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Song Contest in Österreich

ESC 1967 in Wien Wär das überhaupt noch machbar, ein Eurovision Song Contest in Österreich? Erst gestern hab ich geschrieben:

Es zeigt sich, daß der ORF […] keinesfalls […] gewinnen will. Eh klar. Allein schon die Schaffung eines geeigneten Veranstaltungsortes würde jedes Budget sprengen.

Tatsächlich hatten wir ja schon mal einen Song Contest hier bei uns. 1967 fand das Ereignis im Großen Festsaal der Wiener Hofburg statt. Warum also nicht wieder?

Einerseits wär da die Frage des Veranstaltungsortes zu lösen. In den letzten fünf Jahren gab es keinen einzigen Song Contest, der vor weniger als 25.000 Zusehern direkt in den Hallen vor Ort ausgetragen wurde. Meist handelte es sich um umgebaute Stadien wie letztes Jahr in Düsseldorf (36.000 Plätze). Rekordhalter in Sachen Austragungsort ist nach wie vor das Parken Stadion in Dänemark, wo der Contest vor 40.000 Menschen stattfand.

In die größte fertige Halle Österreichs, die Wiener Stadthalle, kann man mit Müh und Not 16.000 Zuschauern stopfen. Selbst Aserbaidschan gönnt sich aus diesem Grund einen Neubau (Kapaziät: 25.000) extra für die Musikshow. Ich geh jede Wette ein: Das zahlt Österreich nicht. Wir würden den Fans aus ganz Europa die fast 60jährige Wiener Stadthalle zumuten - oder eben um jeden Preis den Sieg vermeiden, was der ORF beharrlich und erfolgreich versucht.

Ein zweiter Wunder Punkt: Die Show selbst. Hier hilft ein Blick ins Archiv. Für die Eröffnung des Song Contests 1967 war es ausreichend, ein bißchen Walzer zu spielen und eine bezaubernd langweilige Erika Vaal gezählte fünf Minuten lang vom Blatt lesen zu lassen, ohne die Kameraeinstellung ein einziges Mal zu verändern. Die Standards von heute sehen anders aus. Allein die Eröffnung des Song Contests 2011 (übrigens die beste aller Zeiten und aller, die noch kommen werden) hat wahrscheinlich mehr gekostet als die ganze Sendung 1967.

Tja, und dann wäre da noch … Arbeit, Professionalität und Können. Kommentator Emil Kollpacher ließ tief blicken bezüglich des Engagements, mit dem der ORF dabei war. Äußerungen wie Merci, Udo, für die Arbeit, die du uns verschafft hast (live während der Sendung) klingen nicht unbedingt nach großer Begeisterung. Die (lt. Kollpacher) turbulente Probenarbeit konnte das legendäre Fiasko nicht verhindern, in dem der Contest 1967 schließlich versank. Die Erinnerung daran wird geprägt von einer außer Rand und Band geratenen Punktetafel und einer hilflosen Moderatorin, die außer I'm so sorry nichts mehr heraus brachte und schließlich einen Sieger verkündete, bevor noch alle Punkte eingesammelt waren. Daß die Show nicht nur in die 17 Teilnehmerstaaten, sondern auch in die Länder der Intervision übertragen wurde und somit für peinliche Momente vom Atlantik bis nach Sibirien sorgte, ist auch nicht wirklich tröstlich für die Verantwortlichen.

Soll in Summe heißen: Der ORF war mit einer Veranstaltung überfordert, die den vergleichsweise bescheidenen Anforderungen von 1967 genügen sollte. Einen Song Contest für das 21. Jahrhundert auszurichten, das traue ich der Heimat von „Willkommen Österreich“ und „Was gibt es Neues“ nicht zu … und die Verantwortlichen sich selbst offensichtlich auch nicht. Insofern ist die Auswahl der Songs für die nationale Vorentscheidung gut gelungen.

 
Deep_Blue meinte am :
Die beste Erklärung
die ich für unsere Unfähigkeit jemals gelesen habe. :-))

Du solltest für Falter, News, Profil oder ähnliche Schmierblätter schreiben.

Die Bläser und Schlucker dieser Nation würden dir huldigen.

Freundschaft. 
ossi1967 antwortete am :
Freundschaft!

Die Falters und News und dasfaschblatts dieser Welt können sich mich aber nicht leisten. Obwohl - jetzt, wo Google mir keine Werbeeinnahmen mehr verschafft? Vielleicht sollt ichs probieren? *gg*

 
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