Apple verbietet Gedankenaustausch
Was an diesem Fall so unglaublich ist: Es geht nicht etwa um die mittlerweile fast schon langweilige Frage von Urheberrechten und DRM. Apple möchte einfach nur erzwingen, daß jeder iPod-Besitzer ausschließlich die iTunes-Software zum Befüllen seines Geräts verwendet. Daran hängt Apples Geschäftsmodell: iTunes ist das Bindeglied zwischen der vom Konsumenten dankbar selbstfinanzierten Abspielstation iPod und der Geldmaschine iTunes Store. Jeder iPod-Besitzer, der andere Software verwendet, steht nicht mehr automatisch regelmäßig vor dem großen Schaufenster des iTunes Store und wird dementsprechend seltener bis gar nicht dort einkaufen.
Zwar klingt das aus Apples Sicht kommerziell nachvollziehbar, für den Konsumenten ist es aber eine Ungeheuerlicheit: Das Gerät geht mit dem Kauf in sein Eigentum über, er darf aber nicht darüber entscheiden, wie er es verwendet. Dieser Zwang zu einer bestimmten Software geht so weit, daß er auch den Zwang zu einem bestimmten Betriebssystemen mit einschließt: Windows 2000? Nein. Windows ME? Nein. GNU/Linux? Daran denkt Apple nicht mal. FreeBSD? Auch nicht, obwohl Apple den gesamten Unterbau für sein OS X von dort geholt hat. Ausschließlich Windows XP, Windows Vista und OS X werden geduldet, für Benutzer anderer Systeme ist der iPod schlichtweg nicht funktionsfähig.
Apples Sperre zum umgehen ist dabei technisch gar nicht so kompliziert und wurde 2007 bereits erfolgreich vorexerziert (daher gibt bzw. gab es bisher Programme, die Musik auf iPods schreiben konnten): Alles hängt an einer einzigen Datei (iTunesDB), die unverschlüsselt am iPod liegt. In ihr sind die Songdaten abgespeichert. Lesen kann diese Datei jeder. Zum Schreiben ist es jedoch notwendig, eine nach einem geheimen Verfahren errechnete Prüfsumme anzuschließen. Stimmt diese Prüfsumme nicht, ist die Übertragung der Datei an den iPod nicht erfolgreich. Wer Software für den iPod entwickeln möchte, muß also nur diesen Algorithmus herausfinden. 2007 dauerte das knappe 36 Stunden.
Apple hat darauf reagiert und in der letzten Firmware die Prüfsummenberechnung verändert. Zeit also, sich darüber Gedanken zu machen, wie man sie diesmal knacken könnte. Der ersten Gedankenaustausch dazu im oben erwähnten Wiki wurde nun von Apples Anwälten grob unterbunden. Überraschenderweise berufen sie sich dabei auf den DMCA, mit dem man eigentlich gegen Copyrightverletzungen vorgehen würde. Die EFF und die Betreiber des Projekts selbst sind aber (so wie ich) der Ansicht, daß jemand, der Daten auf sein eigenes Gerät schreiben will, keine Copyrightverletzung begeht und daß Apple in diesem Fall kein rechtlich schützenswertes Interesse daran hat, daß der Algorithmus geheim bleibt.
Wer sich für die juristischen Details und die Argumentationslinien beider Seiten interessiert, findet hier die Mail von Apple an Bluwiki und hier die Reaktion der EFF. Ich bin gespannt, wie die Sache weiter geht … nicht, weil ich meinen nicht vorhandenen iPod von GNU/Linux aus mit Musik befüllen möchte, sondern weil es schön wäre zu sehen, daß auch ein großer Konzern nicht einfach mit allem durchkommt. Schlimm genug, daß Leute auf die Hardware reinfallen - sie sollten wenigstens nachher noch die Chance bekommen, sich per Software aus der eisernen Umklammerung zu lösen.
Verzicht auf den überteuerten Schnick-Schnack von Apple.
Mp3 Player von anderem Hersteller kaufen.
Mp3´s aus dem Netz runterladen.
Musik hören und glücklich sein.
Haben fertig :-)
EFF: