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N900: Filme und Bilder verstecken

Am N900 läuft der Systemdienst Tracker. Er indiziert alle Dateien, die auf der Speicherkarte sowie in den Spezialordnern „Audioclips“, „Bilder“, „Dokumente“, „Videoclips“ und „Kamera“ abgelegt sind. Andere Programme (wie z.B. der Foto-Betrachter oder der Media Player) können so rasch alle vorhandenen Dateien samt eventueller Zusatzinformationen (Aufnahmedatum, Titel, …) anzeigen.

So weit, so gut. Nur will man unter Umständen nicht jedes Foto, das unter „Bilder“ abgespeichert ist, in der Übersicht des Fotobetrachters sehen. Ich bin gerade in eine solche Situation gekommen: Versuchsweise habe ich für einige gespeicherte Kontakte neue, größere Fotos verwendet. Dafür habe ich einen Unterordner „Kontakte“ im Ordner „Bilder“ angelegt. Prompt zeigt mir der Fotobetrachter beim Öffnen nun alle diese Porträtaufnahmen an. Das ist sicher nicht das, was ich wollte.

Lösung Nummer eins wäre, die Bilder in ein anderes, nicht von Tracker indiziertes Verzeichnis zu verschieben. Das ist einfach, aber langweilig. Außerdem will ich die Fotos partout im Ordner „Bilder“ haben. Dort gehören sie nun mal hin.

Lösung Nummer zwei ist in einer Konfigurationsdatei versteckt, die im Verzeichnis /home/user/.config/tracker zu finden ist. Sie heißt tracker.cfg und bestimmt das Verhalten des Indizierungs-Dienstes. Gottseidank ist es eine ganz normale Textdatei, die sich sogar ohne root-Rechte bearbeiten läßt. Die spannenden Zeilen finden sich relativ weit oben, am Anfang der Datei, in der Sektion „[Watches]“. Die Zeile „WatchDirectoryRoots= …“ legt fest, welche Verzeichnisse grundsätzlich überwacht werden sollen. Darunter gibt „NoWatchDirectory= …“ an, welche Verzeichnisse von der Indizierung ausgeschlossen sind. Genau da findet sich schon ein von Nokia selbst erstelltes Beispiel: Der Eintrag „$HOME/MyDocs/.sounds/Ringtones/“ verhindert, daß Klingeltöne aus diesem Verzeichnis (entspricht „Audioclips/Ringtones“ im Dateimanager) im Media Player als Musik angezeigt werden.

Nach diesem Muster kann man x-beliebige Unterordner von der Tracker-Indizierung ausnehmen. Bei mir beispielsweise gibt es jetzt den Zusatzeintrag „$HOME/MyDocs/.images/Kontakte/“. Er sorgt dafür, daß mein Foto-Betrachter nicht die Gesichter anzeigt, die ich ohnehin im Telefonbuch neben den einzelnen Namenseinträgen finde. Gleichzeitig bleibt der Ordner selbst aber im Dateisystem sichtbar - das ist wesentlich, sonst könnte ich die darin enthaltenen Fotos ja nicht auswählen und zuordnen. ;)

Wichtig: So richtig gut funktioniert diese Methode, wenn man zuerst die Konfigurationsänderung durchführt, dann das N900 neu startet und erst ganz zum Schluß die Dateien in den ausgeschlossenen Ordner verschiebt. Eine andere Reihenfolge führt dazu, daß Tracker die Indizierug schon durchgeführt hat, bevor ihm der Zugang zum Verzeichnis verboten wird. Auch das läßt sich korrigieren, die dafür notwendigen Klimmzüge können aber durch Einhalten der richtigen Reihenfolge leicht vermieden werden.

Zum Editieren der Datei selbst empfehle ich übrigens den Editor Leafpad aus dem Extras-Repository. Keinesfalls darf man die vorinstallierte Applikation „Notizen“ verwenden: Sie schreibt Dateien nicht in reinem Textformat zurück und würde die Konfiguration unbrauchbar machen. Weil die Konfigurationsdatei selbst sich außerhalb des Bereichs befindet, der für normale Benutzer-Dateioperationen sichtbar ist, kann sie auch von Leafpad aus nicht über „Datei|Öffnen“ gefunden werden. Lösung: Kommandozeile öffnen und als Befehl „leafpad /home/user/.config/tracker/tracker.cfg“ eingeben. Natürlich gilt: Wer vorher eine Sicherungskopie macht, hat nachher kein kaputtes Telefon.

Jetzt, wo ich weiß wie das funktioniert, kann ich auch die ganzen bösen Filme rüberkopieren, ohne daß Thumbnails davon im Media Player auftauchen. ;)

 
jukey meinte am :
Danke für den Tipp!
Funktioniert prima. Ich hatte bereits nach einer solchen Möglichkeit gesucht. Spätestens wenn man sich "mal 'ne Speicherkarte einer Kamera" aufs Tablet zieht oder zum 10 mal auf einer Party ein Hörbuch aus den Lautsprechern tönt lohnt sich die Sache.

Bisher hatte ich solche verzeichnisse immer versteckt, also mit einem "." versehen. Das war aber natürlich unpraktisch, da der Dateibrowswer mit ihnen nichts mehr anfangen konnte.

Ein gesundes neues Jahr wünsche ich dir! 
ossi1967 antwortete am :
Freut mich

Da konnte ich mich also sinnvoll für Deinen Hinweis auf SyncEvolution bedanken. ;)

… oder zum 10 mal auf einer Party ein Hörbuch aus den Lautsprechern tönt …

*LOL* Sag bitte, daß Dir das nicht wirklich passiert ist? ;)

 
jukey antwortete am :
Klimmzüge

… oder zum 10 mal auf einer Party ein Hörbuch aus den Lautsprechern tönt …

*LOL* Sag bitte, daß Dir das nicht wirklich passiert ist? ;)

Doch, doch, das ist mir in der Tat schon passiert. :)

Du schreiobst ja übrigens:

Wichtig: So richtig gut funktioniert diese Methode, wenn man zuerst die Konfigurationsänderung durchführt, dann das N900 neu startet und erst ganz zum Schluß die Dateien in den ausgeschlossenen Ordner verschiebt. Eine andere Reihenfolge führt dazu, daß Tracker die Indizierug schon durchgeführt hat, bevor ihm der Zugang zum Verzeichnis verboten wird. Auch das läßt sich korrigieren, die dafür notwendigen Klimmzüge können aber durch Einhalten der richtigen Reihenfolge leicht vermieden werden.

Könntest du mir einen Tipp geben, welche Klimmzüge gemacht werden müssen? :) 
ossi1967 antwortete am :
Klimmzüge

Also selbst geklommen bin ich ja noch nicht, also kann ich Dir nicht sagen, obs wirklich funktioniert. Aber hier wird behauptet, man muß im Verzeichnis /home/user/.cache/tracker alles löschen, was auf den namen *.db hört. Und dann soll man neu starten. Damit ist der ganze existierende Index (mit allen unerwünschten Einträgen) weg und wird neu aufgebaut.

Und herzlichen Dank für die vorbildliche Verwendung von blockquote und cite. ;)

 
Netto meinte am :
Batch?
Das hört sich sehr gut an. Genau diese Lösung hatte ich bereits gesucht. Da ich aber k.A. von Linux habe und mich kaum traue, mich auf der Kommando-Ebene zu bewegen, diese Frage:
- kann man aus dem von Dir beschriebenen Weg ein Tool oder eine Art Batch-Datei machen? Also ein Prog / App, das ich einfach als Anwender starte und das mich dann nach meinen Konfigurationswünschen fragt?
- selbst, wenn ich das doch alleine schaffe: finde ich dann die Bilder zumindest über den Dateimanager wieder?

Danke! Gruß, Netto. 
ossi1967 antwortete am :
Natürlich kann man

Ich glaub nur, daß es den Aufwand nicht wert ist:

Es gibt für den Tracker nämlich bereits ein hübsches grafisches Interface. Nokia hats nur nicht mit übernommen in die Maemo-Distribution. Allerdings hab ich jetzt schon mehrfach gelesen, daß User diese grafische Benutzeroberfläche im Extras-Repository zur Verfügung stellen wollen. Die wär dann nicht nur noch einfacher zu bedienen als ein Shell-Script, sondern vor allem auch wesentlich sicherer, weil sie ja von den Tracker-Entwicklern selbst kommt. Und bei einer so zentralen Komponente von Maemo sollte man lieber nix riskieren.

Im Dateimanager findest Du die ausgeschlossenen Verzeichnisse wieder, ja. Der Dateimanager greift direkt aufs Dateisystem zu und kümmert sich nicht um den Suchindex. Das bedeutet, daß Du die versteckten Verzeichnisse im Dateimanager öffnen und Mediendateien daraus mit einem Klick (oder sagt man Tapser?) starten kannst.

 
jukey meinte am :
Grafische Benutzeroberfläche für die tracker-Konfiguration
Huhu, seit kurzem gibt es mit tracker-cfg eine nette grafische Benutzeroberfläche mit dem man das von dir beschriebene leicht umsetzen kann:

http://maemo.org/packages/view/tracker-cfg/

Ciao jukey 
ossi1967 antwortete am :
Danke!

Habs grad installiert. Schaut sauber aus. (Ich wußte gar nicht, daß es so viele Einstellungsmöglichkeiten gibt.)

 
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