Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Jolla: The Force Awakens

Antti Saarnio Im IRC-Meeting von heute Nachmittag hat Jolla-Chef Antti Saarnio neueste Infos zum Status des krisengebeutelten Unternehmens bekannt gegeben und sich dabei mit der Formulierung The Force Awakens am Titel des neuen Star Wars Films bedient. Bekannt ist nun:
  • Eine neue Finanzierungsrunde konnte gestern erfolgreich abgeschlossen werden. Der Pleitegeier ist fürs Erste verscheucht, auch wenn die kleine Firma nach wie vor nicht im Geld schwimmt. Antti Saarnio betont: Die Entwicklung des Sailfish-Betriebssystems ist gesichert. (Es ist bei solchen Sätzen dann immer wichtig zu hören, was nicht gesagt wird. *gg*)
  • Partner aus Russland, China und Indien sind mit dabei.
  • Der Intex-Deal lebt (auch das wurde erst gestern frisch bestätigt), ein neues Telefon mit Sailfish OS wird von der indischen Firma auf den Markt gebracht.
  • Noch nicht ausgestanden ist das Chaos rund um das Tablet. Antti Saarnio bezeichnet es als Tablet-Gate und kündigt an, daß die Firmenleitung sich nach Weihnachten „für eine Lösungsmöglichkeit entscheiden wird“.
  • Weitere Details werden morgen in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens auf der Homepage bekannt gegeben.

Grundsätzlich sind das gute Neuigkeiten: Mir war in erster Linie wichtig, daß Sailfish OS weiterlebt, und genau das scheint nun vorläufig gesichert. Was es mit der Finanzierungsrunde auf sich hat, ob hier neue Partner eingestiegen sind, die auch andere Bedingungen diktieren - man weiß es nicht. Sich jetzt darüber gedanken zu machen, wäre pure Spekulation.

Ebenfalls ein positives Zeichen ist, daß Intex nicht vom Sailfish-Zug abgesprungen ist. In diesen unsicheren Zeiten wäre das nicht überraschend gekommen. Daß der Vertrag erst gestern nochmal „bekräftigt“ wurde, ist wohl aber ein Hinweis darauf, daß das alles nicht so selbstverständlich war in den letzten Wochen.

Mit der Formulierung Tablet-Gate macht der Jolla-Chef klar, daß aus dem einstigen Vorzeige-Projekt ein Klotz am Bein geworden ist. Was genau dabei schief gelaufen ist, wird die Öffentlichkeit wohl so schnell nicht erfahren. Vieles deutet aber mittlerweile darauf hin, daß die Finnen sich bei den Geschäften mit den chinesischen Produzenten nicht besonders geschickt angestelt haben.

Ein kleines bißchen kann man sich auch des Eindrucks nicht erwehren, daß einer der Geldgeber Jolla einfach nur seine Macht demonstrieren wollte: Die vorübergehende Zahlungsunfähigkeit kam ja nur deshalb zustande, weil die für November geplante Finanzierungsrunde nicht abgeschlossen werden konnte. Man wußte auch, daß dies nicht am Rückzug eines Investors lag oder an mangelndem Interesse der Geldgeber. Nein: Einer der Investoren sah sich außerstande, die Entscheidung vor Dezember zu treffen … Und jetzt, nach Kündigungen, der Übersiedlung in ein viel kleineres Büro, der Eröffnung eines Sanierungsverfahrens etc. ist der Geldgeber wieder bei Laune? Da will man nicht so recht an eine bloße Entscheidungsschwäche im November glauben.

Ich bin gespannt, ob die offizielle Mitteilung auf der Jolla-Homepage morgen noch mehr Infos bietet oder ob sie nur den gleichen inhalt schöner formuliert als Antti Saarnio heute im IRC. ;)

 
Wolfgang (Gast) meinte am :
Smells like business
Der Gedanke der Erpressung ist sicherlich richtig.
Nur Macht will bei sowas sicherlich niemand demonstrieren. Egal wer der Investor ist, er hat bessere Konditionen für sich rausgeschlagen.
Vielleicht wurde Jolla ja auch aufgekauft und man wollte sich des lästigen Humankapitals kostenneutral entledigen.
Business as usual.

Wolfgang 
ossi1967 antwortete am :
Im Endeffekt ist alles „Business“, stimmt

Mit Macht hab ich gemeint, daß jemand der Geldgeber z.B. die Richtung stärker beeinflussen wollte, in der das Betriebssystem entwickelt wird. Wenn dann Jolla probiert hat, sich mit „Ooooch, bleiben wir mal auf Kurs und reden wir nächsten jahr nochmal drüber“ durchzuschwindeln, wär so eine kurzfristige Geldknappheit schon ein geeignetes Mittel, der Entscheidungsfreudigkeit auf die Sprünge zu helfen. Das mein ich mit Macht - aber es ist natürlich unterm Strich gleichzeitig auch Business, weil ja der Geldgeber idR auch nur das verlangen wird, was ihm geschäftlich was bringt.