Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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Frieren bei 30°

Blick von der Terrasse Ein verlängertes 30°-Wochenende nicht in Wien, sondern in Linz zu verbringen, hat einige Vorteile. Da wär zum Beispiel der Hund, der immer wieder für gute Laune sorgt. Oder eben gemütliche Exxtrablatt-Treffen, verbunden mit neugierigem Leutschaun. Oder das Kalbsgulasch und die Schinkenfleckerl. Natürlich auch die Jindrak-Mehlspeisen und die Brandl-Semmerl. :)

Ein ganz wesentlicher Aspekt hängt aber mit dem vielen Grün zusammen, von dem man umgeben ist, wenn man auf der Terrasse sitzt. (Das ist ja eine durchaus erstaunliche Sache: Obwohl das Haus nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt steht, duckt sich die Stadt so geschickt hinter Bäumen und Hecken weg, daß man sich wie am Land fühlt.) Das viele Grün machts wohl aus, daß die ganze Gschicht rundherum sich nicht so elendiglich aufheizt wie in Wien. Ein wunderbares und ganz ungewohntes Erlebnis an so heißen Tagen: Ich schlafe bei offenem Fenster und wache um 5:00 Uhr auf, weil mir kalt ist! Wie geil ist das? Und wann passiert das jemals in Wien, wo sich schon nach wenigen warmen Tagen die Tag- und Nachttemperaturen in der Wohnung angleichen und man auch bei geöffnetem Fenster keine Abkühlung hat?


Exxtrablatt: Flashback

Das Exxtrablatt hat sich in den letzten 30 Jahren um rund 250 Meter nach Westen bewegt und verfügt nun über einen hübschen Schanigarten am Beginn der Linzer Fußgängerzone. Ich wüßte von all dem gar nichts, hätte nicht unser aller Lieblingsethem mich heute dorthin vazaht.

Die historische Bedeutung dieser Exxtrablatt-Wanderung und des heutigen Wiedersehens mit dem Lokal erschließt sich dem Leser nur dann, wenn er weiß, daß ich vor rund 30 Jahren fast jeden freien Nachmittag im „Ur-Extrablatt“ (es hatte damals tatsächlich ein „x“ weniger) verbracht habe … bevor es irgendwann schick wurde und mich die einfallenden Marketingtussen und Werbefritzen vertrieben haben.

Heute also: Flashback! Ich sitze wieder im Exxtrablatt und fühl mich wie 17. (Ethem versichert: Ich sehe auch so aus! *gg*) Was eigentlich als kurzes „After-Work-Beer“ (eine sprachliche Verbeugung vor dem dortigen Stammpublikum) geplant war, hat sich dann doch über mehrere Stunden hingezogen. Einerseits, weil wir immer genügend Leut finden, die wir rücksichtslos ausrichten können. („Pretty in Beige“, sag ich nur.) Andererseits, weil ich irgendwann am späteren Abend die Michi kennenlernen durfte, die nochmal viel Schwung in die Unterhaltung brachte und für die wir all unsere Bösartigkeiten gerne ein zweites Mal aufwärmten.

Ich bin ein bißchen verblüfft darüber, was der guteste Ethem der Michi vorher so alles über mich erzählt hat - man hat ja selbst so gar keine Idee, was die offenbar größte Leistung im eigenen Leben ist, die einem die Nachwelt später mal in den Grabstein ritzen wird. *LOL* Nett wars aber, es haben sich daraus gleich wieder ein paar neue Geschichten spinnen lassen. ;)

Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich außerdem eine Einladung zum Abendessen ausgefaßt. Ich halt das hier mal sicherheitshalber schriftlich fest.

Ein kleiner Abendspaziergang auf der Landstraße hat den Abend für mich beendet. Wohin Ethem und Michi sich verkrümelt haben, konnte ich nur ansatzweise verstehen. Gottseidank! *LOL*


Wir werden alle sterben: Wie die Politik versagt

Wenn in Tagen wie diesen ÖVP und SPÖ wieder ganz verdutzt in die Welt gucken und nicht verstehen wollen, wie eine Partei ohne Inhalte, ohne politisches Programm, ohne Personal und ohne aktives Bemühen die Stimmen der Wähler für sich gewinnt … Nun, Zeitung lesen, meine Herrschaften! Nicht die Artikel der Berufsjournalisten, die sind unter aller Sau. Nein, die Gastkommentare sind es, die spannendes Gedankenfutter liefern.

Den gestrigen Wahlsonntag irgendwie vorhergesehen hat zum Beispiel Michel Reimon bereits am 16. August 2011. In seiner zu 100% lesenswerten Analyse „Die Hegemonie der Abstiegsangst“ wirft er den Machthabern, aber auch seinen eigenen Parteikollegen in der Opposition einige unschöne Wahrheiten um die Ohren. (Hören will die bis heute freilich keiner.)

Ich erlaube mir, zwei seiner Gedanken kurz anzureißen und mit meinen eigenen Beobachtungen zu würzen:

Populistische Parteien wie die FPÖ müssen nichts tun, um erfolgreich zu sein. Sie leben von der Abstiegsangst vor allem derer, die ohnehin nur wenig haben. Es sind die Leute, die vom Leben nichts mehr erwarten, keine Hoffnungen und Träume mehr haben, nur mehr die Sorge, es könne ihnen morgen schlechter gehen als heute, die der FPÖ auf den Leim gehen. Die Freiheitlichen bieten nämlich etwas unschätzbar Wertvolles: den Schuldigen, den Dieb, der diese diffuse Abstiegsangst fortwährend nährt und konkretisiert. So tief unten kann ein wahlberechtigter Österreicher auf der sozialen Leiter gar nicht stehen, daß ihm die FPÖ nicht jemand noch ärmeren, noch chancenloseren präsentieren könnte. Auf den muß man heruntertreten und sagen: „Nein, streck Deine dreckigen Pfoten erst gar nicht aus, von meinem Tisch bekommst du nichts! Ich könnte morgen selbst schon kaum noch genug haben.“

Diese Abstiegsangst wirkt, und die FPÖ ist ausschließlich dort erfolgreich, wo sie grassiert: In der Steiermark haben gestern 42% jener Menschen, die nur über einen Pflichtschulabschluß verfügen, die Freiheitlichen gewählt. Von den Akademikern waren es nur 4%. Mit diesen 42% muß man nicht über Politik reden, über die Lust am Gestalten, über eine bessere Zukunft. Die sind nicht empfänglich für Themen, die sie im Leben weiterbringen könnten, für eine Bildungsreform, für Steuergerechtigkeit, für Arbeitsmarktimpulse, für bessere Gesundheitsversorgung, niedrige Kriminalität und eine schnellere Zugverbindung nach Graz. Die wollen einfach nur nichts verlieren.

