Wir sind Song Contest!
Die Verantwortlichen beim ORF, die sich seit Jahren redlich bemühen, dem teuren ESC-Sieg aus dem Weg zu gehen und die in der umstrittenen Conchita Wurst eine sichere Bank gesehen haben.
Udo Jürgens, der nun sein restliches Bühnenleben lang in einem Atemzug mit einer bärtigen Drag Queen genannt werden wird.
Und Deep Blue. :)
Conchita Wurst wurde vom dänischen Fernsehen noch im Semifinale zur „Queen of Austria“ ernannt. Europa, von Portugal bis Sibirien, von Israel bis Norwegen, hat sie heute zur „Queen of Europe“ gemacht.
Ich hätt nie dran geglaubt, nie. Top 10 vielleicht, ja, aber Sieg? Nie! (Vielleicht auch deswegen, weil das Lied nicht so 100%ig meins ist.) Aber es ist so gekommen. Und sogar aus dem bösen Putin-Russland, das uns angeblich so gar nicht mochte, gabs fünf Punkte.
Übrigens, um die Dinge ins rechte Licht zu rücken: Udo Jürgens war 1966 erster von 18 Ländern. Conchita Wurst hat sich an die Spitze von 37 Teilnehmern gesetzt. Erster Platz ist erster Platz, keine Frage, aber ein bißchen kommts schon auch drauf an, wie viele andere man dafür überholen muß. :)
Gratulation an Tom Neuwirth, dem dieser Sieg ja nicht in den Schoß gefallen ist. Großartige Leistung!
Ein Punkt ist, denk ich, sehr wichtig, wenns um die Wahrnehmung von Conchita Wurst geht und um den Unterschied zwischen der Begeisterung, die sie in Europa auslöst, und dem Stimmungsbild in Österreich:
Conchita selbst hat in Kopenhagen in einem Interview gesagt, daß sie die Figur ja weiterentwickelt hat. Daß sie sich auch die Formulierungen auf ernste Interview-Fragen zum Thema Gender-Identität genauer überlegt. Daß einfach die Conchita Wurst von 2014 eine andere ist als die, die 2011 bei der großen Chance aufgetreten ist. (Leider find ich dieses interview auf die Schnelle nicht mehr.)
Das mag zu einem großen Teil auch erklären, warum wir alle - da nehmen ich mich ja nicht aus - anfangs gegüber der Figur Conchita Wurst noch skeptisch
waren. Wir haben halt auch noch ihre Entstehungszeit mit im Hinterkopf, in der sie weit nicht so souverän und stimmig gewirkt hat. Da war wirklich alles noch ein bißchen zu oberflächlich und plakativ.
Wenn man das aber zu vergessen versucht und die Wurst nur so sieht, wie Europa sie in Kopenhagen kennengelernt hat, dann sieht alles völlig anders aus. Sie ist auch abseits der Bühne charmant, intelligent, witzig, im richtigen Moment ernsthaft … sie hat die internationale Presse verzaubert. Das passiert nicht automatisch, wenn man sich unrasiert in ein Kleid preßt.
Ganz, ganz großen Respekt hab ich vor Tom Neuwirth, daß er dieses Gesamtpaket erarbeiten konnte über die Jahre.
Dein Schlußgedanke … tja. Das liegt mir auch im Magen. Ein vom ORF organisierter Song Contest? Es war schon der 1967 in der Wiener Hofburg ein organisatorisches Desaster, obwohl es nur rund 1.000 Zuseher im Publikum, nur 17 teilnehmende Länder und keine mit heutigen Maßstäben vergleichbare Show gab. Wie soll das funktionieren 2015? Die können und wollen das ja nicht …
PS: Die ARD. :)
Der Udo Jürgens wird das verschmerzen :-)
Und seit wann bist du bekennender Österreicher ? :-)
Ob Udo Jürgens das so einfach wegsteckt? Er ist ja auch schon ein starrsinniger alter Mann. Jedenfalls hat er laut APA erst mal verlauten lassen, daß er sich zum Thema Song Contest heuer nicht äußern will. *LOL*
Sag, was ist ein bekennender Österreicher
? Und wie bin ich plötzlich dazu geworden?
Das schreibt der Kurier:
Ich hab Conchita ganz oben auf meiner Liste als Favoritin gehabt", sagt Udo Jürgens (79), der sich gerade in Portugal erholt. 48 Jahre ist es her, dass der mittlerweile unumstrittene Superstar den Eurovision Song Contest für Österreich gewann.
Viel Glück wünscht der Sieger von 1966 der Siegerin von 2014. "Meine Karriere kann man noch mit keiner anderen vergleichen, die ist einzigartig. Aber ich wünsche mir, dass es jemand wieder schafft. Es erfordert viel Ernsthaftigkeit und Stehvermögen. Conchita muss darauf gefasst sein, dass es nicht leicht wird, auch durch ihr Anderssein. Aber sie wird damit gut umgehen."
Ganz einfach, du hättest doch gerne den europäischen Einheitsbrei.
Also keine Nationalitäten mehr.
Und dann schreibst du, Wir sind Song Contest.
Du hättest schreiben müssen, Europa ist Song Contest.
Aber is ja wurscht :-)
Jajaja, brabbeldipap. Hat der Herr Bockelmann halt noch mein Blog gelesen und sich zu einem Kurier-Interview entschlossen. Er darf nachher gscheiter werden. :)
Deinem train of thought von Wir sind Song Contest
über Europa ist Song Contest
hin zu bekennender Österreicher
kann ich immer noch nicht ganz folgen. Wir sind Song Contest!
ist eine Verarsche der legendären Wir sind Papst
-Überschrift der Bild-Zeitung … die wiederum nur deshalb so brunzdeppat gewirkt hat, weil sie den vielen „Wirs“ diverser Sporterfolge („Wir sind Weltmeister“ etc.) so unbarmherzig den Spiegel vorgehalten hat.
Und: Hätte ich das nicht aus der Bild-Zeitung zitiert, sondern als Ich-Aussage verwendet, wärs ja laut Deiner eigenen Argumentation ebenfalls lupenrein: Europa ist Song Contest
. Wir sind Europa! Folglich sind wir Wurst - äh, Song Contest.
Kreidezeit - 996: Düstere Zeiten, da war gar nix gut.
996: Erster brauchbarer Wisch. Ein Einkaufszettel, auf dem "Ostarrichi" stand. Sollte "Ostereier" heißen, war aber wurst (Achtung, ein erster Hinweis), man nahm es als heilige Urkunde. Nun waren wir wer.
1519: Größte Ausdehung des Habsburgerreiches. Danke, Fünfer-Karli.
1519-1945: Mühsame Verkleinerung, Verkennung der Genialität des Landes, undankbare Kronländer, ein lange andauernder Geschichtsirrtum.
1978: Österreich schlägt Deutschland in Cordoba. Wer sagt's denn!
2014: Österreich regiert wieder die Welt (Wurst!).
http://kurier.at/menschen/oesterreich/conchitas-sieg-ist-ein-schrei-nach-freiheit/65.026.044
ESC: