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Fuzo-Vergleich mit Wien: 1:0 für Linz

Fußgängerzone auf der Linzer Landstraße Ich hätt mich heut so abhauen können: Zwar hab ich die Linzer Fußgängerzone schon mehrfach als Beispiel dafür angeführt, wie gut die Kombination einer Fuzo mit einem öffentlichen Verkehrsmittel funktioniert, obwohl ein paar realitätsfremde Wiener Gewerkschafter das bestreiten.

Mir war aber bis heute nicht klar, wie weit die Parallelen der seit langer Zeit bestehenden Fußgängerzone auf der Linzer Landstraße mit der neuen Mariahilferstraße wirklich gehen. Ein kurzer Stadtbummel in Linz hat mich heute darauf aufmerksam gemacht:

  • Beide Fußgängerzonen haben in etwa eine gleich hohe Frequenz. Die Linzer Landstraße hat, obwohl kürzer und schmäler, rund 80% der Besucherzahl der Mariahilfer Straße.
  • Beide Fußgängerzonen werden von öffentlichen Verkehrsmitteln durchfahren. Die Landstraße von drei Straßenbahnlinien (heute: von Gelenkbussen) in beide Richtungen, die Mariahilfer Straße von einer Buslinie nur in eine Fahrtrichtung.
  • Beide Fußgängerzonen dürfen von Radfahrern befahren werden.
  • In beiden Fußgängerzonen dürfen Taxis fahren.
  • Für beide Fußgängerzonen gelten zeitlich beschränkte Regelungen für den Lieferverkehr.
  • Beide Fußgängerzonen gehen anschließend in Begegnungszonen mit schmaler Fahrbahn und breitem Fußgängerbereich über, die ebenfalls von öffentlichen Verkehrsmitteln durchfahren werden.

Was ist der Unterschied zwischen Wien und Linz? In Linz ist nie jemand auf die Idee gekommen, theoretische Probleme zu konstruieren, bevor dann in der Praxis eh nichts passiert. Man hat einfach gemacht und hat gesehen, daß es gut geht.

Die Wiener Mundls hingegen sind völlig panisch, daß sich in ihrer versoffenen Stadt irgendetwas zum Guten ändern könnte. Sie konstruieren die abstrusesten Gefahrenszenarien. Bevor noch der erste Bus in die Mariahilfer Straße eingebogen, der erste Radfahrer gefahren ist, sind sie schon sicher: Das wird ein Gemetzel, da wird Blut fließen! Eine knallrot markierte Busspur, ein lauter Dieselmotor, als Begrenzung aufgestellte Bänke … das wird alles nicht ausreichen, damit wir Wiener einen mit vielleicht sogar vollen 20 km/h heranrasenden Bus als solchen erkennen und ihm ausweichen. Ganz sicher nicht, dafür sind wir einfach zu blöd!

Und die Taxis erst! Um Gottes willen, die Taxis! Die können sich unmöglich sicher durch die Fußgängerzone bewegen! Viel zu gefährlich, auch für die Fahrer! (Warum kein einziger Fahrer eines Lieferfahrzeugs, sogar eines LKW, weder in der Mariahilfer Straße noch in sonst einer Fuzo jemals ein Problem hatte, die Taxi- und Busfahrer aber schon, das versteht keiner so recht.)

Mir hat der gemütliche Spaziergang durch die Landstraße aus mehreren Gründen gefallen. Ich gebe aber zu: Der Hauptgrund war, daß mir bewußt geworden ist, wie brunzdeppat die Wiener VP/FP in dieser Sache agieren und wie toll wirs in Linz haben, wo exakt das für die Mariahilfer Straße vorgesehene Konzept seit Jahren umgesetzt ist und ein Vielfaches an Lebensqualität bringt.

 
Deep_Blue meinte am :
Ich kann
dir den Unterschied erklären.

Ich kenne das Provinznest Linz zwar nicht, bin mir aber sicher, dass dort nicht 2 Stadtteile von der FUZO getrennt werden, die Autofahrer durch die FUZO stundenlang im Stau stehen und sich die Anrainer der Seitengassen massiv beschweren.

Tja Ossi, nicht überall wo Grün draufsteht ist auch Sinn drinnen :-9 
ossi1967 antwortete am :
Na, na, na

Eins nach dem anderen, lieber Herr Blue. Wir wollen uns doch nicht wie ein nasses Stück Seife dem Zugriff entwinden?

Die heftigste Kritik war ja nicht die an Staus oder an der Verkehrsführung. Die heftigste Kritik kam (in absteigender Reihenfolge) am 13A, an den Radfahrern, an den Begegnungszonen und an den Taxis. („Da kennt sich ja keiner aus, wo er gehen kann! Wir werden alle sterben!“) Und die gscheiten Linzer zeigen jetzt: Wenn man sich das Hirn nicht mit seinem deppaten Bier weggesoffen hat, dann kommt man nicht mal auf die Idee, daß irgendeiner dieser Punkte ein Problem sein könnte. Peinlich für die Wiener.

Die Verkehrsströme in Linz laufen schon seit den 1970er Jahren anders als früher, so wie sie im 1. Bezirk längst anders laufen als vor der Kärntnerstraßen-Fuzo. Nach einiger Zeit pendelt sich sowas immer ein. Der Verkehr verlagert sich nicht 1:1 in Parallelstraßen, sondern geht insgesamt zurück. (Außer natürlich es gibt grad eine kritische Baustelle in der Gegend, wie z.B. die Sperre eines ganzen Fahrstreifens in der Burggasse.)

Daß es u.U. mehr Querungen zwischen 6. in den 7. Bezirk brauchen könnte, hat niemand ausgeschlossen. Eigentlich war genau das der Punkt, den man mit dem Testbetrieb herausfinden wollte: Reichts so, wie's ist, oder braucht man zusätzliche Querungen? Dann macht man halt welche auf, das ist ja kein Problem. Warum sich da jemand aufregt, der am anderen Ende von Wien wohnt, würde man gar nicht verstehen … wenn nicht Wahlkampf wär. :)

 
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