gespräch nochmal viel bunter verlaufen. *LOL*

 
schlosser meinte am :
Metaller-Outfit?
Das weckt jetzt mein Interesse...*g* - die vegetarische Extrawurst...naja...eher nich so. Wie hat denn sowas geschmeckt??

Katzen muss ma ja mögen. Ich werd' nur selten mit welchen ganz warm, es hat schon einen Grund, warum wir Hundemenschen sind :o)

Apropos "Çay":
Die Geschichte um den ursprünglich als "Chai" importierten Tee habe ich ja auch erst vor ein paar Wochen kennengelernt: Die Namensgebung rührt nämlich von den Transportboxen her... also, die Boxen, die für den Transport des "Chai" bestimmt waren, wurden mit einem "T" gekennzeichnet. Nicht für "Tee", sondern für "Transport". Und aus diesem Missverständnis heraus hieß der Chai ab diesem Moment "Ti" - auf englisch oder auf Deutsch "Tee". Lustich, nich? :))

Summasummarummadum:
Fein, dass ihr türkischen Urlaub hattet. Das Wetter war ja passend. ;-) 
ossi1967 antwortete am :
@schlosser: Meins auch

Mein Interesse weckts ja auch. Ich fürcht nur, ich werd ihm dieses Foto nicht entlocken können. Das schaut mir schwer nach Analogzeit aus. Für Avusturya Verhältnissesi (das geht jetzt nicht zsamm, wenn ich den Plural ohne -ler bilde bzw. ein -si an ein Pluralwort anhäng …) sieht diese Gymnasiastengang eher nach Skinheads aus als nach Metallern. Daran ändert auch die Pommesgabel nix. Vor allem der Herr E. mit dem extrakurzen Haar und ohne Bart … a hoata Hund. Rrrrr.

Die Extrawurst hat lt. Michael recht fad geschmeckt. Ich habs nichtmal probiert, weil eh klar war, daß sie das nur als Backup am Tisch hatten, falls uns die vielen exotischen Köstlichkeiten (auf den Tellern) nicht zusagen. Da gabs eben diese Wurst, dann Käse (raffiniert gemischt: einerseits österreichischer Schnittkäse, daneben aber dann doch türkischer Ziegenkäse … halb Full Backup, halb zum Anfüttern) und schließlich sogar Kartoffelsalat - nach dem Motto: Wenn alles in die Hose geht, des fressns sicher. :)

Weil wir ja aber neugierig sind, haben wir uns großteils ans Fremdländische gehalten. Die Namen und Zutaten der Hauptgerichte hab ich mir vom Küchenmeister schicken lassen, ich zitiere wörtlich:

  1. Babagannuş: Es besteht aus Melanzani, Sesampaste, Knoblauch, Petersilie und Olivenöl.
  2. Mercimekli Köfte: Linsenbällchen mit Kopfsalat und Zitrone :) Es ist sehr verbreitet in der Türkei, insbesondere in den Frauentreffen (genannt "gün").
  3. Tahin-Pekmez: Das ist eine Art von Nachspeise. Es wird aus Sesampaste und Sirup gemacht.
  4. Çay: Of course, der typische, klassische Schwarztee aus Karadeniz.
  5. Acılı Ezme: Süß-scharfes Tomatenpüree mit Pfeffer, Gurke, Granatapfel, Granatapfelsirup, Minze usw. :) Es ist eine Spezialität aus dem Süden. Es wird normalerweise als Vorspeise gegessen.

Vergessen hat er die gefüllten Eier, wohl bewußt nicht erwähnt die diversen Kleinigkeiten (Tomaten, Oliven, eben Wurscht, Mascarpone, div. Nußsorten, Honig, Käse …). Dafür mußte er mir den Salat und die Zitronen nochmal mit einem Smiley unter die Nase reiben, die böse Natter. Die haben wir nämlich für bloße Tischdeko gehalten und diese Linsen-Bulgur-Köfte einfach nur so gegessen (was durchaus schmackhaft war). Und kaum waren wir satt, nimmt er sich ein letztes Bällchen, legts aufs Salatblatt, beträufelts mit Zitronensaft und sagt: See? That's how you eat those. Bezeichnend find ich auch, daß der Çay einen eigenen Eintrag am Rezeptblock bekommen hat.

