Umfragen Nationalratswahl 2013
Jein.
Die Seite wahlfang.at konsolidiert verschiedene Umfragen und stellt sie laufend aktuell und seriös dar. Seriös heißt: Es gibt nicht einen Wert pro Partei, sondern den Mittelwert mit Schwankungsbreite - und die liegt bei rund 6%.
Das bedeutet zum Beispiel für den Fall, daß heute Wahltag wäre, eine ganze Menge an Unsicherheiten:
- Die ÖVP kann stärkste, zweit- oder drittstärkste Partei werden. Sie kann von der FPÖ überholt werden oder die SPÖ überholen.
- Das BZÖ kann den Einzug in den Nationalrat klar verfehlen oder mit 6% die Hürde locker schaffen und noch vor dem Team Stronach liegen.
- Das Rennen zwischen FPÖ und den Grünen ist offen. Jede der beiden Parteien kann derzeit stärker als die andere sein - man weiß es einfach nicht. Während die Grünen dabei aber nur die Chance auf den dritten Platz haben (nach SPÖ und ÖVP), könnte die FPÖ sogar auf Platz zwei hinter die SPÖ rutschen.
Das ist doch ein ganz anderes Bild als das, was Zeitungsüberschriften zu suggerieren versuchen. Dort liest man ja nur einen „sicheren“ Prozentwert oder „SPÖ 3 Prozentpunkte vor ÖVP“. Schmarrn. Das mögen die Werte mit den höchsten Wahrscheinlichkeiten innerhalb der Schwankungsbreite sein. Aber wir wissen ja, wie das mit der Wahrscheinlichkeit ist: Wenn man das eine vergammelte Joghurt erwischt hat im Kühlregal, dann nutzts einem auch nichts, daß die Wahrscheinlichkeit dafür gering war. Tatsächlich ziemlich sicher hingegen ist (wieder unter der Annahme, daß heute gewählt wird):
- Team Stronach schafft die 4%.
- Grüne liegen vor Team Stronach.
- Die SPÖ hat als einzige Partei die Chance auf über 30%.
Wie gesagt, alle Angaben beziehen sich auf den momentanen Umfragestand. Die oben verlinkte Seite zeigt, wie sich die Kurven in den letzten drei Monaten bereits geändert haben. Da ist also noch nichts in Stein gemeißelt. Das ist der zweite Punkt, auf den wahlfang.at brav hinweist: Man kann mit einer gewissen Schwankungsbreite sagen, was die Wähler heute wählen würden. Man kann nicht sagen, was sie in zwei Wochen wählen werden. Zusätzlicher Unsicherheitsfaktor sind die vielen Kleinstparteien, die nicht berücksichtigt sind, weil sie von den Meinungsforschern nicht regelmäßig abgefragt werden.
Interessant nebenbei: Die Tendenz gegenüber der letzten Woche ist für alle Parteien fallend, nur SPÖ und Grüne haben bessere Werte als zuvor. Und: Über die letzten drei Monate hat die ÖVP in den Umfragewerten am stärksten verloren, die FPÖ am stärksten gewonnen.
Was heißt das unterm Strich? Daß man selbst zwei Wochen vor der Wahl jede Umfrage ungschaut ignorieren kann, die einem ein bestimmtes Wahlergebnis vorherzusagen versucht. Es ist alles drin. Die ÖVP kann stärkste oder drittstärkste Partei sein, die FPÖ zweit- oder viertstärkste, … Sind Umfragen nichts wert und immer falsch? Jein. Bei dieser Schwankungsbreite wirds wahrscheinlich schwer sein, ganz daneben zu liegen. Aber so rasend viel wert ist die Info dann auch nicht. Da geh ich lieber hin und beeinflusse das Ergebnis höchstpersönlich, statt mich nach einer Umfrage drauf zu verlassen, daß eh alles gut wird. :)
Die konträren Ergebnisse haben wir ja gesehen, ich glaube es kommt immer auf den Aufraggeber an.
Kann aber auch ins Auge gehen und das Gegenteil bewirken, wenn z.b. die Umfrage besagt das die Partei XY unangefochten führt und gewinnen wird, gehe ich als XY-Wähler vielleicht gar nicht mehr hin. :-)
Ich bin überzeugt davon, dass Stronach die 4% Marke deutlich überschreitet.
Er sammelt alle Protestwähler, die mit FPÖ und Grünen nicht können, weil er ja ein sehr gemässigtes Programm ohne starken Ausschlag nach links oder rechts hat.