Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Lo meinte am :
Wie wahr!
Gestern vormittag habe ich gegen halb zehn morgens in der Oberhausener City nur wenige Geschäfte sehen können, die um diese Zeit geöffnet waren - bis auf Bäckereien. Dabei wollte ich tatsächlich Geld ausgeben, hatte aber nur etwa eine halbe Stunde Zeit. Tot und dunkel waren die Läden. Die meisten öffnen erst um zehn. Und hier klagt der Einzelhandel über das Einkaufszentrum CentrO., das angeblich alle Kunden aus der City wegholt.
Seit Jahren wünschen sich die Bürger einheitliche, verlässliche Öffnungszeiten. Leider handelt jeder Einzelhändler eben "einzeln"
Nomen es omen. 
ossi1967 antwortete am :
Da bin ich ein bißchen zerrissen

Gerade beim Thema Öffnungszeiten bin ich innerlich ein bißchen zerrissen. Natürlich wärs praktisch, wenn die Geschäfte immer dort aufsperren, wo ich gerade bin. Andererseits ist es mir ein großes Anliegen, daß Handelsangestellte nicht in prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrängt und von ihren Familien ferngehalten werden, nur damit Herr und Frau Konsument (also auch ich) zu jeder beliebigen Zeit ihren Trieb befriedigen können. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als es völlig selbstverständlich war, daß man nach 18:00 Uhr eben nicht einkaufen konnte; daß man am Samstag, wenn überhaupt, nur am Vormittag offene Geschäfte vorfand; daß Geschäfte eine Mittagspause einhielten; … alles kein Problem. Die großen Heilsversprechen, mit denen der Handel auf die schrittweite Ausweitung dieser Öffnungszeiten gedrängt hat (niedrigere Arbeitslosigkeit, mehr Wachstum, …), sind natürlich alle nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Die Leut haben ja nicht mehr Geld zum Ausgeben, nur weil das Geschäft länger offen hat. Das Geschäft hat aber höhere Kosten zu tragen und muß daher die Löhne zurückfahren. Untergehen tut nur der, der sich die Kosten nicht mehr leisten kann und weiterhin um 18:00 Uhr zusperren muß.

Gerade der 8. Dezember ist ein Paradebeispiel für diese Absurdität: Eigentlich ist er ja in Österreich ein Feiertag. Die Handelsunternehmen dürfen aber aufsperren. Das haben sie vor einigen Jahren durchgesetzt mit dem Argument, daß ihnen sonst Umsatz entginge. Seither schicken die großen Ketten ihre alleinerziehenden Teilzeitmütter an diesem Tag an die Kundenfront. Zu eingeschränkten Öffnungszeiten zwar (koordinierte 10°°-18°°), aber doch.

Was in Bezug auf die Öffnungszeiten heißt: Wenn ich weiß, daß Geschäfte um 10:00 Uhr öffnen, dann kann ich mich danach richten und geh nicht um 9:30 schon shoppen. Lästig ist es, wenn eben nicht alle Geschäfte um 10:00 Uhr öffnen, sondern nur fast alle - mit Ausnahme des einen nämlich, in dem man selber einkaufen will. Weil das einfach ganz zu hat an diesem Tag. Weil dort normalerweise die Chefin höchstselbst und allein drin steht, ohne billige Teilzeit-Angestellte. Und weil die Chefin natürlich weiß, daß der zu erwartende Umsatz die acht Stunden Arbeit am Feiertag nicht wert ist. Zumindest nicht für sie. Bei einer Angestellten wär das schon anders, da ist der Grundlohn so niedrig, daß die es sich gar nicht leisten kann, die angebotenen Überstunden auszuschlagen.

 

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