N9: Wie man es rettet, solange es noch geht
Schuld an meiner Misere war natürlich, wieder einmal, Microsoft und sein verflixtes Exchange. Um Firmenmails abrufen zu können, vor allem aber damit ich meine Termine immer aktuell im Kalender sehe, mußte ich die Exchange-Unterstützung aktivieren und ein Konto einrichten. Das hab ich schon vor langer Zeit hinter mich gebracht. Irgendwann hat unsere IT dann gemeint, es wäre notwendig, mobile Geräte mit Exchange-Verbindung zwangsweise mit einem Sicherheits-PIN zu versehen. Auch das hab ich brav mitgemacht letztes Jahr - es blieb mir ja auch kaum was anderes übrig.
Tja, und irgendwo gabs zwischen dem bösen Exchange-Server und einer wahrscheinlich schlampigen Implementierung des proprietären Exchange-Protokolls durch Nokia ein Problem. Das Telefon wollte vor einigen Wochen gleich beim Einschalten, daß ich den Sicherheits-PIN erneuere, konnte sich selbst aber offenbar an den alten nicht mehr erinnern. Ausgesperrt. Ich konnte mit dem N9 nichts mehr machen. Verschiedene Foreneinträge beweisen: Das Problem kommt zwar nicht oft vor, aber wenn, dann gibt es keine einfache Lösung. Der Sicherheits-PIN soll nun mal vor unberechtigtem Zugriff auf alle Handy-Daten schützen und tut dies mit gnadenloser Härte. Nicht einmal an die gespeicherten Fotos kommt man mehr heran, auch die USB-Verbindung streikt. Was also tun?
Daten sichern
AllboutN9.info beschreibt in diesem Artikel Schritt für Schritt, wie vorzugehen ist. Zunächst geht es darum, die Daten wieder zugänglich zu machen und auf den PC zu übertragen. Das funktioniert nicht, solange das N9 mit dem eigenen Bootloader und Kernel startet. Gottseidank gibt es hier Abhilfe aus den Entwicklungsdateien für das nie veröffentlichte N950. Diese Dateien finden sich allesamt im Abschnitt A des verlinkten Artikels. (Das zentrale Tool, der Flasher, wird als Debian-Paket zum Download angeboten. Das ist lästig für Leute, die nur die ausführbare Datei benötigen. Man kann die *.deb-Datei mit einem Archivmanager öffnen und findet den Flasher in data.tar.gz unter usr/bin/.)
Als Erinnerungshilfe für mich, falls AllboutN9 auch offline geht, hier das Kommando zum Laden des offenen N950-Kernels:
./flasher --load \ -k vmlinuz-2.6.32.20112201-11.2-adaptation-n950-bootloader \ -n initrd.img-rescue-2.6.32.20112201-11.2-n950 \ --boot
Nach dem Neustart erscheint eine gefährliche Warnmeldung am N9 („keine Originalsoftware, Garantieverletzung etc.“) und zwei Partitionen des Telefons werden (zumindest im aktuellen Gnome) automatisch eingebunden. Jetzt hat man alle Zeit der Welt, um die Fotos, die Musik und sonstige Dateien zu sichern.
Gerät flashen
Getan ist es damit nicht. Das N9 muß wieder mit der Original-Nokia-Software geflasht werden. Dabei werden alle Benutzerdaten gelöscht - und damit auch die alberne Sache mit dem Sicherheits-PIN. Wie das Flashen grundlegend funktioniert, wird im Groben hier auf T.M.O. beschrieben. Einzige Korrektur: Statt der dort angegebenen Methode
flasher -f -F main.bin -F emmc.bin --flash-only=mmc
soll laut der Info eines Nokia-Mitarbeiters gegen Ende des Threads dieses Kommando angewendet werden:
flasher -f -F main.bin -F emmc.bin -R
Woher aber bekommt man main.bin und emmc.bin? Die ursprünglichen Quellen sind versiegt. Ich habe beide Dateien (unter anderer Bezeichnung) für die in Österreich verkaufte Variante des N9 hier gefunden. Die Seite ist eine einzige Grauslichkeit und mit der schlimmsten Pop-Up-Werbung verseucht, aber die Dateien scheinen in Ordnung gewesen zu sein. Die „main.bin“ nennt sich dort kurz und prägnant „DFL61 HARMATTAN 40.2012.21-3 PR LEGACY 001-OEM1-958 ARM.bin“, die emmc.bin ist als „DFL61 HARMATTAN 40.2012.13-7.ALPS EMMC ALPS.bin“ zu haben. Die vielen anderen Dateien dort braucht kein Mensch.
Fürs Flashen muß das N9 mindestens zu 11% geladen sein. Falls nicht, legt der Flasher eine kurze Pause ein und wartet einfach, bis der USB-Port seine Arbeit getan hat. Das Kommando lautet also:
./flasher -f \ -F DFL61_HARMATTAN_40.2012.21-3_PR_LEGACY_001-OEM1-958_ARM.bin \ -F 030AF44E_DFL61_HARMATTAN_40.2012.13-7.ALPS_EMMC_ALPS.bin \ -R
Bei mir hats funktioniert. Ich hab wieder ein ganz jungfräuliches N9, dem ich erst sagen muß, daß wir in Österreich sind, wie spät es ist und daß es Deutsch mit mir reden kann. Eines weiß ich: Die heruntergeladenen Dateien geb ich nicht mehr her. Es ist durchaus anzunehmen, daß in einem halben Jahr mindestens eine davon nicht mehr aufzufinden ist im Netz. Und dann könnt ich mein N9 nur mehr als Briefbeschwerer verwenden.
Es gibt I-Phones, es gibt Samsungs, es gibt Sonys.
Ok, ok, sonst wärst du vermutlich nicht der Ossi ! :-)
Du darfst nicht nur fragen, ich ermutige Dich sogar ausdrücklich dazu! Ich weiß doch, wie hilflos und verwirrt Du der Welt gegenüberstehst. Da ist es meine heiligste Pflicht, Dich an meiner überbordenden Gscheitheit teilhaben zu lassen. :)
Also: Bei iPhones, Samsungs und Co. steht man ja grundsätzlich vor dem gleichen Problem. Auch die haben ja Gerätesperren, die den Zugriff aufs Handy und die Daten unmöglich machen. (Und man muß nur ein bißchen durch die einschlägigen Foren stöbern um zu sehen, wie viele User dran verzweifeln.)
Der Unterschied ist eben: Bei den von Dir genannten Geräten hilft (wenn überhaupt) nur mehr ein kompletter Reset auf Werkseinstellungen. Die persönlichen Daten zu retten ist unmöglich. Ein N9 dagegen ist (mit Unterstützung der kreativen Entwicklergemeinde) flexibel genug, um diesen Supergau zu vermeiden. Darum liebe ich es.
Tja, ich nutze unter Android eine App, die macht ein Backup auf die externe Speicherkarte und bei Supergau - Werkseinstellungen und dann die Daten wieder draufspielen.
Erstaunlich, wie einfach das Leben doch sein kann :-)
Die macht ein Backup nachher? Wenn schon alles zu spät ist und man ins Handy nicht mehr reinkommt? Sehr mysteriös.
(Vorher Backup machen ist für Luschen und Warmduscher. Und dazu brauchts auch keine „Äpp“, das ist ja eingebaut in den Systemeinstellungen.)
Natürlich muss ich das Backup händisch starten.
Und die Kontaktdaten hat man sowieso auf Google.
Na ja, wenn du lieber kalt duscht und dann stundenlang irgendwie herumpfuschen musst mit ungewissem Ausgang, mir soll es recht sein :-)
dann hättest Du's Dir sparen können es hier zu erwähnen. Ich dachte Du willst irgendwas erzählen, was ein iPhone oder ein Samsung-Handy besser machen.
Kontext, Honey, Kontext!
Ich erzähle ja schon die ganze Zeit, was ein Samsung besser macht, als dein Yuppihandy.
-) Ich muss in meinem Blog nicht seitenweise Rettungsaktionen posten.
-) Ich muss nicht von obskuren Internetseiten Dateien downloaden
-) Ich laufe nicht Gefahr, den Handyschrott in die Tonne treten zu müssen.
Ich drücke einfach nur eine App :-)
Aber das wäre ja zu einfach für dich.
Freundschaft, Genosse :-)
Du erzählst da die ganze Zeit Dinge, die nichts mit dem Artikel zu tun haben. Deine Wahnsinnsidee mit der Datensicherung ist nichts, was Samsung besser macht als Nokia beim N9 … es ist etwas, was Samsung genau so macht. Genauso wie Nokia und genauso wie jeder andere Telefonhersteller. Ich kann mir kein Telefon vorstellen, auf dem eine Datensicherung nicht vorgesehen ist.
Darum gehts aber überhaupt nicht - und das hast Du wieder mal nicht verstanden.
Es geht darum, was man tut, wenns mal zu spät ist und keine Datensicherung verfügbar ist. Da gibts dann sehr wohl einen Unterschied: Du kannst in so einer Situation keine Rettungsaktionen posten, weil keine mehr möglich sind. Ich kann immer noch was retten, auch wenn schon alles verloren scheint.
Aber laß uns doch drüber reden, was Samsung bei Fernsehern besser macht als die Wiener Linien. Hat auch nix mit dem Thema zu tun, ist auch ein komplett unsinniger Vergleich … also genau das richtige Thema für Dich! ;)
Nokia: