Das Jolla-Phone
Er hat am 20.5. im dafür denkbar ungeeigneten Klaus K. das lange erwartete Jolla Phone vorgestellt und die Bedeutung des Slogans „The Other Half“ erklärt. Was der „greatest moment of his life“ werden hätte sollen, endete in einer Serie technischer Pannen mit der Video- und Tonanlage des Hotels. Völlig fertig und glänzend vor Schweiß hat Marc die Sache aber dann doch locker und humorig überstanden. Er lud die anwesenden Blogger und Journalisten am Ende sogar ein, mit ihm einzeln aufs Zimmer im ersten Stock zu gehen: Share the love with Marc! [Lautes Kreischen im Publikum] Yeah … It’s gonna be a long line …
Irgendwie find ich ihn nett. :)
Das Video der Präsentation gibts hier zu sehen. Ein schöneres Video mit der Demonstration des fertigen Geräts ist hier.
Was wissen wir nun wirklich vom Gerät? Immer noch nicht alles. Zunächst: Eine Vorausbestellung aus Österreich ist nicht möglich. Dabei wäre der Preis von € 400,- durchaus attraktiv.
Zweitens: Die Hardwareausstattung umschifft viele der lästigen Zeitgeist-Krankheiten, die andere Hersteller als Zugeständnis ans iPhone- und Emporia-Publikum eingeschleppt haben. Es gibt einen wechselbaren Akku, einen SD-Slot und einen USB-Stecker! Vom Rest weiß man:
- 4,5" Bildschirm
- LTE (Frequenzen unbekannt)
- Dual Core Prozessor (Modell offen)
- 8MP Kamera mit Autofokus
- 3,5mm Kopfhöreranschluß
- The Other Half
Bleibt das große Geheimnis der „Other Half“. Das war dann doch nicht ganz so trivial, wie ich befürchtet hatte (Software und Hardware als zwei sich ergänzende Hälften). Jolla erfindet das Nokia-Wechselcover neu und stattet es mit eigenständiger Elektronik aus, sodaß es mit dem Hauptgerät kommunizieren kann. Im allereinfachsten Fall veranlaßt das Aufstecken eines blauen Covers das Gerät dazu, die Hintergrundfarbe und das Design auf passende Blautöne umzustellen. Komplexer und interessanter wäre die Möglichkeit, zur Party am Abend ein Wechselcover mit extra starkem Blitz mitznehmen. Ziemlich sicher erwartet die Fachpresse mittlerweile auch ein Wechselcover mit aufschiebbarer Tastatur.
Wie Gerät und Cover wirklich miteinander kommunizieren, was sich dann also technisch realisieren läßt, ist noch nicht bekannt. Trotzdem - oder gerade deswegen - kursieren in den einschlägigen Foren gerade die wildesten Ideen:
- extra Lautsprecher für satten Sound
- Fotodrucker (für die Handy-Kamera als Polaroid-Ersatz)
- optisches Linsensystem für die Kamera
- das Auto als „other half“ - also eine Halterung, in die nur das Hauptgerät eingelassen wird
- Solar-Ladefläche
- ein Hub mit Steckern für Maus, Tastatur, Monitor, LAN-Kabel, Beamer, …
- UKW-Sender
- programmierbare Infrarot-Fernbedienung
- Mini-Projektor
- Fingerabruck-Scanner
Wenn Jolla die Idee gut ausspielt, haben sie damit drei Fliegen auf einen Schlag erledigt: Erstens kompensieren sie zu einem gewissen Grad den Nachteil, der ihnen durch die bei der herrschenden Marktsituation wahrscheinlich vergleichsweise niedrigen Absatzzahlen erwächst. Für interessante Zusatz-Cover würde ich schon extre Kohle springen lassen und somit mehrfach für ein Handy zahlen. Zweitens haben sie mit diesem Hardware-Gimmick den entscheidenden Unterschied zu anderen Herstellern, die ja ohne viele Einschränkungen auf das freie Sailfish-Betriebssystem Zugreifen könnten. Drittens können sie verschiedenste Sonderwünsche erfüllen, ohne wirklich mehrere Modelle produzieren zu müssen. (Allein die Sache mit der Hardware-Tastatur ist mittlerweile ja zur Glaubensfrage geworden. Mit dem Stecksystem geht beides in einem Gerät.)
Ich bin sehr gespannt auf die Details, die noch kommen müssen. Bisher war nichts dabei, was mich enttäuscht hat. Und die Sache mit der „Other Half“ kann nur spannend werden.
Ich war ja grundsätzlich ein bisserl skeptisch, was die Formgebung des neuen Jollaphones anging: Was soll denn dieser komische Spalt längskantig? Das schaut ja aus wie ein rechteckiger Prinzenrollen-Kex!
Doch nach Durchforsten der Foren und deren Freds habe ich doch entdecken müssen: Ja, das ergibt Sinn! Ob es die angeführten 10 Punkte sind, Herr Oskar, das wage ich ja noch zu bezweifeln. Grundsätzlich positiv werte ich (neben dem OS natürlich *g*) den wechselbaren Akku und die Micro-SD-Erweiterbarkeit (ja, hier hat sich ein Fehler eingeschlichen bzw. Sie haben schlecht ge-copy-pasted, Her Oskar: Natürlich Micro-SD und nicht SD. Ist ja heute nicht mehr so selbstverständlich.
Ob es meinen Anforderungen an die Kamera standhält, wird sich zeigen. Hier bin ich ja sehr nokiaverwöhnt. (Eigentlich träume ich ja manchmal von einem Hybriden des neuen Nokia EOS und dem Jollaphone... *pssst!*, nicht weitersagen! *gg*)
Haben Sie sich schon registriert, Herr Oskar? ( https://join.jolla.com/en ) Dann könnten Sie ja ganz vorne mit bei sein, bei der Zuteilung der ersten Produktions-Charge Ende des Jahres.
Leider ist Österreich bei den "shipment"-countries noch nicht angeführt... soll aber angeblich bald kommen.
Stay tuned!
:)
Ich schreib nur SD und USB, ohne den Formfaktor anzugeben. Ist in beiden Fällen ja auch ziemlich wurscht (Adapter! Adapter!), Hauptsache man hat derartige Anschlüsse. (It's what defines a smartphone, isn't it?)
Die 10 Anwendungsmöglichkeiten für die „Other Half“ hab ich mir nicht herausgepickt, weil ich sie für die realistischsten halte. Ich fands nur beeindruckend, wie weit das Feld der Ideen ist. Einige werden am deutlich fehlenden Käuferinteresse scheitern, andere an der von Jolla noch nicht bekannt gegebenen Anschlußart. Wie sind die Teile miteinander verbunden? Ist das nur eine Bluetooth-Verbindung, die via NFC initialisiert wird? Oder gibt es die Kontakte eines USB-Steckers, nur anders angeordnet? Oder etwas noch Einfacheres? Kann das aufgesteckte Cover vom Akku des Hauptteils leben oder muß es seine eigene Stromversorgung mitbringen? Kann es den Akku des Hauptteils laden? Fragen, Fragen, Fragen, …
Jolla: