Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Kuchen? Schmeckt nach Seife!

Rechtung: 1x „Achtung“Daß wir am Sonntag immer wieder mal gezwungenermaßen zum Wienerwald gegenüber vom Schwabl ausgewichen sind, wenn der Schwabl selbst geschlossen hatte, muß sich ja mittlerweile herumgesprochen haben (siehe z.B. hier). Was sich nicht herumgesprochen hat (zumindest nicht bis zu uns) ist die Tatsache, daß der Wienerwald kein Wienerwald mehr ist. Heißt jetzt anders, irgendwas mit „Schönbrunner…“. Muß man sich nicht merken. Denn:

Heut war wieder einmal so ein „Schwabl überraschend zu“-Tag. Semesterferien. Wir über die Straße, rein in den „Wienerwald“ … erst bei der Speisekarte haben wir gecheckt, daß das Ding jetzt anders heißt. Die Sache war anfänglich recht unterhaltsam: Am Nebentisch gabs einen Herren, der detailliert beschrieben hat, wie er sich durch Falschaussagen vor dem Arbeits- und Sozialgericht die Frühpension erschlichen hat. Das lenkt zunächst ein bißchen ab. Allerdings nicht lang genug: Daß die bestellten Suppen mehr als überfällig waren, hat uns nicht nur der knurrende Magen mitgeteilt. Das ganze doch recht große Restaurant wurde von einer einzigen Kellnerin betreut. Die allerdings war selten zu sehen (Geisterschiff-Syndrom). Wenn, dann eilte sie mit einzelnen A4-Blättern zum Kopierer und wieder in die Küche. Auffällig: Topfklappergeräusche aus der Küche waren immer genau dann zu hören, wenn die Kellnerin sich dort aufhielt. Das nährte in uns den Verdacht, daß sie nicht nur die einzige Kellnerin, sondern überhaupt das einzige Personal dort war.

Apropos nährte: Außer dem Verdacht, wie gesagt, nährte man dort lang nichts. Dann irgendwann kamen die bestellten Suppen. Als „Hühnercremesuppe mit Bröselknödel“ war meine angepriesen worden. Was da definitiv nie auch nur in die Nähe gekommen ist, war ein Huhn. Viel roher Zwiebel, zwei bis drei Stückchen von Knoblauchzehen, trotz allem kein Geschmack nach irgendwas … und eine klebrig-teigige Masse mittendrin, die mich an rohen Keksteig erinnert hat. Sa-gen-haft.

Aufessen mußte ich nicht: Schon wenige Minuten nach der Suppe kam das Hauptgericht. (Kellnerin: Ah? Das is jetzt ein bißchen blöd.) Ich hab sie sichtlich beruhigt, wie ich ihr mit einem angewiderten Blick auf die Suppe erklärt hab, daß ich das da eh nicht weiter essen werde. So leicht ist engagiertes Personal zufriedenzustellen: Sag einfach, daß Du’s nicht magst. :)

Das Hauptgericht („Hühnerbrust mit Polenta und Speckfisolen“) war ein sensorischer Test: Irgendwas müffelt hier doch? Ist der Teller schlecht abgewaschen? Ist das Fleisch verdorben? Nach einigem Kratzen und Stochern des Rätsels Lösung: Auf der Polenta (Konsistenz: exakt wie die „Bröselknödel“) hatten sich extrem intensiv riechende Käsekrümelchen abgesetzt. Ob das von der Köchin/Kellnerin so gewollt war oder ob die Dinger irgendwo reingefallen sind, läßt sich jetzt nicht mehr eruieren. Ziemlich sicher bin ich mir hingegen, daß die Mischung aus viel Speck, viel Zwiebel und drei Fisolen, die den Hauptteil des Gerichts ausmachte, nicht mit Absicht so versalzen war. Das Fleisch war an den dickeren Stellen zartrosa, so wie man es beim Huhn gerne hat.

Aber hey! Das Beste ist doch immer die Nachspeis. Tatsächlich stand gleich am Eingang eine Vitrine mit wunderbaren Tortenstückchen. Unsere Überlegung: Die kommen mit Sicherheit vom Konditor, da kann die Küche nichts verbockt haben. Die Schokotorte sollte es also werden. Darauf mit absoluter Selbstverständlichkeit und ohne jede Gefühlsregung die Kellnerin: Die? Ah, die darf ich nicht rausgeben, die schmeckt nach Seife. Hab ich vergessen wegzustellen. Ich bin noch nie, noch nie in meinem ganzen Leben, einer Kellnerin so sprachlos gegenüber gesessen. (Daß sie gleich drauf in die Küche zurück ist und die rund 10 Stück Schokotorte erst recht in der Vitrine gelassen hat, ist nur mehr eine Randnotiz.)

Wir haben uns nicht geärgert. Wir haben Tränen gelacht. (Auch über die Gäste neben uns, die Fisch bestellt hatten in dieser Bude.) Und wie dann beim Zahlen der Bon am Tisch lag, hab ich erst recht losprusten müssen. Letzte Position auf der Liste, Schlußstrich des Abends quasi:

1 Achtung € 0,00

Besser kann mans nicht auf den Punkt bringen. Nie mehr wieder. Was machen wir jetzt in schwabellosen Zeiten?

 
schlosser meinte am :
Gottchen, ist das *herrlich*!
Wenn Du mich genau fragst: Das wäre definitiv ein Fall für den Lokalreport der 'Warmen Küche'! Ich müsste noch 'Negativ-Hauben' beim Grafiker meines Vertrauens in Auftrag geben... denn diese wäre hier sicherlich angebracht.

Hat sie echt "Die schmecken nach Seife!" gesagt? Ist ja zum Brüllen. :-)
Spätenstens da hätte ich mal tabula rasa gemacht und ihr alles aufgezählt, das nicht so schmeckt, wie es aussieht...

Dass Zwiebel verwendet wurde, ist nicht weiter verwunderlich, doch in *Deinem* Falle eben fatal: Geschmacklich daneben *und* die Zutaten spürbar,... das ist ein absolutes 'No-Go'! ;-)

Ich kann mir das 'Achtung € 0,00' nur so erklären: Es kam bis zur Halbzeit keine energische Reaktion... somit muss es sich um einen Lokaltester handeln, der *alles* haben möchte... bis zum bitteren Ende. Und da muss man sich halt noch ordentlich am Riemen reißen... *LOOL*

Unglaublich.
Aber die Zeiten vom 'Wienerwald' sind ja schon lang vorbei.

Halt aus... bald ist MB_2014 vorbei... und dann gibt es wieder das 'ECHTE' Nudelknuudel bei uns. *gacker*

;-)

P.S.: 'Tauschreis' finde ich auch äußerst spannend... habt ihr á lá Swingerclub die Reis-Schälchen hin und her getauscht? *lol* 
ossi1967 antwortete am :
Lokaltester

Ich hab das 1 Achtung grundsätzlich auch mit der Idee vom Lokaltester in Verbindung gebracht, diesbezüglich aber eher als Drohung verstanden. So à la „Paß bloß auf, was du schreibst, sonst passiert dir was“.

Ja, sie hat wortwörtlich gesagt: Die darf ich nicht rausgeben, die schmeckt nach Seife. Das war auch absolut glaubwürdig: Von allen anderen Torten war fast nichts mehr da, grad noch 1-2 Stück. Nur die Reihe mit der Schokotorte war so gut wie voll. (Heißt für mich erstens: Ja, sie durfte sie wirklich nicht rausgeben, weil damit was nicht in Ordnung war. Zweitens aber auch: Sie muß das schon den ganzen Tag gesagt und den Gästen eine andere Torte empfohlen haben, sonst wär ja von den anderen Sorten nicht so wenig da gewesen. Es war ihr einfach völlig wurscht und sie hatte kein einziges Mal an diesen Sonntag ernsthaft vor, die seifige Torte aus der Vitrine zu nehmen.)

An der Suppe hat mich nicht gestört, daß so viel Zwiebel drin war. Es hat mich gestört, daß sonst nichts drin war, vor allem kein Huhn. Ich mein: Selbst bei einer schlechten Packerlsuppe kannst Du Dir den Hendlgschmack einbilden, wenn Du weißt, was es eigentlich sein soll. Bei der Suppe dort nicht. Die hat nicht mal nach Zwiebel geschmeckt. Keine Ahnung, was das war.

PS: Der Tauschreis und das Tausch-Schwein (T. Schwein) war wahrscheinlich das Essen vom Herrn Minirat. Der hat ein Cordon Bleu vom Schwein mit Reis bestellt. Hätt ers vom Kalb bestellt und Pommes dazu haben wollen, wären wahrscheinlich Tauschkalb und Tauschpommes angeführt gewesen. Beide Positionen übrigens € 0,-, also Tauschblunzn.

 
schlosser antwortete am :
*gacker*
un-be-liev-able. 
Deep_Blue meinte am :
Na bravo
Das kann einem ja den Tag verderben.

Ich hoffe du hast Proben genommen und an das Marktamt geschickt, die machen dann meistens kurzen Prozess mit solchen Buden.

Und die Rechnung werdet ihr ja hoffentlich auch nicht in vollem Umfang bezahlt haben ! 
ossi1967 antwortete am :
Tag verderben?

Wohl eher nicht. Wir hatten ja unseren Spaß. Und wir sind keine asozialen Säcke, die ihr ganzen Leben drauf ausrichten, daß es den anderen möglichst mies gehen soll. Wir gehen nicht mehr hin, weil es uns dort nicht geschmeckt hat. Der Frühpensionist am Nebentisch scheint dort Stammgast zu sein. Dem sind offenbar andere Dinge wichtig bei einem Lokal. Wieso sollten wir ihm sein Restaurant wegnehmen, indem wir das Marktamt einschalten? Und die Rechnung … so billig gegessen haben wir eh schon lang nicht mehr. € 20,- billiger als beim Schwabl. (OK, ohne Torte. *gg*) Choose your battles.

 
Kysira (Gast) meinte am :
First and last
Maaaa genau bei dem Wienerwald waren wir damals mit Euch. Mein erstes und letztes Mal WW *g* im Nachhinein bin ich aber gar ned traurig wenn ich ma das so durchlese. Echt org.

Apropos... kalt is jetzt endlich - Schlossers san a bald fertig mit MB - Wratschko ruf!!! 
ossi1967 antwortete am :
Es! War! Kein! Wienerwald!

Hümmikruzinedern! Des is koa Wienerwald mehr! Jetzt schrieb ichs so groß und breit rein, und der Schlosser redt’ von an Wienerwald und Du redst von an Wienerwald … Marantjosef! :)

Wobei: Daß wir angeblich mal vor vielen Jahren im damaligen Wienerwald gewesen sein sollen, das läßt mir ja nach wie vor keine Ruhe. Ich kann mich sowas von nicht dran erinnern. Dabei weiß ich doch sonst alles noch. Jeden Kent, jeden Wratschko. Wo simma denn da gsessen? Drinnen? Im Gastgarten?

