Tolino Vision: eBooks jetzt fast gratis
Im Gegensatz zum Markführer Kindle (von Amazon) hat die unter anderem von Thalia unterstützte Tolino-Serie eine Reihe von Vorteilen: Ich kann bei mehr als nur einem Shop einkaufen, eBooks in mehreren Formaten lesen, vor allem aber - und das ist grenzgenial - Bücher direkt und kostenlos von der Bücherei der Stadt Wien herunterladen. Aber sehen wir uns das alles im Detail an:
The Good
Ein gedrucktes Buch ist ein gedrucktes Buch und ein elektronisches Display ist ein elektronisches Display. Aller Werbung zum Trotz schafft auch die modernste E Ink Carta Technologie es nicht, diesen Unterschied vergessen zu machen. Aber: Verglichen mit allem anderen, was es an Handy- und Tablet-Bildschirmen gibt, ist die „elektronische Tinte“ einfach das Beste, was der Markt zu bieten hat. Näher an den Lesekomfort des gedruckten Buches kommt man nicht heran. Ob das Display des Tolino Vision wirklich so viel besser ist als das der Vorgängergeneration, kann ich nicht beurteilen. Testberichte sprechen von marginalen Unterschieden knapp an der Wahrnehmungsgrenze. Anyway: Auf diesem Display läßt es sich gut lesen, ohne die Augen anzustrengen.
Ein großer Komfortfaktor: die verstellbare Hintergrundbeleuchtung. Ich brauche sie in der Regel nicht, aber kann sie auf niedrigster Stufe zuschalten, wenn es langsam dämmrig wird … oder wenn ich mich im Bett auf die rechte Seite drehe und den Tolino vor mich auf die Matratze lege. Dann nämlich fällt mein eigener Schatten auf den Text. Eine leichte Aufhellung tut gut. (Tatsächlich war das bei gedruckten Büchern immer eine mühsame Sache, weil die Nachttischlampe so ungünstig steht. Jetzt: kein Problem mehr.)
Clever auch die fixe Kopplung eines Cloud-Speichers an das Gerät. Dabei geht es nur in zweiter Linie darum, die erworbenen Bücher auch anderswo sicher abgespeichert zu haben. Wirklich praktisch ist, daß z.B. Thalia einen Reader auch für Android-Smartphones anbietet. Der läuft sowohl auf meinem Jolla-Telefon als auch am Diensthandy ohne Probleme. Ich lese also am Abend im Bett auf dem Tolino ein Buch, das auch in der Cloud gespeichert ist. Am nächsten Tag, am Weg zum Büro, zieh ich mein Handy aus der Tasche, zapfe die Cloud an und lese dort weiter, wo ich aufgehört habe. Für die paar Seiten halte ich das Handy-Display schon aus beim Lesen. Sehr praktisch.
Gerade eben erst entdeckt habe ich das wahrscheinlich heißeste Feature überhaupt: Im Gegensatz zum Kindle von Amazon ist der Tolino kompatibel mit allen öffentlichen Büchereien, die auf das im deutschsprachigen Raum verbreitete Onleihe-System setzen. Dazu gehört die Bücherei der Stadt Wien. In der Praxis bedeutet das: Direkt mit dem Tolino-Browser die Homepage der Bibliothek ansurfen, einloggen, gewünschtes Buch herunterladen … und schon steht es für 14 Tage zur Verfügung. (Darauf bezieht sich übrigens das fast gratis
im Titel. *gg*) Danach wird der Zugriff vom DRM-System gesperrt, eine „Rückgabe“ in irgendeiner Form ist also nicht nur nicht möglich, sondern auch nicht notwendig.
Natürlich gehört bei den positiven Dingen auch erwähnt, womit die Tolino-Allianz Werbung macht: daß das Ding nämlich im Rahmen der Maktgegebenheiten relativ „offen“ ist. Der Tolino unterstützt den freien EPUB-Standard, ermöglicht den Kauf aus mehreren Online-Shops (z.B. Weltbild, Donauland, Thalia), kann aber auch direkt per USB vom Computer aus mit EPUB-, Text- und PDF-Dokumenten aus allen möglichen Quellen bestückt werden. Ich habe zum Beispiel ein mir als ASCII-Text vorliegendes Buch in ein hübsches EPUB-eBook mit Titelgrafik, Kapiteleinteilung und Inhaltsverzeichnis konvertiert und überspielt. Jetzt endlich lese ich es. Wer liest denn sowas schon am PC? :)
The Bad
Bleiben wir gleich beim Thema: der beworbenen Offenheit. Die gibt es in Wahrheit natürlich nicht. Der Tolino ist im Vergleich zum Mitbewerb relativ offen. Das ändert nichts daran, daß er auf einem geschlossenen Betriebssystem (auf Basis von Android) beruht und daß ohne DRM im praktischen Einsatz so gut wie gar nichts läuft. Dazu muß man aber auch klar sagen: So sieht der Markt nun mal aus. Entweder man akzeptiert das … oder man verzichtet auf kommerzielle eBooks aus den großen Verlagen.
Negativ stößt nur auf, wie aggressiv der Tolino von den Vertriebspartnern als „das offene System“ beworben wird. Das ist er nun mal nicht. Und es ist nicht unanständig, das auch zu sagen.
Ebenfalls nicht 100%ig gelungen ist der Browser. Es ist verständlich, daß die Entwickler hier keinen Fokus gesetzt haben. Der Browser ist kaum mehr als eine Zugabe, versteckt in den Systemeinstellungen. Allerdings ist er auch die einzige Möglichkeit, Bücher von anderen Quellen als den Tolino-Partnern direkt aufs Gerät zu laden. (Wie z.B. beim Ausleihen eines Buches von der städtischen Bücherei.) Daß man hier keine Möglichkeit hat, die wichtigsten Seiten als Lesezeichen zu speichern, ist unverständlich.
Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch erwähnt: Was jeden eBook-Reader so angenehm zu lesen macht, das Display aus elektronischer Tinte nämlich, ist auch sein Hauptnachteil: Der Bildschirm ist schwarz/weiß, kann nur 16 Graustufen darstellen und baut sich verhältnismäßig langsam auf. Das ist beim Umblättern gerade noch erträglich. Das Zoomen in Umfangreichen PDF- oder Webseiten wird aber schon zum Geduldsspiel.
The Ugly
Ganz Schlechtes am Tolino Vision läßt sich nicht finden. Ja, es ist ein Android-Gerät. Ja, es ist in ein DRM-verseuchtes Ökosystem eingebettet. Wer sich damit aber abgefunden hat (und diese Gewissensentscheidung steht unabhängig vom Tolino an, die hängt am Gerätetyp, nicht an der Marke), wird mit keinen ernsthaften Schwachstellen konfrontiert.
Ich mag meinen Tolino. Und bezüglich der Mumie hatte ich Recht. (Was den Herrn Minirat zu der trockenen Bemerkung veranlaßte: Das beruhigt mich aber, daß Du Kinderbüchern intellektuell noch gewachsen bist.
)
Den Tipp mit der 'Onleihe'-Bücherei werde ich ausprobieren: Doch mir graut jetzt schon, wenn ich an den schlotzigen Browser denk! *g*
(P.S.: Wir haben *definitiv* den gleichen Tolino. Hab nachgschaut.)
Schlotzig ist ein schönes Wort. Schlotzig ist nicht nur der Browser, sonder die ganze Customer Journey von der Anmeldung bis zum Download eines Buches. Du mußt Dich nämlich zunächst in einer Filiale der Büchereien höchstpersönlich anmelden, mit Ausweis und Bargeldübergabe. Da geht nix online und mit digitaler Signatur, nein. Immerhin bist Du sofort nach diesem Anmeldevorgang fürs online-Portal freigeschaltet.
Die online-Bibliothek ist auch eher verwirrend gestaltet. Ein bestimmtes Buch zu suchen mag noch angehen, aber einfach mal so in den Krimis oder Mystery-Thrillern zu stöbern, das ist mühsam. Direkt am Tolino-Browser: no way.
Mein persönlicher Workflow daher: Browsen und stöbern am PC, die interessanten Titel in die Merkliste legen, dann erst am Tolino einsteigen und runterladen. Damit spart man sich den ganzen affigen Suchvorgang im Tolino-Browser.
Und: Nein, wir haben nicht den gleichen. Du hast mir den Tolino Shine gezeigt, das ist der da:
(Weitere Bilder hier.)
Ich hab den Tolino Vision:
(Weitere Bilder hier.)
Sehen ähnlich aus, aber eben nicht gleich.
Also ich meinen im Mai gekauft hab', war er das 'allerneueste' Modell. Das Modell der 'letzten Saison' hatte sogar keine Beleuchtung. Nun...
...hab *ich* schon das 'alte Ding'. *tztzzz*
Du hast also vollkommen recht.
(Ich wusste gar nicht, dass ich einen "Infrarot-Touchscreen" habe. Vielleicht kommt daher meine xunde Xichtsfoarb. *lol*)
Echt? So kurz gibts den Vision erst, daß im Mai noch der Shine angesagt war? Na da kannste mal sehen … die vielzitierte „Gnade der späten Geburt“ also ist es, daß ich zu meinem Geburtstag schon das neuere Modell einstreifen konnte. *LOL*
(Ich hab gar nicht so sehr drauf gschaut, seit wann es den gibt. Ich hab mir nur gedacht: Es ist eh ein Geschenk, also will ich das teurere. *gacker*)
Und ich kannte „Shine“ nur als Song von Frida. :)
Röm pöm röm pömpömpömpöm pim …
Beherrscht dieser Reader das Format .epub ?
Wenn ja sehr gut, wenn nein, dann schlechter Kauf.
Hier gibt es jede Menge E-Books gratis, wenn du nur meinen Block und die Links dort lesen würdest :-)
http://ebook-hell.to/?p=news
Hach! Herrlich! So schön, daß Du endlich wieder da bist! Außer Dir hätte es niemand geschafft, nach EPUB zu fragen unter einem Artikel, in dem 3x die Bezeichnung „EPUB“ vorkommt. :) Mein Knutschibärli!
Also nochmals: Ja, kann EPUB. Ist das Standardformat am Tolino. (Das war ja auch eins der stärksten Kaufargumente.)
EBooks gratis? Mhm. Verdienen denn da die Autoren noch was? :o
Ok, schau dir mal meine E-Book Liste durch, wenn du was davon möchtest, kein Problem.
Lesen ist viel zu anstrengend, aber gschwind was dazuschreiben, das geht immer. *gacker*
Du bist mir so abgegangen! Ich hab sogar in dieser Facebook-Gruppe gegen den Mariahilferstr.-Umbau mitgelesen, weil ich solche Entzugserscheinungen hatte! *LOL*
Tolino: