Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Blog aktualisiert am

ESC: Conchita! Was hast Du getan?

Im Radiowecker stellt Frau Wurst ihren Song für Kopenhagen vor. Nach „That's What I Am“ waren meine Erwartungen hoch - völlig unbegründet, wie sich jetzt herausstellt. Ihr heuriger Song „Rise Like a Phoenix“ geht nicht nur an meinem Geschmack vorbei, er läuft geradezu vor ihm davon. Es ist die große Schlagerarie, die in den 1960ern von Sängerinnen mit traurigen Augen und viel zu viel Haarspray gesungen wurde. Ich kenne keinen Radiosender, der diese Art von Musik heute noch spielt … und ich würde ihn auch nicht kennen wollen, weil das alles eben so gar nicht meins ist.

Ein sehr weiser Mann hat erst kürzlich die Befürchtung geäußert, Conchitas 2014er-Song könnte sich zu „That's What I Am“ verhalten wie „Woki mit Deim Popo“ zu „Oida taunz!“. Vielleicht ist es nicht ganz so extrem, ich werde es aber nie so wirklich beurteilen können: Zu dieser Art von Musik fehlt mir der Zugang.


Jolla: Ohijärvi

Ohijärvi ist ein See im Süden Finnlands und der Name des vierten großen Updates, das Jolla seinem Betriebssystem Sailfish OS verpaßt hat. Gerade eben hab ichs runtergeladen und installiert. Die umfangreiche Dokumentation der 96 für Benutzer spürbaren Neuerungen und Fehlerbehebungen gibts hier auf together.jolla.com.

Ganz wichtig trotz aller Ungeduld: Unbedingt alle Repositories von OpenRepos abschalten, bevor man das Update durchlaufen läßt! Benutzer, die das nicht gemacht haben, berichten von argen Problemen - und Jolla erklärt ausdrücklich, daß die auf OpenRepos geparkten Quellen nicht in die Tests mit einbezogen werden.

Natürlich war ich einer der ersten, die’s installiert hatten. Von den vielen Verbesserungen im Bereich der Synchronisation mit Google und der Kalenderverwaltung hab ich nicht viel; das sind Funktionen, die ich nicht nutze. Trotzdem sind genügend Dinge da, die mich freuen: die gesteigerte Performance, ein verbesserter Jolla Store Client, die zusätzlichen Einstellungmöglichkeiten bei der Kamera, die erweiterte Unterstützung von Programmen in horizontaler Ausrichtung, die einfachere Sprachumschaltung auf der Tastatur, Fehlerbehebungen beim Browser und beim Mail-Client sowie viele kleine optische Feinschliffe.

Bin gespannt, wie viele der 187.888 finnischen Seen Jolla 2014 noch als Update auf mein Handy gießt. Bei dem Tempo, das sie derzeit draufhaben (das letzte Update ist gerade mal 45 Tage her), müßte sich da schon einiges ausgehen. ;)


Wratschko - brauchma goanet redn!

Halloren-Kugeln aus BerlinSeit sechs Jahren kommen wir immer wieder mal gerne zum Wratschko. Das hat einerseits mit dem dort servierten Kartoffelpüree zu tun (zum Niederknien fest und bröckelig - genau so muß es sein!), andererseits mit der seit 2008 unverändert unterhaltsamen und charmanten Tischgesellschaft. Conny und Daniel haben eine 14monatige Geschichte aus Berlin mitgebracht, Fotos dazu und - was am wichtigsten ist - Hallorén-Kugeln. So lovely! Dankeschööön! :)

Ich für meinen Teil finds beruhigend, daß das Lokal die Empfehlung als favorite spot in Vienna von Anthony Bourdain heil überstanden hat. Abgesehen von One Republic und einem fürs Wratschko definitiv falsch gekleideten US-amerikanischen Touristenpaar am Nebentisch deutet nichts auf den kurzfristigen Popularitätsschub hin. Keine Zahnarzts, keine An-/Auf-Gerichte, keine fünfeckigen Teller, keine Kellneruniformen - und das Klo ist immer noch so, wie’s immer war. *LOL*

(OK, voll wars’s … aber Conny hatte ja reserviert.)

Wir bedanken uns für den fröhlichen Abend. Ganz sicher gemma wieder mal dorthin zusammen! Brauchma goanet redn! ;)


ESC: It is right!

Weil der deutsche Vorentscheid zum Song Contest 2013 so toll gelaufen ist, hab ich auch heute wieder eingeschaltet. Naja.

Was letztes Jahr noch beste TV-Unterhaltung war, kam heuer als Kreuzung zwischen der „ZDF Hitparade“ und „Musik ist Trumpf“ daher. Ich liebe Barbara Schöneberger, aber diese Moderationsaufgabe hat sie einfach überfordert. Auch sonst war das Sendungskonzept eher lieblos: Der Regie gelang es nicht, die augenscheinlich überbordende Stimmung in der Halle einzufangen.

Das Ergebnis? Ganz OK angesichts der Tatsache, daß weit Schlimmeres gedroht hätte. Die Newcomer Elaiza werden Deutschland mit Is It Right? vertreten. Ein netter Song, dessen größte Qualität es ist, Unheilig auf den zweiten Platz verdrängt und somit in Kopenhagen verhindert zu haben. (Ich weiß ja nicht wie's anderen geht, aber: Jedes Mal, wenn der Graf singt, seh ich eins dieser kitschigen Poster vor mir, die in kräftigen Blautönen gehalten sind und meist Einhörner vor Wasserfällen im Mondschein zeigen. Die sind auch Alle wie eins.)

Meine Lieblinge waren: MarieMarie mit Cotton Candy Hurricane und Oceana mit Thank You. Aber es kam so wie immer: Kaum verlieb ich mich in Songs, sind sie auch schon raus ausm Spiel. :)


Sauerei!

Um 8 Uhr: Sonne am Strand von Trassenheide  Man soll eines nicht tun: An einem Montag (!) um 8:00 Uhr in der Früh, also kurz vor dem Aufbruch in eine neue Arbeitswoche, auf die Webcam am Strand von Trassenheide schauen.

Wunderschöner Sandstrand, menschenleer, strahlend blauer Himmel, ein romantisches Boot extra der Wirkung am Foto wegen hingestellt …und es wird im Lauf des Tages 2-3 Grad wärmer als bei uns.

Ich klick nur mehr hin, wenn ich weiß, daß es dort regnet. Echt. :(


Gregors Konditorei - Tag und Nacht

Gregors KonditoreiKann ja nicht sein: Da schaltet man in der üblichen Routine von Mondbasis Alpha 1 (RTL NITRO) über My Family (BBC Entertainment) zu Wien Tag & Nacht (ATV) … und steht plötzlich mitten in Gregors Konditorei! Ja, Gregors Konditorei, die mir von meinem Frisör empfohlen wurde und die ich gerne mal aufsuche, wenn ich dort in der Gegend bin.

Irgendein Teil des komplexen Handlungsstrangs der ATV-Serie spielt sich derzeit dort ab. Ich könnt im Moment nicht sagen welcher, weil ich weder die Charaktere auseinander halten noch die in miserabler Tonqualität aufgenommenen Dialoge verstehen kann. Ich hab nur mitbekommen, daß statt Gregor Lemmerer (dem tatsächlichen Inhaber) ein Schauspieler den Chef mimt - eine Änderung, die sich nicht zum Vorteil der Konditorei auswirkt. Trotzdem egal, irgendwie isses lustig, das bekannte Lokal im Fernsehen zu sehen. Macht spontan Appetit auf eine weitere Mehlspeise dort.

(Apropos Gregor Lemmerer: Was ich bei meinen ersten Besuchen nicht wußte war, daß der direkt vom Zauner in Bad Ischl nach Wien exportiert wurde. Kein Wunder, daß ich mich in seiner Konditorei von Anfang an so heimisch gefühlt hab. *LOL*)


Mariahilfer Straße - endlich!

Fuzo Mariahilfer StraßeEndlich ist das unwürdige, unnötige Theater vorbei. Mit sieben Monaten Verzögerung geschieht, was man vernünftigerweise schon im August 2013 beginnen hätte sollen: Die Beschlüsse für den Umbau der Mariahilfer Straße zur Fußgängerzone bzw. zum Shared Space können gefaßt, die Aufträge ausgeschrieben werden. Sieben Monate Diskussion, Kosten für Testbetrieb und Bürgerbefragung - für nichts.

Zur Erinnerung: Worüber in den letzten Wochen im 6. und 7. Bezirk abgestimmt werden konnte, war von den betroffenen Bewohnern längst entschieden. Von Herbst 2011 bis Juni 2013 gab es das wahrscheinlich umfangreichste Bürgerbeteiligungsverfahren (inklusive Anrainerbefragung), das je für den Umbau einer Straße durchgeführt wurde. Alles, worüber die Bewohner der beiden Bezirke jetzt erneut abstimmen sollten, hatten sie im Rahmen dieses Bürgerbeteiligungsprozesses vorher selbst festgelegt! Eine bizarre Situation. Auch im Restaurant wird man ja beim Bezahlen nicht nochmals gefragt, ob man denn wirklich das Steak haben wollte, das man sich vorher selbst von der Karte ausgesucht hat.

Bin ich also zufrieden? Ist mit diesem besten aller denkbaren Abstimmungsergebnisse (Fuzo/Begegnungszonen bleiben, Radfahrer dürfen weiter fahren, zusätzliche Querungen werden eingerichtet) die Welt wieder in Ordnung? Nicht ganz.

Glücklich bin ich natürlich darüber, daß das Ergebnis tatsächlich den inhaltlich vernünftigsten Zugang abbildet. Glücklich bin ich auch darüber, daß das geschmacklose Gezerre und die dümmliche Medienschlacht jetzt hoffentlich vorbei sind. Aber, wie gesagt, das ist nicht die Euphorie der großen Überraschung. Eher stellt sich eine bescheidene Erleichterung ein, wenn man feststellt, daß ein Funken minimaler Vernunft in der Welt weiter besteht, trotz aller Hetze, trotz gezielter Fehlinformation.

Allerdings hat der von populistischen Gruppierungen im August 2013 begonnene politische Kleinkrieg um das Thema Mariahilfer Straße auf mehr als nur einer Ebene offenbart, wie empfänglich die Menschen für Dummheit und Haß sind, wie manipulierbar und destruktiv zugleich. Bezeichnend ist ja, daß die Umgestaltung dieser Straße in der eigentlich konstruktiven Phase von 2011 bis Juni 2013 genau diese billigen Demagogen nicht interessiert hat. Wo waren Christian Weissinger und die Mitglieder seiner Haßgruppe auf Facebook im Jahr 2011, als es darum ging, dem Projekt Gestalt zu geben und individuelle Forderungen einzubringen? Wo war die einschlägige Information für die Leser von „Österreich“ und der „Kronen Zeitung“ zu dieser Zeit?

Erst mit dem Beginn der Testphase im August 2013, in der die großräumingen Auswirkungen der neuen Einbahnregelung erprobt werden sollte, entdeckten diese Repräsentanten des Gestern das Thema „Fußgängerzone“ - und machten aus einigen 100m Einkaufsstraße ein monströses Lügengebilde, das seinesgleichen sucht. Zwangsweise, denn: Echte Fakten, die gegen die Fußgängerzone sprechen, sind nicht aufzutreiben. In all den Monaten der Diskussion konnte mir keiner der Fuzo-Gegner einen belegbaren Grund nennen, der gegen die Verkehrsberuhigung spricht. Stattdessen wurden den Menschen die dümmsten Lügen und Märchen aufgetischt. Das beste davon und symbolträchtig auch für die Realitätsferne der ganzen Diskussion: die Sache mit den Radfahrern. In 40 der insgesamt 92 Wiener Fußgängerzonen ist - wie von der StVO vorgesehen - das Radfahren seit Jahren erlaubt. Auch anderswo in Österreich ist das so, konkret weiß ich es von Graz und Linz. Darüber hat sich nie jemand aufgeregt. Oder andersrum: Die Leute wissen es gar nicht, weils einfach für niemanden ein Problem ist. Anders bei der Mariahilfer Straße: Irgendjemand ist auf die Idee gekommen, die Radfahrer dort extra zu thematisieren. Und plötzlich war sich die kläffende Meute einig: „Radfahrer in einer Fußgängerzone? Das hat's ja noch nie gegeben, das geht gar nicht! Typisch grüne Schnapsidee. Mit sowas fangen wir gar nicht erst an.“ Absurd. Noch absurder: Diese Leute haben ihre Meinung auch nicht geändert, wenn man sie darauf hingewiesen hat, daß es sie bisher bei den anderen Fuzos mit Fahrraderlaubnis ja auch nicht gestört hat. Hauptsache dagegen, auch wenn mans nicht mehr argumentieren kann.

Ebenfalls beunruhigend aus meiner Sicht: Das völlig Versagen der Wiener in dem von Maria Vassilakou (als Stadträtin für Bürgerbeteiligung) durchaus umfassend angelegten Prozess der Mitgestaltung. Mit „Versagen“ meine ich nicht das Versagen beim Ergebnis, sondern das Versagen beim Diskussionsprozess, bei der Diskussionskultur. Es gibt einen genialen Artikel dazu von Maik Novotny. Unter dem Titel „Sind Randsteine katholisch?“ stellt er die These auf, der Wiener im Besonderen sei schlicht überfordert von Gestaltungsmöglichkeiten, die über Paßt eh oder Eh wurscht hinausgehen. Maik schreibt unter anderem:

Denn nichts ist dem Wiener fremder als die Idee des Unfertigen, des ‚Work in Progress‘. Er findet es unschön und ungemütlich. Das Neue soll entweder unauffällig oder prachtvoll in die Welt kommen, aber auf jeden Fall sofort und ohne G'riss. Es soll schön inszeniert sein, nicht konstruiert, die Mechanismen dahinter sollen im Verborgenen bleiben, und erst recht möchte man nicht gezwungen werden, diese Mechanismen selbst zu optimieren.

Wenn ich diese Zeilen lesen, habe ich sofort die Aussagen der Brachialopposition im Ohr, die immer von „Chaos“ gesprochen hat, sobald während des Testbetriebs an Stellschrauben gedreht und das Gesamtkonzept optimiert wurde. Nichts ist dem Wiener fremder als die Idee des Unfertigen, des ‚Work in Progress‘ … (Es waren dies übrigens die gleichen politischen Kräfte, die gegen die Donauinsel und gegen den U-Bahn-Bau gewettert haben.)

Ich bin mir jedenfalls sicher: Wenn die kommenden zwei Jahre des Umbaus überstanden sind, werden weder ÖVP noch FPÖ an ihre dumpfe Verweigerungshaltung erinnert werden wollen. Oder würde heutzutage selbst die konservativste Partei ernsthaft fordern, daß die Strecke Graben/Stephansplatz wieder so zurückgebaut wird, daß sie so bzw. so aussieht? Na also.


ESC: Linda Martin rastet aus

Linda, Linda…Hat sich eigentlich nie jemand gefragt, warum Linda Martin bei ihrem Song Contest Sieg 1992 volle drei Minuten lang wie angeklebt auf der Bühne stand? Warum sie nie auch nur einen einzigen Schritt vor oder zurück gemacht hat?

Weil es so aussieht, wenn sie geht (ab Sekunde 25):

Video: Linda Martin and Aslan's Billy McGuinness disagree on Ireland’s Eurosong voting process

Worums in diesem Streit während der irischen Songauswahl ging, ist eigentlich nebensächlich. Auf aufrechtgehn.de wirds kurz zusammengefaßt. Aber ganz ehrlich: Ist es nicht herrlich, wie die alte Linda auf ihren Gegner zustampft? Im aufrechtgehn.de-Artikel wird das treffend mit wie ein Preisboxer im Transenfummel beschrieben. Huiui! Da gehts halt noch um was, wenn die Iren eine Show zum ESC abziehen. Da kochen die Gefühle hoch. Oder das Guinness ;)


Friedhof Hernals

Friedhof Hernals Und ich sag: Ey! Ab auf den Friedhof! Der Sonne hinterher … oder so. Dabei wars ganz anders. Ich bin ja nun ganz sicher nicht der Typ, der gerne und freiwillig auf Friedhöfe geht. (Obwohl ich solche Leute kenne.) Dieser monströse vorzeitliche Kult, der die Anhäufung verrottender Leichenteile mit dem Gedenken an liebe Freunde und Angehörige in Verbindung zu bringen und so irgendwie auch zu rechtfertigen versucht, hat mich immer abgestoßen. Und trotzdem bin ich heute am Hernalser Friedhof gelandet und überlege ernsthaft, ob ich da nicht nochmal hinschauen soll. Und das kam so:

Wie schon erwähnt: strohverwittwertes Wochenende, niemand da, der meinen rastlosen Bewegungsdrang einschränkt. Dazu strahlend blauer Himmel, angenehme Temperatur … Ein Samstagsspaziergang mußte her! Irgendwie bin ich auf die Idee gekommen, der Hernalser Hauptstraße stadtauswärts zu folgen und zu sehen, ob die ganzen alten Geschäfte noch da sind. (Ich hab ja früher mal weiter draußen gewohnt.) Tatsächlich: Die Konditorei gibt es noch, ebenso das Geschäft, in dem ich zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben Werkzeug gekauft habe (einen billigen Plastik-Werkzeugkasten, der bis heute für alles reicht, was im Haushalt zu erledigen ist). Vor allem aber sind die ganzen heruntergekommenen Beisln und Weinstuben noch da, die dieser typischen Wiener Vorstadtstraße ihr typisch wienerisches Flair verleihen: billig, trostlos, dreckig. Auf der Höhe der S-Bahn-Station Hernals (dort war die alte Wohnung) bin ich schließlich nach rechts abgebogen, um über Seitenstraßen zurück nach Hause zu gehen. Und dann war da diese auffällige, hübsch verzierte Ziegelfront.

Die sakrale Bildsprache, ein Blumengeschäft am Eingang und die tief vergrabene Erinnerung, irgendwann mal etwas von einem Friedhof Hernals gehört zu haben, sind wie die Steine eines Mosaiks zusammengerutscht in meinem Kopf und haben mich neugierig gemacht. Immerhin ist der Friedhof gerade mal 400m von meiner alten Wohnung entfernt und ich hab ihn nie auch nur von Weitem gesehen. Planänderung also, ich über die Straße und rein.

Was soll ich sagen? Groß, ruhig, kaum Menschen dort, gemütliche Bankerl mit Blick in Richtung Wilheminenberg … eine völlig andere Welt, die gar nichts mit dem Dreck und der Tristesse der Hernalser Hauptstraße zu tun hat. Ein bißchen hinsetzen, Blicke und Gedanken schweifen lassen und sich wundern, warum die Frau im mauvefarbenen Mantel tiefer und tiefer in die Erde buddelt, obwohl sie keine Blumen mit hat … Doch, das hat was. Vielleicht komm ich wirklich wieder her. Man muß nämlich wissen: Grünflächen sind in dieser Ecke von Wien absolute Mangelware und werden, sobald sie hinter einer Ecke unvermutet auftauchen, zu gleichen Teilen in Hundezone und Kinderspielplatz aufgeteilt. Einfach mal kurz ins Freie setzen und dabei auch noch seine Ruhe haben, das spielts hier nicht. Vielleicht kann also der 161.019 m² große Friedhof als Parkersatz herhalten?


Herz von Österreich, nudelfrei

David Blabensteiner Jetzt, wo die Peinlichkeit kein Geheimnis mehr ist, kann ich ja auch ungeniert über unseren „Herz von Österreich“-Finalabend berichten. :) Strohverwittwert, nudellos, über 300km voneinander entfernt und nur durch bösartige SMS-Kommentare verbunden haben wir uns die dreistündige Show reingezogen. Echte Kerls eben.

Natürlich wars nur halb so spaßig, weil unsere echten Favoriten nichtmal in die Nähe des Finales gekommen sind. (PauT? Where art thou?) Auf der anderen Seite: 13pluXX, Horst und Harald Baumgartner haben gut unterhalten, die anderen waren Steilvorlagen für böse SMS-Kommentare … und Lukas Plöchl war dabei. Einmal sogar in Mega-Großaufnahme. Luki! Luki! :)

Und dann waren da die unfreiwillig komischen Momente: Roman „schlürf“ Gregory dürfte wieder mal Geld brauchen. Er hat sich für zwei Sätze vor die Kamera gedrängt um zu beweisen, daß er sein Sabberproblem noch immer nicht im Griff hat. Im gleichen Eck stand auch Sabine Holzinger von den Seern, die offenbar jeden Ratschlag der Masken- und Kostümprofis von Puls 4 abgelehnt hatte. Die Bildregie konnte es nur falsch machen: Entweder ranzoomen und das Gesicht zeigen - oder in die Totale gehen und damit den gefühlte 5cm unterm Kinn angesetzten Rocksaum einfangen (mit allem, was darunter liegt). Live TV vom Feinsten. Es kam eine SMS nach der anderen. :)

