Und jetzt, lieber Einzelhandel, wirst Du sterben
Heuer nicht mehr. Ausgschissn hams, die kleinen Unternehmer vor Ort, zumindest was den Weihnachtseinkauf 2015 betrifft. Da nimmt sich ein Geschäft aus dem Rennen, indem es an einem der stärksten Einkaufstage als einziges entlang der Linzer Landstraße nicht geöffnet hat. Ein zweites hat das von mir gewünschte Produkt nicht lagernd - angeblich, denn diese Auskunft erhalte ich, noch bevor ich genau erklären kann, was ich will. Die drei Verkäufer, die sich im hintersten Winkel des leeren Geschäfts verkrochen haben, weigern sich auch, etwas für mich zu bestellen. Die rund €100,-, die ich hier bereit bin auszugeben, sind nicht Anreiz genug, den Computer anzuwerfen. Ein drittes Geschäft glänzt durch Desorganisation und Ramschhaftigkeit. Die Verkäufer sind hier nicht unwillig. Sie sind schlicht unsichtbar.
Liebe Klein- und Mittelbetriebe, liebe Einzelhändler: Hört auf, Euch unter diesen Umständen noch als Stütze der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes zu gerieren. Ob ich Eure derzeitigen Angestellten direkt am AMS durchfüttere oder ob ich das Geld für sie in Euren Geschäften abgebe (wo Ihr Euch einen Gutteil davon abzwackt), scheint mir im Moment gar nicht mehr so wichtig. Nicht wichtig genug jedenfalls, um meine Nerven dafür zu opfern. Ich hab am Nachmittag noch meinen Einkaufswagen bei Amazon gefüllt. Das ist es, was die entfesselten, risikotragenden Unternehmer heute erreicht haben. Bei mir! Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. *grümmél*
https://twitter.com/10DanSch?ref_src=twsrc^tfw
Bei mir zumindest hat der Link nicht funktioniert, aber jetzt kann keiner mehr den Kommentar editieren. Drum schreib ichs hier rein: Ich nehm an, Du meinst diesen Tweet hier von Danny.
Ja, paßt zum Thema. Zwar ist grad der Media Markt für mich jetzt nicht gerade der „kleine Einzelhändler“, aber das Verhalten der Verkäufer war in dem von mir heimgesuchten Familienunternehmen ganz genauso wie bei Danny beschrieben. Denen gehts einfach zu gut. (Was kein Wunder ist: Früher hatte des Geschäft in Linz einen hervorragenden Ruf. Da wird noch ein schöner Finanzpolster vorhanden sein. Wenn an einem der umsatzstärksten Einkaufstage vor Weihnachten in der teuersten City-Lage in Linz aber 600m² Verkaufsfläche garantiert kundenfrei sind und drei Verkäufer unbeschäftigt rumstehen, dann denk ich mir: Vielleicht bin ich nicht der einzige, der sich über diesen Händler ärgert. Vielleicht bin ich nur der einzige, der ihn nicht auf Facebook beim Namen nennt und so dafür sorgt, daß der schlechte Ruf 1.000fach geteilt wird.)
Seit Jahren wünschen sich die Bürger einheitliche, verlässliche Öffnungszeiten. Leider handelt jeder Einzelhändler eben "einzeln"
Nomen es omen.
Gerade beim Thema Öffnungszeiten bin ich innerlich ein bißchen zerrissen. Natürlich wärs praktisch, wenn die Geschäfte immer dort aufsperren, wo ich gerade bin. Andererseits ist es mir ein großes Anliegen, daß Handelsangestellte nicht in prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrängt und von ihren Familien ferngehalten werden, nur damit Herr und Frau Konsument (also auch ich) zu jeder beliebigen Zeit ihren Trieb befriedigen können. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als es völlig selbstverständlich war, daß man nach 18:00 Uhr eben nicht einkaufen konnte; daß man am Samstag, wenn überhaupt, nur am Vormittag offene Geschäfte vorfand; daß Geschäfte eine Mittagspause einhielten; … alles kein Problem. Die großen Heilsversprechen, mit denen der Handel auf die schrittweite Ausweitung dieser Öffnungszeiten gedrängt hat (niedrigere Arbeitslosigkeit, mehr Wachstum, …), sind natürlich alle nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Die Leut haben ja nicht mehr Geld zum Ausgeben, nur weil das Geschäft länger offen hat. Das Geschäft hat aber höhere Kosten zu tragen und muß daher die Löhne zurückfahren. Untergehen tut nur der, der sich die Kosten nicht mehr leisten kann und weiterhin um 18:00 Uhr zusperren muß.
Gerade der 8. Dezember ist ein Paradebeispiel für diese Absurdität: Eigentlich ist er ja in Österreich ein Feiertag. Die Handelsunternehmen dürfen aber aufsperren. Das haben sie vor einigen Jahren durchgesetzt mit dem Argument, daß ihnen sonst Umsatz entginge. Seither schicken die großen Ketten ihre alleinerziehenden Teilzeitmütter an diesem Tag an die Kundenfront. Zu eingeschränkten Öffnungszeiten zwar (koordinierte 10°°-18°°), aber doch.
Was in Bezug auf die Öffnungszeiten heißt: Wenn ich weiß, daß Geschäfte um 10:00 Uhr öffnen, dann kann ich mich danach richten und geh nicht um 9:30 schon shoppen. Lästig ist es, wenn eben nicht alle Geschäfte um 10:00 Uhr öffnen, sondern nur fast alle - mit Ausnahme des einen nämlich, in dem man selber einkaufen will. Weil das einfach ganz zu hat an diesem Tag. Weil dort normalerweise die Chefin höchstselbst und allein drin steht, ohne billige Teilzeit-Angestellte. Und weil die Chefin natürlich weiß, daß der zu erwartende Umsatz die acht Stunden Arbeit am Feiertag nicht wert ist. Zumindest nicht für sie. Bei einer Angestellten wär das schon anders, da ist der Grundlohn so niedrig, daß die es sich gar nicht leisten kann, die angebotenen Überstunden auszuschlagen.