Microblogging: Soll ich? Soll ich nicht?
Seit Mitte 2008 gibt es eine offene Spezifikation, die Microblogging über Systemgrenzen hinweg ermöglicht - sofern sich der Anbieter daran hält, was Twitter natürlich nicht tut. Ein User auf identi.ca kann also einem anderen auf zwitscher.at „followen“; man ist nicht dazu gezwungen, sich beim Dienst XY zu registrieren, nur weil man einem Freund dort auf dessen 140-Zeichen-Nachrichten antworten will.
Auch den ganzen Zauber mit Hashtags gibt es, Posting und Verständigungen per Chat oder Mail … all das. (Sogar OpenID wird vorbildlich unterstützt: Ich hab schon auf einem dieser Services testweise gepostet, ohne mich im eigentlichen Sinn registriert zu haben.) Was offenbar Probleme macht ist die SMS-Integration: Klar, hier würde man Gateways in Mobilfunknetze benötigen, die die Hobby-Betreiber solcher Services nicht finanzieren wollen/können. SMS funktioniert daher nur dort, wo der Carrier eine Mail-zu-SMS-Schnittstelle anbietet … In Österreich tut das nur mehr T-Mobile, und auch das ist unbestätigt. Kleiner Fehler im System.
Wie auch immer: Ich könnte jetzt also. Es gibt Microblogging außerhalb meiner ideologischen Bannmeile. Was mich vor die unangenehme Frage stellt: Was mach ich jetzt damit? Soll ich? Einfach nur so? Würde ich dort nicht nur eine Kurzfassung dieses Blogs reinstellen, vielleicht aufgepeppt mit manchen Einträgen aus delicious und soup.io? Wozu ist Microblogging eigentlich gut? Any ideas?
Wer denkt Microblogging ist für die notorischen "ich geh jetzt auf's Klo"-Meldungen liegt imho falsch.
Bei mir hat es sich als Ersatz für jene Mails herausgestellt, wo man sich wechselseitig Hinweise auf Youtube, Blogs, Zeitungsartikel oder sonst was schickt. Einerseits freu ich mich, wenn ich auf diese Weise witziges und interessantes zu lesen bekomme, andererseits fühle ich mich beim versenden immer sehr unwohl, weil solche mails an der Grenze zum Spam sind.
Und über twitter häng ich's halt ans schwarze Brett. Und wer will, kann's lesen.
Und dann sind auch die 140 Zeichen nicht mehr so absurd, weil mehr braucht es dafür wirklich nicht.
Irgendwo hab ich gelesen, dass sich twitter zum Google für Medienanbieter (youtube, Zeitungen etc.) entwickelt. Für mich trifft das zu und so nutze ich es.
Hast was gegen Klo-Meldungen? Ha? Sag!?
Also Du siehst: Für ich geh jetzt auf's Klo
reicht dieses Blog sowieso auch, da brauchts kein Microblogging. ;)
* Betreiber von Webseiten oder -diensten können diejenigen, die sich dafür interessieren über den aktuellen Status, Wartungsarbeiten, neue Features usw. interessieren
* Diejenigen, die Inhalte (Bilder, Videos, Texte, Topflappen) publizieren, können per Microblogging Stammleser und Interessierte erreichen. Sogar automatisiert.
* Man kann natürlich auch der geneigten Leserschaft mitteilen, was man gerade und warum tut.
Ich vergleiche es gern mit Radio: Einer sendet und diejenigen, die es empfangen wollen können es lesen.
In der Praxis ergeben sich aus meiner persönlichen Sicht sehr schnell sehr gravirende Probleme, die die ernsthafte Nutzung von Microblogging-Diensten verhindert.
Sehr schnell prasselt eine riesige Datenflut auf einen ein. "Ich muss auf's Klo" steht direkt neben: "Neues Maemo device erschienen. Es ist ein Mädchen!" und "Hallo jukey, gehen wir zum Spanier oder Italiener heute Mittag?".
