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Wiener Linien: Kleinkrieg um Echtzeitdaten, Runde II

Die Wiener Linien haben in ihrem bizarren Kleinkrieg rund um die online-Abfrage der dynamischen Fahrgastinformation i.tip eine neue Runde eingeläutet: Man kann die Abfrage nun auch in einem ganz normalen Internet-Browser nur mehr eingeschränkt nutzen. Eine Session-ID verhindert, daß man sich Lesezeichen für häufig benötigte Stationen anlegt.

Aber der Reihe nach: Die Wiener Linien stellen die (meinem Verständnis nach aufgrund ihres Zustandekommens und ihrer Finanzierung ohnehin öffentlichen) Daten über die aktuellen Abfahrtszeiten von Bus und Bim auf der i.tip-Seite zur Verfügung. Eine Abfrage dieses Datenbestandes durch Drittsoftware, so hat man mir auf ausdrückliche Nachfrage erklärt, ist aber unerwünscht - es sein denn, die Software wäre ein Web-Browser. Ein für das N900 entwickeltes Programm, das die Abfrage wesentlich besser beherrschte, wollte man nicht zulassen und zwang den Autor zur Löschung der Applikation.

Sinn der Sache: Die in Zusammenarbeit mit der Fluidtime GmbH entwickelte Software Qando soll offenbar ihre diesbezügliche Monopolstellung behalten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die ganze Geschichte wurde nicht nur auf meinem eigenen Weblog hier und hier diskutiert. Auch Marco Schreuder fand die Sache uncool. Er hat darüber geschrieben, zusätzlich und vor allem aber einen Antrag im Wiener Gemeinderat eingebracht. „Open Data“ als gefordertes Grundprinzip der Stadt hätte auch den Wiener Linien die Möglichkeit genommen, ihre Blockadetaktik weiter zu verfolgen. Die SPÖ, damals mit absoluter Mehrheit ausgestattet, lehnte ab.

In den letzten Wochen habe ich vermehrte Suchanfragen über Google registriert, mit denen sehr konkret nach „Welzl Qando“ oder „Oskar Welzl Wiener Linien“ geforscht wurde - ein halbes Jahr, nachdem ich das Thema ursprünglich aufgeworfen hatte, aber in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Anfrage im Gemeinderat. Seit ein paar Tagen nun funktionieren die Lesezeichen nicht mehr, die ich mir am Handy direkt auf die Abfahrtszeiten des 43ers am Schottentor gesetzt habe. Ich sehe nichts anderes als:

Auf Grund einer technischen Störung, ist eine Abfrage derzeit leider nicht möglich.

Wir ersuchen um Ihr Verständnis.

(Den Beistrichfehler hab ich 1:1 übernommen, man verzeihe mir diese lächerliche kleine Bösartigkeit.)

Die technische Störung allerdings ist gar keine. Es ist eine absichtliche Blockade: Anders als früher vergibt der i.tip-Server jetzt bei jedem Aufruf der Linienübersicht (damit steigt man normalerweise ein) eine Session-ID für die laufende Abfrage. Der Trick dabei: Die Session-ID ist zeitlich befristet. Eine Seite, die ich jetzt mit ihrer Session-ID als Lesezeichen abspeichere, ist in wenigen Minuten schon nicht mehr gültig. Ohne Session-ID läßt sich die Seite gleich gar nicht aufrufen.

Was die Wiener Linien damit bezwecken? Man kann nur spekulieren. Vielleicht sind sie draufgekommen, daß der Welzl ihr Service immer noch nützt und wolltens mir endgültig verleiden. (Man sollte mich nicht unterschätzen; wget for the rescue?) Vielleicht wollten sie auch die Argumentationslinie schwächen, wonach sie durch die öffentliche Zurverfügungstellung der Daten auf i.tip schon wegen des Informationsweitergabegesetzes gezwungen sind, auch anderen die Nutzung der Daten zu gestatten. Ich weiß es nicht. Ich finde es nur in höchstem Maße affig, den Zugang auf die eigene Website (!) in dieser Form zu blockieren. Ich hoff es freut sich jetzt jemand einen Haxn aus drüber. Und jetzt schau ich, wie das geht: mit wget die erste Seite auslesen; Session-ID in einem der Links suchen; URL mit Liniennummer und Session-ID zusammensetzen; Browser starten … ob das funktioniert? ;)

 
Deep_Blue meinte am :
Keine Sorge
jetzt kommt eh die allseits beliebte Vassi.

Da kriegen wir ja dann alle eine Jahreskarte um 100.- ha, ha, ha, oder wars wieder ein leeres Wahlversprechen.

An die kannst du dich ja dann mit deinem Anliegen wenden.

Vielleicht solltest du dich aber sicherheitshalber Ossilie Welzlümüt nennen.

Lieber Gruss
Mohammed 
ossi1967 antwortete am :
Ümitler tükenmez!

Yeşillerin bunu koalisyon şartları için yapacaklarını sanmıyorum. Özellikle şimdi: Marco Schreuder artık belediye meclisinde yer almıyor. Maalesef …

 
Deep_Blue antwortete am :
Sorry
Ich habe noch keinen staatlich verordneten Sprachkurs absolviert.

Aber keine Sorge, kommt schon noch. 
raini meinte am :
Ossi for President!
YES, you can!!! Find ich cool, dem ganzen Apparat die Stirn zu bieten! BRAVA!!!!! ;-)) 
ossi1967 antwortete am :
Wos is?

Kannst net Deutsch? Wir samma da in Österreich! Dieses Fremdsprech überall... Ts! ;)

Das heißt „Ossi für den Präsidenten“!

 
erikhuemer meinte am :
Das löst bei mir schon wieder ganz unpazifistische Gedanken aus. Pfui! Wie war das mit den nassen Fetzen? :-) 
ossi1967 antwortete am :
Nix is da mit nassen Fetzen!

Ich werd da jetzt so einen Foromat einführen wie drüben bei diesem Schmierblatt. Du kannst doch hier nicht so un-p.c. werden in meinem Blog?! Wenn Du so weiter machst, lassen mich die Wiener Linien bald überhaupt nimma einsteigen in die Straßenbahn. ;)

 
kelvan (Gast) meinte am :
Webbrowser
Welche Definition verwenden die WL für den Begriff "Webbrowser"?
Bastel grad an Pythonmodulen und einer QT-Gui für die Suche auf wienerlinien.at, frag mich nur was ich Einbauen kann bevor sich die WL bei mir melden ..
Aktuell bastelt die App aus Start- und Endpunkt eine Url und öffnet den Default-Browser, was wohl noch keine Probleme geben sollte.

Spannend wird's vielleicht wenn ich den Parser in die Gui einbaue und das ganze ins extra-repo lade. :) 
ossi1967 antwortete am :
Wiener Linien, Webbrowser

Laut der Mail, die sie mir damals geschickt haben, verstehen sie es so:

Ein Web-Browser stellt Web-Seiten eines Drittanbieters, im auf dem Web-Server vorliegenden Design und Umfang, dar.

(Den Beistrichfehler hab ich wieder absichtlich drin lassen.)

Ich will mich jetzt nicht nochmal zur seltsamen Konstruktion vom „Design, das auf dem Web-Server liegt“ äußern. ;) Jedenfalls heißt das für mich: Sie wollen nicht, daß man z.B. eine andere Farbgebung wählt. Sie wollen nicht, daß man Niederflurfahrzeuge durch ein anderes Symbol als den Rollstuhl kennzeichnet. Sie wollen nicht, daß man am mobilen Gerät zwecks Übersichtlichkeit die Links zu den „Hotspots“ wegläßt … usw.

Überhaupt fürchten sie sich bei allem, was man machen könnt - auch was sie selber machen könnten - zu Tode. In einer früheren Mail haben sie mir geschrieben, daß sie eigentlich mal an eine für mobile Browser optimierte Version der itip-Seite gedacht haben, diese dann aber nicht mehr weiterverfolgt haben, weil die armen Kunden dadurch Datenvolumen bezahlen und auf den Server-Response warten müßten. Außerdem ist Internet am Handy […] für viele Menschen immer noch etwas "ungewohnt".

No comment.

 
Peter Fleischhauer (Gast) antwortete am :
Hallo Hr Welzl,

ich habe hier gerade auf die Fahrzeiten mit folgender URL (ohne SessionID) zugegriffen:

http://www.wienerlinien.at/itip/linienwahl/anzeige.php?lng=de&line=49&Station=00215

Hat sich da inzwischen was gebessert, oder habe ich das Problem falsch verstanden?

Peter. 
ossi1967 antwortete am :
Tatsächlich,

die Session-ID scheint wieder weg zu sein. Die war damals, wie ich drüber geschrieben hab, in den Link eingebaut, mit dem man von der Hauptseite weg eine Linie ausgewählt hat. Jetzt nicht mehr. Vielleicht ist jemand zur Vernunft gekommen. ;)

Danke für den Hinweis!

 
Peter Fleischhauer (Gast) antwortete am :
Das Problem is vom Grundsatz her damit aber wohl noch nicht gelöst. Was hilfts mir wenn ich mir daraus die eine oder andere Applikation stricke, wenn die Wiener Linien den Zugang einschalten/erschweren/abschalten wie ihnen grad lustig ist?

Peter. 
ossi1967 antwortete am :
Genau das ist die Schwierigkeit

Es fehlt einfach eine rechtlich verbindliche Lösung. Die kann IMHO nur auf politischer Ebene erfolgen. Natürlich könnt man einen entsprechenden Passus auch in die Nutzungsbedingungen zur Website schreiben, aber auch die können ja von heut auf morgen wieder geändert werden. Das wär also nur Kosmetik.

 
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