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MWC 2016: Jolla, Intex, Fairphone, Mi-Fone

- Nicht ganz so aufregend, aber im Licht der Ereignisse um den Jahreswechsel irgendwie vielsagend: Das Betriebssystem hat ein neues Logo und die Website SailfishOS.org wurde komplett neu gestaltet. Dabei wurde nicht nur die Doku für Entwickler erneuert: Vor allem die Informationen über das Lizenzprogramm von Jolla sind in den Vordergrund gerückt.
- Intex stellt erstmals das neue Aqua Fish Telefon vor, das erste Sailfish Handy, das nicht von Jolla kommt. Wie schon das ursprüngliche Jolla Phone ist es eher Mitelklasse: Quadcore mit 1,3 GHz, 2 GB RAM, 5" Display, 8MP Kamera, Dual SIM. Es wird (vorläufig?) nur in Indien erhältlich sein und mit sogenannten „Super-Apps“ (früher: „Partnerspace“) von Snapdeal und Gaana ausgestattet werden. Wenn ich richtig gerechnet habe, liegt der Preis umgerechnet bei rund € 100,-. (Wobei: Mittelklasse ist gut. Mein derzeitiges Samsung-Diensthandy schnauft mit etwas mehr als der halben Leistung durch den Tag. *gg*)
- Ganz neu ist die Ankündigung des afrikanischen Herstellers mi-fone, im zweiten Quartal 2016 ein Handy mit SailfishOS auf den Markt bringen zu wollen. Die technischen Details sind noch nicht bekannt, mi-fone baut aber maßgeschneiderte Billighardware für Afrika. Es ist nicht zu erwarten, daß das Gerät auch in Europa verkauft wird. Auch hier soll das Konzept der „Super-Apps“ für lokale Relevanz sorgen.
- Fairphone zeigte am Mobile World Congress ein Fairphone 2 mit SailfishOS. Die Adaption des Betriebssystems befindet sich hier angeblich in der finalen Phase, ein genaues Launchdatum für SailfishOS am Fairphone wollen aber weder Jolla noch Fairphone nennen. Interessant ist hier, daß laut Plan ein Wechsel der Betriebssysteme auch im Nachhinein durch den Kunden möglich sein soll. Von Android zu Sailfish also und wieder zurück. Das Fairphone ist von den genannten Projekten das einzige, das auch für den europäischen Markt interessant ist. Die zeitgemäßere Hardwareausstattung hat aber auch ihren Preis: € 525,- verlangt das niederländische Unternehmen für sein zweites Smartphone. Ob Sailfish-Freunde das Geld auslegen, wird davon abhängen, ob es beim sogenannten „Community-Port“ bleibt oder ob die beiden Firmen auch die kommerziell und rechtlich heikleren Teile von Sailfish aufs Fairphone packen. Zu letzteren gehören neben den HERE-Maps und der Exchange-Unterstützung vor allem der gesamte Android-Support.
Unterm Strich heißt das: Im besten Fall kommen nach heutigem Informationsstand bis Jahresmitte vier neue Geräte mit SailfishOS auf den Markt. (Ich habe das dubiose „Turing Phone“ mitgezählt, obwohl die meisten Journalisten es als Vaporware betrachten und seine Liquidmorphium™-Technologie als Neverdonium™ verspotten. In einem Satz, der mit Im besten Fall …
beginnt, darf man großzügig sein.) Aus Sicht eines mitteleuropäischen Konsumenten ist da jetzt nichts dabei, was einen vom Hocker reißt. Jollas BRICS-Strategie scheint zwar aufzugehen, trotzdem fällt es mir schwer, mich für 2014er-Hardware zu begeistern, die ich irgendwie halblegal aus Indien einschmuggeln müßte. Auf der anderen Seite ist das Fairphone zwar wirklich fesch, aber halt auch ziemlich teuer. Das muß erst beweisen, daß wirklich das komplette SailfishOS drauf läuft, bevor ich es in die engere Wahl ziehe.
Was allerdings 10x wichtiger ist: Jolla hat seit seinem ersten Marktauftritt 2013 immer davon gesprochen, wie wichtig es ist, das Betriebssystem an Partnerfirmen zu lizensieren. Das hat seit 2013 nie geklappt, obwohl es einige sehr vollmundige Ankündigungen gegeben hat. Ende 2015 stand die Firma kurz vor dem Aus - und jetzt, im Februar 2016, scheint es erstmals in der Unternehmensgeschichte so, als ob der Plan aufgeht. Zum ersten Mal gibt es nicht nur Ankündigungen von Jolla nach dem Motto „Wir verhandeln mit interessierten Partnern, deren Namen wir nicht nennen dürfen“. Nein: Zum ersten Mal sind fertige Produkte zu sehen und gleich mehrere Kooperationspartner geben von sich aus bekannt, daß sie SailfishOS verwenden wollen. Das klingt nach einer realistischen, wenn auch vielleicht letzten Chance. Falls die Finnen es schaffen, diese Chance zu nutzen, dann dürfen sie 2016 ruhig ihrer BRICS-Strategie widmen. Hauptsache, es kommt etwas Geld aufs Konto. Und vielleicht kommt ja dann 2017 das Traumhandy für anspruchsvolle User in Österreich. :)
Željko Joksimović in der Kantine
(Ziemlich viele Diakritika für so einen kurzen Text …)
Grain de Malice: Ich interessiere mich für Mode

Nein, ganz so tief gesunken bin ich noch nicht. Ich interessiere mich nicht für Mode, sondern für eine bestimmte Modekette. Sie heißt „Grain de Malice“ und ist offenbar gerade dabei, sich komplett aus dem deutschsprachigen Markt zurückzuziehen. Die Filialen in Österreich sind schon geschlossen, einen deutschsprachigen Webshop gibt es auch nicht mehr, die wenigen verbleibenden Geschäfte in Deutschland werben im Netz mit Abverkauf.
Wer trägt die Schuld daran? Wenn es nach der von mir so gern als Witzseite konsumierten Facebook-Haßgruppe „Gegen Mariahilferstraßenumbau“ geht, dann ist es Maria Vassilakou. Der Umbau der Mariahilferstraße zur Fußgängerzone hat das französische Mutterunternehmen zum Rückzug aus Deutschland und Österreich gezwungen! Das ist leider nur der Anfang. Danke Frau Vassilakou!
, schreibt man dort. Im Vertrauen, liebe Selbsthilfegruppe: Der Umbau der „MaHü“ hat auch die Zielpunkt-Pleite verursacht. DENKT MAL DARÜBER NACH !!!!!!!!!!!!!einseinself!
AEC Linz

Gestern wurde ich zu meinem Glück gezwungen, und das war gut so. Zur Auflockerung zwischen zwei inhaltlich eher durchwachsenen und belastenden Tagen, die ich beruflich in Linz verbracht habe, gabs eine 90minütige Führung für meine Kollegen und mich durch dieses „Museum der Zukunft“.
Ein sehr engagierter Kunststudent, dem die Arbeit als „Infotrainer“ dort sichtlich Spaß macht, hat uns zu einigen wenigen ausgewählte Stationen hochinteressante Infos geliefert. („Einige wenige“ ist ernst gemeint: Grob geschätzt haben wir in eineinhalb Stunden 10% der Ausstellung gesehen.) Ich weiß jetzt, wo die Polen ihr Holz herbekommen und wie die Behörden die widmungsgemäße Verwendung von Agrarförderungen kontrollieren. Beides erfährt man (neben eine Reihe anderer Dinge) bei den ESA-Satellitenfotos. Ich weiß, wie die Netzhaut von Angelika aussieht. Ich habe einen zum Windspiel umfunktionierten Geigerzähler gesehen, eine bemerkenswert beeindruckende Kombination von Malerei und Video, hochauflösende Filme in 8k und ein sehr raffiniertes medizinisches Gerät, das man fast für echt halten hätte können. ;)
Note to self für zukünftige AEC Besuche: Gar nicht erst versuchen, die ganze Ausstellung zu sehen. Das geht sowieso nicht und führt nur zu Hetze. Stattdessen einen Schwerpunkt setzen und sich dafür wirklich Zeit nehmen. Ach ja, und sich natürlich nicht vorher und nachher im Büro ärgern. :)
ESC 2016: Die ersten Top 5 :)

Also:
Rang | Land | Song | ⇅ |
Interpret | |||
1 | Irland | Sunlight | ↑ |
Nicky Byrne | |||
2 | Spanien | Say Yay! | ↑ |
Barei | |||
3 | Belgien | What's The Pressure | ↑ |
Laura Tesoro | |||
4 | Albanien | Përrallë | ↑ |
Eneda Tarifa | |||
5 | Weißrussland | Help You Fly | ↑ |
Ivan |
Die Tabelle wird sich hoffentlich bald ändern. Ein paar Länder haben ihre Entscheidungen schon für die nächsten Tage angekündigt.
ESC 2016: We've Got an Overdose

Der gemeinsam mit ihrem Vater geschriebene Hüttenschlager „Loin d’ici“ ist, das muß man zugeben, von ganz eigener Qualität. Er ist so alt, so fernab vom aktuellen Pop-Geschehen und erstickt in einer so kitschbeladenen Bühnenperformance, daß man sich auf jeden Fall an ihn erinnern muß. Und genau das kann der Faktor sein, der im Mai über den Einzug ins Finale entscheidet. Spätestens nach dem zweiten Mal wirds dann aber zu viel. We've got an overdose
, haben wir in der Speedvoting-Runde festgestellt. Von all den rosa Märchenblumenwiesen und narrischen Schwammerln wird einem schlecht.
Was gibts sonst noch? Gleichzeitig mit dem österreichischen Vertreter für Stockholm wurde die unsympathischste Frau Österreichs gekürt: Eine gewisse Madita saß in der Jury und hat sich auf dermaßen plumpe und primitive Art selbst inszeniert, daß es einem die Zehennägel aufgerollt hat. Auch in der Jury, aber wesentlich damenhafter: Conchita, immer noch Queen of Austria. Sie durfte die bissigsten Bemerkungen des Abends schieben, ohne daß ihr auch nur ein böses Wort über die Lippen gekommen wäre. (Zu irgendeinem längst vergessenen Auftritt meinte sie zum Beispiel, es hätte dem Song gut getan, wenn man ihn reduzierter
dargeboten hätte. Man hätte etwas weglassen können.
Es war völlig klar, daß sie die Sängerin gemeint hat.)
Echte Favoriten, an denen mein Herzblut hing, hatte ich überhaupt nicht. Ich mag Sankil Jones sehr und habe für ihn angerufen, allerdings eher aus Respekt vor ihm und vor seinem älteren Song „Fire“, mit dem er sich 2012 beworben hatte. Sein heuriger Versuch „One More Sound“ wollte dagegen nicht so recht abheben. Ebenfalls OK: Orry Jackson mit „Pieces In A Puzzle“. Aber, wie gesagt, beides keine Herzblut-Nummern. Beides OK. Beides besser als Zoë Straub wahrscheinlich, aber das hat die Punkteverteilung nicht hergegeben.
Apropos Punkteverteilung: Zum Schluß der Show bestand die akute Gefahr, daß ein auf Christkind und Rotkäppchen gleichzeitig gestyltes Mädchen namens Elly V den Schaß gewinnt. „I’ll Be Around (Bounce)“ hieß ihr - ihr Ding, das man „Lied“ nicht nennen kann, weil ihm einfach die dafür wesentlichste Zutat fehlte: eine Melodie. (Der „Song“ war bei mir auf dem letzten Platz. Mit Abstand.) Allein um diesen Wahnsinn zu verhindern, hab ich schließlich doch auch für Zoë angerufen im abschließenden Speedvoting … und bin dem ORF damit in die Falle gegangen. Der hat wohl genau damit kalkuliert: Die an sich unbeliebte Straub-Tochter gegen jemanden ins Finale zu schicken, der noch entsetzlicher ist. Die Rechnung ist aufgegangen.