Ja, die zwei Buben gehören wieder mal gestopft. Der eine hat angeblich schon 5kg verloren. Das muß wieder drauf! Kartoffelpüreeeeeee! ;)

 
Hase II (Gast) antwortete am :
Ja, Wiiiiieeeener Wald …
Ich war such mal beim Wiener Wald, in Innsbruck, da hat es Gummihendl gegeben. So haben wir das damals als Kinder genannt :-) Seit dem war ich nicht mehr. War wohl ein einschneidendes Erlebnis. Zum Mäcci geh ich na heute noch. Wenn auch nur selten. Ich steh ja jetzt voll auf gesunde Ernährung *prust* … 
ossi1967 antwortete am :
Ich hasse Euch alle

Wie kann man einen Fred nur so off topic zerren? Es. Geht. Nicht. Um. Den. Wienerwald. Ausrufezeichen!!!

Apropos Wienerwald: Ich fand den ja früher durchaus OK. (Früher, das war wohl so bis Ende der 1990er, vielleicht noch ein bißchen länger.) Liegt wahrscheinlich auch daran, daß ich z.B. ein Grillhendl extra trocken mag. Wenn alle schwärmen, daß es so saftig ist, dann ist es für mich einfach nicht richtig durch. Und genau das gabs beim Wienerwald immer: extrem trockene Henderln, die noch dazu recht salzig geschmeckt haben. So wie's sein soll.

Dann war da noch die Wienerwald Hauszustellung mit dem rumänischen Matrotzen, der beim Westbahnhof gewohnt hat … aber das ist eine andere Geschichte.

Erstmals seltsam vorgekommen ist mir das Wienerwald-Essen, wie ich in der mir nach Hause gelieferten Wienerwald-Version der Chicken McNuggets (um einiges größer als beim Mäcki) irgendwelche Saucenreste unter der Panier (zwischen zwei zusammengepappten Bruststückchen) entdeckt hab. Das hat für mich nur eine logische Erklärung zugelassen: Da hat ein Gast im Restaurant ein Stück vom Backhendl stehen lassen, das er mit irgendeiner Sauce oder mit einem Salatdressing am Teller liegen hatte. Und um alles schön zu verwerten, haben sie die Essenreste vom Herrn Müller aus Währing nochmal paniert und mir in die Pappbox gesteckt. Damals fand ich das irgendwie grauslich. Ich hab meinen Kontakt zum rumänischen Matrotzen daraufhin abgebrochen.

Naja, und dann gings auch in den Restaurants bergab. Die Hendl waren nicht mehr knusprig, der Mozzarella war hart und am Rand gelblich, alle Saucen und Cremesuppen hatten den gleichen Packerlgeschmack …

2011 dürften sie einen letzten Neustart versucht haben. Damals waren wir wieder mal aus Schwablzuhabgründen dort, und das ganze Lokal hat nach Neuübernahme ausgesehen. Auch das Essen war halbwegs OK. Naja. Lang hats nicht angehalten. Mittlerweile gibts laut Homepage nur mehr vier Wienerwald-Lokale in ganz Österreich, drei davon im ersten Bezirk.

Der Mäcki ist eine ganz andere Qualität. Mjamm! Da ist das einzige, was Dir passieren kann, daß der Burger zu kalt ist und die Nuggets zu heiß. Aber die Qualität ist immer verläßlich gleich. (Bin grad auf McDouble und Cheeseburger TS Trip. Abwechslung muß sein.)

 
Lo meinte am :
Bei solchen Erlebnissen frage ich (spätestens) beim Bezahlen gern:
"Ach, sagen Sie, was macht Ihr Koch eigentlich so hauptberuflich?"
;-) 
ossi1967 antwortete am :
Koch und Kellnerin

*LOL* Das wär passend gewesen, ja. Man hätts allerdings die Kellnerin auch fragen können, die war ja auch sagenhaft hilflos. Es ist halt: Ab einem gewissen Maß an Unfähigkeit hab ich Beißhemmung. Ich denk mir dann: Fehler sollt man schon ansprechen, damit die Leut draus lernen können. Aber die haben ja keine Fehler im eigentlichen Sinn gemacht. Die waren einfach im falschen Universum. Völlig daneben. Absolut unfähig. Die können es nicht besser. Was soll man da sagen?

 
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