Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Sailfish am Nokia 3310 - und am Nokia Communicator (fast)

Sailfish auf Feature-Phones und PDAsMobile World Congress ist, und natürlich muß auch Jolla wieder mitmischen. In der guten alten Tradition der Finnen geschieht dies in erster Linie in Form von Ankündigungen. Wie schnell die in die Tat umgesetzt werden, hängt nicht zuletzt von Partnerunternehmen ab. (Von Inoi soll es zwei neue Tablet für den russischen Markt geben, von Planet Computers einen PDA … aber ich greife vor. *gg*)

Was sind die Highlights?

Alles stand heute bei der Pressekonferenz im Zeichen der Ziffer 3. Sailfish 3 soll heuer im Herbst marktreif sein, hat aber jetzt bereits seine eigene Homepage. Neben einer Reihe von neuen Features für Benutzer, einer bis zu 30%igen Performancesteigerung, neuen Möglichkeiten für Entwickler und Updates bei zentralen Systemkomponenten (Qt, Android-Kompatibilität) ist das ganz zentrale Versprechen: Noch mehr Hardware soll unterstützt werden. Sailfish soll nicht mehr nur auf Geräten mit Touchscreens laufen (wir kennen es auf Tablets, Smartphones, Smartwatches und ähnlicher Hardware), sondern auch auf billigen Feature-Phones mit Zifferntastatur und den guten alten PDAs, bei denen trotz Touchscreen die Tastatursteuerung eine große Rolle spielt.

Am Jolla-Stand gezeigt wurden also unter anderem:

  • Allen Ernstes ein Nokia 3310 (bzw. ein No-Name-Nachbau der 2017er-Ausgabe) mit Sailfish OS. Mit dieser Geräteklasse will Jolla der Enge des Smartphone-Duopols entkommen und sich noch besser den Bedürfnissen der Schwellenländer anpassen. Ziel ist die Abdeckung der Grundfunktionen durch Sailfish-Programme sowie auch in dieser Geräteklasse die Gewährleistung einer rudimentären Android-Kompatibilität.
  • Der Gemini PDA von Planet Computers, der sich über eine Indiegogo-Kampagne finanziert hat. Er ist eine Wiedergeburt der PDAs aus den 1990ern und kann als Nachfolge der berühmten Nokia Communicator Serie bezeichnet werden, die ja den Beginn der Smartphone-Ära markiert hat. Volle Tastatur, aufklappbar, Anschlußmöglichkeiten für einen externen Monitor … Was will man mehr. Der Gemini ist derzeit auf Android ausgelegt, wird aber mit Sailfish ausgestattet, sobald die erst vor Kurzem bekanntgegebene Zusammenarbeit der zwei Firmen erste Früchte trägt.
  • Das Sony Xperia XA2, auf dem dann auch neue UI-Konzepte für Sailfish 3 demonstriert wurden. Es handelt sich aus Sailfish-Sicht um den Nachfolger des Sony Xperia X und ist das zweite Gerät von Sony, das mit SailfishOS bestückt werden kann.

Was freut mich dabei am meisten? Natürlich ist ein „Downgrade“ auf das Feature-Phone-Segment vom technischen Standpunkt aus interessant. Ob ich den Schritt mitmachen werde, bezweifle ich. Auch der Gemini-PDA hat mich noch nicht ganz überzeugt, wirkt er doch ein bißchen gar schwer und klobig. (OK, er ist auch nicht in erster Linie als Telefon gedacht.) Ich freu mich auf etwas, was auf der Sailfish3-Seite kryptisch als New APIs bezeichnet wird: Sailfish benutzt als technische Basis das Entwicklerframework Qt. Wenn ich als Programmierer eine vorhandene Funktion des Telefons nutzen möchte (GPS-Daten auslesen, Kamera ansteuern usw.), dann muß ich das über die offiziellen Qt-Funktionen machen. Noch genauer: Ich muß das über genau die Qt-Funktionen machen, deren Verwendung Jolla erlaubt. Das sind bisher nicht allzu viele. So kommt es zu der seltsamen Situation, daß viele Programme (z.B. auf OpenRepos) an diesen erlaubten Schnittstellen vorbei die lustigsten Dinge tun, diese Programme aber nicht im offiziellen Jolla Store veröffentlicht werden dürfen. Natürlich achtet Jolla bei Betriebssystem-Updates auch nur auf die Kompatibilität mit den offiziellen Funktionen, nicht mit allem anderen, was so verwendet wird. Folge: Programme aus OpenRepos funktionieren nach einem Sailfish-Update gelegentlich mal wieder nicht, wenn der Programmierer nicht seinerseits rasch eine neue Version veröffentlicht. Diese Situation kann sich etwas entspannen, wenn Jolla mit Sailfish 3 weitere Funktionen des Betriebssystems „offiziell zugänglich“ macht. Genau davon werde ich als Benutzer wahrscheinlich am meisten profitieren. (Und von der angeblichen 30%igen Performancesteigerung, die ich aber erst glaube, wenn ich sie mit eigenen Fingern spüre.)

 
schlosser meinte am :
Gerade, als ich...
...meine ganze RSS-Liste abarbeite und mir in diesen spannenden 'MWC'-Zeiten die Neuigkeiten gierig reinsauge, denke ich mir: 'Na, schauma doch mal rüber zu dem Ossi-Bubn. Der wird sicher auch schon was über Sailfish 3 geschrieben haben!' - und *ZACK* - da steht's auch schon. *LOL*
Brav isser, der Bub. :-)
Den 'gemini' mag ich.
Macht mich ganz viel erinnern an meine Psion-Zeit. *hach* 
ossi1967 antwortete am :
Psion

Angeblich ist ein Ex-Psion-Mitarbeiter am Gemini beteiligt. Das würde nicht nur die Ähnlichkeit der Hardware erklären, sondern auch auffällige Ähnlichkeiten bei der Software.

Ganz ehrlich frag ich mich ja aber doch, wo der Markt ist. Ich glaube fest an den Markt für eine Hardwaretastatur, das schon. Aber eine Kostruktion, bei der in zusammengeklapptem Zustand der Touchscreen nicht sichtbar/bedienbar ist? Was Du damit sicher nicht machen kannst: In der vollen U-Bahn stehen und einhändig surfen, Mails checken, auf einen anderen Song umschalten. Das geht nur, wenn das Gerät voll aufgeklappt ist. Warum die die Tastatur nicht zum rausschieben gemacht haben (N900, N97 etc.) versteh ich nicht ganz. Damit hätte man die gleiche Tippfreundlichkeit, aber eben auch das Touch-Display immer sichtbar.

 
schlosser meinte am :
Rausschieben.
Ja, stimmt: Cool oder praktisch ist das in der U-Bahn nicht, da hast schon recht. Aber vielleicht ist ja uncool das neue Cool? ;-)
Und: Für das "Rausschieben" haben sie ja schon was anderes präsentiert auf der Messe: Ich sag nur Nokia-Banane! *gg* Meiner Seel`...!
Ich stell mir nur grad vor, wenn ich im "Marcello" hinten drinnen so ein kleines Tippsi hätt... *hach*, das wär schon nätt! :-)