Schwabllos
Wir haben versucht, die Lücke mit Johanna Maier zu füllen. Naaaja. Einem Direktvergleich halten die knorpeligen Hendlstückerln nicht stand. Anyway: Wir hatten was Warmes im Magen und Semmerln gabs auch dazu.
Ab 10. ist der Schwabl wieder da. Der nächste Sonntag ist also gerettet. :)
Marc Dillon und die Migrationsdebatte

Jetzt verbindet er mit einem TV-Interview diese beiden großen Themenblöcke meines Blogs:
Gerade eben bin ich auf ein Gespräch aufmerksam gemacht worden, das er gestern in einer Talkshow des finnischen Senders YLE geführt hat. (Komplett auf Englisch übrigens, was ein bißchen was über das finnische Bildungssystem aussagt. Könnte sich jemand vorstellen, daß der ORF eine Folge von „Im Zentrum“ komplett auf Englisch sendet, weil einer der Gäste nicht so gern Deutsch spricht im Fernsehen?) Es ging darin zwar um finnische Innenpolitik, aber das Thema ist 1:1 auf Österreich umlegbar: „Die Gastfreundlichkeit Finnlands hat sich geändert“, hieß der Sendungstitel grob übersetzt. Marc erzählt aus seiner Perspektive als Ausländer, der in Finnland mit Menschen aus aller Welt zusammengearbeitet hat; als Ausländer, der ein Unternehmen mit 120 Arbeitsplätzen aufgebaut hat; als Ausländer, der jetzt wieder für eine andere Firma in Finnland einen Produktionsbetrieb schaffen möchte und daran scheitert, weil die Arbeitskräfte fehlen.
Er erzählt, wie er in den letzten Monaten zunehmend mit Feindseligkeit und Ablehnung konfrontiert wird, wenn er in der Straßenbahn englisch redet - was früher niemanden gestört hat. Dabei, das ist ihm bewußt, hat er ja helle Haut und blonde Haare. Wie geht es denen, die mit dunkler Hautfarbe in der Straßenbahn sitzen? Er spricht (und damit ist er genau in meinem Thema drin) den am Reißbrett konstruierten Haß an, den Politiker derzeit schaffen, um ihn dann in billige Wählerstimmer umzumünzen. Den Haß der Mehrheit (eh klar, mit einer Minderheit lassen sich keine Wahlen gewinnen) auf irgendeine x-beliebige Minderheit, die sich irgendwie abgrenzen läßt: durch ihre Religion, ihre sexuelle Orientierung, ihre Herkunft, ganz egal. Er macht sich Sorgen über die künstlich herbeigeführte gesellschaftliche Spaltung, über Menschen, die ihre Meinung nie hinterfragen, die nur lesen, was sie lesen wollen.
Er erzählt fast schwärmerisch davon, daß „die anderen“ - Ausländer wie er selbst - ja immer schon da waren, bei Nokia einen der großartigsten Technologiekonzerne der Welt am Laufen gehalten haben, daß fast jeder Pizzabäcker am Eck irgendwann als Einwanderer ins Land gekommen ist, um ein besseres Leben zu finden … und daß dieser Pizzabäcker, wie alle anderen, Teil des besseren Lebens für Finnland insgesamt geworden ist, weil er Arbeitsplätze schafft, Waren finnischen Firmen bezieht, Steuern und Abgaben zahlt. Weil er da ist in einem Land, das aufgrund der rückläufigen Bevölkerungszahl ohne Immigration kein Wirtschaftswachstum mehr stemmen könnte.
Es zahlt sich aus, dieses 20minütige Gespräch zu sehen. Marc hat seine Leidenschaft behalten, er spricht mit einer Überzeugung, die berührt … eben weil er nicht nur Beobachter, sondern Betroffener ist. Ich hab gar nicht mitbekommen, daß er offenbar in Finnland einfach öffentlich den Mund aufmacht zu diesen Themen. Die Tante vom Fernsehen hat sowas erwähnt und ihn auch auf das T-Shirt angesprochen, das er trägt. (War da eine Regenbogenfahne drauf?)
Also, klickst Du hier, solange YLE es online zur Verfügung stellt:
Yle Debatt - Jakso 1: Marc Dillon: Det välkomnande Finland har förändrats.
Sailfish am Turing Phone?

Ein bißchen zu geheimnisvoll (zumindest für meinen Geschmack) war die Ankündigungspolitik des Herstellers. Die hochpreisigen „Turing Phones“ (ca. 800,- Dollar, je nach Modell) wurden der Presse vorgestellt, auf einer sehr spartanischen Website (ohne Impressum) konnte man sie ab Sommer 2015 kostenlos vorreservieren … das wars. Kein geplantes Veröffentlichungsdatum, wenig Details über die teils doch ungewöhnlichen Features. Stattdessen seltsame, unverständliche Bezeichnungen in der Liste der technischen Merkmale, die mehr nach Raumschiff Enterprise klingen als nach einem seriösen Smartphone. (Turing Imitation Key™ Chipset Krypto TIK8217
, Wallaby Magstream™
, Turing-Unique-Identification X-RFID
, …)
Gestern am späten Nachmittag hat Turing Robotics Industries sich mit einer Rundmail an die Interessenten zurück gemeldet. Zum ersten Mal wird mit April 2016 ein konkretes Lieferdatum angegeben. Die eigentliche Neuigkeit aber ist: Das Telefon soll nicht mit Android, sondern mit Jollas SailfishOS ausgeliefert werden. Das ist eine sehr grobe Änderung in der Entwicklung und wird wahrscheinlich vor allem von jenen gar nicht so gut aufgenommen, die bewußt ein Android-Handy vorreserviert haben. Turing Robotics Industries muß gute Gründe gehabt haben, um umzusatteln. Vielleicht lassen sich die gewünschten Sicherheitsfeatures mit dem kläglichen Rest dessen, was bei Android noch quelloffene Software ist, einfach nicht mehr wirtschaftlich vertretbar umsetzen.
Jetzt ist natürlich immer noch zweifelhaft, ob dieses ungewöhnliche Gerät jemals geliefert oder für immer Vaporware bleiben wird. Allein mit der Ankündigung für April kann man noch nicht telefonieren. Dann ist auch die Sache mit SailfishOS noch nicht wirklich gegessen: Es gab schon zu viele Gerüchte über Hersteller, die angeblich Android den Rücken kehren und auf Sailfish wechseln … Bis heute ist keines dieser Geräte wirklich auf dem Markt. Trotz aller Skepsis passen diesmal aber ein paar Elemente zusammen: Die Ankündigung kommt zu einem logischen Zeitpunkt, nämlich kurz vor dem Mobile World Congress in Barcelona. Es ist der Hersteller selbst, der die Abkehr von Android ankündigt, nicht ein „gut informierter Journalist“. Schließlich hat auch Jolla erst vor kurzem mitgeteilt, daß sie neben der Intex-Cooperation noch eine Überraschung in der Hinterhand haben, über die sie selbst noch nichts verraten wollen. Damit könnte die Arbeit am Turing Phone gemeint gewesen sein.
Mal sehen. Mal sehen, was der Mobile World Congress bringt. Im besten Fall aber kann ein SailfishOS-Fan sich schon in den nächsten Monaten zwischen zwei neuen Geräten mit aktueller Hardware entscheiden. Da hätt Schlimmeres passieren können, wenn man sich die finanzielle Lage von Jolla so vor Augen hält. ;)
Die dreckige Politik der ÖVP
Es muss ein entsprechender Abstand sein zwischen jenen, die 40 Stunden in der Woche arbeiten, und jenen, die ihre Existenz ausschließlich aus Transferleistungen bestreiten. Und dieser Abstand ist für einige hunderttausend Bürger in diesem Land sehr gering geworden. Das ist eine Schieflage, die man beseitigen muss.
Das ist so unfaßbar menschenverachtend, kalt und böse, daß einem das Abendessen hochkommt. Pühringer transportiert mit diesem Satz ja viel mehr, als er zu sagen scheint. Er demaskiert sich - und das weit über die plumpe Asylantenhetze hinaus, die die FPÖ mit dem Thema betreibt. Die Journalisten versuchen hier den Eindruck zu erwecken, daß die Freiheitlichen die ÖVP in dieser Frage vor sich her treiben. Das Gegenteil ist der Fall, wie diese Äußerung verrät: Die ÖVP als Partei der Superreichen, als Feind des Sozialstaats, mißbraucht den von den Freiheitlichen geschürten Haß, um ihre eigenen Ziele durchzuboxen.
Objektiv (und wenn man nicht wüßte, von wem das in welchem Zusammenhang gesagt wurde) müßte man Pühringer ja zunächst zustimmen: Ja, natürlich ist es wünschenswert, wenn ein Vollzeitbeschäftigter spürbar mehr verdient als jemand, der ausschließlich von Sozialleistungen lebt. Na was denn sonst. Was die Aussage so unglaublich schmutzig macht ist der Zusammenhang, in dem sie abgegeben wurde - und der beabsichtigte Zweck: Es geht Pühringer konkret um die Absenkung der Mindestsicherung. Und er spricht jene an, die mit einem 40-Stunden-Job mal eben gerade so über die Runden kommen (oder auch nicht) und berechtigterweise nicht verstehen, warum andere „fürs Nichtstun“ (denn aus ihrer Perspektive scheint es so) fast das gleiche Geld bekommen sollen. Pühringer als Vertreter einer Partei, die sich um die Interessen der oberen Einkommensschichten kümmert, hetzt hier die ärmsten unserer Gesellschaft aufeinander und läßt sie sich um einen abgenagten Knochen prügeln. Der Knochen, das sind 1% (ein Prozent!) des österreichischen Sozialbudgets, die als Mindestsicherung verteilt werden. Darum prügeln sollen sich nun, wenn es nach dem Kalkül der ÖVP geht, die Bezieher von Mindestsicherung (in Oberösterreich erhalten sie im Schnitt rund € 320,- pro Kalendermonat, maximal aber € 914,-) und die ärmsten Erwerbstätigen. (10% der Vollzeit-Beschäftigten verdienen weniger als € 1.273,- netto monatlich.)
Richtig erscheint anhand der oben angeführten Zahlen zunächst, daß der Abstand zwischen der maximal erreichbaren Mindestsicherung von € 914,- und einem Monatseinkommen von kaum mehr als € 1.000,- für 40 Stunden Arbeit pro Woche mit freiem Auge als Schieflage zu erkennen ist. Da hilft es auch nicht, wenn man die € 914,- als falsche Marke enttarnt: Zu diesem Maximalbetrag kommt es nämlich nur, wenn der Bezieher der Sozialleistung die Schulungsmaßnahmen und Arbeitsvermittlungen des AMS nicht ausschlägt. Beides führt zu einer Kürzung bis auf 50%. In den meisten anderen Fällen wird die Mindestsicherung als Zuzahlung zu einem geringfügigen Einkommen ausbezahlt: Wer im Monat € 600,- verdient, kann die Differenz auf € 914,- beantragen. € 314,- aus dem Sozialtopf, das klingt schon weniger pompös.
Das beharrliche „Nichtstun“ bringt also keine € 914,-, sondern nur € 457,- ein. Das interessiert aber niemanden mehr, seit die FPÖ die € 914,- in den Ring geworfen hat. Und es sollte in der von Pühringer angezettelten Diskussion um den Abstand zwischen einem anständigen Einkommen für Vollzeit-Arbeit und der Transferleistung auch keine Rolle spielen. In dieser Diskussion geht es um etwas vollkommen anderes, und genau das macht Pühringers Wortmeldung so perfide:
Die bedarfsabhängige Mindestsicherung kann ja von ihrer politischen Idee her nicht abhängig sein vom Einkommen anderer. Sie stellt eine absolute Untergrenze dar, das Minimum dessen, was unsere Gesellschaft als lebensnotwendig erachtet. Ob diese Grenze jetzt bei den in Oberösterreich ausbezahlten € 914,- liegt oder bei den per Bundesgesetz definierten € 827,-, ist dabei zweitrangig. (Zum Vergleich übrigens: Als armutsgefährdet gilt ein 1-Personen-Haushalt in Österreich bei einem monatlichen Nettoeinkommen von unter € 1.100,-.) Geschützt wird mit der Mindestsicherung nur in zweiter Linie auch die materielle Sicherheit des Empfängers. In erster Linie geht es darum, daß wir alle - die wir das Geld dafür aufbringen - uns vor Slums, Verelendung und der damit verbundenen Kriminalität schützen. Mit anderen Worten: Ihre Höhe ist im Grundsatz nicht verhandelbar und richtet sich nach den tatsächlichen Bedürfnissen.
Wären Pühringer und die ÖVP also ehrlich in ihrem Bemühen, einen fairen und und für die Gesellschaft erträglichen Abstand zu schaffen zwischen Empfängern der Mindestsicherung und Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohn-Segment, sie hätten das Problem von der Seite der Arbeitseinkommen her aufgezäumt. Dort nämlich läuft etwas massiv aus dem Ruder in den letzten Jahren. Die Ärmsten verdienen immer weniger, die Reichsten immer mehr. Dabei muß man „verdienen“ insgesamt schon unter Anführungszeichen setzen: Der Anteil des Lohneinkommens am Volkseinkommen sinkt dramatisch. Ja, Österreich ist reich - aber der berufstätige Österreicher spürt davon nichts, im Gegenteil. Reichtum erwirbt man seit einigen Jahrzehnten durch Erbschaft, Kriminalität oder Glück, nicht aber durch Arbeit. Die Gesellschaft verliert den Zusammenhalt. Das hätte Pühringer thematisieren müssen, wenn ihm dieser Einkommensabstand ein Anliegen gewesen wäre. Ach, was sag ich, „thematisieren“: Machen hätten sie's können, seit Jahrzehnten! Seit 1987, seit fast 30 Jahren, ist die ÖVP ununterbrochen an der Macht auf Bundesebene (auf Landesebene erst recht). Seit fast 30 Jahren befindet sich dieses Land im Würgegriff einer Politik, die Österreich systematisch entsolidarisiert, die von den Armen nimmt und an die Reichen verteilt (siehe aktuelle Steuerreform).
Diese Umverteilung soll nun also in die nächste Runde gehen: Wenn Pühringer die Unzufriedenheit der untersten Einkommensklassen ausnützt, um eine Neiddebatte zu schüren, um die Mindestsicherung weiter nach unten zu drücken, dann ignoriert er nicht einfach nur deren Zweck. Nein: Er macht nach unten hin weiter Platz. Er räumt die Hindernisse aus dem Weg, die einer weiteren Senkung der Einkommen im Niedrigstlohnsegment durch die Unternehmen bisher im Weg gestanden sind. Eine niedrigere Mindestsicherung erhöht den Druck auf die untersten sozialen Schichten, immer noch schlechter bezahlte Jobs annehmen zu müssen. Das ist es, was hinter der vordergründigen Unterstützung des FPÖ-Vorstoßes durch die ÖVP wirklich steht. Die FPÖ soll das ganze auf der Anti-Zuwanderer-Front mehrheitstauglich machen, die ÖVP liefert den Neid dazu, die Menschen mit € 1.000,- Monatseinkommen jubeln ob der endlich aufkommenden „Gerechtigkeit“ … und finden sich kurz darauf in Jobs mit € 800,- netto pro Monat wieder. Der Plan ist perfekt. Widerwärtig.
Warum Hunde nicht auf dem Rücken schlafen

Meine Mutter hatte sich zum Fernsehen in Kuscheldecken eingewickelt und auf die Couch gelegt. Das Tier, hundemüde, wollte das offenbar auch mal ausprobieren: Reingezwängt also zwischen Frauchen auf der einen und Couch-Lehne auf der anderen Seite, Kopf nach hinten gestreckt und - schnaaarch. Die Kiefer klappen auseinander, die Haxerln finden sich in anatomisch gänzlich unmöglichen Stellungen wieder (Bin ich der einzige, den diese Position der Vorderpfoten an ein Brathendl erinnert?) … von der Geräuschkulisse ganz zu schweigen.
Zur Verteidigung unseres armen Hascherls muß man sagen: Die wenigsten Menschen sehen vorteilhafter aus, wenn man sie im Tiefschlaf fotografiert. Menschen sagen dann aber: „Wenn du dieses Foto nicht sofort löschst …!“ Das kann sie nicht. Tja. ;)
Foodporn für Conny

Wir haben uns neulich erst über die nur ganz leicht dekadente Unsitte unterhalten, daß Leute heutzutage jedes nicht bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Essen zur Heldentat erklären, es 15 Mal fotografieren und ins Internet stellen. Jede Nudel bekommt da ihre eigene Facebook-Fanpage. Hätten meine Mutter, meine Großmütter, die Generationen davor ein ähnliches Gedöns ums gleiche Essen gemacht - die Familie wäre vor hunderten von Jahren schon kläglich verhungert, weil die Dame des Hauses das Aquarell vom Tafelspitz nicht und nicht fertig bekommt. Das war Grund eins. Ich muß jetzt einfach mitmachen im Internet-Nudel-Klub. *LOL*
Grund zwei ist unsere gemeinsame Vorliebe für Falafel, eingebettet in des Fräulein Connys generelle Lust am Tierproduktfreien.
Und das kam dann in meinem Kopf am gestrigen Abend zusammen. (Conny, Du mußt ein ordentliches hıçkırık gehabt haben.) Das Setting: Meine Eltern hatten beschlossen, sich die Nacht im Linzer Bermuda-Dreieck um die Ohren zu schlagen. Ich war zum Hundesitten abkommandiert. Für mein Abendessen war die Küche bestens gerüstet: Käse, Wurst, Pasteten, Semmerl vom Brandl, Avocados, Toast, Schwarzbrot, Essiggurkerl, Streichwurst, Eier, Frankfurter, pikant eingelegte Kirschpapkrika, … Ich hätt mir den Speiszimmertisch auf volle Länge ausziehen und ein Buffet anrichten können. Außerdem gabs noch: Falafel. Spar „Veggie by NENI“-Falafel, um genau zu sein.
„Falafel?“, fragt der Leser jetzt neugierig. Ja, Falafel. Und ja, das paßt so überhaupt nicht in die Vorratshaltung meiner Eltern. Meine Mutter hat das Ding beim Spar gesehen und mitgehen lassen, weil ich irgendwann erzählt hab, daß ich mir im Zug nach Linz ein Falafel-Sandwich servieren hab lassen. Das hat damals eine längere Erklärung meinerseits erfordert (der Versuch mit Sowas wie Hummus, nur als frittierte Bällchen
war auch nicht hilfreich) und ist deshalb offenbar in Erinnerung geblieben.
So, und da stand ich nun am Abend mit einer extra für mich gekauften Portion Falafel, die allein schon der Ehre wegen weg mußte. Nur: Wie? Die von meiner Mutter in Unkenntnis des Nahrungsmittels vorgesehene Form des Verzehrs (einfach so, mit nix, ausm Packerl) scheidet bei diesen doch eher trockenen Dingern grundsätzlich aus. Wer die Trümmer vom Spar kennt, der weiß auch: Die sind darüber hinaus ziemlich pikant gewürzt. Nein, es mußte also irgendetwas her, was dem von mir so geschätzten Falafel-Sandwich oder Falafel-Dürüm nahe kommt. Was Frisches dazu. Was Saftiges. Was Gschmeidiges.
Bergbaron, Gorgonzola, Salami und Schinkenwurst blieben daher unangetastet im Kühlschrank. Zum Einsatz kamen ein letzter Rest vom grünen Salat, die eingelegten Kirschpaprika (deren pikante Marinade als Salatdressing herhalten mußte - Zeit verschwendet wird da nicht unnötig) sowie ein paar Löffelchen von der butterweichen Avocado. Falafel-Bällchen in der Mikrowelle warm gemacht: Mjam mjam mjam!
So ganz Conny-kompatibel wars doch nicht. Die Peppersweet-Kirschpaprika sind mit Frischkäse gefüllt. Fürs Foto hab ich sie alle so gelegt, daß man davon nichts sieht und die Frau Conny sich ein veganes Erlebnis zumindest vorstellen kann. Auch bei den Falafelbällchen selbst hab ich nicht auf die Zutatenliste geschaut. Ob da irgendwo tierisches Fett verwendet wurde? Spar Veggie ist vegetarisch, aber nicht zwingend vegan.
Naja, mir wars wurscht. Ich bin ja nicht veg-, weder -etarisch noch -an, mir muß es nur schmecken. Was es getan hat. Und ich hab mich abghaut über den völlig fertigen Hund, der überhaupt nimmermehr begriffen hat, was da jetzt passiert. Sie ist es ja gewohnt, daß ich mal zum Kühlschrank geh und mir einen Marzipankartoffel raushol oder mir ein Wurstbrot mach. Aber: Mehrere Zutaten zusammentun, Salat waschen, Avocado auslöffeln, Falafel warm machen - da hat sogar der Hund bemerkt, daß irgendwas Ungewöhnliches im Gange ist, wenn ich das mach. Schlaues Tier! :)
Bit far awell
in a few minutes we will arrive St. Pöltenhaben die ÖBB jetzt einen zweiten Schatz in ihrem Englisch-Büchlein:
We bit far awell.Ich hab zwei Anläufe gebraucht um zu verstehen, was gemeint war. (Wenn mans geschrieben vor sich sieht, ist es wahrscheinlich leichter.)
Der König steht vorm Schwabl

König hin oder her: Gut sieht er nicht aus. Ich hab ihn sicherheitshalber fotografiert. Wer weiß, wann der Wettermann die Revolution ansagt. *LOL*
Im Schwabl dann eine rührende Szene: Kurz nach unserem Eintreffen hat ein Mann, der gerade gezahlt hatte, den Kellner mit Lobpreisungen überhäuft. Es sei ihm, so wörtlich, das Herzerl übergegangen vor lauter Freud
über das gute Essen. Lange hat er erzählt von den vielen Wiener Restaurants, die er von Berufs wegen besuchen muß und die sich alle für etwas Besseres halten. Quälende Lifestyle-Küche - dabei fehlts an den Grundlagen dort. Beim Schwabl (den er offenbar neu kennengelernt hat heute) wollte er sofort das gesamte Küchenpersonal beglückwünschen: zartestes Fleisch (kann ich bestätigen, hatte ich auch), a richtig guada Saft, a angenehm große Portion, nicht zu viel, vor allem aber auch nicht zu wenig … gehobene Gasthausküche, wie man es kaum mehr kennt. Der Kellner (Herr „Fraaanz with the Jaegermeisters“) schien fast ein bißchen unangenehm berührt, weil die Lobpreisungen gar nicht aufhören wollten. Ich hingegen muß festellen: Recht hatte er. Mein weißes Scherzel und die Prinzregententorte waren beide vom Feinsten, ohne daß nur ein einziges der Worte „an“, „auf“ oder „bei“ auf der Karten gestanden wäre. Kompliment!
Der Abend endete mit einer Folge der auf Agatha Christies „Partners in Crime“ basierenden Serie „Detektei Blunt“. Täter überführt, alles in Ordnung. ;)
Bosheit und Dummheit
Seit 2015 kämpft ja der Abschaum nicht mehr gegen Homosexuelle, Feministen, die Kirche, die EU, Juden oder Obdachlose. Nein, seit letztem Jahr stecken diese Kreaturen ihre gesamte Engerie in die Hetze gegen den Islam. (Was, ganz nebenbei, zu höchst verwunderlichen Ergebnissen führt: Die gleichen Leute, die gestern noch Obdachlose als Sozialschmarotzer und „Volksschädlinge“ verachtet und ihnen mit Springerstiefeln die Schädel zu Brei getreten haben, sehen in diesen ärmsten Existenzen nun plötzlich die Märtyrer des sogenannten „deutschen Volkes“, Opfer des angeblich für die Verpflegung muslimischer Zuwanderer ausgehöhlten Sozialsystems. Die gleichen Leute, die gestern noch schwule Männer blutig geprügelt und Feministinnen mit Vergewaltigung bedroht haben, kämpfen nun im Namen der Frauen- und Schwulenrechte gegen den Islam. Und sie sind so leer im Kopf, daß ihnen der Widerspruch gar nicht auffällt.)
Diese Konzentration des stumpfen Hasses auf nun nur mehr einen Feind läßt eine völlig neue Art von Propaganda blühen. Weil es nun mal einfach nicht genug Schreckensgeschichten über Moslems gibt, mit denen man seinen heiligen Krieg rechtfertigen könnte, werden diese (mal mehr, mal weniger kunstvoll) auf dem Reißbrett konstruiert. Da sitzen Menschen am PC, die offenbar nichts anderes zu tun haben, als Raubersgschichten zu erfinden. Zu Hilfe kommen ihnen dabei die freie Verfügbarkeit unendlich vieler Fotos und Videos im Internet sowie die guten Ergebnisse, die man auch schon mit einfacher Bild- und Videobearbeitung am PC erzielt. Keine Geschichte ist zu unglaubwürdig, um erfolgreich verbreitet zu werden:
- Die Kärntnerin, die von einem muslimischen Asylwerber überfallen und beraubt wurde;
- Die muslimische Familie, die in einem Streichelzoo vor den Augen der entsetzten Besucher Ziegen geschlachtet und gleich gegessen haben;
- Ebenfalls muslimische Flüchtlinge, die Pferde am Reiterhof verspeisten;
- Die vor Freude über die Pariser Anschläge jubelnden und feiernden Moslems in London;
- Die tagelange Gruppenvergewaltigung eines deutschen Mädchens durch muslimische Jugendliche;
- Die systematische Kündigung von Mietern, um Platz für muslimische Flüchtlinge zu machen;
- Die Aufforderung an Mieter städtischer Gemeindebauten, in ihren Wohnungen kein Schweinefleisch mehr zuzubereiten, um die religiösen Gefühle muslimischer Nachbarn nicht zu verletzen;
- Die Demonstrationen von muslimischen Flüchtlingen mit Plakaten, auf denen sie „Frauen zum Ficken“ in ihren Unterkünften fordern;
- Die Behauptung, muslimische Flüchtlinge würden (deutsche Variante) in Supermärkten über ein geheimes Gutscheinsystem gratis einkaufen oder (österreichische Variante) über eine geheime Aktion der Caritas in jedem Elektrogeschäft kostenlose Smartphones erhalten;
- Die regelmäßige Veröffentlichung von Fotos beliebiger muslimischer Menschen aus unseren Städten gemeinsam mit Fotos von IS-Terroristen, die als „Beweis“ gelten, daß es sich bei den zwei abgebildeten Menschen um die gleiche Person handelt (immerhin sehen ja beide südländisch aus, nicht wahr?);
- Die -zigtrillionen Euro, die jeder Moslem (egal ob Flüchtling oder nicht) aus den Sozialsystem schöpft, während der arbeitslose FPÖ-Wähler von seiner eigenen Hände Arbeit - äh, ja, also zumindest viel, viel weniger bekommt;
- Wegen der Moslems hat nicht nur der Nikolo Hausverbot in unseren Kindergärten, nein, man entläßt auch jede Kindergärtnerin, die den Kindern von Weihnachten erzählt.
- Immer wieder: Jedes einzelne Fotos einer verprügelten Frau, das jemals im Internet veröffentlicht wurde, zeigt jetzt plötzlich eine „von einer Gruppe Moslems vergewaltigte und mißhandelte Deutsche“.
- …
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Ich habe nur die Beispiel aufgeführt, auf die ich persönlich aufmerksam gemacht wurde und bei denen sich sehr schnell herausgestellt hat, daß sie einfach frei erfunden sind. (Wenn auf einem Foto von einer Demonstration die Transparente „weißer als weiß“ erscheinen und die in Comic Sans „aufgemalten“ Sprüche nicht dem Faltenwurf dieser Transparente folgen, hat man eigentlich genug gesehen.)
Die eine Frage ist: Was sind das für kranke, haßerfüllte Menschen, die sich solche Dinge ausdenken und dann extra noch passende Bilder und Videos fälschen? Sind das wirklich nur ein paar Verrückte, die vergessen haben, ihre Medizin zu nehmen? Oder steckt dahinter das bösartige Kalkül einer politischen Bewegung, die die Wählerschaft so lange durch Hetze und Lügen in den Extremismus treiben will, bis sie eine reelle Chance auf die Macht im Land hat? Ich glaube (leider) an Letzteres. Der plötzliche gemeinsame Schwenk, das orchestrierte Vorgehen in dieser Sache, das ist kein zufälliges Zusammenspiel einiger Deppen. Da haben sich einige sehr bösartige Menschen schon was überlegt dabei. In welchen Parteizentralen die sitzen (AfD? NPD? FPÖ? …?), darüber kann man spekulieren. Sicher ist nur, daß der Trick hat schon einmal funktioniert hat: Jörg Haider hat seine FPÖ von 5% auf 27% gebracht, indem er einfach nur einen zuvor nicht existierenden Haß gegen Ausländer zuerst erzeugt und ihn danach instrumentalisiert hat. Er hatte kein darüber hinaus gehendes politisches Programm. Seine Strategie war die Spaltung der Gesellschaft und der offen zur Schau gestellte Haß, sein Ziel die persönliche Macht. Wir befinden uns auch jetzt wieder in der ersten Phase von Haiders Strategie: Haß säen, wo keiner war. Muslime verunglimpfen, die seit 50 Jahren friedlich unter uns leben, unsere Kollegen und Freunde sind. Der zweite Schritt wird wieder gelingen: Die Gesellschaft tief zu spalten und den Haß in Wählerstimmen umzuwandeln.
