Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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Anglizismenphobie: Nokia verkauft jetzt Türen

Man kanns auch übertreiben, wenn man Anglizismen vermeiden möchte:

Nokia hat laut dem Bericht eines Maemo-Users erst in diesen Tagen die Benutzeroberfläche des Ovi Store komplett ins Finnische übersetzt. Dieser Übersetzung fiel auch der Name des Services selbst zum Opfer. Aus „Ovi Store“ wurde ein finnisches „Ovi Kauppa“. Daß Kauppa „Geschäft“ heißt, ist dabei nicht so sehr das Problem. Das Problem ist, daß Ovi das finnische Wort für „Tür“ ist. Der irritierte Finne sieht sich nun also online mit einem „Türengeschäft“ konfrontiert.

Nokia liebt patscherte Übersetzungen. Am N900 heißt die Kamera-Voreinstellung für die Nahaufnahme von Personen nicht etwa „Porträt“, sondern „Hochformat“. Im Ovi Store lautete die deutsche Übersetzung für die Programmkategorie „Utilities“ lange Zeit „öffentliche Einrichtungen“. Die lassen offenbar keine Muttersprachler zum Kontrollieren drüber. Daß aber ausgerechnet in der finnischen Version so ein Lapsus passiert, ist schon extra fein. Das freut meine Ovi-gequälte Kundenseele. ;)


Synchronisieren: Bye Scheduleworld, Hello Mobical!

Das Synchronisieren von Kontakten und Terminen ist ja an sich schon eine heikle Sache. Richtig heftig wirds, wenn die beteiligten Geräte bzw. Programme vom Hersteller nicht explizit „füreinander geschaffen“ sind, sondern sich einfach nur mal drauf verlassen müssen, daß die Gegenseite die Standards einhält. Da kann das Leben schon sehr abenteuerlich sein. ;)

Mein Setup hat trotzdem einige Zeit erstaunlich gut funktioniert:

Der PC schickt Kontakte und Kalendereinträge an das Webservice Scheduleworld. Von dort holen sich das Telefon (Nokia 6110 Navigator) und die N8x0-Tablets die Daten wieder runter. Für eine echte Synchronisation in beide Richtungen war ich immer zu feig: Ich wollte nicht riskieren, meine Telefonnummern durch einen technischen Fehler zu verlieren. (Soll anderen Leuten ja passiert sein, gell?)

Seit ca. einem halben Jahr läuft das alles nur mehr mit viel Schieben und Drücken. Schweduleworld hat mal hier, mal dort Probleme. Der Klassiker dabei: Kontakte werden ohne Bilder synchronisiert. (Wenn man weiß, wie viel Mühe ich mir mache, um das Web und alte Bilderordner meiner Platte nach 144x144 Pixel großen Porträts meiner Lieben zu durchstöbern, dann kann man sich in etwa vorstellen, wie sehr mich das ärgert.) Außerdem ist die sogenannte „Web“-Oberfläche, die ich durchaus hin und wieder in Anspruch nehme, ressourcenfressender als das ganze MS-Office-Paket. Ganz zufrieden war ich also nie. Daß das alles dann auch noch $ 24,99 pro Jahr kostet, machts nicht besser.

Jetzt, nach dem Upgrade der Telefon-Firmware und der am PC verwendeten Synchronisationssoftware, ist endgültig der Ofen aus: Keiner der früheren Tricks funktioniert mehr, Kontakte landen endgültig nur mehr gesichtslos am Mobiltelefon. Es muß also eine Alternative zu Scheduleworld her.

Ovi von Nokia ist dabei die naheliegende Lösung, allerdings von einem Nokia-Telefon aus nicht zu verwenden. Auf meinen Hilferuf im Internet hin wurde mir Mobical empfohlen. Mobical ist gratis, eines der „Dauer-Beta“-Services im Netz und wird, so meine Einschätzung, wohl irgendwann das Zeitliche segnen. Bis dahin aber hat es sich meinen ersten Experimenten nach als ein Scheduleworld in jeder Beziehung überlegenes Service erwiesen: Mobical hat eine gelungene Web-Oberfläche, Mobical ist kostenlos und (vor allem) Mobical funktioniert. Ich kanns (bisher) uneingeschränkt empfehlen.

Bleiben zwei große Aufgaben zu lösen:

  1. Die Software syncEvolution am N900 installieren (siehe dieser Hinweis), damit das neue Gerät bei dem ganzen Zirkus mitspielen kann.
  2. Weitere Bilder sammeln. Wer Einfluß darauf nehmen möchte, wie er bei mir im Mail-Client, im Chat und bei Telefonanrufen „aussieht“, sollte mir also einige vorteilhafte Fotos schicken, bei denen das Gesicht auch im Format 144x144 noch gut rüberkommt. Bei Bedarf vermittle ich gerne einen genialen Fotografen. ;)

Mein N900 hat einen Freund

2x N900 am Tisch
Da schau her: An einem netten Nachmittag bei Raini und Wolfi schließt mein süßes N900 Freundschaft mit dem etwas jüngeren, aber noch nicht ganz fertig konfigurierten N900 vom Wolfi. So lieb, die zwei! :)
Derweilen genießen wir Erwachsenen ein absolut saufeines Essen. Ich hoff, daß die Fotos davon bald online gehen. Sehr beeindruckend!

N900: Filme und Bilder verstecken

Am N900 läuft der Systemdienst Tracker. Er indiziert alle Dateien, die auf der Speicherkarte sowie in den Spezialordnern „Audioclips“, „Bilder“, „Dokumente“, „Videoclips“ und „Kamera“ abgelegt sind. Andere Programme (wie z.B. der Foto-Betrachter oder der Media Player) können so rasch alle vorhandenen Dateien samt eventueller Zusatzinformationen (Aufnahmedatum, Titel, …) anzeigen.

So weit, so gut. Nur will man unter Umständen nicht jedes Foto, das unter „Bilder“ abgespeichert ist, in der Übersicht des Fotobetrachters sehen. Ich bin gerade in eine solche Situation gekommen: Versuchsweise habe ich für einige gespeicherte Kontakte neue, größere Fotos verwendet. Dafür habe ich einen Unterordner „Kontakte“ im Ordner „Bilder“ angelegt. Prompt zeigt mir der Fotobetrachter beim Öffnen nun alle diese Porträtaufnahmen an. Das ist sicher nicht das, was ich wollte.

Lösung Nummer eins wäre, die Bilder in ein anderes, nicht von Tracker indiziertes Verzeichnis zu verschieben. Das ist einfach, aber langweilig. Außerdem will ich die Fotos partout im Ordner „Bilder“ haben. Dort gehören sie nun mal hin.

Lösung Nummer zwei ist in einer Konfigurationsdatei versteckt, die im Verzeichnis /home/user/.config/tracker zu finden ist. Sie heißt tracker.cfg und bestimmt das Verhalten des Indizierungs-Dienstes. Gottseidank ist es eine ganz normale Textdatei, die sich sogar ohne root-Rechte bearbeiten läßt. Die spannenden Zeilen finden sich relativ weit oben, am Anfang der Datei, in der Sektion „[Watches]“. Die Zeile „WatchDirectoryRoots= …“ legt fest, welche Verzeichnisse grundsätzlich überwacht werden sollen. Darunter gibt „NoWatchDirectory= …“ an, welche Verzeichnisse von der Indizierung ausgeschlossen sind. Genau da findet sich schon ein von Nokia selbst erstelltes Beispiel: Der Eintrag „$HOME/MyDocs/.sounds/Ringtones/“ verhindert, daß Klingeltöne aus diesem Verzeichnis (entspricht „Audioclips/Ringtones“ im Dateimanager) im Media Player als Musik angezeigt werden.

Nach diesem Muster kann man x-beliebige Unterordner von der Tracker-Indizierung ausnehmen. Bei mir beispielsweise gibt es jetzt den Zusatzeintrag „$HOME/MyDocs/.images/Kontakte/“. Er sorgt dafür, daß mein Foto-Betrachter nicht die Gesichter anzeigt, die ich ohnehin im Telefonbuch neben den einzelnen Namenseinträgen finde. Gleichzeitig bleibt der Ordner selbst aber im Dateisystem sichtbar - das ist wesentlich, sonst könnte ich die darin enthaltenen Fotos ja nicht auswählen und zuordnen. ;)

Wichtig: So richtig gut funktioniert diese Methode, wenn man zuerst die Konfigurationsänderung durchführt, dann das N900 neu startet und erst ganz zum Schluß die Dateien in den ausgeschlossenen Ordner verschiebt. Eine andere Reihenfolge führt dazu, daß Tracker die Indizierug schon durchgeführt hat, bevor ihm der Zugang zum Verzeichnis verboten wird. Auch das läßt sich korrigieren, die dafür notwendigen Klimmzüge können aber durch Einhalten der richtigen Reihenfolge leicht vermieden werden.

Zum Editieren der Datei selbst empfehle ich übrigens den Editor Leafpad aus dem Extras-Repository. Keinesfalls darf man die vorinstallierte Applikation „Notizen“ verwenden: Sie schreibt Dateien nicht in reinem Textformat zurück und würde die Konfiguration unbrauchbar machen. Weil die Konfigurationsdatei selbst sich außerhalb des Bereichs befindet, der für normale Benutzer-Dateioperationen sichtbar ist, kann sie auch von Leafpad aus nicht über „Datei|Öffnen“ gefunden werden. Lösung: Kommandozeile öffnen und als Befehl „leafpad /home/user/.config/tracker/tracker.cfg“ eingeben. Natürlich gilt: Wer vorher eine Sicherungskopie macht, hat nachher kein kaputtes Telefon.

Jetzt, wo ich weiß wie das funktioniert, kann ich auch die ganzen bösen Filme rüberkopieren, ohne daß Thumbnails davon im Media Player auftauchen. ;)


Nokia N900 Firmware Upgrade

Zum ersten Mal in der Geschichte von Maemo gibt Nokia ein geplantes Firmware Upgrade ausgewählten Kunden zum Vortesten frei. Gefordert wurde das seit Jahren, bisher hatten sich hier aber die „Anzüge“ gegen die „T-Shirts“ in der Firma durchgesetzt und dies aus rechtlichen und kommerziellen Gründe verhindert.

Seit gestern ist alles anders. Ausgewählte Kunden, die durch ihre bisherigen Bugreports im öffentlichen Bugzilla aufgefallen sind, haben eine Einladung zum Download der Firmware 1.1 erhalten. Das ist einerseits ein nettes Weihnachtsgeschenk, soll in erster Linie aber die Qualitätssicherung auf eine neue Ebene stellen. In der Vergangenheit haben Firmware-Updates immer wieder nicht nur zu neuen Bugs geführt. Besonders unangenehm war, daß vermeintlich vernachlässigbare Änderungen im Betriebssystem zu Problemen mit Programmen von Drittherstellern geführt haben. Solche Situationen will man vermeiden.

Ob das ein einmaliges Vorgehen bleibt oder zum fixen Bestandteil im Firmware-Releasezyklus wird, hängt nicht zuletzt auch vom Verhalten der ausgewählten Testuser ab. Nokia besteht nämlich nach wie vor darauf, daß über ungelegte Eier nicht gegackert werden soll. Die Firmware ist (noch) kein offizielles Produkt und soll deshalb auch nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden. In der gestrigen Ankündigung zum Test-Release findet sich daher folgender Absatz:

Please keep yourselves in the task of bug reporting. We don't really need you going through details about the unreleased software in Talk, mailing lists, blogs or anywhere out of bugs.maemo.org. We have decided that trust is better than an NDA in this situation so please don't give us reasons to reconsider the NDA or the community testing itself. If you prefer to keep your freedom to especulate publicly about the content of the next release then we ask you to simply decline the invitation.

Die „T-Shirts“ haben sich also zwar durchgesetzt, haben aber offenbar noch ein bißchen Angst davor, daß die „Anzüge“ hinterher doch Recht behalten. ;)

Ich persönlich bin übrigens nicht unter den ausgewählten Testern, ich hab erst einige wenige Bugs gemeldet. Für mich persönlich bedeutet die ganze Geschichte nur (hoffentlich) bessere Software-Qualität und vor allem wieder einen Schritt mehr in Richtung Offenheit in einem altmodisch organisierten, von „Anzügen“ geführten weltweiten Konzern. Ach ja, und es bedeutet noch etwas: Nokia wird den angekündigten Termin für das Firmware-Update („vor Weihnachten“) nicht halten können.


Zehntausend Schilling

Im Zug nach Linz, irgendwo zwischen Neulengbach und St. Pölten. Das Ehepaar vor mir unterhält sich seit der Abfahrt in Wien leidenschaftlich über die Kosten dieser Bahnfahrt. Die tatsächlichen Kosten sowie alle möglichen Varianten mit Zuschlägen und Ermäßigungen. Dabei wird jeder Betrag von ihm exakt ausgerechnet und dann für sie in Schilling umgerechnet. Gerade eben hat eines der durchkalkulierten Arrangements ATS 10.000,- gekostet. Mir wird ganz schwindlig. Dabei sind beide (soviel hab ich mitbekommen) mit einem superbilligen Pensionistenticket unterwegs und zahlen eh nix.

Maemo auf Atom-Laptop gesichtet

Fast. Nicht wirklich das ganze Maemo-System, aber der Hildon-Desktop mit dem charakteristischen Task-Switcher, dem Startmenü und den scrollenden vier Desktops ist hier auf einem Beweisvideo zu bewundern. Laufen tut das System unter Kubuntu auf einem mit einer Intel Atom-CPU betriebenen Laptop.

Eine der völlig sinnfreien Spielereien, die mich so faszinieren. Schaut gleich ganz anders aus als auf dem 3,5"-Touchscreen des N900. ;)


Neues Ubuntu für alte PCs optimieren

Mit einem der letzten Updates von Karmic Koala ist mein alter Pentium 4 (1,4 GHz, 256 MB Hauptspeicher und eine sehr langsame Festplatte) plötzlich zur unerträglich lahmen Schnecke verkommmen. Hoppla? Eigentlich sollten die Dinge doch besser und schneller werden?

Auffällig war zunächst die ungewöhnlich lange Zeit vom Login bis zum kompletten Aufbau des fertig benutzbaren Desktops. Da vergingen schon mal 1-2 Minuten unter heftigem Rattern der Festplatte. Kaum lag Gnome dann fertig vor mir, war der Hauptspeicher auch schon zur Gänze belegt. Sogar die Swap-Partition war schon angeknabbert. Dabei hatte ich noch kein einziges Programm gestartet! Sobald dann auch nur ein bißchen Bewegung ins System kam (Firefox öffnen, im Terminal als root anmelden - egal was), gabs nur mehr Ein- und Auslagern auf der Platte. Ein vernünftiges Arbeiten war nicht mehr möglich.

Chaos. Verzweiflung. Tränen.

Dann sind mir zwei Dinge eingefallen:

  1. Bei einem der letzten Updates wurde das Paket ureadahead neu hinzugefügt.
  2. Ich habe hier vor etwas mehr als einem Jahr einmal etwas über das Beschleunigen des Login-Vorgangs durch Vorausladen oft benötigter Dateien durch GDM geschrieben.

Mein kleines blondes Hirn hat diese beiden Informationen mit dem sagenhaft vollgepferchten Hauptspeicher und der ständig ratternden Festplatte kombiniert und festgestellt: Daran liegts! Tatsächlich, daran lags auch.

Zwar meint ureadahead es gut und automatisiert den Trick des Vorausladens von Dateien, den ich selbst beschrieben habe. Allerdings wird ein System dadurch nur dann wirklich schneller, wenn nicht ein Flaschenhals auftaucht, mit dem die Ubuntu-Designer nicht gerechnet haben: eine langsame Festplatte und ungewöhnlich wenig Hauptspeicher. Genau das ist hier passiert. Wegen der langsamen Festplatte hat das Vorausladen der Dateien so lange gedauert, daß es jenseits jeder Schmerzgrenze lag. Gleichzeitig wurde damit der ohnehin knapp bemessene Hauptspeicher so sehr belastet, daß das System auf die Swap-Partition ausweichen mußte. Wer schon einmal erlebt hat was passiert, wenn Daten gelesen und gleichzeitig Swap-Speicher auf der gleichen Platte befüllt wird, der weiß, was ich mit „langsam“ meine.

Die Lösung ist ziemlich trivial. Verantwortlich für das Vorausladen sind folgende Dateien:

  • /etc/init/ureadahead.conf
  • /etc/init/ureadahead-other.conf
  • /var/lib/ureadahead/pack

Die ersten beiden starten das ureadahead-Service. Das verhindert man, indem man (als root) die Endung .conf in irgendetwas anderes ändert. Bei mir heißen die beiden Dateien jetzt ureadahead.disabled und ureadahead-other.disabled. Die letzte Datei, pack, enthält alles, was ureadahead so in den Speicher laden soll. Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, aber sicherheitshalber habe ich diese Datei auch umbenannt.

Mein persönlicher Eindruck ist, daß Ubuntu auf diesem einen Rechner jetzt noch wesentlich schneller ist, als es vor dem unglückseligen Update mit ureadahead jemals war. Das ist durchaus möglich: Ureadahead hat den Dienst sreadahead ersetzt, der in etwa den gleichen Zweck hatte, technisch aber anders gearbeitet hat. Ich gehe davon aus, daß auch sreadahead auf diesem einen PC hier unschöne Nebenwirkungen hatte, die mir einfach nicht weiter aufgefallen sind. Immerhin ist der Rechner so alt, daß man sich über ein bißchen Ruckeln beim Hochfahren nicht wundert. Damit ist aber jetzt Schluß. Nur 70 Sekunden vom Einschalt-Knopf bis zum letzten Ruckeln der Festplatte nach dem Laden des Desktops, das ist für einen sieben Jahre alten Rechner nicht so schlecht. ;)


Nokia N900 - Erfahrungsbericht

Ich gebs zu, ich hab mir Zeit gelassen mit meinen ersten Eindrücken. Aber nach einem langen Wochenende und zwei extra-Tagen ist es nun soweit. Trommelwirbel: „Das N900 und mein Leben!“ ;)

Executive Summary¹

Uneingeschränkt begeistert bin ich nicht. Wer nicht den offenen Charakter der Plattform als Mehrwert schätzt, sollte die Finger davon lassen. Und nicht einmal ich wäre bereit, die vollen € 600,- Listenpreis dafür zu zahlen. Aber: Es gibt gelungene Aspekte, die Hoffnung machen.

Als Telefon

Als Telefon ist es schlicht unbrauchbar. Das fängt schon bei der Größe an (unbequem in der Jeans-Tasche), hat aber vor allem mit der langen Liste fehlender Features zu tun. Ich verwende auf meinem S60-Gerät Dinge wie Voice-Dial, MMS, Text2Speech, SyncML via http, Videotelefonie, Java-Programme, … regelmäßig. Darauf will ich nicht verzichten, nur weil das neue Spielzeug zu 80% mit freier Software betrieben wird.

Konsequenz: Im N900 steckt eine A1 Xtracard, die zwar parallel zu meiner Haupt-SIM-Karte läutet, in erster Linie aber nur zum mobilen Surfen da ist. Als Telefon (und damit: zum Surfen, Mailen, RSS-Lesen unterwegs …) verwende ich nach wie vor mein 6110 Navigator. Es ist dem N900 haushoch überlegen - nicht zuletzt auch in der Bedienung. Mit dem Daumen an den S60-typischen Navigationsknöpfen erreiche ich jede Funktion 10x schneller als beim zweihändigen Herumpatschen am Touch-Screen.

Als mobiler Computer / Internet Tablet

Nokia hat die Bezeichnung „Internet Tablet“ aufgegeben, trotzdem muß sich das N900 den direkten Vergleich mit seinen ebenfalls Maemo-basierenden drei Vorgängern gefallen lassen. Der fällt nicht immer positiv aus. So mußte das Gerät kleiner werden, um gerade noch als Telefon durchgehen zu können. Dadurch ist aber auch der Bildschirm geschrumpft. Die übrig gebliebenen 3,5 Zoll sind nun aber wirklich zu klein. Vor allem beim Surfen und beim Videoschauen wünsche ich mir das N810 zurück. Auch die Mini-Tastatur ist an der Grenze des Erträglichen.

Ebenfalls ärgerlich: Dem Markttrend zur Übersimplifizierung folgend hat man viele Funktionen (und vor allem Einstellungsmöglichkeiten) gestrichen. Es gibt keine (Unter-)Kategorien mehr im Programm-Menü (das sich darüber hinaus nicht mehr umsortieren läßt), keinen Status „beschäftigt“ im Instant Messaging Client, es gibt keine Hardware-Taste mehr, die zwischen Vollbild- und Fenstermodus hin- und herschaltet, Bluetooth-Tastaturen werden ebensowenig unterstützt wie die Koppelung an ein Telefon, das als Modem dient … Die Liste ist lang und doppelt ärgerlich. Immerhin waren diese Funktionen - im Gegensatz zu den fehlenden Telefonie-Features - in der Vorgängerversion ja bereits implementiert. Es scheitert hier also nicht am Können, sondern am Wollen.

Deutlich wird, daß Nokia die Zeit bei der Entwicklung von Maemo 5 in erster Linie dem User Interface gewidmet hat. Es unterscheidet sich in seiner bescheidenen Schlichtheit besonders stark von den mächtigen Vorgängern und hat wohl jede Menge Manntage verschlungen. Dafür finden sich unter der Oberfläche viele Kinderkrankheiten, mit denen man bei der Version 5 eines Betriebssystems einfach nicht mehr rechnet. Die zu beseitigen war offenbar nicht mehr Zeit genug vor dem Launch. (Wenigstens gibts keine spontanen Neustarts oder Abstürze.)

Das Gute zum Schluß

Wider Erwarten großteils gelungen ist die Gestaltung der Benutzeroberfläche. Ich habe bei den ersten Screenshots und Demo-Videos Gift und Galle gespuckt, weil mir viele neue Konzepte völlig unnachvollziehbar erschienen sind. Erst in der Praxis sieht man dann aber, wie gut sie eigentlich funktionieren. Nur ein Beispiel: Ich konnte absolut nicht verstehen, warum man aus einer laufenden Anwendung heraus nicht direkt zum Menü mit allen installierten Programmen wechseln kann. Der Weg dorthin führt zwingend über den Task Switcher, in dem alle derzeit laufenden Applikationen sichtbar sind. Nach einigen Tagen Praxis weiß ich: Man macht Programme am N900 sowieso nie zu. Deshalb enthält der Task Switcher in der Regel alles, was man so üblicherweise verwendet. Er ist eine Art personalisierter Anwendungs-Starter - mit dem Unterschied, daß die Anwendung eben schon läuft und wirklich sofort zur Verfügung steht.

Ebenfalls überzeugend: die Rechenleistung. Es ist einfach völlig wurscht, wie viele bunte Werbefilmchen die bösen Kerls von derstandard.at wieder in ihre Website eingebaut haben … das N900 schluckt alles. Und zwar auch dann, wenn gleichzeitig orf.at und maemo.org offen sind.

Überraschend auch die Energieeffizienz. Obwohl Nokia - ebenfalls der Größe wegen - einen schwächeren Akku verbauen mußte als noch beim N810, hält er beim Surfen, Chatten, Fotografieren und Mailen im „Ich probier jetzt alles aus“-Modus einen Tag durch. (Dabei war fast immer sowohl WLAN als auch UMTS aktiv.) Für Leute, die das Gerät vielleicht doch eher als Telefon nutzen und nur gelegentlich mal einen Begriff auf Wikipedia nachschlagen, sind das sehr erfreuliche Aussichten.

Erwartungen

Auch wenn ein Update des Betriebssystems noch vor Weihnachten kommen wird und Ovi Store und diverse Community-Applikationen erst in den Startlöchern stehen: Nokia wird aus dem N900 nicht das ideale Gerät machen. Es ist und bleibt ein Experiment, so wie das 770, das N800 und das N810. Vor etwa einem Monat schrieb Ari Jaaksi, der Maemo-Mann bei Nokia seit dem 770, in seinem Blog:

Maemo is rough on the edges. It is a bit dangerous. It is open to experiments. It is about community involvement. I want these to stay. I do not like boring cars, either.

So in etwa sehe ich mein N900: unvollständig, experimentell, … OK, vielleicht nicht wirklich gefährlich. Oder doch? Wer weiß. Es hat jedenfalls mehr Potential als alle anderen Geräte, die ich kenne - wobei der Großteil davon derzeit ungenutzt bleibt. Was fehlt, ist das Wow! Das geht auch!?. Es wird spannend zu sehen, wie die Entwicklung vorangetrieben wird … und von wem. Eines hat das N900 allen vorherigen Maemo-Geräten nämlich voraus: Breitenwirkung. Marketing. Mindshare¹. Mal sehen, wie sich das in einem so offenen Ökosystem auf die Entwicklung von Software auswirkt.

