Herz von Österreich, nudelfrei
Natürlich wars nur halb so spaßig, weil unsere echten Favoriten nichtmal in die Nähe des Finales gekommen sind. (PauT? Where art thou?) Auf der anderen Seite: 13pluXX, Horst und Harald Baumgartner haben gut unterhalten, die anderen waren Steilvorlagen für böse SMS-Kommentare … und Lukas Plöchl war dabei. Einmal sogar in Mega-Großaufnahme. Luki! Luki! :)
Und dann waren da die unfreiwillig komischen Momente: Roman „schlürf“ Gregory dürfte wieder mal Geld brauchen. Er hat sich für zwei Sätze vor die Kamera gedrängt um zu beweisen, daß er sein Sabberproblem noch immer nicht im Griff hat. Im gleichen Eck stand auch Sabine Holzinger von den Seern, die offenbar jeden Ratschlag der Masken- und Kostümprofis von Puls 4 abgelehnt hatte. Die Bildregie konnte es nur falsch machen: Entweder ranzoomen und das Gesicht zeigen - oder in die Totale gehen und damit den gefühlte 5cm unterm Kinn angesetzten Rocksaum einfangen (mit allem, was darunter liegt). Live TV vom Feinsten. Es kam eine SMS nach der anderen. :)
Daß bei so einem Casting-Finale die Bekanntgabe des Siegers der dramaturgische Höhepunkt ist, versteht sich von selbst. Manchmal ist er es jedoch nicht aus den Gründen, die die Sendungsverantwortlichen gern gehabt hätten. David Blabensteiner hat das Charisma eines Menschen, der täglich am Schulhof verprügelt wurde. Er gehört überall hin, nur nicht auf eine Bühne. Unbezahlbar die Minuten nach Bekanntgabe seines Sieges: Die drei Jury-Mitglieder starrten mit fassungslos-versteinerten Mienen bemüht am Bühnengeschehen vorbei. Im ansonsten übertrieben kreisch- und klatschfreudigen Saalpublikum brach der Applaus abrupt ab, sodaß man in der peinlichen Stille die einzelnen Klatscher von Davids Familie identifizieren konnte. Augenblicke, die Fernsehgeschichte schreiben. (Auf den Merkzettel fürs nächste Mal: frenetisches Jubeln vom Band bereithalten für solche Fälle.)
Aber sowas passiert, wenn man so ein Format gemeinsam mit der Kronen Zeitung durchzieht. Da klaffen Voting-Ergebnis und realer Musikmarkt schon mal auseinander. Bei aller Häme („Herz von Österreich“ war von den Quoten her ein Flop für Puls 4) muß man nämlich durchaus auch den Erfolg der Sendung anerkennen: Eine ganze Reihe vorher unbekannter Kandidaten konnte sich in den Singles Charts festsetzen. Die haben nicht gewonnen und fanden sich gestern nicht einmal in der Nähe des Siegerpodests, aber sie haben sich ihren Teil abgeholt von der Show … und damit vielleicht mehr davon profitiert als David Blabensteiner. In den wird nun - das war der Preis für den Sieger - ein Werbebudget von € 250.000,- investiert. Irgendwer muß da gestern sehr, sehr blaß geworden sein hinter den Kulissen.
Wie auch immer, wir hatten unseren Spaß und darauf kommts an bei einer Unterhaltungssendung. Sollte Puls 4 das Ding ein zweites Mal durchziehen wollen, müßten sie es schaffen, Telefonabstimmung und Markterfolg enger aneinander zu koppeln. Mit einigen Adaptionen am Sendungskonzept sollte das machbar sein.
Der Rest, wer den Dreck gewonnen hat, ist wirklich uninteressant.
Ich ziehe her. Weil die 2 einfach grandios komisch waren. Zwar unfreiwillig, aber nichtsdestotrotz auf grandiose Weise. Die könnten beide 1:1 aus „Wir Leben im Gemeindebau“ ins „Herz von Österreich“-Studio verpflanzt worden sein … abgesehen davon, daß „Wir Leben im Gemeindebau“ eine ATV-Sendung ist.
Herz von Österreich: