Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

gruenvorwahlen.at: Ist da jemand?

Die Landesversammlung der Wiener Grün_innen geht ihrem Ende entgegen. Demokratische 99% für den/die Spitzenkandidat_in (der/die leider ohne Gegenkandidat_in ins Rennen gehen mußte), dahinter eben alles andere. Bekannte Namen? Natürlich. Chorherr, Ellensohn … Chorherr … Ach ja, den hatten wir schon.

Spannend war, wie die „Unterstützer_innen“ aus den Reihen der „Grünen Vorwahlen“ das Geschehen beeinflussen würden. Immerhin war es ja monatelang deren Lebenszweck, heute dabei sein und die Grün_innen retten zu dürfen. Für dieses Vorrecht wurde mit harten Bandagen gekämpft, da wurde kein Schmutzkübel ausgelassen. Vor allem als sich abzeichnete, daß die Grün_innen die plötzliche Unterstützung durch politische Last-Minute-Touristen nicht unbedingt bedingungslos akzeptieren würden, entwickelten die Vorwähler_innen einen ganz eigenen Diskussionsstil. Dieser erweckte streckenweise fast den Eindruck, man hätte es mit politischen Gegnern und nicht mit „Unterstützer_innen“ zu tun. Nun, sowas passiert, wenn einem die Dinge wirklich am Herzen liegen und Emotionen hochkochen. Was also sagen die Vorwähler_innen heute? Ich zitiere einen davon aus dem Forum auf derstandard.at:

… daß ich schon wieder ganz vergessen hatte, daß heute diese abstimmung war, ist vielleicht peinlich, andererseits hatte ich aber von vornherein gar nicht vor, mich daran zu beteiligen.

Schönes Wetter war ja auch, nicht?

Nur ca. 40% der möglichen Teilnehmer aus dem Kreis von gruenevorwahlen.at waren dort. So genau weiß mans nicht, weil man nur die Zahl der anwesenden „Unterstützer_innen“ insgesamt kennt. Ob einzelne davon u.U. schon lange vor gruenevorwahlen.at diesen Status hatten oder wirklich erst von dieser Plattform motiviert wurden, kann man nur raten.

Ums mal offen auszusprechen: Das ist erbärmlich. Im Juni hab ich zum Thema gruenevorwahlen.at geschrieben, sie seien so etwas wie der schnelle Fick in der Politik. Zum schnellen Fick paßt keine lange Verlobungszeit. Wer sich irgendwann im Sommer noch als „Unterstützer_in“ fühlte, war heute vielleicht längst schon wieder rot, schwarz oder einfach nur im Museumsquartier.

Ich habe keine offiziellen Angaben über die Anzahl der stimmberechtigten Mitglieder (im Gegensatz zu stimmberechtigten „Unterstützer_innen“) gefunden, aber die meisten Zahlen im Netz pendeln so um die 1.500. Davon waren heute ca. 500 mit dabei - etwas über 30%.

Um das Verhältnis zu verdeutlichen: Zum einen die Vorwähler_innen. Sie sind extra zum Zweck der heutigen Stimmabgabe zu solchen geworden, haben die Grün_innen heftigst beschimpft, weil die sie nicht alle haben wollten, sind laut Selbstdarstellung hoch motiviert und die Rettung der Partei … Anwesenheitsquote: 40%. Zum anderen die Mitglieder. Sie sind teilweise seit langer Zeit dabei, manchmal vielleicht auch nur mehr aus Gewohnheit, unter Umständen nie an Dingen wie der Listenerstellung interessiert gewesen … Anwesenheitsquote: 30%.

Wo werden die wackeren „Unterstützer_innen“ von heute bei der Erstellung der nächsten Kandidatenliste in fünf Jahren sein? Wie viel Prozent von ihnen werden sich noch daran erinnern, daß sie einmal die Grün_innen retten wollten?

Das alles kommt ja nicht unerwartet. Aber es bestätigt meine Angst vor einer substanzlosen, schnell zusammengeklickten Spaßdemokratie, in der schnelle Mobilisierbarkeit mehr zählt als lange Diskussion. Ich möchte das nicht. Ich wünsche mir, daß Politik nicht noch mehr zum Spielfeld für lustige Spontanaktionen wird. Politik braucht mehr Seriosität, mehr Ernsthaftigkeit, ganz sicher aber keine spontan zwischen twitter und YouTube organisierten Flashmobs.

 
Deep_Blue meinte am :
Da war doch
einmal ein Herr mit Seitenscheitel und Schnauzbart, der hat doch als Kanzler auch 99 % der Stimmen bekommen ?

Schön, dass sich doch noch der Eine oder Andere Gedanken um diese Partei macht, die jeden Anderen vertritt, nur keine Österreicher :-)) 
karli2000 meinte am :
Bitte richtig rechnen!
Die Wiener Grünen haben, nach eigenen Angaben, rund 1.500 Mitglieder und knapp 230 UnterstützerInnen durch die Grünen Vorwahlen (sie haben noch rund 180 mehr UnterstützerInnen).

Gestern waren im Durchschnitt so um die 500 Personen da, siehe dieses Ergebnis: http://twitpic.com/pn8kx

also 511 Stimmen. davon waren rund 110 UnterstützerInnen (diese Zahl wurde die ganze Zeit getwittert). Wenn ich jetzt von den 511 die 110 abrechne bleibe 401 Mitglieder, bei 1.500 Mitgliedern insgesamt ergibt dies 26,7% der Mitglieder.

Wenn ich sage das die anwesenden UnterstützerInnen zu 90% von den Grünen Vorwahlen stammen (wurde oft bestätigt) ergibt das 99 Personen. Von insgesamt 230 sind das 43%. Also weitaus mehr als die fixen Mitglieder.

Deswegen: bitte richtig rechnen! 
ossi1967 antwortete am :
600 Anwesende

Das von Dir verlinkte Foto dokumentiert nichts anderes als die um ca. 18:00 Uhr, 9 Stunden nach Beginn der Veranstaltung, beim Gerangel um die hinteren Plätze noch abgegebenen Stimmen. Das ist eine Momentaufnahme vom Ende der Landesversammlung. Seriöse Pressequellen (z.B. derstandard.at hier) sprechen von 600 Teilnehmern.

Wenn Du also in Deiner Rechnung die von Dir angenommenen 500 Personen auf 600 erhöhst, kommst Du wieder genau auf meine Werte. Soviel zu richtig rechnen.

Eine interessante Zusatzinformation für mich - und dafür bedanke ich mich - ist die Zahl von 180 „Unterstützer_innen“, die nichts mit gruenevorwahlen.at zu tun haben. Natürlich kann man sich jetzt ohne Quelle auf das verlassen, was oft bestätigt wurde (von wem oder wo auch immer). Man kann aber auch hergehen und sagen:

Es gab 230+180=410 „Unterstützer_innen“. Ca. 100 davon waren tatsächlich anwesend. Rein von der Verteilung her waren davon wahrscheinlich knapp 60 Vorwähler_innen, 40 sonstige „Unterstützer_innen“. Das würde dann bedeuten: Von 230 stimmberechtigten Vorwähler_innen waren 60 anwesend. Das sind 17%.

Rumrechnen kann man viel. Man kann sich auch einfach nur drauf verlassen, was oft bestätigt wurde und damit glücklich sein. Unterm Strich bleibt ein bitterer Nachgeschmack: Gemessen am Bestemm, den die Vorwähler_innen bzgl. der Ausübung ihres Wahlrechts an den Tag gelegt haben, hätte man sich eine Anwesenheitsquote von deutlich über 80% erwarten müssen. Alles andere ist ein Eingeständnis, daß das Engagement eben doch nicht ganz so groß war wie der Lärm, den man drumherum veranstaltet hat … und sei's nur dadurch, daß man viel Porzellan zerschlagen hat.

