Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Endlich! Maemo ist tot, lang lebe Maemo!

An Tagen wie heute drücke ich die ganze Zeit „reload“ am Handy: Die Dinge überschlagen sich, Sensationen am laufenden Band.

Was sich seit Monaten schon abgezeichnet hat, wurde heute in Barcelona offiziell besiegelt: Nokia und Intel verheiraten ihre GNU/Linux-Plattformen (Maemo bzw. Moblin). Der neue Familienname: MeeGo. (Die Marketing-Typen gehören erschossen. Sofort.)

Mehr noch: Sie geben den Code aus der Hand und stellen ihn (und die Markenrechte) unter die Verwaltung der Linux Foundation. Zusätzlich trennt Nokia sich vom Konzept der „80/20-Offenheit“ (20% des Codes waren proprietär, vor allem User Interface und vorinstallierte Anwendungen). Stattdessen soll MeeGo zu 100% quelloffen werden. Kleiner Kompromiß: Die bisher proprietären Teile (das sogenannte User Experience subsystem) werden unter nicht-copyleft-Lizenzen gestellt. Immerhin besser als Android, wo bis auf den Kernel praktisch das gesamte System nicht-copyleft ist.

Ich bin so aufgeregt! Das ist wirklich ein großer Schritt. Technisch gar nicht so sehr: Moblin und Maemo waren einander immer schon sehr ähnlich. (Tatsächlich wird mit dem für heuer geplanten Maemo 6 das erste MeeGo-System auf den Markt kommen: Maemo 6 ist MeeGo und war wohl auch seit langem so geplant.) Die eigentliche Sensation ist die Öffnung von Maemo und die Übergabe des Systems and die Linux Foundation. Im Klartext bedeutet das nämlich: Jeder kann von jetzt an sein Maemo/MeeGo-Handy bauen. Bisher war das nicht möglich, Nokia hat für das Gesamtsystem entscheidende Teile zurückgehalten und war an einer Weiterlizenzierung nicht interessiert. Jetzt müssen Hersteller nicht mehr um Erlaubnis bitten: Code runterladen, aufs Handy spielen, verkaufen. Maemo/MeeGo-Geräte von Palm, Motorola oder HTC? Alles ist möglich. Nokia und Intel erfahrens aus der Zeitung, die muß keiner mehr fragen.

Ebenfalls spannend: Anders als Maemo, das ausschließlich für Kleinstgeräte wie Telefone konzipiert ist, will MeeGo auch Netbooks (Moblin-Erbe) und Consumer-Electronics-Produkte wie TV-Geräte oder Unterhaltungselektronik im Auto unterstützen. Die dafür notwendige Flexibilität im User Interface soll Qt liefern, das schon jetzt am N900 läuft.

Einige Interviews von Nokia- und Intel-Managern zum Thema MeeGo gibt es in diesem kurzen Video. Ein Blog-Eintrag von „Mr. Maemo“, Ari Jaaksi, enthält ebenfalls wichtige Infos: Nokia will ship tons of MeeGo devices, Intel, too. And others will use MeeGo in their devices.

Eins ist sicher: 2010 wird ein sehr spannendes Jahr.

 
schlosser meinte am :
Hmmmmm...
Ist "MeeGo" noch im "Extra Devil" Repository?
Oder kann auch *ich* damit spielen?

:)))) 
ossi1967 antwortete am :
MeeGo ist im Devil, ja.

Jetzt schaust, gell? ;) Glaubst, Du kannst mich mit einer Blondinen-Frage provozieren … aber irgendwie hast schon wahr. MeeGo ist schon im Devil.

Schau, aus Entwickler-Sicht ändert sich einiges von Maemo 5 auf Maemo 6/MeeGo. (Und dann kommen dazu noch einige MeeGo-Entwicklungen, die Nokia erst nach Maemo 6 einführen wird. Wobei Maemo 6 gar nicht mehr Maemo 6 heißen wird.)

Die Änderungen betreffen viel lästigen Kleinkram, vor allem aber das Toolkit Qt. Qt gabs bis vor kurzem gar nicht auf Maemo, jetzt ist es in der Version 4.5 am N900 verfügbar, MeeGo/Maemo 6 und Symbian^4 (!!) werden dann alle Qt 4.6 verwenden. Das wird die zentrale Neuerung. Darauf kommts an. Man schreibt (idealtypisch) Programme nicht mehr für Symbian, Maemo oder Windows, sondern für Qt. Und laufen tuts auf jedem System. Das ist die Idee dahinter.

Jetzt zurück zu Deiner Blondchen-Frage: Ja. Qt 4.6 ist jetzt schon im Extras-Devil Repository. Damit ist der zentralste Punkt von MeeGo oder Maemo 6 oder wie auch immer mans nennt bereits da. Mit dem nächsten „großen“ Firmware-Update kommts vielleicht schon offiziell aufs N900. (Das Update heute war ja nur so zum Drüberstreuen … Damit die Leut sich dran erinnern, daß man nicht ins Devil geht.)

Übrigens: Angeblich bringt LG ein MeeGo-Handy raus. Unter Umständen noch vor Nokia. ;)

 
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