Ohne (möglichst sogar selbstlernende) Filtermechanismen wird Microblogging genau das was uns heute schon (nicht wahrnehmbar) umgibt: Das Rauschen kosmischer Hintergrundstrahlung!
mail eignet sich ebenso wenig zum chatten, wie twitter & Co.
Stammleser meiner Website sollen gefälligst das RSS-Feed abonnieren. Wozu soll ich auch noch twittern? Verschickst Du auch noch jedes mal mails an alle? ;-)
Und alle, die mich mit Klomeldungen beglücken werden "entfollowed", basta! :-)
Wie machen das Leute die 1000+ anderen Microbloggern "folgen"? Da kommen in der Minute gern mal 20 Nachrichten zustande....
Also wenn man bedenkt, daß Ihr alle beide Microblogger seid (darf ich vorstellen: Erik nur auf Twitter, jukey überall wo gibt), klingt das alles mäßig enthusiastisch.
Ich muß Erik da schon zustimmen: Vieles davon, was Microblogging technisch abdecken könnte, ghört eigentlich in einen RSS-Feed. Aber auch wenns drum geht z.B. interessante Links ans schwarze Brett zu hängen
: Ist da nicht eigentlich ein social bookmarking service wie delicious die richtige Wahl? Auch hier inklusive RSS-Feed?
Was zugegeben lustig ist und beim bloßen Abonnieren von Feeds wegfällt ist die unmittelbare @Reaktionsmöglichkeit und die ad-hoc #Beschlagwortung. Trotzdem ist das ganze (noch) nicht Fisch und nicht Fleisch. Wahrscheinlich stört mich das am meisten: Daß es sich bei jeder Anwendung so sehr mit anderen Dingen überschneidet, daß man sich fragt, ob man nicht besser gleich The Right Thing ™ tun sollte, um nicht am Ende alles doppelt zu moppeln.
Ich würde mir ein System wünschen, in dem die „Ich bin grad am Klo“-Meldungen strukturiert ausgetauscht werden, ohne Längenbeschränkung, mit der Möglichkeit Dateien anzuhängen, mit Datenfeldern für Längen- und Breitengrade … und natürlich standardisiert und nicht pro Anbieter in einem anderen Format. Eine Mischung aus Twitter, Friendview, Brightkite etc.
Aber ich träum schon wieder von der perfekten Welt. Und die ist längst Geschichte. :(
twittern tu ich, worüber ich tratschen will. delicious ist hoch spezialisiert, twitter ist generalist. und du kannst jede Form Form attachment anhängen, solang es mit dem Inhalt in 140 Zeichen platz hat: Bilder, Video, Text-Links.
Aber auch noch jedes mal Geo-Infos mitzuschicken und mich so trackbar zu machen? Kann nicht Dein Ernst sein!?
Du brauchst ja nur z.B. für die „Fun- und Tratsch-Links“ ein eigenes Tag einführen auf delicious; man kann dann gezielt nur die Links mit diesem Tag abonnieren, wenn man möchte. Wobei, wie schon gesagt: Das bloße Abonnieren tuts dann halt nicht, wenn ich zrückschreiben will „@erikhuemer maaaahh is des geil! von wem is das?“.
Das mit den Geo-Infos find ich sehr nützlich; sonst wär ich ja nicht auf Friendview und würde auch solche Spielereien nicht machen in diesem Blog. Ich mein ja auch nicht, daß die Geotags immer mitgeschickt werden müssen. Es geht nur darum, daß man weiß, was es ist und wie es zu lesen/darzustellen ist, falls es daherkommt.
https://twitter.com/ju_key/statuses/2725856113
Nun verweist dieser Link aber auf den Tweet, der auf diese Diskussion verweist, weshalb ich hier dann doch noch darauf hinweisen möchte, dass man diesen Link nicht mehr las einmal klicken muss. :-)
Man vergisst ja auch so schnell, was man schon angeklickt hat, im Web2.0-Sumpf.
Jukeyboy, jetzt krieg ich Kopfweh … „Ich habe Twitter“ - „Da gibts doch was von Ratiopharm?!“ :))
Laconica: