Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

„Wien wieder sexfrei!“

Plakate aus dem Projekt euroPARTVorweg: Ich halte die zwei „bösen“ euroPART-Plakate der Aktion 25peaces nicht unbedingt für geniale Kunstwerke. Bestenfalls würde ich sie als „bemüht“ bezeichnen. Das Theater, das vor allem Kronen-Zeitung und SPÖ um diese beiden Sujets veranstalten, hat allerdings Klasse. Der abgründigste und böseste Künstler hätte nicht entlarvender sein können. (Für alle, die die Geschichte urlaubsbedingt nicht mitbekommen haben: Der Artikel „Kunst oder Porno?“ aus dem Spiegel faßt kurz zusammen.)

Da ist einerseits die Krone, die sich ihre mittlerweile sprichwörtlichen „Nackerten“ und Gerti Sengers Fick-Anleitungen aus der Presseförderung bezahlen läßt. Sie skandalisiert die Darstellungen und echauffiert sich ausgerechnet über die Verwendung von Steuermitteln für „Porno-Plakate“. (Daß dabei so nebenbei die EU und die österreichische Ratspräsidentschaft auch mit negativen Emotionen aufgeladen werden konnten, hat Dichand wohl nicht ausdrücklich gestört.)

Die SPÖ nutzt am Beginn des Wahljahres die Gunst der Stunde, läßt ihre sonst gern zur Schau gestellte Weltoffenheit fallen und entsinnt sich wieder der moralischen Grundwerte des Gemeindebaus: „So was ghört sich nicht! Des is ja net normal!“ In einer konzertierten Aktion schaffen es Josef Cap (Skandal!), Gabi Burgstaller (widerlich und sexistisch!), Bettina Stadlbauer (extrem frauenfeindlich!) und Norbert Darabos, die FPÖ in der Disziplin Populismus rechts außen zu überholen und euroPART als Wahlkampfauftakt zu mißbrauchen.

Bundeskanzler Schüssels traditionelles Schweigen ließ ausgerechnet ihn, der normalerweise den Bremsklotz auf Österreichs Weg in die zivilisierte westliche Welt gibt, kurzfristig als liberalen Helden erstrahlen. Seine bisher einzige Wortmeldung zur Sache gibt es in einem Interview mit der Presse, in dem er sinngemäß meint, die Plakate seien „Mosaiksteinchen“ und „Farbtupfer Europas“.

Für Cap, Dichand und Strache ist die Welt mittlerweile übrigens wieder in Ordnung. Die Plakate mit den beiden Sujets wurden abmontiert, und zwar auf Initiative von 25peaces. Man wollte durch die öffentliche Diskussion nicht den Blick auf die Arbeit der anderen teilnehmenden Künstler verstellen. Die Krone titelt zufrieden: „Wien wieder sexfrei!“ Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist am Silvestertag.

 
erikhuemer meinte am :
Die SPÖ fährt ja auch sonst mit Vollgas im Rückwärts-Gang
Bruno Aigner findet es ja auch widerlich, einen ehemaligen Bundespräsidenten als überzeugten Junggesellen und Lebensfreund seines Chauffeurs zu verunglimpfen, weil das so homosexuell klingt.