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Eurovision Song Contest: East beats West

So, zum letzten Mal für heuer für dieses Wochenende Eurovisions-Content hier im Blog: Wie schaut eigentlich tatsächlich mit der Blockbildung beim Televoting vor allem unter den osteuropäischen Staaten und den Skandinaviern aus?

Eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten wurde zu dem Thema bereits verfaßt, unter anderem:

Die Blockbildung wird von Derek Gatherer am anschaulichsten beschrieben; er analysiert die Punkteverteilung über mehrere Jahre und gibt den Blocks so klingende Namen wie Viking Empire, Warsaw Pact, Balkan Bloc und Pyrenean Axis. Angelehnt an diese Aufteilung habe ich mir das Ergebnis des heurigen Finales genauer angesehen:

Punkte an: Punkte von:
Balkan B.-frei Warsch. Pakt Wikinger Summe
Balkan 281 331 82 116 810
Blockfrei 180 202 85 95 562
Warsch. Pakt 153 223 112 159 647
Wikinger 7 46 3 89 145
Summe 621 802 282 459 2164

Der Balkan-Block und der Warschauer Pakt sind eindeutig noch aktiv, während das Wikingerreich offensichtlich Richtung Warschauer Pakt hin zerbröselt - zumindest heuer. Kleinere Blöcke habe ich in die Tabelle gar nicht erst aufgenommen, die Zeile „Summe“ entspricht also nicht der Gesamtpunktezahl des heurigen Song Contest.

Klarer wird das Bild schon, wenn man die Blöcke von Gatherer vergißt und sich auf die einfache Formel „Ost- gegen Westeuropa“ konzentriert:

Punkte an: Punkte von:
Ost West Summe
Ost 1381 816 2197
West 69 170 239
Summe 1450 986 2436

Eindeutig: Der Osten den Kontinents hat gut 95% seiner Stimmen unter sich verteilt, während die Staaten des Westens bei diesem Spiel nicht mitmachen. Sie vergeben die Stimmen nicht an westliche Teilnehmerländer, sondern ebenfalls zu einem großen Teil an den Osten. In Summe entsteht so ein deutlich spübares Ungleichgewicht. Übrigens: Der Staat, der von den 58 ihm zur Verfügung stehenden Punkten am meisten (nämlich 27) an westeuropäische Staaten vergab, war - Albanien. Zum Vergleich: Von den österreichischen Punkten wanderten 7 in den Westen, 51 in den Osten.

Erklärungen für diese Entwicklung gibt es viele (siehe die Links oben). Obwohl heuer ein Jahr war, in dem tatsächlich auch verdammt gute Songs aus dem Osten den Kontinents kamen, ist meine persönliche Befürchtung doch eine andere. Wahrscheinlich ist es nichts anderes als dumpfer, brutaler Nationalismus, der das Abstimmungsverhalten dirigiert, völlig unabhängig vom eigentlichen Song.

 
svashtara meinte am :
Gut zu wissen, dass Österreich (12p), Frankreich (8p), Finnland (12P), Belgien (7P), Deutschland (8P), Norwegen (10P), die Schweiz (12P), Holland (8P), Malta (8P) und even Schweden (10P) auch zum Balkan gehören. Balkan across Europe, sonst geht die Rechnung nämlich nicht auf.
Nein! Marija hat gewonnen, weil der Song nunmal so gut war, das alle teilnehmenden Länder, bis auf fünf (davon 3 aus dem Südosten übrigens), ihnen hohe Punktwertungen gegeben haben. 
ossi1967 antwortete am :
Die Rechnung geht schon auf, keine Angst

Man muß halt Tabellen auch lesen und interpretieren können. Die von Dir genannten Einzelergebnisse stehen nicht im Widerspruch zur statistischen Auswertung.

Warum Marija gewonnen hat, weiß ich nicht. Vielleicht war der Song ja wirklich gut; ich weiß es nicht, ich habe ihn schon wieder vergessen. Was ich nicht vergessen kann ist die serbische Flagge, die die Background-Sängerinnen auf die Bühne zerren mußten… oder auch die Aussage von Marija: „Ich bin stolz, Serbin zu sein!“ - Bei so viel primitivem Nationalismus wird mir schlecht.

 
svashtara antwortete am :
Ich bin auch stolz, Serbin zu sein!
Was ist daran denn bitte primitiv?
Darf ich dich in diesem Zusammenhang an letztes Jahr erinnern, wo es kaum einen Deutschen gab, der nicht stolz sein Fähnchen fuhr?
Was wirklich primitiv ist, sind die haufenweisen geschmacklosen Kommentare ungezählter beleidigter Verlierer hier in Deutschland zur Sängerin und ihrer Performance.
Natürlich muss man dir zugute halten, dass du offenbar nicht so viel von Musik verstehst, dafür aber umso mehr von Statistiken. Bei mir primitiver Serbin ist das natürlich genau andersherum. 
ossi1967 antwortete am :
Es ist primitiv

Auf seine Staatsbürgerschaft stolz zu sein, ist nun mal primitiv. Das sind nur die Leute, die sonst nix haben im Leben, worauf sie stolz sein könnten. Deswegen sind sie dann halt stolz, Deutsche/Serben/Polen/Chinesen/… zu sein und schlagen sich gegenseitig die Schädel ein, weil blöderweise die Dumpfbacken bei „den anderen“ auch stolz auf ihre Staatsbürgerschaft sind.

PS: Von Musik kann man nix „verstehen“, Musik ist Geschmackssache und nicht nach objektiven Kriterien zu beurteilen.

 
svashtara antwortete am :
Nein, ist es nicht!
Ich bin ja auch nicht auf meine Staatsbürgerschaft stolz, sondern auf mein Land, auf seine Schönheit, auf seine Menschen, seine freundlichen Seiten.
Stolz auf sein Land zu sein, hat nichts mit Hass zu tun, du verknüpfst es damit, und das ist primitiv. Aber du kannst dir das nicht vorstellen, oder? Dass man stolz sein kann, ohne zu hassen.
Für dich ist das offenbar untrennbar miteinander verbunden.

P.S.: Geh mal in die Musikhochschule mit deiner Behauptung, von Musik könne man nichts verstehen, sie sei Geschmackssache und nicht nach objektiven Kriterien zu beurteilen. Schau mal, wie deine Ansicht dort aufgenommen wird. 
ossi1967 antwortete am :
Sorry, das wußte ich ja nicht!

Ach so ist das! Sorry, ich wußte nicht, daß Du für die Schönheit Deines Landes verantwortlich bist, daß Du die Menschen so erschaffen hast, wie sie sind, daß Du die freundlichen Seiten dieses Landes entwickelt hast.

Wenn das alles Dein Verdienst ist, darfst Du natürlich mit Recht stolz darauf sein!

Weißt Du, die meisten Menschen, die ich kenne, sind einfach nur Stolz auf das Land, in dem sie halt zufälligerweise geboren wurden (was ja an sich keine Leistung ist). Und das ist halt irgendwie ziemlich armselig.

PS: Ich hatte die erste Diskussion zum Thema „objektive Kriterien für Qualität von Musik“ vor ca. 20 Jahren. Seither bitte ich jeden, der behauptet, ich sei im Unrecht, mir die Kriterien doch einfach zu nennen. Leider konnte das bisher keiner. Da Du aber offenbar Fachfrau auf diesem Gebiet bist, wirst Du sie mir sicherlich aufzählen können.

 
svashtara antwortete am :
Ja, genau!
Du hast es total erfasst!
Was langsam wirklich lächerlich wird, ist eigentlich nur, dass ich diese Diskussion mit einem Österreicher führe. Und wenn die meisten Menschen, die du kennst, armselig sind, dann empfinde ich echtes Mitleid.
P.S.: Wow, wenn du deine erste Diskussion zum Thema "objektive Kriterien für die Qualität von Musik" schon vor 20 Jahren geführt hast, und niemand dir auch nur ansatzweise etwas von Harmonielehre, Tonlagen und Rhythmen erzählen konnte, mit wem wirst du dann wohl diskutiert haben?!? 
ossi1967 antwortete am :
Ein bißchen Ösi-Bashing?

Was langsam wirklich lächerlich wird, ist eigentlich nur, dass ich diese Diskussion mit einem Österreicher führe.

Schön, daß wir keine nationalistischen Vorurteile haben, gell? Ansonsten Danke ich Dir für Dein aufrichtig empfundenes Mitleid für die Kommentare hier.

Und zum Musik-PS: Das war aber jetzt nicht die Liste mit den Kriterien, oder?

 
svashtara antwortete am :
Was trifft es dich?
Vielleicht liest du dir meinen letzten Kommentar in Ruhe noch einmal durch oder lässt ihn dir von jemandem erklären. Irgendwie hast du da wohl was missverstanden.

Zum Musik-PS: Mir sind in fünf Minuten immerhin mehr Kriterien eingefallen als dir in 20 Jahren. Worüber beschwerst du dich eigentlich? 
ossi1967 antwortete am :
Kein Mißverständnis

Na, paßt schon, wir verfolgen Deine Kommentare hier eh gemeinsam und diskutieren eventuelle Auffassungsunterschiede aus, wenn wir mal wo nicht folgen können. ;-)

ad Musik: Warum nennst Du die Kriterien nicht, wenn sie Dir einfallen? Bisher kam da nix. (Außer Du erzählst mir jetzt, „Rhythmus “ sei ein Kriterium für gute Musik … dann haben wir aber sehr viel sehr gute Musik. Verdammt viel. Weil so wahnsinnig viele Songs ganz ohne Rhythmus fallen mir jetzt spontan nicht ein.)

 
svashtara antwortete am :
Ja, überraschenderweise ist Rhythmus ein objektives Kriterium für gute Musik. Mit der Faust auf die Tischplatte zu trommeln, macht halt noch keinen guten Rhythmus aus.
Schau, ich freue mich ja, dass ihr da, wo immer ihr euch befindet, offenbar so unterbeschäftigt seid, dass euch meine Kommentare als willkommene Abwechslung zum tristen Arbeitsalltag vorkommen. Das ist bei mir ja im Prinzip nicht anders.
Nur, unabhängig davon, was ich dir hier hinschreibe, du wirst immer widersprüchlich kontern, ohne auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen zu wollen, dass das, was ich schreibe, vielleicht doch nicht so primitiv ist. So etwas nennt man dann zwanghafte Intoleranz - und die ist tatsächlich international. 
ossi1967 antwortete am :
Oha... guter Rhythmus also

Ach sooo. Du meinst also nicht einfach nur Rhythmus, Du meinst guten Rhythmus. Das ist natürlich ganz objektiv, klar - oder, halt, Moment mal, wenn mit der Faust auf die Tischplatte zu trommeln nicht ausreicht, was reicht dann aus? Gibt es vielleicht ein objektives Kriterium dafür, was guter Rhythmus ist? Sonst kann guter Rhythmus ja auch kein objektives Kriterium für „gute Musik“ sein … *seufz*

Übrigens ist das, was Du schreibst, gar nicht primitiv (abgesehen vielleicht von Ausrutschern wie Okay, ich bin Serbin, okay, ich halte immer zu Serbien, okay, das wird sich nicht ändern, solange ich atme - das ist schon hart an der Grenze). Ich finde Nationalismus und Nationalstolz primitiv (das sind so dumpfe Urinstinkte aus der Steinzeit), das heißt aber noch lang nicht, daß ich Dich oder Deine Beiträge für primitiv halte. Das sind schon zwei verschiedene paar Schuhe, bitte also nicht durcheinanderbringen.

 
Deep_Blue meinte am :
Endlich
wieder ein Songcontest-Thema.

Ist mir schon richtig abgegangen :-) 
ossi1967 antwortete am :
Ich weiß

Ich habs ja auch extra für Dich reingestellt. Man sich ja mit der zentralen Einsatzplanung gut stellen. ;-)

 
Deep_Blue meinte am :
Schlimm
das du so denkst !

Jedes Volk der Welt ist einzigartig und hat auch das Recht, darauf stolz zu sein.
Was ist schlecht daran ?

Natürlich sind die Verantwortlichen bestrebt, einen Bevölkerungseinheitsbrei zu schaffen, weil dieser ja noch leichter zu manipulieren und auszunehmen ist.

Siehe Europäische Union.

Aber du bist ja auch davon überzeugt, dass durch die Einführung des Euros nichts teurer geworden ist.

Die Gehirnwäsche wirkt offensichtlich besser als angenommen. 
ossi1967 antwortete am :
Volk???

Na komm, jetzt wirds aber ungustiös. Was ist denn jetzt wieder ein „Volk“? Zu welchem „Volk“ gehörst denn Du? Sieht man die Volkszugehörigkeit irgendwo? Vielleicht eintätowiert am Unterarm? Das wär nämlich praktisch, weil es sonst kaum echte Anhaltspunkte gibt. Typischerweise kommt ja der Opa mütterlicherseits aus Slowenien, der Opa väterlicherseits aus Tschechien und die Oma väterlicherseits aus Ungarn. Da kann man schon mal den Überblick verlieren, wenn man so ganz spontan und unvorbereitet stolz zu sein hat.

 
Deep_Blue meinte am :
Man lernt nie aus !
Der ESC hat also etwas mit Musik zu tun !! ??

Wäre mir so, gar nicht aufgefallen. :-) 
kandisin antwortete am :
nationalstolz
also im grunde bin ich auch stolz, österreicherin zu sein. das hat aber so was von überhaupt nichts mit nationalismus zu tun. - das heißt ja nicht, dass ich andere länder nicht akzeptiere. 
ossi1967 antwortete am :
@kandisin

Nationalismus bedeutet ja auch nicht, daß man andere Länder nicht akzeptiert.

 
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