Daß bei so einem Casting-Finale die Bekanntgabe des Siegers der dramaturgische Höhepunkt ist, versteht sich von selbst. Manchmal ist er es jedoch nicht aus den Gründen, die die Sendungsverantwortlichen gern gehabt hätten. David Blabensteiner hat das Charisma eines Menschen, der täglich am Schulhof verprügelt wurde. Er gehört überall hin, nur nicht auf eine Bühne. Unbezahlbar die Minuten nach Bekanntgabe seines Sieges: Die drei Jury-Mitglieder starrten mit fassungslos-versteinerten Mienen bemüht am Bühnengeschehen vorbei. Im ansonsten übertrieben kreisch- und klatschfreudigen Saalpublikum brach der Applaus abrupt ab, sodaß man in der peinlichen Stille die einzelnen Klatscher von Davids Familie identifizieren konnte. Augenblicke, die Fernsehgeschichte schreiben. (Auf den Merkzettel fürs nächste Mal: frenetisches Jubeln vom Band bereithalten für solche Fälle.)

Aber sowas passiert, wenn man so ein Format gemeinsam mit der Kronen Zeitung durchzieht. Da klaffen Voting-Ergebnis und realer Musikmarkt schon mal auseinander. Bei aller Häme („Herz von Österreich“ war von den Quoten her ein Flop für Puls 4) muß man nämlich durchaus auch den Erfolg der Sendung anerkennen: Eine ganze Reihe vorher unbekannter Kandidaten konnte sich in den Singles Charts festsetzen. Die haben nicht gewonnen und fanden sich gestern nicht einmal in der Nähe des Siegerpodests, aber sie haben sich ihren Teil abgeholt von der Show … und damit vielleicht mehr davon profitiert als David Blabensteiner. In den wird nun - das war der Preis für den Sieger - ein Werbebudget von € 250.000,- investiert. Irgendwer muß da gestern sehr, sehr blaß geworden sein hinter den Kulissen.

Wie auch immer, wir hatten unseren Spaß und darauf kommts an bei einer Unterhaltungssendung. Sollte Puls 4 das Ding ein zweites Mal durchziehen wollen, müßten sie es schaffen, Telefonabstimmung und Markterfolg enger aneinander zu koppeln. Mit einigen Adaptionen am Sendungskonzept sollte das machbar sein.


Jolla: Neues vom Mobile World Congress

Jolla Phone mit der „Angry-Birds“ Other Half Gute Nachrichten aus Spanien: Jolla gönnt sich auch nach der Markteinführung seines ersten Smartphones keine Pause und präsentiert im Vorfeld des Mobile World Congress (MWC) in Barcelona gleich eine ganze Reihe von Neuigkeiten.
  • Das bisher theoretische Konzept, über die austauschbaren Rückcover auch Partnerunternehmen ins Boot zu holen, wird mit „Angry Birds“-Hersteller Rovio und einem Fetzngschäft erstmals kommerziell umgesetzt. (Die „Angry Birds“-Version ghört dann wohl bald mir. *gg*)
  • Jolla-Kunden erhalten integrierten, sicheren Cloud-Speicher auf younited, dem Angebot des Unternehmens F-Secure. (Die werben mit: We wanted to provide you with a place where privacy is guaranteed and your stuff remains yours. We say NO to the prying eyes of governments and we don’t sell your information to advertisers. Klingt wie für mich gemacht.)
  • Jolla und das international tätige IT-Dienstleistungsunternehmen Tieto gehen eine Partnerschaft ein. Tieto berät Dritthersteller bei der Verwendung von Sailfish OS.
  • Sailfish OS wird zur Verwendung auf weiteren Android-Geräten freigegeben.
  • Das Jolla-Telefon wird derzeit nur in Europa verkauft. Russland, Indien und Hongkong sollen als weitere Märkte in Kürze folgen.
  • Die nächste Version des Betriebssystems wird kurz nach dem MWC, wahrscheinlich in der ersten Märzwoche, zum Download bereit stehen.

Auffallend: Finnen helfen Finnen. Rovio, Tieto, F-Secure und das Fetzngschäft Makia sind finnische Unternehmen, so wie Jolla selbst. (Auch Jollas erstes Partnerunternehmen, der Mobilfunkter DNA, ist finnisch.) Ich wußte gar nicht, daß dieses kleine Land mit seinen nur 5 Millionen Einwohnern so viel zu bieten hat.

Weitere Infos in den drei Pressemitteilungen von Jolla hier, hier und hier.


ESC 2014: Die ersten Songs

Aarzemnieki singen für Lettland Viel zu lange hab ich den nahenden Song Contest ignoriert. Ein Gespräch im Büro hat mich auf diesen Fehler aufmerksam gemacht. Daher also heute endlich die von allen Lesern lange erwartete Übersicht (inklusive subjektiver Wertung) der bisher bekannten Songs:

Die besten fünf sind:

Rang Land Interpret Song
1 Lettland Aarzemnieki Cake to Bake
2 Weißrussland TEO Cheesecake
3 Finnland Soft Engine Something Better
4 Ungarn Kallay Saunders András Running
5 Ukraine Maria Yaremchuk Tick Tock

Außerdem schon fix für Kopenhagen nominiert, aber nicht so ganz mein Geschmack:

Noch sind wir in der alljährlichen Phase des „Was find ich am wenigsten schlecht“. Aber ich kenn mich: Irgendwann wird einer der Songs, dem ich noch keine Beachtung schenke, zu meinem Liebling. Ansonsten bleib ich bei Lettland: Ein Lied übers Kuchenbacken ist nie verkehrt. :)


Open Data: Ein Schritt vor, zwei zurück

Eine Dampflok Drei Jahre, von 2010 bis 2013, hat der Kampf um die Freigabe der Fahrplandaten der Wiener Linien als Open Data gedauert. Jetzt geht das gleiche Spiel von vorne los. Diesmal sind es die ÖBB und in weiterer Folge die gesamte Verkehrsauskunft Österreich, die ihre Informationen der offenbar gefährlichen Öffentlichkeit vorenthalten wollen.