 
Deep_Blue antwortete am :
Als ob
das nicht egal wäre.

Hat ca. das selbe politische Gewicht, wie wenn das Schulorchester der Hauptschule Laab im Wienerwald einen neuen Vorstand wählt :-)) 
markusrathmayr antwortete am :
Ein paar Richtigstellungen
Es waren gestern zur Spitzenzeit knapp unter 600 Personen anwesend. Davon etwas mehr als 100 Personen mit UnterstützerInnen-Status. Stimmberechtigt waren ca. 1500 Mitglieder/Angehörige und ca 500 UnterstützerInnen. 450 davon sind im Frühsommer extra wegen dieser LV beigetreten, 230 davon kamen vom Kreis der Grünen Vorwahlen.

Es waren also ca. 1/3 aller Mitglieder anwensend. Es waren ca. 20% aller UnterstützerInnen anwesend. Wieviele davon von Grünen Vorwahlen kommen würde erst eine genaue Analyse ergeben. 
AndreasLindinger.AT meinte am :
Zur Klarstellung
Erstens sind viele VorwählerInnen nicht nur wegen der Listenwahl UnterstützerInnen geworden, da helfen auch keine pointierten Worte wie Lebenszweck, schneller Fick, Spaßdemokratie und Schmutzkübel bzw. keine Hinweise auf eine anonyme Einzelmeinung eines derStandard.at-Postings. Dass dies für manche so erschienen ist, ist schlichtweg auf unglückliche Kommunikation und Wahrnehmung auf beiden Seiten zurückzuführen. Faktum ist, dass viele durch die Aktion erst auf die Möglichkeit des UnterstüzerInnenstatus aufmerksam geworden sind, aber sich zu diesem Schritt nicht nur zwecks Mitwählen sondern auch zwecks Teilnahme an Diskussionen, Aktionen, etc. in der Partei entschieden haben. Als Beleg dienen mir zahlreiche persönliche Gespräche mit UnterstüzerInnen sowohl bei der Landesversammlung als auch in den Monaten davor.

Zweitens liegt der Hauptgrund für den unter deiner Erwartung liegenden Anteil der teilnehmenden VorwählerInnen schlicht und ergreifend im großen Widerstand dagegen samt den nicht nachvollziehbaren unbegründeten Ablehnungen vieler VorwählerInnen. Nachdem bereits in den Tagen und Wochen vor der Landesversammlung klar war dass die Dynamik der Grünen Vorwahlen nach dieser Enttäuschung weg war, war auch klar, dass klarerweise nicht 80% der VorwählerInnen zur Landesversammlung kommen würden.

Drittens werden sicherlich fast alle UnterstützerInnen von Sonntag auch in fünf Jahren wieder dabei sein, da sich alle in persönlichen Gesprächen sehr positiv dazu geäußert haben. Nicht umsonst waren einige von ihnen sogar bis ganz zum Ende da als sich die Reihen schon mehr als gelichtet haben.

P.S.: Mit einem Flashmob hat weder die Aktion Grüne Vorwahlen noch die Landesversammlung etwas zu tun. Entweder ist dies ein mehr als hinkender Vergleich oder es herrscht schlichtweg Unkenntnis über Flashmobs, die übrigens idR auch nicht über YouTube organisiert werden. 
ossi1967 antwortete am :
So leid es mir auch tut …

… ich kann Dir in vielem nicht mal widersprechen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stimmt es ja, daß viele Vorwähler_innen nicht nur wegen der Listenwahl „Unterstützer_innen“ wurden. Ganz sicher sogar sind die allmeisten durch diese Aktion erst auf die Möglichkeit des „Unterstützer_innen“-Status aufmerksam geworden. Richtig ist auch Deine Analyse, daß nicht 80% der Vorwähler_innen gekommen sind, weil halt (wie Du es so schön umschreibst) die Dynamik weg war.

Mir gehts aber nicht um viele „Unterstützer_innen“, mir gehts um die Masse. Genauer noch geht es mir um die dahinterstehende Idee (oder: das dahinterstehende Mißverständnis), die Initiatoren, die Plattform gruenevorwahlen.at, die Art der Konfrontation mit den Grün_innen, … und so weiter. Denn eines ist nicht richtig: daß die Aktion gruenevorwahlen.at im Grunde ganz andere und weitreichendere Ziele hatte als die Beeinflussung der Liste; daß das alles nur, wie Du schreibst, auf unglückliche Kommunikation zurückzuführen ist. Die Kommunikation ist völlig eindeutig:

Worum geht’s da?

Im November 2009 wählen die Grünen ihre Liste für die Gemeinderatswahl 2010 bei einer Landesversammlung. Wahlberechtigt sind dort nicht nur Parteimitglieder, sondern auch alle „Unterstützerinnen und Unterstützer”. Wir wollen die Grünen öffnen, und möglichst viele Sympathisanten dazu motivieren, an diesen Wahlen teilzunehmen. […]

Muss man als “Unterstützer/in” nicht mitarbeiten?

[…] Natürlich ist die Beschäftigung mit zur Wahl stehenden Kandidaten und die Teilnahme an der Diskussion um diese Kandidaten, auf der Landesversammlung und davor, auch Mitarbeit. Weitere Verpflichtungen bestehen als Unterstützer nicht. […]

Und so weiter. Da gehts nur um geh hin, stimm ab, geh wieder heim und sonst hast Du keine Verpflichtung. (Was übrigens dem Statut widerspricht.)

Dazu kommt die aggressive und feindliche Haltung den Grün_innen gegenüber, noch schlimmer: die öffentlich ausgerichteten Feindseligkeiten. Was daran „Unterstützung“ sein hätte sollen, kann mir bis heute niemand erklären.

Nur: Das hab ich ja eh schon in meinem Blog und auch in anderen Blogs ausführlichst breitgetreten. Worums mir hier nochmal ging ist die Trennung, die ich sehr wohl im Kopf habe, wenn ich über das Thema schreibe: Zum einen gibts da die Plattform gruenevorwahlen.at und ihre lautesten Vertreter. Zum anderen gibt es einzelne engagierte und politisch interessierte Menschen, die vielleicht grad auf diese Weise in ihrem Engagement ein Stück weiter gekommen sind. Das sind die, mit denen Du offenbar viel Kontakt hattest. Dazwischen ist dann sehr viel Platz für sehr viele, die meiner Beobachtung halt einfach nur dabei waren, ohne viel drüber nachzudenken, und deren Engagement in dem Moment verflogen war, als das Thema vom „Next Big Thing“ auf Twitter abgelöst wurde (oder, wie Du es so schön formuliert hast, als die Dynamik weg war). Der zweiten Gruppe gehört meine Anerkennung. Von der dritten Gruppe glaube ich (und das hab ich auch hier und hier schon mal formuliert), daß man sie einfach nur verheizt hat - mit viel Schaden vor allem auch für die angeblich unterstützten Grün_innen.

P.S.: Der Flashmob-Charakter der Aktion gruenevorwahlen.at (nicht der Landesversammlung, so wars nicht gemeint) liegt auf der Hand. Wo siehst Du Unterschiede? Im Netz Leut zusammentrommeln, die eigentlich nix miteinand zu tun haben, sie zur selben Zeit an den selben Ort bestellen und alle finden es ganz furchtbar lustig und „2.0“. (Dieser Flashmob-Charakter ist es auch, warum mich die ganze Gschicht so ärgert, obwohl den Grün_innen meine Sympathie ganz sicher nicht gehört im Moment: Es ist ein für meinen Geschmack brandgefährliches Politikverständnis, wenn man sowas mal eben so nebenbei macht/machen kann/machen können will.)

 
AndreasLindinger.AT antwortete am :
Ich würde hier zwischen dem formulierten Ziel der Aktion/InitiatorInnen und den Zielen/Vorstellungen der neuen UnterstützerInnen unterscheiden. Was auf der Plattform verkürzt dargestellt und im Vorhinein schlecht kommuniziert wurde, konnte in vielen persönlichen Gesprächen mit UnterstützerInnen nämlich schnell ausgeräumt werden: Denn viele wollen nicht nur die Liste mitbestimmen sondern sich auch anders einbringen, was aber im Umkehrschluss auch nicht heißt dass alle jetzt für Straßenwahlkampf zu begeistern sind, da es unterschiedliche Präferenzen zur Einbringung in der Partei gibt. Die aggressive Haltung und schlechte Kommunikation attestiere ich jedenfalls beiden Seiten, leider hat dies auch auf beiden Seiten eine negative Eigendynamik entwickelt, die mit mehr Kommunikation vielleicht vermieden werden hätte können.

P.S.: Du hast den thematischen Aspekt vergessen: Ein Flashmob tritt immer als Gruppe für ein gemeinsames Anliegen auf, das war bei den VorwählerInnen auf der Landesversammlung nicht der Fall. Gerade diese immer wieder aufgekommene Behauptung, die VorwählerInnen wären eine homogene Gruppe mit dem Ziel einen bestimmten Kandidaten zu pushen, war für mich ein Zeichen dafür, wie wenig sich manche mit der Aktion wirklich auseinandergesetzt haben. 
ossi1967 antwortete am :
Verkürzt dargestellt?

Ich finds schon ein bißchen mutig, wenn Du bzgl. der Ziele von gruenevorwahlen.at auf der Version von auf der Plattform verkürzt dargestellt und im Vorhinein schlecht kommuniziert beharrst. Das mag ja alles sein, daß es eine moralisch einwandfreie „hidden agenda“ der langfristigen Partizipation und der Unterstützung auch nach der Listenerstellung gab. Ich würd halt nur keinen Grund sehen, die auf der Homepage so konsequent auszuklammern und strikt geheim zu halten. Wär ja eigentlich nix Unanständiges. Aber gut, ich kann nicht alles wissen …

Die aggressive Haltung und die verfehlte Kommunikation hab ich tatsächlich nur bei den „Unterstützer_innen“, nicht auf Seiten der Grün_innen beobachtet. Ganz im Gegenteil: Die Grün_innen sind mit einer Geduld und Sanftmut an die Sache herangegangen, die teilweise schon unheimlich war. Vielleicht ist das Vorurteil von den vielen Waldorf-Kindergärtnern in der grünen Organisation ja doch richtig. Ich mein: Man hätte das ganze vom ersten Tag an abdrehen und nichtmal drüber reden müssen. Es war schlichtweg nicht statutenkonform. Stattdessen hat man freundlich zugehört, eklärt, nochmal erklärt, noch ein bißchen ausführlicher und in einfacheren Worten erklärt, wieder zugehört, sich was überlegt … und ist schlußendlich zu einer Lösung gekommen, die einfach nur eine zimtschneckensüße Nachmittagsjause war, um eine Horde tobender 4jähriger kurz ruhigzustellen und die Küche aufräumen zu können

P.S.: Flashmobs zeichnen sich ja gerade dadurch aus, daß es kein gemeinsames Anliegen gibt, daß sie sinnfrei sind. Schirme aufspannen, Klatschen, Burger bestellen, Stimme abgeben, Polsterschlacht veranstalten, was auch immer. Flashmobs entstanden ursprünglich, um sich über das Konformitätsstreben von hippen jungen Menschen lustig zu machen, die immer beim „next big thing“ dabei sein wollen, egal wie sinnlos es ist. Auch diese Parallele paßt.

 
erikhuemer meinte am :
my cup of coffee
ich war ja die meiste zeit ein bisl involviert und kann daher nur sehr unobjektive Eindrücke schildern. Zu den Vorwähler_innen hatte ich zu Beginn auch meine Bedenken, weil ich - bis heute - dachte, da kommen ein paar Idealisten und denken, Politik hat was mit "mach mal" zu tun, und nix mit harter, ausdauernder Arbeit von Profils.

Wie wenig Durchhaltevermögen die Vorwähler hatten, zeigte sich imho daran, wie viele Vorwände sie den grünen Betonköpfen im Vorstand lieferten um sich selbst zu betonieren (zig Formulare mit der gleichen Handschrift, eigenes Formular mit anderer Beitritts-Formulierung, verwaschene Zielformulierungen, ...) Und nicht zuletzt daran, dass zur Landesversammlung so wenige kamen.

Denn: obwohl so viele Vorwähler (um die 50%?) abgelehnt wurden, hätten die gegen nur 400 Mitgliedern viel mehr erreichen wollen.

Auch, dass die Vorwahl-Geschichte folgenlos geblieben ist, verneine ich: Innerhalb der Grünen hat es die Frage der Basisdemokratie belebt und in höchstem Ausmass dazu beigetragen, dass der Kandidaturenprozess so offen wie noch nie und wie bei keiner anderen Partei war. Nicht einmal andere Landesorganisationen der Grünen sind da vergleichbar.

Die Internetplattform http://ichkandidiere.at fand ich genial, Und JEDER (nicht nur Mitglieder) konnte die Kandidaten persönlich bei den Hearings in die Mangel nehmen. Das soll mal eine andere Partei den Grünen vorhüpfen.

Und mit Lobo und Armin Soyka sind ja zwei Vorwähler auf sicher oder mit Vorzugsstimmenwahlkampf wählbare Stellen gewählt worden. Und beide könnten noch sehr interessant für die Stadtpolitik und für die Grünen werden.

Dass trotzdem noch Krokodile (auftauchen, Maul aufreissen und ab) wie Ellensohn und Margulies gewählt worden sind ist traurig. Es wurden aber auch tolle Politiker wie Chorherr und Schreuder wieder gewählt. Also ich kann damit leben.

Aber wie gesagt: ich bin da sicher zu involviert, um das Bild "von aussen" zu haben.

Zurecht werden die Grünen für vieles kritisiert. Aber niemand kann ihnen da das Wasser reichen.

PS: Als Ausrede, dass nix mehr passiert ist, wurde die »Neue Grippe« von von Helge genannt. Erbärmlich, fürwahr! Denn ausser die Stimmen aufzustellen ist - wie vom Grünen Establishment befürchtet - nix passiert. 
ossi1967 antwortete am :
Ganz versteh ich Dich jetzt nicht

Auf der einen Seite scheinst Du mir ja zuzustimmen, wenn ich sag, daß der größte Teil der Vorwähler_innen ein sehr abenteuerbetontes Politik-Verständnis hatte … daß ihnen schneller die Puste ausging als mir beim Stiegensteigen … und daß dieses „kurz mal Reinklicken“ nicht die Form politischer Mitgestaltung ist, die man sich als erwachsener Mensch wünscht.

Auf der anderen Seite: Willst Du mir jetzt ichkandidiere.at als persönlichen Erfolg von Helge Fahrnberger verkaufen? Und ausgerechnet Werner-Lobo als erfreulichen Zugang auf der Liste?!? Oder hat twoday die <ironie>-tags verschluckt an der Stelle?

(Und welche Betonköpfe meinst Du?)

 
erikhuemer antwortete am :
naja ehrlich gesagt weiss ich bis heute nicht, was ich davon halten soll. ;-)

1. Ich finde die Idee der Vorwahlen immer noch super.
2. Leider hats Du recht, dass da null Nachhaltigkeit dahinter steht
3. Bei aller Kritik und entsetzlichen Fehlern, haben die Grünen auch viel extrem gut gemacht bei der Listenerstellung, zB ichkanditiere.at. ;-)
4. Auch wenn er nicht immer entscheidend war, haben die Vorwähler einen ordentlichen Einfluss auf das Listenergebnis gehabt. aber das ist mehr gefühlt als gewusst. :-) 
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