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Nokia: Wieder Entwicklerprogramm für N9/N950!

Da soll noch jemand aus den Finnen schlau werden: Der öffentliche Bug-Tracker für das N9 wurde längst geschlossen, die neue Firmware PR 1.3 soll angeblich die letzte sein, in einigen Märkten wurde das Modell schon wieder aus dem Katalog gestrichen, … und jetzt startet man ein großes Entwicklerprogramm für das tote Kind.

Summer '12 Device Program“ heißt die Initiative. Insgesamt 100 Harmattan-Geräte (N9 und N950) werden nochmal zum Nulltarif unters Programmierervolk gebracht. Zum Teil (25 der 100 Geräte) gehts ums Schließen von Lücken im Applikations-Angebot. Wer z.B. ein existierendes Programm von Symbian auf Maemo/Harmattan portiert, darf hier mit der Unterstützung in Form kostenloser Hardware rechnen. Das würd ich mir mit viel Phantasie noch als Kundenstammpflege verkaufen lassen. Anderes ist allerdings viel stärker in die Zukunft ausgerichtet. So sind ebenfalls 25 Stück für Entwickler reserviert, die das noch im Beta-Stadium befindliche Qt5 aufs N9 bringen und testen möchten.

Natürlich fragt man sich jetzt als gelernter Konsument: „Because of why?!“ Wirtschaftlich gesehen hat Nokia exakt gar keine Veranlassung, sich den ganzen Zauber anzutun. (Da gehts nicht nur um 100 Geräte, die verschenkt werden. Teuerer ist wahrscheinlich die interne Organisation des Programms.) Das N9 ist Schnee von gestern, wozu also nochmal in seine Infrastruktur und in eine Entwickler-Community investieren? Noch dazu in eine zukünftige (!) Infrastruktur wie Qt5, von der existierende N9-Kunden mangels weiterer Firmware-Upgrades voraussichtlich nie profitieren werden?

Ich hab da meine eigene Theorie. Die Gerüchteküche geht ja ziemlich fix davon aus, daß Nokia unter dem Codenamen Meltemi an einem neuen GNU/Linux-basierenden System, diesmal für low-end Featurephones arbeitet (siehe dieser Artikel). Zwar soll die Enticklung daran relativ unabhängig von der bisherigen Maemo/MaeeGo-Codebasis erfolgen, eine Gemeinsamkeit ist aber ziemlich sicher: Qt als Entwicklungsplattform. Wenn das alles stimmt, investiert Nokia mit dieser vordergründig aufs N9 zugeschnittenen Aktion hauptsächlich in irgendein Qt-System auf GNU/Linux-Basis und stellt sicher, daß pünktlich zur Markteinführung des neuen Meltemi-Systems ein reichhaltiges Angebot an Software zur Verfügung steht - Software, die ursprünglich zwar fürs N9 geschrieben wurde, wahrscheinlich aber mit nur minimalen Modifikationen auf der neuen Modellreihe läuft.

Wenn meine Vermutung zutrifft, ist der Plan gar nicht so bescheuert wie die Firma an sich. Offenbar hat Stephen Flop doch nicht nur die Leute behalten, die sich in finnischen Wintern das Hirn rausgesoffen haben. Der eine oder andere smarte Nokianer hat sich erfolgreich vor Flop verstecken können.

 
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