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Happy Birthday, Richard M. Stallman!

Richard M. Stallman: Happy Birthday! Hab ichs doch fast übersehen! Richard Matthew Stallman, kurz RMS genannt, feierte gestern seinen 60. Geburtstag. Alles Gute! Happy Birthday! Joyeux anniversaire! Feliz cumpleaños! Selamat ulang tahun!

RMS ist mein Idol und Held. Er war es, der in den 1980er-Jahren den Grundstein für alle Systeme gelegt hat, die heutzutage von den meisten Menschen unrichtigerweise unter dem Begriff „Linux“ zusammengefaßt werden. Ohne RMS hätte ich keinen Laptop mit Ubuntu, kein Nokia N9 (und davon kein N900, kein N810 etc.), keinen Netgear NAS-Server, keine A1 Media Box, … Nokia hätte keinen Browser für seine Symbian-Phones, Google weder sein Android noch ein Betriebssystem für seine großen Server, Blogger hätten kein Wordpress, File-Sharer kein BitTorrent und wir alle keinen Firefox Browser.

Hat Richard Stallman all diese Dinge erfunden bzw. programmiert? Kein bißchen, nein. Zwar ist er auch Programmierer und die von ihm entwickelten Programme sind nach wie vor Teil der meisten GNU/Linux-Distributionen. Das aber macht seine Bedeutung nicht aus.

Richard Stallman hat die Welt verändert, weil er 1983 das GNU-Projekt gegründet hat. GNU sollte oberflächlich gesehen ein Nachbau des Betriebssystems UNIX werden. Im Unterschied zu den damals existierenden kommerziellen UNIX-Varianten, die immer geschlossener wurden, sollte es aber ein freies Betriebssystem sein. „Frei“ war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz ausdefiniert. Stallman hatte nur die ungefähre Vorstellung, daß der Quelltext wieder für alle einsehbar und veränderbar sein sollte, so wie er aus der Frühzeit der Computertechnologie kannte.

Um dieses Ziel konkreter zu machen war es aber notwendig, genauer zu formulieren, was mit dem Begriff „frei“ gemeint war. Dazu schrieb er 1985 zunächst das GNU-Manifest als ideologische Grundsatzerklärung und 1989 dann seine wichtigste Arbeit, die GNU General Public License (GPL). Die GPL ist mit ihrer kleinen Schwester, der LGPL, die am meisten verbreitete Lizenz in der Welt freier Software. Zwei Drittel aller Projekte - darunter der Linux-Kernel - verwenden sie. (Zum Vergleich: Die zweitpopulärste Lizenz wird von 14% verwendet, die drittpopulärste von 8%.) 88% aller Projekte verwenden entweder die GPL oder eine mit ihr rechtlich kompatible Lizenz.

Warum ist die Lizenz so wichtig? Aus zwei Gründen:

Erstens ist die GPL auf Basis des GNU-Manifests so geschrieben, daß die wesentlichen Interessen freier Software gewahrt bleiben. Es ist zum Beispiel illegal, ein unter der GPL lizensiertes Programm zu verändern, zu verbessern und dann kommerziell zu vertreiben, ohne die eigenen Änderungen auch wieder unter den gleichen Bedingungen zugänglich zu machen. Das ist ein entscheidender Punkt, ohne den das System freier Software nie vom Fleck gekommen wäre. Ohne diese Klausel in der Lizenz wären die meisten IT-Firmen wohl der Versuchung erlegen, freie Software nur als billige Basis für proprietäre Eigenentwicklungen zu mißbrauchen … und freie Software wäre bereits kurz nach ihren Anfängen in den 1980ern wieder von der Bildfläche verschwunden.

Zweitens besteht jedes auf freier Software aufbauende Gesamtsystem aus einer Unzahl von Programmen, die völlig unabhängig voneinander entwickelt werden, aber aufeinander aufbauen. Wenn jedes dieser Projekte seine eigenen Lizenz- und Nutzungsbedingungen entwirft, kommt man schnell in die Lage, daß bestimmte Kombinationen davon nicht legal verwendet werden dürfen. Die frühe Dominanz der GPL, die von vielen Projekten übernommen wurde, hat zur notwendigen Rechtssicherheit geführt und die unkomplizierte Verbreitung freier Software erst ermöglicht.

Richard Stallman ist mein Held. Nicht wegen des GNU-Projekts an sich, das zwar nach wie vor wichtig ist, aber in vielen wesentlichen Punkten unvollständig geblieben oder von moderneren Programmen überholt wurde. Er ist mein Held, weil er das Konzept freier Software überhaupt erst erdacht, ausformuliert, in eine umfassende und taugliche Lizenz gegossen und schließlich sein Leben lang kompromißlos dafür gekämpft hat. Er hat wesentlich mehr zum gesamten System freier Software beigetragen als Linus Torvalds, der rückgratlose Pragmatiker, der dafür später die Lorbeeren eingeheimst hat (und bis heute nur voll Häme und Spott von RMS spricht). Man sollte dieses Gesamtbild vor Augen haben, wenn man vom aus Stallmans Ideen gewachsenen Betriebssystem spricht. Viele nennen es einfach „Linux“, weil Torvalds die Selbstvermarktung so gut beherrscht. Andere nennen es „GNU/Linux“, um den viel wichtigeren Beitrag Stallmans nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Dieser Artikel wurde auf einem freien GNU/Linux-System geschrieben. Danke dafür, Richard. Und mit einem Tag Verspätung alles Gute zum Geburtstag!

 
schlosser meinte am :
Ein lehrreicher Sonntag.
Doch: Welches Handy erfüllt meine technischen Ansprüche und ist mit GNU/Linux ausgestattet? Hmm. Derweil probier ich das Lumia 920 aus. ;)

(P.S.: seit heute weiß ich, was ein rekursives Akronym ist. *g*) 
ossi1967 antwortete am :
Rekursive Akronyme

Rekursive Akronyme kanntest Du auch nicht? Hach, Penny. VISA ist ein rekursives Akronym („Visa International Service Association“); oder ATI („ATI Technologies Inc.“); oder PHP („PHP Hypertext Preprocessor“). Die Welt ist voll davon. :)

Welches Handy Deine technischen Ansprüche erfüllt? Na wenn Du derzeit mit einem Lunatic 920 auskommst, sind die Ansprüche ja nicht gar so hoch. (Wie wir heute festgestellt haben funktioniert nicht mal Copy&Paste auf dem Klumpat.) *LOL*

 
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