Ins Rollen gekommen ist der Stein diesmal wegen der Einigung zwischen Google und den ÖBB. Der US-amerikanische Großkonzern darf seit Dezember 2013 auf die Daten der zu 100% staatlichen ÖBB zugreifen und sie für seine kommerziellen Interessen verwerten. Den grünen Bundesrat Marco Schreuder, der auch schon in Sachen Wiener Linien aktiv war, interessierte dabei, ob es sich dabei um einen Exklusivvertrag handelt. Außerdem wollte er wissen, ob die Daten der ÖBB, aber auch der gemeinsamen Verkehrsauskunft Österreich, nicht doch endlich als Open Data zur Verfügung gestellt werden - wie die Regierungsparteien es vor der Wahl eigentlich angekündigt hatten (siehe Anfragebeantwortung auf Wahlmonitor.at). Seine parlamentarische Anfrage vom Dezember an Verkehrsministerin Doris Bures wurde diese Woche beantwortet. Kurze Zusammenfassung: „Ich bin als Verkehrsministerin nicht für die ÖBB zuständig. Fahrplandaten werden nur zu Forschungszwecken zugänglich gemacht.“ (Im Volltext findet sich die Anfragebeantwortung hier.)

Daß es auch anders geht, zeigt ein Blick nach Deutschland. Dort hat sich die große Koalition im Regierungsübereinkommen auf Open Data als Ziel geeinigt:

Unser Ziel ist eine nachhaltige Mobilitätskultur und eine nutzerfreundliche Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel. Dazu fördern wir verkehrsträgerübergreifende Datenplattformen auf Open-Data-Basis, die über Mobilitätsangebote, Staus, Verspätungen und Fahrplandaten informieren. Mit der Vernetzung von Verkehrsinformationen und Ticketsystemen können den Menschen innovative digitale Mobilitätsdienste zur Verfügung gestellt werden.

Den entsprechenden politischen Willen vorausgesetzt ließe sich das auch in Österreich umsetzen. Selbst Betriebe, die pro forma eigenständig oder mit privater Beteiligung geführt werden, wären schnell mit im Boot: Man müßte nur die öffentlichen Förderungen von der Zurverfügungstellung der Daten abhängig machen. Punkt. Wie das inhaltsfreie Geschwurbel der Anfragebeantwortung von Doris Bures zeigt, fehlt es sowohl am Problembewußtsein als auch am politischen Willen. Die Daten ausgerechnet an Google weiterzugeben war dabei ein bösartig-raffinierter Schachzug der Staatsbahn: 95% der Endkunden sind damit zufriedengestellt. Einen öffentlichen Druck aufzubauen, wie es im Fall der Wiener Linien gelungen ist, wird kaum noch möglich sein.

Was Open Data bewirkt und wie sehr sich der Kampf dafür gerade im Fall der Wiener Linien ausgezahlt hat, zeigt die Software Citysailor, die ich erst vor wenigen Tagen hier erwähnt habe. Citysailor nutzt genau diesen seit kurzer Zeit zugänglichen Datenbestand. Es wurde für ein Betriebssystem geschrieben, dessen weltweite Verbreitung sich im unteren fünfstelligen Bereich bewegt. Außerdem ist es nur für Benutzer in Wien interessant. Ein absolutes Minderheitenprogramm also. Hätte vor der Freigabe der Fahrplandaten irgendjemand bei den Wiener Linien Budget in die Hand genommen, um die vielleicht 50 potentiellen Nutzer mit dieser Funktion zu versorgen? Ganz sicher nicht. Jetzt aber ist es jedem Programmierer möglich, eine entsprechende Lösung ins Netz zu stellen. Keine Zusatzkosten für den Steuerzahler, großer Nutzen für die Öffentlichkeit. Warum dieser Weg nicht auch bei den ÖBB gegangen werden soll, ist mir unverständlich.


Wir müssen alles anzünden!

PauT OK, ich kann diesen Eintrag nicht schreiben, ohne vorher zu gestehen, was wir eigentlich geheim halten wollten: Wir schauen uns das „Herz von Österreich“ an. Seit der ersten Folge. Jeden Freitag zu den Nudeln.

Das tun wir nicht der Musik wegen, die trifft nur selten unseren Geschmack. Auch der Unterhaltungsfaktor ist im Vergleich zu anderen Casting-Shows mau: Puls 4 führt keine „leider nein“-Kandidaten am Nasenring durch die Arena. Wer uns einschalten macht ist unser Luki als Juror. Lukas Plöchl ist seit Jahren Teil unseres Lebens und hat mit seinem Schaffen Eingang in unsere Alltagssprache gefunden („Teeepf“, „Fruttn“ oder der ewige Klassiker „Guuugarutz/Zuckerguß“). So hängen wir nun auch bei „Herz von Österreich“ an seinen Lippen, wenn er jungen Künstlern Feedback gibt: Zweng is zweng und zvü is dann a wieda im Endeffekt zweng. Ach, Luki …

Ja, so viel also wortreich zur Einleitung und irgendwie auch zur Rechtfertigung. Gestern hat uns Luki aber erstmals ein Stück Kultur beschert, das nicht aus seiner eigenen Feder stammt und dennoch sofort Teil unseres aktiven Wortschatzes geworden ist: Sepp hat gesagt wir müssen alles anzünden ist die titelgebende Zeile aus dem genialen Song der Band PauT, die damit seit vier Jahren hausieren geht und daher fast schon so etwas wie ein One Hit Wonder ohne echten Hit geworden ist. Egal: Auf YouTube gibts das offizielle Video zu „Sepp hat gesagt wir müssen alles anzünden“, Amazon bietet den Song um 99 Cent zum Download an.

Luki war derjenige, der die fünf Niederösterreicher zu wählbaren Kandidaten in der nun eine Woche dauernden Publikumsabstimmung gemacht hat. Danke, Mr. Plöchl. (Details zum Abstimmungsmodus hier bei Puls 4.)

Sepp hat gesagt wir müssen jetzt Tee trinken.


Jolla: Meine Farben, mein CitySailor

4 Rückcover fürs Jolla Phone Gleich zwei Neuigkeiten an einem Tag! Wenn das kein Grund zum Feiern ist! :)

Als Erstes entdecke ich im Jolla Store ganz zufällig das Programm CitySailor von Patrik Fimml. CitySailor dockt an die Open Data Schnittstelle der Wiener Linien an (ja, das Thema hatten wir hier schon öfter mal *gg*) und tut genau das, was ich von so einem Programm in erster Linie will: Es zeigt mir an, wie viele Minuten es noch bis zur Abfahrt der Straßenbahn an meiner Haltestelle sind. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an den Patrik: Da gehört schon was dazu, ausgerechnet fürs Jolla Phone ein Programm zu entwickeln, das nur in Wien zu benutzen ist. Ich für meinen Teil jedenfalls bin höchst entzückt.

Dann, beim Heimkommen, finde ich im Briefkasterl Post aus Finnland. Zwei weitere Rückcover für mein Jolla Phone! (Ja, ja, Überraschung ist das keine mehr, ich hab ja sogar aus der Bestellung einen eigenen Artikel gemacht vor lauter Begeisterung. *LOL*) Für den Moment bin ich „Aloe“. (calm and relaxing. Attach […] when you want to unwind.)

(Es ist ja schon auch seltsam, wie unterschiedlich man die Dinge sieht: Wie Nokia Ende der 1990er seine bunten Wechselcover auf den Markt geworfen hat, hab ich das für die peinlichste Bauernfängerei von da bis Texas gehalten. Wenn dagegen Jolla morgen wieder eine neue Farbe rausbringt, tipp ich meine Kreditkarte gleich wieder ein. Ist das Senilität oder nur mein ausgeprägtes Gutmenschentum?)

Ein Tag, zwei schöne Dinge … mein Jolla und ich, wir geh’n jetzt feiern: Eiskaffee und The Bing Bang Theory. ;)


VoteWatch - der Spickzettel zur Europawahl

Am 25. Mai ist bei uns die Wahl zum Europaparlament. Die Parteien beginnen langsam, sich in Stellung zu bringen … und trotzdem wird diese Wahl genauso seltsam ablaufen wie alle vorherigen Europawahlen: Demokratie-Monopoly, bei dem die Wähler irrtümlich annehmen, ihre Kreuze wären nur Spielstimmen statt echter politischer Währung. Mit VoteWatch und Wikipedia kann man das ändern - zumindest mal für sich selbst. VoteWatch hat darüber hinaus ein ganz eigenes Spiel zu bieten, das der Wahlkabine ähnelt.

Aber zunächst zurück zum „Demokratie-Monopoly“: Die Ursache dieses gefährlichen Mißverständnisses ist sicher, daß kein Mensch versteht, was da eigentlich gewählt wird und wer die politischen Kräfte sind. (Hand aufs Herz: Wer kennt die Kompetenzen des Parlaments? Wer weiß überhaupt, wie im Zusammenspiel zwischen Kommission, Rat und Parlament die gemeinsamen europäischen Rechtsnormen entstehen? Und weil wir gerade dabei sind: Wer kennt den Unterschied zwischen Verordnungen, Richtlinien und Beschlüssen?)

Am 25. Mai werden also 99% der Wahlberechtigten entweder gar nicht teilnehmen (was unter diesen Umständen die beste Lösung ist) oder aber ihre Stimme ausschließlich nach nationalen Kriterien vergeben. Die einen wollen der Regierung einen Denkzettel verpassen (als ob Faymann und Spindelegger die zukünftig 18 österreichischen Abgeordneten interessieren würden), die anderen meinen, Positionen in der heimischen Bildungspolitik sollten unbedingt auch in Straßburg und Brüssel diskutiert werden. Eh ja, ganz sicher.

Wer grundsätzlich das Gefühl hat, zu wenig über den politischen Entscheidungsfindungsprozess in Europa zu wissen, kann sich in Wikipedia von folgenden zwei Artikeln aus weiterklicken: Rechtsetzung der Europäischen Union und Ordentliches Gesetzgebungsverfahren geben einen ersten Überblick mit vielen zusätzlichen Links. Ohne dieses Grundwissen sollte man im Mai tatsächlich besser zuhause bleiben.

Ich persönlich habe vor einigen Tagen eine ganz andere Sache für mich entdeckt, die ich im Hinblick auf die Wahl für extrem spannend halte: VoteWatch. Die Seite dokumentiert penibelst die Arbeit sowohl aller EU-Parlamentarier als auch des Rates des Europäischen Union und macht alles über Datenbankabfragen zugänglich. Wie haben einzelne Abgeordnete bei gewissen Themen gestimmt? Wie hat eine Fraktion abgestimmt? Wie haben die Abgeordneten eines Landes abgestimmt? Welche Aktivitäten haben einzelne Mitglieder des Parlaments im Detail gesetzt? Welche Meinung hat Österreich im Rat bei bestimmten Einzelfragen vertreten? Alles da und grafisch hübsch aufbereitet. (Die Bedienung der Seite ist anfänglich nicht so ganz „intuitiv“, vor allem bei den Agenden des Rates. Aber man findet sich rein.)

Ich weiß gar nicht, ob es diese Transparenz auf nationaler Ebene gibt bei uns. Ich finds ja schon ziemlich praktisch: Sofern die am 25. Mai zur Wahl stehenden Kandidaten schon bisher Mitglieder des Parlaments waren und auf einer Liste stehen, die grundsätzlich von ihrer politischen Ausrichtung her für mich in Frage kommt, kann ich jedem einzelnen hinterherschnüffeln und überprüfen, was er bisher so angestellt hat - und ob ich wirklich möchte, daß er das in Zukunft in meinem Namen weiter tut.

Ein Beispiel, damit man sieht, wie sowas in der Praxis aussieht: Am 4.2.2014 hat das Parlament den „Bericht über den EU-Fahrplan zur Bekämpfung von Homophobie und Diskriminierung aus Gründen der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität“ (hier im Volltext) von Ulrike Lunacek angenommen. (Ja, das ist der Entschließungsantrag, der laut FPÖ-Schmutzpropaganda angeblich Sonderrechte für Menschen mit originellen sexuellen Orientierungen enthält.) VoteWatch stellt am Beginn der Seite das Abstimmungsergebnis dar. Spannend sind dann die Filter:

In der Sektion „View details“ kann man sich zunächst die groben Übersichten auswählen. Mich interessieren hier die Stimmen pro Fraktion („Votes by political groups“) und pro Land („Votes by member states“). Weitere Filterkriterien werden in der ursprünglichen Ansicht „Votes by MEP“ angeboten. Da kann man nämlich in der darunterliegenden Sektion „Choose filters“ zum Beispiel die Ansicht auf alle österreichischen Abgeordneten einschränken und deren Abstimmungsverhalten einzeln anzeigen lassen.

Ein weiterer lohnender Einstiegspunkt ist die Übersichtsseite zu einzelnen Abgeordneten. Die erreicht man entweder über die allgemeine Suchfunktion oder - wenn man schon die Tabelle mit dem Abstimmungsverhalten der Österreicher vor sich hat - mit einem Klick auf den Namen. Fürs Beispiel einer der freundlichen Herrschaften aus der ÖVP, von dem wir jetzt wissen, daß er gegen den Vorschlag von Ulrike Lunacek gestimmt hat: Richard Seeber von der ÖVP. Eine nicht uninteressante Information ist die Fraktions- und Parteitreue: Zu 93% folgt er den Vorgaben seiner Fraktion, der EPP, zu 99% den Vorgaben der nationalen Partei, die ihn aufgestellt hat - der ÖVP. Unmittelbar darunter seine gesammelten Aktivitäten, auf der linken Seite sein Stimmverhalten chronologisch aufgelistet. Diese Seiten würde ich ansteuern, wenn ich mir die Kandidatenliste der von mir favorisierten Parteien durchsehe.

Gerade vor der Wahl nett ist VoteMatch, das ähnlich wie die diversen Wahlhilfen auf nationaler Ebene funktioniert. Man beantwortet Fragen zu politischen Themen und bekommt anschließend präsentiert, welche Abgeordneten einem inhaltlich am nächsten stehen. Leider ist dieses Feature derzeit tatsächlich nicht mehr als „nett“ und eigentlich nur ein Spiel: Die Fragen sind sehr willkürlich ausgewählt und decken nur ein kleines Spektrum ab. Trotzdem machts Spaß. ;)


I ♥ Free Software Day 2014

#ilovefs 2014 Der 14. Februar ist der Tag der Liebe. Wie schon 2012 und 2013 feiere ich auch dieses Jahr wieder den „I love Free Software-Tag“ der Free Software Foundation Europe.

Wir haben freier Software so viel zu verdanken, da ist es nur würdig und recht, sie einmal im Jahr auch so richtig zu feiern. Deshalb hängt schon seit gestern Abend wieder das zuckerlrosa „I ♥ Free Software“-Plakat unter unserer Kaffeemaschine (Kommunikationszentrum!). Deswegen erkläre ich wieder jedem, der mich unvorsichtigerweise danach fragt, was freie Software ist und warum sie unsere Welt um so viel besser macht. Und deswegen verlinke ich jetzt zur Feier des Tages auf den Free Software Song, den seine Majestät Richard M. Stallman höchstselbst 1991 bei einer Science Fiction Covention erstmals intoniert hat:

Free Software Song (Originalversion)

Für Daniel gibts noch die extra-spezial-Version zum Gsundwerden:

Free Software Song (Metal Version)

Es wird von meiner Stimmung abhängen, welche der beiden Varianten des Liedes ich heute im Büro singe … ;)