 

¹) Jo mei. Irgendwann bleibt sowas halt picken. Meine Eltern waren auch nicht erfreut, wie ich als kleiner Stöpsel die ersten Kraftausdrücke von der Volksschule heimgebracht hab. ;)


Mein N900 ist da: A1 Shops haben es!

Nokia N900 von A1 in OriginalverpackungDer A1-Shop hat es und ich bin schwach. N900 in the house.

Im Klartext heißt das: Dieses Wochenende ist nicht viel anzufangen mit mir. ;)


Offiziell: Maemo 6 schon 2010 am Markt

Maemo, Series 40 und Symbian im Jahr 2011
  • Deliver our first Maemo 6-powered mobile computer, with an iconic user experience, in the second half of 2010

Nur ein Punkt in einer elendslangen Presseaussendung anläßlich des Nokia Capital Markets Day 2009, aber er macht klar: Die Gangart wurde beschleunigt. Das von allen Bloggern und Community-Auguren eigentlich erst für 2011 erwartete Nokia-Modell mit dem Nachfolger des aktuellen Maemo 5-Betriebssystems wird schon Ende 2010 zu haben sein. Das ist dann - nach allem, was wir derzeit wissen - Step 5 of 5 auf dem Weg zu einem für den Massenmarkt tauglichen GNU/Linux-Taschencomputer. Das Ziel also. (Das N900 wurde als Step 4 of 5 vorgestellt. Step 1 war das 770, steps 2 und 3 die Modelle N800 und N810.)

Offen bleibt die Frage, ob wegen dieses kurzen Zyklus das für Mitte 2010 erwartete zweite Maemo-5-Gerät („RX-71“ oder N920) ausfällt oder unter Umständen sogar noch früher kommt als gedacht.

Maemo 6 (Codename „Harmattan“) bricht technisch einmal mehr mit allen Vorgängerversionen und setzt erstmals auf das Toolkit Qt, das Gtk+ ablöst. Nokia hat Anfang 2008 die Firma hinter Qt gekauft, zur Abwechlung mit einer klaren Strategie: Auch Symbian wird spätestens 2011 auf Qt umschwenken. Nokia macht Cross-Platform-Development damit relativ leicht. (Zur Erinnerung: Qt gibt's auch für Windows, OS X und GNU/Linx am Desktop, darüber hinaus vor allem aber auch für Windows Mobile.) Um den Übergang für Entwickler zu erleichtern, kann das N900 schon jetzt mit Qt umgehen. Ebenso wird erwartet, daß die nächste Generation von Symbian-Geräten (geplant: Mitte 2010) optional mit Qt-Software aufgerüstet werden kann.

Rafe Blandford und Steve Litchfield haben für ihren Bericht „Nokia's masterplan for 2010 and beyond“ auf allaboutmaemo.com die wichtigsten Folien aus der 51 MB großen Gesamtpräsentation herauskopiert. Für mich interessant: Die steigende Bedeutung von Maemo und Symbian im Produktportfolio (beide zu Lasten von Series 40, das heute noch mehr als 50% ausmacht) und die offenbar auch für die nächsten Jahre festzementierte Stellung von Maemo als hochpreisige Nische im Luxus-Segment.

Was heißt das jetzt alles für mich? Richtig: Sparen! Unter Umständen lasse ich ja ein Maemo 5-betriebenes „N920“ aus, aber spätestens bei Harmattan wird die Neugierde wieder größer sein als die Vernunft. ;)


Gate Net!

Sabine Kunz und Rainer Obkircher als Mona und Klaus (© bernhardschramm.com)Stammleser können sich noch an diesen Eintrag anläßlich meines Flugs mit Coconut Airlines erinnern. Ein Teil des Programms wurde bei der gestrigen Aufführung live via Qik gestreamt. Unter anderem folgende Szene:

Mohn:

Das kenn ich. Ich war einmal in einem Unternehmen, die hatten ein Produktentwicklungsverfahren, da mußten alle 30 Abteilungsleiter 90 Mal ihre uneingeschränkte Unterstützung zusagen. Das war sehr effizient bei der Verhinderung von Projekten.

Machaczek:

Jaja. Sie sprechen von der sogenannten „Gate Net“ Methode.

Mohn:

Ja!

Machaczek:

Ja aber die geht net.

Sabine Kunz und Rainer Obkircher stehen nicht nur in 14 (stimmts?) Rollen auf der Bühne, sie haben das Ding auch selbst geschrieben. Ich kann mich erinnern, damals im Jänner gehört zu haben: Wir wissen an dieser Stelle immer, wie viele Ex-Kollegen aus Sabines Zeit bei der Telekom im Publikum sitzen. Von denen kommen die Lacher.

Geh. Echt? ;)


In die Firmenfeier-Falle getappt

Telekom-Veranstaltung im Ferry-Dusika-StadionIch melde mich live aus dem Ferry-Dusika-Stadion … von einer Veranstaltung, die trotz anderslautender Benamsung heftig an eine Weihnachtsfeier erinnert. Mit dem Unterschied, daß die freundlichen Worte zur Eröffnung diesmal nicht ich sprechen muß. Diese Aufgabe nimmt mir Tom Walek ab (ich konnte leider nicht auf seine eigene Homepage verlinken, die ist so gräßlich, die macht Augenkrebs). Ansonsten: Viele Kollegen, zerscht Fingerfood, dann was Warmes, und natürlich reichlich zu trinken. (Ich hatte Bier. Wat mutt, dat mutt.)

Hams mich doch tatsächlich noch zu sowas hinlocken können in der Vorweihnachtszeit, die Schlawiner. Weil das ganze in der Einladung aber auch so dienstlich und wichtig geklungen hat. ;)


Nokia 6110 Navigator, Firmware 6.02: Besser, als A1 erlaubt

Nichts macht mehr Spaß, als Betriebssysteme auf dem aktuellsten Stand zu halten. Das gilt für PCs und Laptops genauso wie für Mobiltelefone. Pech, wenn der Spaß durch das unselige Zusammenwirken von Hersteller und Mobilfunkanbieter unterbunden wird … so wie bei Nokia und A1. Ich hab die beiden aber ausgetrickst. Wie, verrate ich später, zuerst etwas zum Hintergrund:

Das Telefon hat eine interne Nummer, den „Product Code“, der nicht nur das Modell bezeichnet, sondern auch die Region und/oder den Mobilfunkanbieter, der das Gerät als Vertragshandy verkauft hat. (Genauere Infos dazu gibt es in diesem Artikel.) Wenn der Hersteller eine neue Firmware herausgibt, muß diese vom Carrier freigegeben werden. Erst wenn der Carrier die Version absegnet (oder eben Änderungen hineinreklamiert, was meist der Fall ist), steht sie für Besitzer von Vertragshandys zum Download zur Verfügung. Bei meinem Nokia 6110 Navigator bedeutet das: Ich bekomme Firmwareupdates erst dann, wenn die Mobilkom ihr lustiges Vodafone-Bildchen durchgesetzt und das A1 Navi draufgespielt hat. Das allein ist schon lästig, weil es zu Verzögerungen führt.

Noch lästiger wirds, wenn die Mobilkom beschließt, das eben erst erschienene Handy (immerhin erst seit 2007 am Markt) sei „EOLed“ (EOL steht für End Of Life). Dann macht sie sich nämlich die Mühe gar nicht mehr, Firmwareversionen von Nokia zu überprüfen, zu ändern und freizugeben. Man könnte nun annehmen, daß ab diesem Zeitpunkt die Originalfirmware des Herstellers direkt und unverändert auf den betroffenen Telefonen landet. Irrtum. Es gibt dann einfach gar keine Updates mehr. Mein 6110 Navigator dümpelt also seit Monaten mit der Firmware 4.22 vor sich hin, obwohl draußen im Netz längst Version 6.02 auf mich warten würde. Fast hätte ich mich damit abgefunden. Fast.

Der Herr Schlosser hat nämlich heute ein größeres Update auf seinem N97 vorgenommen. Da wollt ichs wissen. Irgendwie muß man diese Knebelung doch aushebeln können? Man kann. Der Product Code, die Wurzel allen Übels, läßt sich nämlich relativ einfach überschreiben. Alles, was man benötigt, ist die Windows-Software Nemesis Service Suite (NSS). Außerdem natürlich: ein gültiger Product Code für das gleiche Modell, für die gleiche Region, aber ohne Carrier-Branding. Den zu finden ist eine Aufgabe für Google. (Mir vorgeschlagen wurde unter anderem 0526068, der hat auch gepaßt.) Handy via USB-Kabel anschließen, NSS starten, Product Code auslesen, Product Code überschreiben, Daten aufs Handy zurückschreiben … fertig. Die nächste Suche nach neuer Firmware ist dann bereits erfolgreich. (Übrigens: Ein eventuell bestehender SIM-Lock bleibt von der ganzen Aktion unberührt, das ist ein ganz anderes Thema.)

Tatsächlich sind nun einige bekannte Bugs behoben. Noch besser aber: Es funktionieren Sachen, die in den diversen internationalen Userforen nie als Bug bestätigt wurden, die also auch schon mit der alten 4.22er-Firmware keine Probleme bereiten hätten dürfen. Die Vermutung liegt nahe, daß das nun entfernte Carrier-Branding die Fehlerursache war. (Ich kann mich tatsächlich dunkel an ein Problem erinnern, das außer mir nur noch ein zweiter User hatte - und auch der war aus Österreich. Ich hätt ihn damals fragen sollen, ob er sein Gerät von A1 hatte.)

Heute gelernt: Telefone direkt vom Hersteller zu kaufen hat weit mehr Vorteile, als man gemeinhin annimmt. Da gehts nicht nur um einen möglichen SIM-Lock. Es geht darum, ob man das Gerät mit dem unverfälschten, voll funktionsfähigen Betriebssystem erhält - und ob auch 2 Jahre nach der Markeinführung noch Fehlerkorrekturen per Firmware-Update möglich sind.


gruenvorwahlen.at: Ist da jemand?

Die Landesversammlung der Wiener Grün_innen geht ihrem Ende entgegen. Demokratische 99% für den/die Spitzenkandidat_in (der/die leider ohne Gegenkandidat_in ins Rennen gehen mußte), dahinter eben alles andere. Bekannte Namen? Natürlich. Chorherr, Ellensohn … Chorherr … Ach ja, den hatten wir schon.

Spannend war, wie die „Unterstützer_innen“ aus den Reihen der „Grünen Vorwahlen“ das Geschehen beeinflussen würden. Immerhin war es ja monatelang deren Lebenszweck, heute dabei sein und die Grün_innen retten zu dürfen. Für dieses Vorrecht wurde mit harten Bandagen gekämpft, da wurde kein Schmutzkübel ausgelassen. Vor allem als sich abzeichnete, daß die Grün_innen die plötzliche Unterstützung durch politische Last-Minute-Touristen nicht unbedingt bedingungslos akzeptieren würden, entwickelten die Vorwähler_innen einen ganz eigenen Diskussionsstil. Dieser erweckte streckenweise fast den Eindruck, man hätte es mit politischen Gegnern und nicht mit „Unterstützer_innen“ zu tun. Nun, sowas passiert, wenn einem die Dinge wirklich am Herzen liegen und Emotionen hochkochen. Was also sagen die Vorwähler_innen heute? Ich zitiere einen davon aus dem Forum auf derstandard.at:

… daß ich schon wieder ganz vergessen hatte, daß heute diese abstimmung war, ist vielleicht peinlich, andererseits hatte ich aber von vornherein gar nicht vor, mich daran zu beteiligen.

Schönes Wetter war ja auch, nicht?

Nur ca. 40% der möglichen Teilnehmer aus dem Kreis von gruenevorwahlen.at waren dort. So genau weiß mans nicht, weil man nur die Zahl der anwesenden „Unterstützer_innen“ insgesamt kennt. Ob einzelne davon u.U. schon lange vor gruenevorwahlen.at diesen Status hatten oder wirklich erst von dieser Plattform motiviert wurden, kann man nur raten.

Ums mal offen auszusprechen: Das ist erbärmlich. Im Juni hab ich zum Thema gruenevorwahlen.at geschrieben, sie seien so etwas wie der schnelle Fick in der Politik. Zum schnellen Fick paßt keine lange Verlobungszeit. Wer sich irgendwann im Sommer noch als „Unterstützer_in“ fühlte, war heute vielleicht längst schon wieder rot, schwarz oder einfach nur im Museumsquartier.

Ich habe keine offiziellen Angaben über die Anzahl der stimmberechtigten Mitglieder (im Gegensatz zu stimmberechtigten „Unterstützer_innen“) gefunden, aber die meisten Zahlen im Netz pendeln so um die 1.500. Davon waren heute ca. 500 mit dabei - etwas über 30%.

Um das Verhältnis zu verdeutlichen: Zum einen die Vorwähler_innen. Sie sind extra zum Zweck der heutigen Stimmabgabe zu solchen geworden, haben die Grün_innen heftigst beschimpft, weil die sie nicht alle haben wollten, sind laut Selbstdarstellung hoch motiviert und die Rettung der Partei … Anwesenheitsquote: 40%. Zum anderen die Mitglieder. Sie sind teilweise seit langer Zeit dabei, manchmal vielleicht auch nur mehr aus Gewohnheit, unter Umständen nie an Dingen wie der Listenerstellung interessiert gewesen … Anwesenheitsquote: 30%.

Wo werden die wackeren „Unterstützer_innen“ von heute bei der Erstellung der nächsten Kandidatenliste in fünf Jahren sein? Wie viel Prozent von ihnen werden sich noch daran erinnern, daß sie einmal die Grün_innen retten wollten?

Das alles kommt ja nicht unerwartet. Aber es bestätigt meine Angst vor einer substanzlosen, schnell zusammengeklickten Spaßdemokratie, in der schnelle Mobilisierbarkeit mehr zählt als lange Diskussion. Ich möchte das nicht. Ich wünsche mir, daß Politik nicht noch mehr zum Spielfeld für lustige Spontanaktionen wird. Politik braucht mehr Seriosität, mehr Ernsthaftigkeit, ganz sicher aber keine spontan zwischen twitter und YouTube organisierten Flashmobs.


ZDF-Doku über digitale Entmündigung

Ausgerechnet in einem amerikanischen Forum läuft mir ein Link zu einer ZDF-Dokumentation über den Weg, die sich mit den Gefahren der digitalen Entmündigung auseinandersetzt. Am Beispiel von Amazons Kindle und Apples iPhone wird verständlich gemacht, was hier eigentlich vor sich geht - und warum Menschen es sich gefallen lassen.

Die Doku (in sechs verschiedenen Formaten; vorbildlich!) gibt es unter anderem auf der Website des elektrischen Reporters zu sehen:

Digitale Entmündigung: Was Dir gehört, gehört Dir nicht

Ergänzend dazu fällt mir wieder Marie von Ebner-Eschenbach ein: Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.