Ja, wir sind ja beide nicht so die Katzenmenschen, der Mini und ich. Vielleicht kam die Begeisterung auch gerade daher, daß die Tiere sich in 3m Entfernung von uns niedergelassen haben und ab da dann nur mehr hübsch anzusehen waren - das dafür in höchster Vollendung. :)

Die Gschicht mitm Transportboxtee find ich zum Schreien komisch. Da is' dann schon wurscht, obs wirklich so stimmt oder net, so jedenfalls will ichs weitererzählen. :)

 
schlosser meinte am :
@Speisekarte:
Moaaah, des klingt oba guat!! *love it!*
Vor allem die frauenrunden Linsenbällchen *lol* und die Vorspeis mit dem Granatapfel! Klingt träumelig!
Rezeptblog?
Wo???? 
ossi1967 antwortete am :
@schlosser: Rezeptblock

Block. Nicht Blog. Diese Menschen sind gerade erst mal 30, die bloggen nicht. ;)

Apropos frauenrund: Der Minirat hat wieder einmal einen deutschen Wortwitz ins Englisch zu übertragen versucht. Die Gastgeber wußten nicht, warum es zum Schmunzeln ist, wenn man unseren Hund statt „Olly“ nun „Molly“ nennt. Weil sie eben mit dem deutschen Wort „mollig“ nix anfangen konnten. Was den Herrn Minirat nicht davon abgehalten hat, die Geschichte a) überhaupt zu erzählen und dann b) wortreich und ausführlichst das Wort „mollig“, seine Bedeutungsnuancen (Man sagt das hauptsächlich bei Frauen, bei Männern nicht so, da sagt man - dreht sich zu mir - dick oder fett. Außer vielleicht bei Kindern, auch Buben können mollig sein.)

Und weils halt so eeewiglich lang das bestimmende Gesprächsthema war (nur deswegen leite auch ich jetzt so umständlich ein *gg*), wollten unsere Gastgeber auch was dazu beitragen. Jetzt weiß ich, wie man sowas auf türkisch sagt: balık etli. Auch da gehts wohl hauptsächlich um Frauen, und wörtlich heißt das (festhalten jetzt!) fischfleischig. Ist das grausig? Ich mein, stell Dir das mal vor z.B. in Kontaktanzeigen: Statt auf „mollig“ stehen die seriösen und finanziell selbständigen Herrn dann auf „fischfleischig“. Das Bild krieg ich nie mehr ausm Kopf.

 
raini antwortete am :
LoooooooooooooL
Diese Szene hätte ich gerne life gesehen! Wie der Minirat versucht, mollig den Frauen/Kindern zuzuordnen und bei Männern zu dir auf die Seite blickt *gackerkreisch* … und überhaupt finde ich brüllend komisch, wenn man versucht, einen deutschen Wortwitz ins Englische zu übersetzen: Mr. Upper … do you have cold rips? - No, today I am wearing Angora underwear … *ggg* wobei, das funktioniert ja noch … chichichi! Aber warum redet ihr denn mit denen Englisch? Die sollten doch Deutsch lernen! Sonst wird das nix mehr mit der staatlichen Zuwendung ;-) Aber es klingt alles sehr fein nach irgendwie Urlaub … ;-) 
schlosser antwortete am :
*gacker*
Naja, er is halt ein Charmebolzen, der Herr Michi.
Und immer für ein Bonmontscherl zu haben *lol* 
schlosser meinte am :
...und es geht ja doch noch!
Sag amal, Ossihase... die beiden Hasen hier in der woarmen Kuchl hoppeln jetzt schon ganz ungeduldig hin und her um Hasenbau - wann gibt's denn wieder mal was Neues?
Man kriegt ja gaaar nix mehr mit von Dir/Euch! ;-)

*knuffi!* 
Balver meinte am :
In meinem Bücherregal steht noch ein Buch mit Rezepten aus der türkischen Kultur. Soll ich dich mal zum Dinner einladen?