Das ist der Grund, warum die FPÖ kein Programm hat und auch keines braucht. Ihre Klientel will nichts verbessert und gestaltet haben. Die will einfach möglichst gar nichts verändert haben. Ewiger Stillstand als Preis für den Nicht-Abstieg. Das Drama dabei: Keine andere Partei kommt daran vorbei, zu den von der FPÖ affichierten Slogans Stellung zu beziehen, und sei's nur in TV-Konfrontationen. Mit jeder dieser Stellungnahmen wird die empfundene Bedrohung in der Welt der Ängstlichen realer: Schließlich spricht jetzt auch die SPÖ darüber. Und die ÖVP. Und sogar die Grünen äußern sich. Und plötzlich stehen Themen im Zentrum, die objektiv gesehen im Leben der Menschen hinter dem aktuellen Sonderangebot in der Gartenabteilung rangieren. Ernsthafte Diskussionen über Steuern und Pensionen bleiben auf der Strecke, mit denen gewinnt man kaum Wählerstimmen.

Wie absurd diese Abstiegsangst ist, thematisiert Michel Reimon ebenfalls - und ich bin fast rot angelaufen beim Lesen, weil er auch mich ertappt hat:

Allgemeiner Konsens ist doch: Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen. Die Wirtschaft - naja, man weiß nicht so recht. Ob unsere Pensionen noch gesichert sind? Womit werden wir die Hypo-Milliarden zurückzahlen? Krankenhäuser werden geschlossen, an Schulen bröckelt der Putz von den Wänden, Universitäten können weder Forschung noch Lehre angemessen finanzieren, die Polizei hat auch kein Geld mehr … Ein bißchen muß man da doch die Abstiegsängste der unqualifizierten Unterschicht verstehen, oder? Oder?

Bödsinn, sagt Reimon. Und wiederholt einfach nur, was wir eh alle wissen: Wir sind so reich wie noch nie in der Geschichte dieses Landes. Allein seit 1995 hat sich das BIP (ein doch recht brauchbarer Wohlstandsindikator) annähernd verdoppelt. Alles, was in den 1990ern gerade nicht mehr finanzierbar war, könnten wir uns jetzt locker leisten: SimCity-Spieler würden gleich die neue Universität und das Sportstadion bauen, die U-Bahn verlängern und optimistisch in die Zukunft blicken. Die Österreicher sollten fragen: Jetzt, wo's uns so gut geht wie nie, was machen wir mit dem vielen Geld? Wo investieren wir in Forschung und Entwicklung? Welche Infrastruktur-Angebote müssen verbessert werden? Wie können wir mit Investitionen unsere Sozialsysteme nachhaltig sichern? Welche Chancen bieten sich uns? Sie sollten diese Fragen ihren Politikern stellen und zukunftsweisende Antworten verlangen.

Stattdessen sitzen alle - wir alle, mich eingeschlossen - vor der „Zeit im Bild“ und nehmen die bedrohlich über der Innenpolitik schwebende Wolke vom zunehmenden Sparzwang wie ein Naturgesetz hin. Fragt denn niemand, wo der ganze Zaster geblieben ist? Wie kann es sein, daß ein Land seinen Wohlstand Jahr für Jahr vermehrt, sich die Menschen darin aber ernsthaft vom wirtschaftlichen Abstieg bedroht sehen? Wer sind die Leute, die heute um so viel reicher sind als 1995 … und warum konnten sie es auf Kosten unseres tatsächlichen, nicht statistischen berechneten Wohlstandes werden? 8,5 Millionen Österreicher haben dieses Geld als Volkswirtschaft gemeinsam erarbeitet, nur rund 85.000 von ihnen genießen die Früchte dieser Arbeit, während die restlichen 8,4 Millionen sich um ihr Geld real immer weniger leisten können.

Es wird Zeit für eine Politik, die diese Zustände hinterfragt, die die Umverteilung rückgängig macht und wieder alle am gemeinsam gebackenen Kuchen mitnaschen läßt. Vielleicht versteht dann auch ein frustrierter FPÖ-Wähler, daß nach unten zu treten nicht die einzige Perspektive in seinem traurigen Leben ist; daß es ganz im Gegenteil von Jahr zu Jahr besser gehen kann und man sich dafür entscheiden muß, welche Partei dafür die tauglicheren Angebote macht. Und, wer weiß: Vielleicht entschließt sich ja dann auch die FPÖ, endlich solche Angebote zu präsentieren.


ESC 2015: Die Charts

Måns Zelmerlöw siegt auch in den Charts 2014 habe ich zum ersten Mal nachgesehen, wie sich die Teilnahme am Song-Contest auf die Verkaufserfolge der einzelnen Songs auswirkt. Das mach ich doch gleich nochmal für 2015! :)

Die European iTunes Song Charts listen unter ihren erfolgreichsten 250 folgende ESC-Titel:

Platz Land Interpret
Song
1 Schweden Måns Zelmerlöw
„Heroes“
4 Belgien Loïc Nottet
„Rhythm Inside“
7 Italien Il Volo
„Grande amore“
14 Russland Polina Gagarina
„A Million Voices“
15 Estland Elina Born & Stig Rästa
„Goodbye To Yesterday“
17 Australien Guy Sebastian
„Tonight Again“
22 Israel Nadav Guedj
„Golden Boy“
24 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett
„A Monster Like Me“
26 Lettland Aminata
„Love Injected“
35 Slowenien Maraaya
„Here For You“
43 Deutschland Ann Sophie
„Black Smoke“
51 Spanien Edurne
„Amanecer“
56 Österreich The Makemakes
„I Am Yours“
82 Georgien Nina Sublatti
„Warrior“
91 Serbien Bojana Stamenov
„Beauty Never Lies“
99 Zypern John Karayiannis
„One Thing I Should Have Done“
102 Frankreich Lisa Angell
„N'oubliez pas“
120 Montenegro Knez
„Adio“
189 Litauen Monika Linkytė & Vaidas Baumila
„This Time“
207 Rumänien Voltaj
„De la capăt / All Over Again“
220 Ungarn Boggi
„Wars For Nothing“
227 Niederlande Trijntje Oosterhuis
„Walk Along“

Die österreichischen iTunes-Charts sind noch eindeutiger in der Hand der ESC-Teilnehmer. In den Top 10 gibt es nur einen einzigen Song, der nicht beim Bewerb mitmachte - und auch der kommt vom Song Contest: Es ist die Eröffnungsnummer „Building Bridges”. Das also laden die Österreicher derzeit herunter:

  1. Måns Zelmerlöw, „Heroes“ (Schweden)
  2. Loïc Nottet, „Rhythm Inside“ (Belgien)
  3. The Makemakes, „I Am Yours“ (Österreich)
  4. Il Volo, „Grande amore“ (Italien)
  5. Elina Born & Stig Rästa, „Goodbye To Yesterday“ (Estland)
  6. Mørland & Debrah Scarlett, „A Monster Like Me“ (Norwegen)
  7. Guy Sebastian, „Tonight Again“ (Australien)
  8. The ESC Vienna All Stars (feat. Conchita, Wiener Sängerknaben, ORF RSO), „Building Bridges“
  9. Polina Gagarina, „A Million Voices“ (Russland)
  10. Maraaya, „Here For You“ (Slowenien)

Auch bei den weltweiten Charts siehts, genauso wie im Vorjahr, ziemlich beeindruckend aus: Gleich fünf ESC-Songs haben es unter die Top 25 geschafft, nämlich „Heroes“ (Platz 10), „Rhythm Inside“ (Platz 13), „Grande Amore“ (Platz 21), „Tonight Again“ (Platz 22) und „A Million Voices“ (Platz 25).

Gewonnen hat allerdings wieder einmal - Conchita. *LOL* In den europäischen Charts finden sich gleich drei („Firestorm“, „You Are Unstoppable“, „Rise Like a Phoenix“), in den weltweiten Charts zwei Titel von ihr („Firestorm“ und „You Are Unstoppable“). Sie hat die Bühne, die ihr geboten wurde, gut genutzt. :)


ESC 2015: Merci, Jury

Il Volo haben für Italien die Telefonabstimmung gewonnen Beim Song Contest 2014 hat Conchita sowohl bei den Telefonabstimmungen als auch bei den Fachjurys gewonnen. Wie aber sieht das heuer aus? Waren die Branchenexperten und das TV-Publikum wieder einer Meinung?

Nein. Waren sie nicht. Wäre es nach den Zusehern gegangen, würde der Song Contest 2016 in Rom stattfinden. Italien hat die Telefonabstimmung für sich entschieden, auf den Plätzen folgen Russland und Schweden. Die Fachjurys hingegen haben Schweden mit großem Abstand auf Platz 1 gewählt, dahinter das unmögliche Gsangl aus Lettland und auf Platz drei dann die blondierte Russin.

Obwohl beide Teilergebnisse gleichberechtigt zu 50% ins Gesamtergebnis einfließen, sorgte der überdeutliche Vorsprung im Jury-Voting gegenüber dem sehr knappen Rennen bei der Telefonabstimmung für den schwedischen Sieg. Merci, Jury, kann man da nur sagen. Der italienische Schmachtfetzn hätte mich in meiner Song-Contest-Ehre verletzt. *LOL*

Wer selbst analysieren will, findet die Detailergebnisse auf der Song-Contest-Seite der EBU. :)


ESC 2015: Unser Voting

Hier sind sie, die Ergebnisse unserer kleinen, aber feinen ESC-Party 2015:
Rang Land Interpret Punkte
    Song  
1 Belgien Loïc Nottet 24
    „Rhythm Inside“  
2 Slowenien Maraaya 20
    „Here For You“  
2 Estland Elina Born & Stig Rästa 20
    „Goodbye To Yesterday“  
2 Australien Guy Sebastian 20
    „Tonight Again“  
5 Schweden Måns Zelmerlöw 18
    „Heroes“  
5 Rumänien Voltaj 18
    „De la capăt / All Over Again“  
7 Israel Nadav Guedj 16
    „Golden Boy“  
7 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett 16
    „A Monster Like Me“  
9 Serbien Bojana Stamenov 15
    „Beauty Never Lies“  
9 Zypern John Karayiannis 15
    „One Thing I Should Have Done“  
11 Frankreich Lisa Angell 14
    „N'oubliez pas“  
12 Montenegro Knez 13
    „Adio“  
12 Deutschland Ann Sophie 13
    „Black Smoke“  
12 Aserbaidschan Elnur Huseynov 13
    „Hour Of The Wolf“  
15 Ungarn Boggi 12
    „Wars For Nothing“  
16 Vereinigtes Königreich Electro Velvet 11
    „Still In Love With You“  
16 Litauen Monika Linkytė & Vaidas Baumila 11
    „This Time“  
18 Italien Il Volo 10
    „Grande amore“  
19 Armenien Genealogy 9
    „Face The Shadow“  
19 Spanien Edurne 9
    „Amanecer“  
21 Griechenland Maria-Elena Kyriakou 8
    „One Last Breath“  
21 Russland Polina Gagarina 8
    „A Million Voices“  
23 Georgien Nina Sublatti 7
    „Warrior“  
24 Polen Monika Kuszyńska 6
    „In The Name Of Love“  
25 Lettland Aminata 3
    „Love Injected“  
25 Albanien Elhaida Dani 3
    „I'm Alive“  

Die Abstimmung war für uns so spannend wie kaum jemals zuvor: Es drohte lange Zeit der Super-GAU mit Russland oder Italien an der Spitze. Gottseidank haben es sich die europäischen und australischen Zuseher dann doch anders überlegt. „Heroes“ von Linnea Deb, Joy Deb und Anton Hård af Segerstad war zwar nicht unser Favorit, aber wir können mit dem Ergebnis sehr, sehr gut schlafen gehen. :) (Einige haben sich da ja Sorgen gemacht und sich per SMS nach unserer psychischen Verfassung erkundigt. *gg*)

Auch sehr schön: Nach den Unsympathlern aus Russland und Italien folgte gleich auf Platz vier unser gemeinsamer 12-Punkte-Favorit Loïc Nottet. Das war bis zu einem gewissen grad doch unerwartet und freut uns sehr.

Interessantes Detail am Rande: Die Top 5 entsprechen exakt der Reihung, die sich heute Nachmittag aus den Wettquoten ergeben hat.


ESC 2015: Letzte Wettquoten

Eurovision Song Contest - Vienna 2015 Fünf Stunden vor Beginn des 60. Eurovision Song Contest lohnt sich ein letzter Blick auf die Wettquoten:
Rang Land Interpret Song
1 Schweden Måns Zelmerlöw Heroes
2 Russland Polina Gagarina A Million Voices
3 Italien Il Volo Grande amore
4 Belgien Loïc Nottet Rhythm Inside
5 Australien Guy Sebastian Tonight Again
6 Estland Elina Born & Stig Rästa Goodbye To Yesterday
7 Serbien Bojana Stamenov Beauty Never Lies
8 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett A Monster Like Me
9 Lettland Aminata Love Injected ↑︎
10 Aserbaidschan Elnur Huseynov Hour Of The Wolf

Russland hat, was sich bereits abgezeichnet hat, Italien überholt. Meine beiden „Mag ich nicht“-Songs liegen also auf den Plätzen 2 und 3. Loïc Nottet aus Belgien hat mit seinem „Rhythm Inside“ nochmal ein paar Plätze vorgearbeitet. (Was ich ihm durchaus vergönne: Der 19jährige singt nicht nur, sondern hat den Song auch komponiert und an der Choreographie und dem Bühnenbild mitgearbeitet.)

Auch am Finaltag gibt es noch einen Neueinsteiger in die Top 10 der Buchmacher: Lettland. Warum auch immer.

Eine interessante Ergänzung übrigens zum Stimmungsbild, das aus den Wettquoten resultiert, sind die Downloadcharts und YouTube-Zugriffe, die auf esctracker.com gezählt werden:

Bei den Downloads liegen Schweden, Russland, Estland, Belgien und Italien vorne. Auf YouTube liegt Italien mit über 26 Millionen Klicks in Führung, gefolgt von Russland, Aserbaidschan, Albanien und Rumänien.


ESC 2015: Voting Sheet fürs Finale

Eurovision Song Contest - Vienna 2015 Gestern Nacht noch haben ORF und EBU die Startreihenfolge der 27 Teilnehmer im Finale am Samstag bekannt gegeben. Heute schon hab ich das Voting Sheet dazu:

Eurovision Song Contest 2015 - Voting Sheet Finalshow

Wer die Startreihenfolge ansieht, wird die Kritik verstehen, die sich im Netz regt: Seit einigen Jahren werden die Startplätze ja nicht mehr ausgelost, sondern nach „dramaturgischen Gesichtspunkten“ vergeben. Das sollte verhindern, daß das Los Ballade um Ballade aneinanderkleistert und für einen Publikumsschwund an bestimmten Stellen der Show sorgt, wie es früher tatsächlich immer wieder passiert ist. Im Prinzip ist das eine gute Idee.

Im diesjährigen Finale hat man genau diesen Effekt aber händisch nachgestellt: Statt für eine interessante Durchmischung zu sorgen, verfeuert der Song Contest 2015 sein gesamtes Unterhaltungspotential in der ersten Hälfte. Danach sind nur mehr langsame Nummern zu hören. Nicht unbedingt schlechte, aber eben sehr ruhige. Dazu kommt, daß die ohnehin bereits als Favoriten gehandelten Songs aus Russland und Italien die begehrten letzten Plätze erhalten haben. Die Fangemeinde munkelt nun: Nach den jahrelangen Buh-Konzerten für Russland und den vielen erfolglosen Versuchen der RAI möchte man einem Erfolg dieser beiden Länder so gut wie möglich nachhelfen, indem man sie nach einem relativ wenig unterhaltsamen Block auf die Startplätze mit den höchsten Erfolgschancen setzt. Für mich wär das eine Katastrophe: Gerade diese zwei Songs finde ich unaushaltbar.

Daher: Möge dieses Voting Sheet die Anrufer zu schöneren Liedern leiten! :)


Meine vierte Song Contest Veranstaltung: Israel ist das neue Serbien

Auftritt Litauens bei zweiten ESC-Semifinale 2015Meine letzte ESC-Live-Veranstaltung für längere Zeit war das heutige zweite Semifinale. Die Stimmung war nochmal ein kleines Eckchen wilder als am Dienstag, was wahrscheinlich an den tonnenweise angereisten schwedischen Fans lag. Der Vorplatz der Stadthalle glich teilweise einem IKEA-Betriebsausflug. Blau und Gelb überall.

Wir haben getan, was uns schon vorgestern am meisten Freude bereitet hat: Still in uns hineingrinsend Leut gschaut. Was für ein Auflauf! Was für ein Sprachengewirr! Was für Peinlichkeiten! :)

Apropos Peinlichkeiten: Ralph Siegel, der Untote des Song Contest, ist keine zwei Meter von mir vorbei gehuscht! Er hat ja den san-marinesischen Beitrag komponiert, wieder einmal, und ist damit brutal abgesoffen, wieder einmal. Aber ich greife vor. :) Jedenfalls hatte ich ihn beinahe in Griffweite, wie er ziemlich konfus den Eingang zum Green Room gesucht hat. (Und ja, es heißt wirklich san-marinesisch, auch wenns bescheuert klingt. Ich hab extra nachgschaut.)

Gar nicht peinlich, sondern in höchstem Maße zufriedenstellend waren die einzelnen Auftritte und das Ergebnis. Ich hab einen neuen, erweiterten Favoritenkreis - und schon wieder sind alle weiter! Ossis (teilweise neue) Freunde im Finale sind:

  • Maraaya aus Slowenien; sie sind mit Here For You seit März meine Favoriten aus dem zweite Halbfinale. Juhu, am Samstag kommen sie wieder!
  • Monika Linkytė & Vaidas Baumila, die für Litauen This Time singen; auch die beiden hatte ich schon im März am Radar
  • Måns Zelmerlöw. Schweden. Heroes. Jep. Gell, Kysira? :)
  • Knez für Montenegro mit Adio, einem etwas untypischen Song von Željko Joksimović, mit dem ich erst langsam warm wurde - jetzt hat er mich gepackt
  • Nadav Guedj, der Golden Boy aus Israel. Gerade vor wenigen Tagen erst habe ich über den recht uninspirierten Song geschimpft. Wie bei Bojana aus Serbien scheißt man auf die Inspiration, sobald Nadav auf der Bühne steht. Israel ist das neue Serbien und verdient im Finale.
  • John Karayiannis für Zypern; er sang One Thing I Should Have Done und sich auf der großen Bühne viel zu spät, dafür umso tiefer in mein Herz.

Außerdem geschafft haben es Norwegen (ziemlich OK), Lettland (eher anstrengend), Aserbaidschan (ziemlich anstrengend) und Polen (die Frau im Rollstuhl mit dem Song, bei dem einem die Füße einschlafen).

Raus also:

  • Irland (verdientermaßen)
  • San Marino (auch einem mehrfach von der Regie eingeblendeten Applause! an den LED-Schirmen hat sich das Saalpublikum verweigert)
  • Malta (hab ich vergessen)
  • Portugal (über das man als einzig Positives sagen kann: wenigstens kein Fado)
  • Tschechien (schade eigentlich; vielleicht hätten die beiden die Oberteile ihrer Kostüme tauschen sollen)
  • Island (nicht schad drum)
  • Schweiz (durchaus schad drum; statt Lettland oder Polen hätten die schon bleiben dürfen)

Ich persönlich hätte also die Schweiz und Tschechien ins Finale geschummelt und dafür wahrscheinlich Lettland und Polen wieder heimgeschickt. Gleiche Situation also wie am Dienstag: Große Zufriedenheit, alle Favoriten weiter, an zwei Details hätte man noch drehen können - aber wie am Dienstag sind das die unwichtigen Details. :)

Ein toller Abend, der mit einem Geschenk an Herrn Blue zu Ende geht: Die Behinderte ist weiter. Wenn das mal kein Verschwörungsakt der linkslinken Gutmenschen war! *LOL*


ESC 2015: Neue Wettquoten

Loïc Nottet ist in die Top 10 der Buchmacher eingestiegen Die Wettquoten haben sich nach dem ersten Semi natürlich verändert - Zeit wars ja langsam. :)

Einerseits sind bisherige Buchmacher-Favoriten nicht mehr im Rennen (Finnland), andererseits haben sich nach den Publikumsreaktionen im Semifinale neue Songs nach oben geschoben.

Der aktuelle Stand:

Rang Land Interpret Song
1 Schweden Måns Zelmerlöw Heroes
2 Italien Il Volo Grande amore
3 Russland Polina Gagarina A Million Voices
4 Australien Guy Sebastian Tonight Again
5 Estland Elina Born & Stig Rästa Goodbye To Yesterday
6 Serbien Bojana Stamenov Beauty Never Lies ↑︎
7 Norwegen Mørland & Debrah Scarlett A Monster Like Me
8 Belgien Loïc Nottet Rhythm Inside ↑︎
9 Aserbaidschan Elnur Huseynov Hour Of The Wolf
10 Slowenien Maraaya Here For You

Das Bild mit Schweden und Italien an der Spitze hatten wir schon am 16. März. Allerdings sind die Dinge in diesen Tagen stärker im Fluß, als man auf den ersten Blick erkennt: Russland hatte in den letzten Stunden Italien für kurze Zeit überholt. Das Rennen um Platz zwei ist für die Buchmacher nicht gelaufen.

Zum ersten Mal überhaupt vorne dabei ist Serbien. „Beauty Never Lies“ ist offenbar nicht nur bei mir, sondern auch in den Wettbüros komplett unter der Wahrnehmungsgrenze geblieben, bevor Bojana den Song im Semi zum Leben erweckt hat. Von den hinteren Plätzen auf die 6.

Auch Loïc Nottet spielt erstmals ganz vorne mit, seit ich die Wettquoten beobachte. Sein Auftritt hat den vorübergehenden Abwärtstrend Belgiens nicht nur aufgehalten, sondern umgedreht.

Schon morgen Abend kann das alles wieder ganz anders aussehen: Mit Norwegen, Aserbaidschan und Slowenien sind noch drei Länder in diesen Top 10, die ihren Finaleinzug erst am Donnerstag erkämpfen müssen. Es würd mich gar nicht wundern, wenn wieder (wie bereits gestern) zumindest einer dieser Buchmacher-Favoriten fällt.


Meine dritte Song Contest Veranstaltung: Alle Favoriten weiter!

ESC: Zuseherinnen im Märzpark Zum dritten Mal in meinem Leben hab ich heute eine Song-Contest-Veranstaltung live erlebt: Das erste Semifinale. Die Live-Show. Die zwei Stunden, in denen es wirklich um die Wurst ging.

Zwar war der Abend gestern schon ein echtes Wow-Erlebnis für mich. Was da aber heute abgegangen ist, dafür find ich kaum noch Worte. Ein Erlebnis, für das man Eintritt kassieren sollte, war schon der Fan-Aufmarsch vor der Halle: Viel bunter, viel besser gelaunt, viel mehr Song Contest als gestern, als ichs ja auch schon ziemlich toll gefunden hab. Ein geniales Kontrastprogramm dazu war die Urbevölkerung des Märzparks: Die einen sahen auf ihren Stammbankerln vor der Stadthalle ausgesprochen interessiert und mit großem Vergnügen zu, wie da die große Welt an ihnen vorüberzog … die anderen ließen sich nicht mal im Ansatz irritieren und spielten weiter auf dem Rasen Fußball. Gerade diese Märzpark-Idylle war nicht nur mir ein Foto wert: Die meisten ESC-Touristen sind es schon gar nicht mehr gewohnt, daß der Veranstaltungsort mitten in einem Wohngebiet, Tür an Tür mit den Gastgebern liegt.

Die sogenannte „Pre-Show“ mit ziemlich nervigen deutschen Moderatoren hatte ich ja gestern schon erlitten, also schlängelten wir uns erst kurz vor Beginn der TV-Übertragung durch die Sicherheitssperren. Auch die waren besser als gestern. Erstens waren die Securities talentierter (zumindest sahen sie so aus *evilgrin*), zweitens fragten sie auch strenger nach, wenn der Metalldetektor anschlug: Was ist das? - Mein Handy - Und das? - Mein zweites Handy. - Und das? - Mein drittes Handy - Davon hat der Typ heute Abend sicher zuhause erzählt (Bir, iki, üç …).

Die Stimmung in der Halle war noch um ein Vielfaches wilder als gestern. Man kippt da völlig rein. Ich verstehe jetzt die Leute, die ihre Urlaube nach den Song-Contest-Terminen planen und ihr Geld für Flüge nach Baku ausgeben. Ja, die Bühne sieht man im Fernsehen besser. Ja, die Tonqualität ist im Fernsehen besser. Aber wenn diese Wellen über einen hinwegrollen, wenn man die Begeisterung für den einen oder anderen Song spürt, wenn die Dänen bei Serbien und die Belgier bei Russland von den Sitzen springen … und alle für Conchita kreischen, daß man deren Song kaum noch hört … das gibts zuhause nicht.

Das absolut Ursuperkalifragilistischexpiallegorischste an dem Abend aber war dann mein eigener tosender Applaus bei der Bekanntgabe der 10 Finalisten:

  • Voltaj mit All Over Again (De la capăt) für Rumänien, meine Favoriten der ersten Stunde - weiter!
  • Loïc Nottet mit Rhythm Inside für Belgien, ebenfalls Langzeitfavorit - weiter!
  • Elina Born & Stig Rästa mit Goodbye To Yesterday für Estland, meine Nummer drei für dieses Semi heute - weiter!
  • Bojana Stamenov aus Serbien, deren Song Beauty Never Lies mich nie berührt hat, bevor ich ihn live auf der Bühne erlebt habe (jetzt dafür umso mehr) - weiter!

Kein einziger meiner Favoriten ist draußen. Das hats bei einem Semi auch schon länger nicht mehr gegeben.

Außerdem im Finale am Samstag sind Russland (läßt mich absolut kalt, kommt aber auch live gut an bei den Fans), Griechenland (genau das gleiche Lied wie Russland, genau die gleiche Sängerin, genausowenig mein Stil), Ungarn (verdientermaßen), dazu noch völlig unverständlich Albanien (wildes Gekreische ohne jede Melodie, aber Albanien kommt immer weiter), Armenien (war mal unter meinen persönlichen Top 10, wirkt aber live ziemlich öde) und Georgien (eine absolute Katastrophe).

Ausgeschieden daher:

  • Moldau (nicht schad drum)
  • die Niederlande (die hätte man doch statt Albanien oder Georgien weiter lassen können? Nette Melodie, ein bißchen altbacken …)
  • Mazedonien (ich kann mich an den Song eh schon wieder nicht erinnern)
  • Dänemark (lieb, aber einfach zu sehr „Dänemarks ewig gleicher Song-Contest-Schlager“; trotzdem: statt Albanien oder Georgien …)
  • Weißrussland (überraschend deshalb, weil sie in der Halle hervorragend ankamen; mein Fall ist der Song nicht)
  • Finnland (obwohl ich hier sogar in den Sitzreihen die eine oder andere Pommesgabel entdeckt habe während ihres Auftritts)

Wären also die Niederlande und Dänemark statt Albanien und Georgien ins Finale gekommen, wärs das absolut perfekte Ergebnis gewesen. Aber an diesen Titeln häng nicht mein Herz, und man braucht bei der Finalshow am Samstag ja auch eine Pinkelpause. ;)

PS: Wir haben beim Heimgehen eine Herr-Blue-Gedenkträne verdrückt. Herr Blue war ja der festen Überzeugung, daß linkslinke Gutmenschen, die Bilderberger, die EU und die Illuminaten den finnischen Sieg im Finale aus Gründen der political correctness bereits fixiert hatten. Jetzt sind Pertti Kurikan Nimipäivät schon im Semi gescheitert. Was ist da los? Verlieren die Illuminaten an Macht? Herr Blue, wir litten mit Dir. Aber nur ganz, ganz kurz. *LOL*


Meine zweite Song Contest Veranstaltung: Orchester, Kugelballet, Serbien

Die Wiener ESC-Bühne Zum zweiten Mal in meinem Leben hab ich heute eine Song-Contest-Veranstaltung live erlebt: Es war die Probe zum ersten Semifinale, die sogenannte „Juryshow“. 50% der Punkte wurden heute bereits von den Jury-Mitgliedern vergeben, die restlichen 50% bestimmt morgen das Televoting. Außerdem wird die Aufzeichnung von heute morgen „eingeschnitten“, falls technische Probleme die Live-Übertragung stören sollten.

Es ist tatsächlich beeindruckend, was da so auf die Beine gestellt wurde. Die Bühne ist zur Abwechslung wirklich wieder einmal eine Bühne und nicht bloß ein Boden, hinter dem LED-Wände eine Bühne simulieren. Von der Decke tanzen Kugeln und erwecken das heurige Song-Contest-Logo quasi in 3D zum Leben. Conchita eröffnet die Show unter tosendem Applaus und sichert sich die Sympathien aller, die sich beim Contest wieder ein Orchester wünschen (wozu ich ausdrücklich nicht gehöre).

Auch wenn, wie bei diesen Proben üblich, nur die Sitzplätze gefüllt und die Hälfte der Stehplätze frei waren: Es ist unbeschreiblich, wie viel Lärm begeisterte ESC-Fans machen können. Das tun sie vor allem, wenn die serbische Sängerin Bojana Stamenov ihren Stampfer „Beauty Never Lies“ singt. Nicht, daß der Song irgendwas könnte … aber Bojana hat mit ihrer Bühnenpräsenz die Halle von der ersten Sekunde an im Griff. Daß ihre Performance tiefster Euro-Trash im schönsten Sinn des Wortes ist, ist dabei äußerst hilfreich - genauso wie der von Charlie Mason (einem Mit-Autor von „Rise Like a Phoenix“) geschriebene Text, der mit Zeilen wie den folgenden aufwartet:

Finally I can say, 
Yes, I’m diff’rent, and it’s okay!
Here I am!

Auch meine Lieblinge, Loïc Nottet und Voltaj, haben mich nicht enttäuscht. Tatsächlich hatte ich zu „De La Capăt“ auch in der Stadthalle ein paar Tränchen verdrückt. Es ist einfach zu schön. Natürlich kommt keiner der beiden Songs an den Party-Faktor von „Beauty Never Lies“ heran, die Reaktionen des Saalpublikums waren absolut nicht vergleichbar.

Am Ende hätte ich am liebsten mein Handy gezückt und angerufen, so enthusiasmiert war ich. Ging natürlich nicht. War ja nur Probe. Ein Mal noch schlafen. :)

Ach ja: Und Grüße von Helga hab ich ausgerichtet bekommen von Plattenbau-Tim. (Der war damals kurz vor oder nach Penthouse-Paule.) Wie klein die Welt doch wird rund um den Song Contest. *LOL*


Meine erste Song Contest Veranstaltung

Eröffnungsfeier des Eurovision Song Contest 2015 am Rathausplatz Zum ersten Mal in meinem Leben war ich bei einer Eurovision-Song-Contest-Veranstaltung live dabei: Bei der großen Eröffnungsfeier, die heute am Wiener Rathausplatz stattgefunden hat.

Alle 40 Künstler und Delegationen schritten den roten Teppich vom Ring zum Rathaus ab, vom Publikum nur getrennt durch einen schmalen Streifen, der für die anwesenden Journalisten reserviert war. So nah komme ich Loïc Nottet, Voltaj und Maraaya nie mehr wieder! :)

(Später hab ich erfahren, daß wir Glück hatten: Wie wir drin waren, wurde der Zutritt gesperrt, weil aus Sicherheitsgründen nur 3.000 Leute auf den Rathausplatz durften.)

Wir haben einen guten Platz ganz vorne am Journalisten-Korridor ergattert und waren dort umringt von Italienern, Spaniern, Russen, Deutschen, Engländern und einem Tschetschenen. (Für kurze Zeit gesellte sich ein österreichisches Paar zu uns. Die waren die einzigen, die geraucht haben auf der ganzen Veranstaltung - und die einzigen, die miese Stimmung reingebracht haben. Daß z.B. die Interviews auf der Bühne auf Englisch geführt wurden, stieß der jungen Dame sauer auf: Ko de Oide net Deitsch redn, heast? Mia san do in Estarreich, do redt ma imma nu Deitsch. Eh nimma lang. Mia wird glei gaunz anderscht, oida. Ob die mit Herrn Blue verabredet waren? *LOL*)

Ein bißchen zu bekritteln waren das Zeitmanagement und die sich daraus ergebenden Probleme - unter anderem für ein Orchester vom Konservatorium der Stadt Wien, das die undankbare Aufgabe hatte, die Veranstaltung musikalisch zu begleiten. Man könnte ja annehmen, daß die 40 Delegationen der Reihe nach vom Ring zum Rathaus schreiten, auf der dort aufgebauten Bühne ein paar nette Worte sagen und dann beim Herrn Bürgermeister einkehren. Weit gefehlt: Jede einzelne Delegation fuhr mit ihrem eigenen Bus vor, posierte am Ring für Fernsehen und Fotografen, ging zwei Schritte in Richtung Rathaus, wurde vom nächsten Journalisten ausgebremst … tatsächlich stellte jeder der auf 200 Metern links und rechts aufgefädelten Pressevertreter jedem der Künstler mindestens eine Frage. Es dauerte ewig, bis die ersten Delegationen das Rathaus erreicht hatten. Nach zwei Stunden erst konnten Voltaj aus Rumänien als letzte ihren Bus vors Burgtheater rollen lassen. Um einen kleinen Eindruck davon zu geben, was das für die Planung bedeutete: Das oben erwähnte Orchester des Wiener Konservatoriums hatte gezählte fünf Eurovisionstitel einstudiert, mit denen das Defilee musikalisch untermalt werden sollte. Damit füllt man genau 15 Minuten. Diese fünf Titel wurden gnadenlos wiederholt, immer und immer wieder. Buchstäblich stundenlang. Die internationalen Gäste waren fassungslos.

Ansonsten war die Stimmung prächtig. Interessant war, wie völlig unterschiedlich die Künstler aufs Publikum wirken, wenn sie live interagieren können. Allein bei den derzeit heißesten fünf Kandidaten der Buchmacher gabs riesengroße Unterschiede: Die Interpreten aus Russland und Italien nahmen sofort Kontakt mit den Fans auf und wurden bejubelt. Der Sänger aus Australien wirkte sympathisch, konnte die Zuseher hinter der Journalisten-Front aber nicht mehr ganz so begeistern. Praktisch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bewegten sich Schweden und Estland. Gerade bei Måns Zelmerlöw kommt das überraschend, gründet sich seine Favoritenrolle doch hauptsächlich auf seine Schwiegersohn-Qualitäten. Gewirkt hat er im 5-Meter-Check aber weder charmant noch attraktiv, sondern wie ein Schauspieler, der gegen seinen Willen Alfons Haider spielen muß. Diesen Eindruck müssen auch alle anderen gehabt haben, Fan-Gejubel blieb völlig aus.

Apropos Fan-Gejubel: Bei wem jubelten die Massen am lautesten? Wer erntete am meisten Zuneigung und Begeisterung? 3-2-1-Conchita. Ehrlich, es war unglaublich. Es war, als hätte sie nicht vor über einem Jahr den Song Contest gewonnen, sondern gestern erst den Messias geboren. Wie gesagt, rund um mich herum standen Italiener, Spanier, Russen, Deutsche, Engländer und ein Tschetschene. Kaum kam Conchita in Sichtweite, brüllten sie alle gemeinsam Conchi! Conchi! Conchi! - Es ist unbegreiflich, wie diese Frau das macht, aber die Welt hat beschlossen, sie zu lieben. Und sie steht zu ihrem Entschluß, quer über alle Landesgrenzen hinweg.

Ein wunderschönes Erlebnis, eine schöne Stimmung für eine Red-Carpet-Eröffnung, viele gute gelaunte Menschen, die irgendwie radebrechend ins Gespräch kamen (das funktioniert sogar zwischen Spaniern und Tschetschenen *gg*) … und: für eine Veranstaltung dieser Größenordnung so gut wie keine Polizei. Das ist mir erst beim Heimgehen aufgefallen: Ein Polizeiwagen bei der Lichtenfelsgasse, mehr hab ich nicht gesehen. Wahrscheinlich standen noch ein paar andere am Ring und bei der Felderstraße, aber trotzdem: Man weiß offenbar, wie man ESC-Fans einzuschätzen hat. Es gab auch Stunden nach Beginn der Veranstaltung keine Betrunkenen, keine aggressiven Störenfriede - nur strahlende Augen und freundliche Gesichter. Nicht mal bei Rot über die Fußgängerampel sind die Leut gegangen am Weg zurück zur U-Bahn - stattdessen sind sie völlig begeistert an den Ampeln stehengeblieben und haben Selfies geschossen mit den berühmten Wiener Ampelpärchen. Was hätt ein Herr Inschpekta da schon zu tun? *LOL*


Überall Ausländer

Weil der Nachmittag schon so dekadent begonnen hatte (Hugo@Mahue) und weils grad so viel zu feiern gibt, verbrachten wir den Abend wieder mal beim Plachutta. (Ich sag ja immer: Haupsache regional und saisonal! - Regional? Der Fjordlachs? - Na des wird scho a a Region sein, wo der herkommt.)

Hauptattraktion genau wie auf der Mariahilfer Straße: die vielen Ausländer, vor allem das Paar am Nebentisch. Durch die Speisekarte hatten sich die beiden Deutschen noch mittels Smartphone geschummelt. Für die spontanen Zusatzfragen des Kellners bei der Bestellung aber hätte man halt schon ein bißchen lernen müssen, gell?

Kellner:

„In die Suppe hätten S' gern Nuderln oder Frittaten?“

Gast:

„Was sind Frittaten?“

Kellner:

„In dünne Streifen geschnittene Pfannkuchen.“ (Das klang ziemlich auswenig gelernt.)

Gast:

„Ja, dann diese …“

Kellner:

„… Frittaten. Zum Weißen Scherzel darfs vielleicht a Semmelkren sein?“

Gast:

„Was ist Semmelkren?“

Kellner:

„Da werden kleine Weißbrotstücke in Suppe und Milch eingeweicht und unter den Kren gerührt.“ (Das klang wieder ziemlich auswenig gelernt.)

Gast:

„Was ist … Kren?“

Kellner:

„Meerrettich.“ (Ups! Er hatte oben einen Teil seines Textes vergessen.)

Sehr fein wars. Und mein Steak … Mjamm! (Gruß an Conny - Du hättest von meinem Blattspinat kosten können.) Beim Heimfahren ein Wiedersehen mit Herrn Victor. Wassn schöner Abend. ;)


ESC 2015: Building Bridges

Israel und der Libanon beim Song Contest 2015Israel hat zum Eurovision Song Contest in den letzten Jahren nicht wirklich viel Nennenswertes beigetragen. Das ist im Grunde auch heuer nicht anders: Die einzige Leistung von Nadav Guedj mit seinem Song „Golden Boy“ besteht darin, die Mitte des schmalzgetränkten zweiten Semifinales mit einem Uptempo-Mitklatschsong aufzulockern. Außerdem bringt er mit seiner Tanztruppe ein bißchen Testosteron auf die Bühne, was dem Bewerb auch nicht schadet. Das wars dann aber auch schon, der Song selbst trägt nicht weit. (Wer sich ein aktuelles Bild über den Stand der Bemühungen machen möchte: Hier ist das Video von der heutigen Probe.)

Erwähnenswert wird die Teilnahme Israels durch die anschließende Pressekonferenz. Ahmed aus dem Libanon hat da nämlich eine Frage:

Pressekonferenz der Delegation aus Israel

Könnte man die Szene noch in die Bühnenshow einbauen, wäre der Beitrag vielleicht noch zu retten. ;)


Köln must have run out of Knollnasenmännchen

Mariahilfer Straße mit #idaho Straßenbemalung Es sollte der traditionelle Friesenhof-Hugo auf der Mariahilfer Straße werden. Ein bißchen Leut schaun, ein bißchen dekadent sein, ein bißchen Eis essen … und ein bißchen an Conny denken und ein Schlückchen auch auf ihr Wohlsein trinken.

Jedoch: Oida!!?? Köln must have run out of Knollnasenmännchen … and Wien will run out of Prosecco in no time. Zugehen tuts, als hätte die FPÖ alle M/M-Ampelpärchen demontiert und in einer großen Duftwolke in die Fußgängerzone entlassen. Tausende kleine Pinocchios mit H.C. Strache als Meister Geppetto. Sogar der kleine Herr Wachtmeister (Pausback!) hatte einen ausgeprägteren Hüftschwung als seine Kollegin. *LOL*

Besonders putzig wirkte die Szenerie, wenn man auf die Details achtete: Rund die Hälfte der entlaufenen Kölner Paare zog schnittige Köfferchen hinter sich her. Die waren wahrscheinlich gerade am Westbahnhof angekommen und flanierten in Richtung Hotel. Außerdem fiel die babylonische Sprachverwirrung auf: Französisch, Norddeutsch (das klingt ja sowieso immer ein bißchen schwul), Englisch, Rumänisch, irgendwas mit vielen Zischlauten, … Aber riachn tuats guat. ;)

Dort, wo die Ampelpärchen noch in rot und grün leuchten, an der Kreuzung Amerlingstraße/Mariahilfer Straße, fotografierte Amnesty International Passanten mit dem bunten „Intoleranz macht schiach“-Schild (das für die zischlautenden Besucher auch in der internationalen Fassung auflag: „Respect Diversity“). Im „gerade nicht mehr Baustellenbereich“ vor dem Gerngross grüßt sogar eine #IDAHOT-Straßenmalerei zum 17.5. die die angekommenen Gäste. Do schaugst mit di Augn.

Es ist fast, als hätte jemand Life Ball und Song Contest in der gleichen Woche stattfinden lassen. :D


Tolino E-Book Reader: Die Rückkehr der kleinen Buchhandlung

EPUB LogoEs ist viele, viele Jahre her, da hats zum guten Ton gehört, Bücher in der Buchhandlung seines Vertrauens zu kaufen - bzw. eben zu bestellen, wenn sie nicht lagernd waren.

Irgendwann kam dann Mitternachtsshopping bei Amazon, Riesen wie Thalia lagen in viel attraktiveren Einkaufsstraßen … und obwohl mir das schlechte Gewissen immer dazwischennörgelte, die Bequemlichkeit gewann sehr schnell die Oberhand. Man wird ja auch nicht jünger und agiler. :)

Seit ich meinen E-Book-Reader (ausgerechnet von Thalia …) habe, wendet sich das Blatt wieder langsam: Auf den Homepages von immer mehr Buchhandlungen entdecke ich nicht nur den klassischen Webshop, sondern auch ein großes Angebot an E-Books. Wenns mir also drum geht, einen entspannenden Urlaubskrimi möglichst rasch zur Verfügung zu haben, ist Amazon derzeit komplett aus dem Rennen. Thalia hat noch gute Karten, aber kein Monopol mehr auf die Bequemlichkeit. Es fällt mir einfach wieder leichter, mein Geld beim kleinen Buchhändler zu auszugeben.

Einziger Nachteil: Verglichen mit dem Einkauf im Thalia E-Book-Shop ist der Kauf über diese kleinen Shops eine regelrechte Qual. Gerade probiert beim Buch-Monopolisten meiner ersten Wien-Jahre, der Buchhandlung Löwenherz: Nach der Überweisung per Kreditkarte passiert zunächst gar nichts. Dann immer noch nichts und auch einige Zeit später nichts. Erst nach guten 10 Minuten erhält man eine Mail mit einer 9seitigen PDF-Datei, in der irgendwo mittendrin der Download-Link versteckt ist. Direkter Download nach dem Kauf oder nachträglich über die Kundenkonto-Seite? Fehlanzeige.

Anyway: Es geht, und das ist ja schon mal was. Besser jedenfalls, als Amazon mein Geld hinterherzutragen. Daß es geht und (vor allem) daß ich auf meinem bei Thalia erworbenen E-Book-Reader Bücher von Löwenherz oder anderen Büchereien lesen kann, das verdanke ich dem offenen Standardformat EPUB. Hier hat es eine Industrie endlich wieder einmal geschafft, sich (fast) auf einen einheitlichen Standard zu einigen. Am Ende profitieren alle davon, wie's scheint. (Fast übrigens deshalb, weil ausgerechnet Amazon diesen Industriestandard mit seinen Kindle-Geräten boykottiert. Auf ein Kindle dürfen nur Bücher von Amazon.)


ESC 2015: Voting Sheets fürs Seminfinale

Eurovision Song Contest - Vienna 2015 Heute hat der Eurovision Song Contest 2015 so richtig begonnen. Seit 10:20 Uhr stehen die ersten acht Interpreten auf und hinter der Bühne der Wiener Stadthalle bzw. treffen sich mit Pressevertretern zum „Meet and Greet“. Ein guter Anlaß, um die Voting Sheets für die beiden Seminfinal-Shows am 19. und 21. Mai zu veröffentlichen.

Voting Sheet Eurovision Song Contest 2015, 1. Semifinale (abstimmungsberechtigt sind die Teilnehmer sowie Spanien, Österreich, Frankreich und Australien)

Voting Sheet Eurovision Song Contest 2015, 2. Semifinale (abstimmungsberechtigt sind die Teilnehmer sowie Deutschland, Italien, das Vereinigte Königreich sowie Australien)

(Wie immer: Gefundene Fehler bitte rasch melden. Das Voting-Sheet fürs Finale wird aus dem gleichen Datenbestand generiert. Was jetzt beim Semi falsch ist, steht auch nächsten Samstag falsch drin.)

Bis einschließlich Samstag, den 23. Mai, stehen täglich weitere Proben auf dem Programm, ab 18.5. auch immer wieder die öffentlich zugänglichen Generalproben für die einzelnen Shows.

Viel Spaß beim Song Contest!