Daneben stellt sich natürlich die andere Frage nach dem Geisteszustand jener, die diese Falschmeldungen glauben, „liken“ und an ihre 2.865 engsten Facebook-Freunde weiterleiten, sodaß sich die Gerüchte schneller verbreiten, als der Staatsanwalt den PC einschalten. Das ist nämlich genau das Pack, das jede recherchierende und medienrechtlich verantwortliche Redaktion als „Lügenpresse“ bezeichnet. Wenn dann aber auf Facebook quasi als Quellenangabe steht, daß „meine Arbeitskollegin diese Geschichte von einer Nachbarin erzählt bekommen hat, deren Freund Polizist ist“, dann wird das zur unumstößlichen, in Stein gemeißelten Wahrheit. Immerhin „will ja auch dieser Polizist nicht namentlich genannt werden, weil er damit seinen Job riskieren würde“. Wenn dann auch noch sowohl die Pressestelle der Polizei als auch die „Lügenpressehaltdiefresse“ übereinstimmend berichten, daß das Gerücht frei erfunden ist - na hallo!? Was mehr will man denn noch als endgültigen Beweis, daß es eben doch stimmt?
Man kann diesen Menschen nicht in erster Linie vorwerfen, daß sie ein verqueres, von Angst und Haß zerfressenes Weltbild haben, wenn sie sich ausschließlich über die einschlägigen Facebook-Gruppen mit diesen Falschmeldungen informieren. Man kann ihnen aber sehr wohl vorwerfen, daß sie sich ausschließlich über diese Kanäle informieren und völlig unkritisch alles glauben, was ihnen dort vorgesetzt wird - auch wenn es noch so offensichtlich gefälscht ist. Natürlich sind auch ORF, Kronen Zeitung die Wiener Bezirksblätter nicht immer nur die Horte der Wahrheit und des objektiven Journalismus. Aber mehr gelogen als auf Facebook wird dort sicher nicht … und informiert ist nur, wer eine Geschichte von möglichst vielen Seiten erzählt bekommen hat. Informiert sein wollen die Facebook-Fans von Pegida, FPÖ, AfD, den Identitären, NPD, etc. aber wahrscheinlich gar nicht. Das macht nicht so viel Spaß wie sich als Meute gemeinsam stark zu fühlen.
Dummheit ist gefährlich. Bösartigkeit ist gefährlich. In den „sozialen“ Netzwerken verschmelzen beide zu einer bestialisch stinkenden Bühe, aus dem die rechten Feinde unserer seit nunmehr 70 Jahren doch recht friedlichen Gesellschaft die Kraft zu neuer Gewalt und Zerstörung schöpfen. Es wäre höchst an der Zeit, hier energisch einzuschreiten.
SSH aufs Ubuntu Phone

Mit einem Ubuntu Phone (hier getestet mit Ubuntu 15.04) ist das alles ein bißchen komplizierter und will erst durchschaut werden: Diverse Anleitungen im Web beziehen sich nämich auf frühere Versionen des Betriebssystems und sind nicht mehr gültig.
Bei mir haben folgende Schritte zum Erfolg geführt. Ich notier sie mir hier, falls ich sie wieder einmal brauch:
- Auch bei Ubuntu muß man in der Systemsteuerung den Entwicklermodus aktivieren. Der verlangt allerdings, daß man das Telefon insgesamt mit einer PIN oder einem Passwort sichert. Heißt für mich: Ab sofort bei jedem „Aufwecken“ des Geräts eine PIN eingeben.
- Das Terminal-Programm aus dem Ubuntu-Store manuell installieren. Das Terminal verlangt ein Passwort auch für den Standarduser „phablet“ - wenig überraschend ist das die PIN, die ich bei der Freischaltung des Entwicklermodus gewählt habe.
- Im Terminal sudo service ssh start eintippen. („service“ ist ein Ubuntu-spezifischer Befehl, der sowohl Upstart-Jobs als auch System V Init Scripts kontrolliert.)
- Sich wundern, warum trotzdem nichts funktioniert und der SSH-Daemon nach dem nächsten Neustart wieder deaktiviert ist.
- Langsam verstehen, daß die Entwickler von Ubuntu nicht die reguläre Konfiguration des SSH-Daemons starten, sondern über die Datei
/etc/init/ssh.override
eine Version, die sich nie automatisch startet und kein Login per Username/Passwort zuläßt. - Den öffentlichen Schlüssel aus dem SSH-Verzeichnis meines PCs auf das Handy kopieren (in die Datei
/home/phablet/.ssh/authorized_keys
). - SSH verwenden und vorläufig akzeptieren, daß der Daemon nach jedem Neustart des Telefons von der Kommandozeile gestartet werden muß.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich /etc/init/ssh.override
gefahrlos löschen kann, sodaß stattdessen die reguläre /etc/init/ssh
verwendet wird. Dazu kenne ich weder Upstart gut genug noch weiß ich, wie Ubuntu bei Systemupdates mit solchen Dingen umgeht. Zu 90% wird das funktionieren und ich nehme an, daß SSH dann immer automatisch startet und auch ein Login mit Username/Passwort akzeptiert.
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich alles verstanden habe, was ich da tu. Ginge es eventuell auch ohne Entwicklermodus? Könnte man auch ohne Löschen von Dateien Ubuntu dazu bringen, sshd automatisch zu starten? Ist im Prinzip egal, ich habe einen Weg gefunden, der für mich funktioniert. Und man muß sich ja selbst die Chance geben, morgen nochmal ein bißchen klüger zu werden. :)
Nicht ganz zum Thema SSH, aber irgendwie zum Thema Terminal-Zugriff paßt die Sache mit dem root-Passwort: Irgendwie haben die alten Tricks vom Desktop nicht funktioniert. Ich kann für den User root kein Passwort setzen. Man kommt trotzdem in eine root Shell, indem man einfach sudo bash
eingibt. Solangs funktioniert …