Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Krawumm in Wien - Teil 2

Krawummst hats noch auf eine ganz andere Art in Wien heute: Ich hatte meinen ersten richtigen Autounfall (den Katzer am Auto des Nachbarn, den ich als Führerscheinneuling beim Rausfahren verursacht habe, nicht mitgezählt).

Also bevor sich jetzt jemand Sorgen macht: Ich bin nicht gefahren und mir ist auch nichts passiert. Ich war „nur“ Fahrgast im Taxi. Dieses war auf der linken Spur unterwegs, als ein ungefähr ½ Fahrzeuglänge rechts vor uns fahrender PKW ziemlich plötzlich auf die Idee kam, ungebremst nach links abzubiegen. Über unsere Schnauze drüber quasi. Nicht gut. Gar nicht gut.

Zwar hat der Taxilenker erstaunlich schnell reagiert, zwar passiert bei zwei mit annähernd gleicher Geschwindigkeit fahrenden Wagen bei dieser Art von Unfällen deutlich weniger als beim Aufprall auf ein stehendes oder entgegenkommendes Fahrzeug … trotzdem: Die wenigen Augenblicke, in denen man unkontrolliert über die dreispurige Straße schlittert und nicht weiß, was als Nächstes kommt, sind nicht schön. Dafür sind sie lang.

Wie gesagt: Mir war ja nichts passiert, den beiden beteiligten Lenkern auch nicht, nur beide Autos hatten unschön verformte Türen. Rückblickend nicht ganz so schlimm. Hätte ich nicht den Fehler begangen und dem Taxifahrer zugesagt zu warten, bis die Polizei kommt. Eilig hatte ichs ja nicht, aber der Taxler wurde nervös, weil sein junger Unfallgegner schon an einer Alternativvariante bastelte: In Wahrheit sei nämlich er es gewesen, der zum Abbiegen auf der äußerst linken Spur unterwegs gewesen war.

Dann kam die Polizei. Und darauf bezieht sich eigentlich das „Krawumm“ im Titel. Oida, bist du deeeppat heast? Da sieht man am frühen Nachmittag auf Sat 1 noch die freundlichen und immer hilfsbereiten Kölner Polizisten Cem Kaya und Co., die in ganzen deutschen Sätzen und mit guten Manieren auch die größten Flegel beamtshandeln. Und dann wird man beinhart mit der Wiener Realität konfrontiert: Vom „Freund und Helfer“ ist hierzulande nur mehr das „Und“ geblieben - und auch das nur, weils halt zwei waren. Unfreundlich, angepißt, verbal aggressiv und ohne auch nur die Grundzüge mitteleuropäischen Sozialverhaltens. Hätts uns jo net anrufn brauchn, I wü nix mehr hean jetzt, wonns es zwa z'dappat sats zum Autofoan waren die Freundlichkeiten in der Aufwärmrunde. Das kommt wahrscheinlich automatisch statt eines Grußes, den meine Eltern mir noch beigebracht hätten für so eine Situation.

Relativ gut behandelt wurde der junge, blonde (ich weiß nicht, warum ich die Haarfarbe jetzt erwähne) Unfallverursacher, der in Wiener Sprachfärbung seine Version erzählte. Mein türkischer Taxifahrer kam im Vergleich weniger gut weg: Es sei ja auf den ersten Blick offensichtlich, so der Beamte, daß bei dieser Art von Schaden seine Geschichte einfach nicht stimmen könne. (Erst als ich sie auf Zwischenfrage des zweiten Polizisten bestätigte, kamen dem Zweifel und er berichtigte seinen Kollegen: rechte Tür hier, linke Tür da … eigentlich ergab nur die Schilderung des Taxifahrers Sinn.)

Auch beim Angeben meiner eigenen Daten hatte ich das Gefühl, als wäre ich der Unfallverursacher und hätte betrunken die Oma des Polizisten überfahren: Nach dem Notieren der Ausweisdaten gabs statt eines neutralen „Und Ihre Adresse noch, bitte?“ ein im militärischen Befehlston hingeschnauztes Adresse! Türnummer!! Telefonnummer!, das manche Menschen bei Uniform-Rollenspielen vielleicht reizvoll finden. Im Umgang eines öffentlich Bediensteten mit einem Bürger, der einfach nur hilfreich sein wollte, ist dieses aggressive Verhalten eher unangebracht. Das anschließende ständige Herumkommandieren bezüglich meines momentanen, konkreteren Aufenthaltsortes (Weg von dort!, Net do stehn!) machte uns auch nicht zu besseren Freunden.

Ich hab dem Taxifahrer noch meine Daten gegeben, falls sich da versicherungstechnisch noch was ergibt. Dann hab ich das nächste Taxi gerufen, um doch noch heim zu kommen. Während ich gewartet hab, durfte ich noch zuhören, wie die Polizisten dem Taxifahrer beim Ausfüllen des Unfallberichts „zur Hand gingen“. Unwürdig.

Was lernen wir? Erstens: Wenn man das nächste Mal Unfallzeuge wird, einfach nichts gehört und gesehen haben. Ich hätt aussteigen und wegrennen können, der Taxler wußte ja nicht, wer ich war.

Zweitens: Dieses Wetter macht den Straßenverkehr nicht sicherer. Schon am Freitag wurde ich ja Zeuge einer Beinahe-Schlägerei, weil so eine Kretzn von Motorradfahrer grundlos durch Fahren von Schlangenlinien einen Autofahrer zum zweimaligen Spurwechsel genötigt, schließlich gestoppt und durch offene Fenster als „Dreckskanake“ beschimpft hat. Ebenfalls auf einer stark befahrenen 3spurigen Straße.

Drittens: So sind die Wiener eben. Die ändern sich auch 40 Jahre nach dem Mundl nicht mehr. Zuwanderung jetzt für eine lebenswertere Stadt!

 
Deep_Blue meinte am :
Raue Wirklichkeit
Tja Ossi, das ist sie halt, die raue Wirklichkeit.
Ist ein wenig anders, als im Märchenwald :-)
Das hast du jetzt von deiner Gutmütigkeit.

Ich sollte dich einmal auf ein Biker-Fest mitnehmen, dass du ein wenig Kontakt zur Realität bekommst :-)

Aber jetzt zum Kern der Geschichte:
Ich war auch immer grantig, wenn ich zu einem Unfall mit Sachschaden gerufen wurde.
Es ist nämlich nicht Aufgabe der Polizei, wie der Kollege es ja so treffend formuliert hat, wenn 2 zu deppad zum Autofahren sind, dort zu intervenieren.

Man kann von erwachsenen Menschen, die ein Kraftfahrzeug lenken dürfen, erwarten, dass sie einen Unfallbericht ausfüllen können.
Zur Aufgabe der Polizei wird es erst bei Personenschaden, oder wenn eine Person alkoholisiert ist, etc.
Wenn einer der Lenker der deutschen Sprache nicht mächtig ist, dann ist das sein Problem.

Viele Bürger glauben ja noch immer, dass die Polizei die Verschuldensfrage klärt.
Das ist nicht richtig.
Die Polizei nimmt die Daten auf und fertig.
Versicherungen, Sachverständige und auch Gerichte klären dann die Verschuldensfrage.

Vielleicht noch etwas, was man daraus lernen könnte.
Ich weiß schon, es ist ja fast ein Ding der Unmöglichkeit noch einen zu finden, aber steig nächstes Mal nur bei einem Wiener Taxler ein, oder verlange am Telefon einfach einen inländischen Fahrer, dann hast du solche Probleme nicht, wie beim "Du sagen, ich fahren"

Ja genau, ostanatolische Ziegenhirten und senegalesische Drogendealer für ein lebenswertes Wien :-) 
ossi1967 antwortete am :
Jaja, Deine Bikertreffen

Ich kann mir lebhaft vorstellen, daß da solche Kreaturen herumlungern wie der Typ, der am Freitag auf offener Straße fast eine Schlägerei angefangen hätte … auf solchen Umgang kannst Du wirklich stolz sein.

Der Kern der Sache ist: Ein mit meinem Steuergeld bezahlter Polizist kann gern grantig sein, wenns ihm Spaß macht. Seine privaten Befindlichkeiten interessieren mich kein bißchen. Er hat aber mir gegenüber professionell zu bleiben und ein Minimum an Umgangsformen an den Tag zu legen. Das schafft ja auch eine Kassiererin beim Billa, sogar denen hat man vor einiger Zeit beigebracht, Kunden zu grüßen bzw. sich zu verabschieden. Außerdem kann ich ja nix dafür, daß die beiden Fahrer die Polizei gerufen haben.

Daß einer der beteiligten Unfallenker der deutschen Sprache nicht mächtig war, hast Du gerade frei erfunden.

Warum Du jetzt den Taxler attackierst ist unverständlich und nur Deinem dumpfen Ausländerhaß zuzuschreiben: Er war das Unfallopfer, hat sich 100%ig korrekt verhalten, wurden von den Polizisten schikaniert, hatte (im Gegensatz zum anderen Lenker) wenigstens einen Unfallbericht bei sich … und hat sich auch vor dem Unfall mir gegenüber sehr freundlich verhalten. Welchen Vorteil hätt ich in der Situation von einem „Wiener Taxler“ gehabt? Come think of it: Ich hab ja bei MyTaxi die Möglichkeit, besonders gute und freundliche Fahrer auf die Stammfahrerliste unterzubringen. Es gibt ganz wenige, die mich so sehr begeistert haben, daß sie auf dieser Liste gelandet sind. Kein einziger davon ist das, was Du einen „Wiener Taxler“ nennen würdest. Da gibts zu 80% Türken, der Rest sind Polen, Kroaten und irgendwelche Schwarzafrikaner, der Nationalität ich nicht zuordnen kann. Kein einziger Fahrer ohne Migrationshintergrund hat es jemals geschafft, mich im Gesamtpaket (Auto, Freundlichkeit, Professionalität, Sauberkeit&Hygiene, Gesprächsführung …) so zu begeistern, daß ihm diese 0,01%-Auszeichnung zuteil wurde. Woran das wohl liegt? Die alteingesessenen Wiener Taxifahrer sind teilweise OK; überdurchschnittlich viele von ihnen können aber nicht autofahren, texten Dich von der Abfahrt bis zur Ankunft mit ihren miefigen, hinterwäldlerischen Ansichten zu und schimpfen in einer Tour über jeden anderen Verkehrsteilnehmer. Mit etwas Pech riecht man ihren Mundgeruch bis auf die Rückbank oder genießt den Anblick von Brathendlresten am Beifahrersitz. Gift für die Nerven, solche Leut. Sowas hab ich bei einem türkischen Fahrer noch kein einziges Mal erlebt: Die steigen brav aus, begrüßen mich mit Handschlag und Namen, halten mir die Tür zum blitzblank geputzten Auto auf, bieten mir während der Fahrt Mon Chéri an, machen höflich intelligente Konversation über Themen, die mich interessieren (eh klar, ich zahl ja) oder halten auch einfach mal den Mund, wenn ich keine Lust auf Smalltalk hab … vor allem aber drücken sie aufs Gas und bringen mich schneller und billiger ans Ziel als ihre autochtonen Kollegen. So klappts auch mit der Stammfahrerliste. :)

Zuwanderung jetzt auch für eine qualitativ hochwertige Stammfahrerliste. *LOL*