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Saddam: Das Imperium frißt seine Kinder

Saddam ist tot und begraben. Die Überraschung über das Urteil und seine Vollstreckung mag sich in Grenzen halten. Daß die USA damit aber ein Beispiel dafür gegeben haben, wie sie mit ihren Handlangern und engsten Verbündeten umgehen, muß vielleicht erst wieder aus dem medialen Kurzzeitgedächtnis ausgegraben werden:

Vor 1991 war Saddam Hussein nämlich keineswegs der böse Diktator. OK, vielleicht war er der böse Diktator; für den Westen war er aber hauptsächlich ein braver und linientreuer Verbündeter in einer politisch sensiblen Region, auf den man sich verlassen konnte. Der Artikel „USA: Medien und Regierung vertuschen ihre kriminellen Geschäfte mit Saddam Hussein“ ist nur einer von vielen, die die Verstrickungen beschreiben.

Erst als man nach dem Wegfall der kommunistischen Weltmacht Saddams Dienste nicht mehr benötigte, ließ man ihn ins Messer laufen: Noch unmittelbar vor dem Angriff des Irak auf Kuwait wurde ihm seitens der Vereinigten Staaten signalisiert, man werde sich in Grenzstreitigkeiten in der Region nicht einmischen, die USA hätten keinerlei Verteidigungsabkommen mit Kuwait und keine besonderen Verteidigungs- oder Sicherheitsverpflichtungen gegenüber Kuwait (siehe Irak-Krieg). Seither ist er der Bösewicht.

Der seltsame Ablauf des Prozesses gegen den früheren Machthaber im Irak, die eigenwillige Wahl des ersten Anklagepunktes, ist dann nur noch ein vergleichweise unbedeutender Anhang. Der Kommentar „Im Schatten des Galgens“ beschreibt ihn dennoch lesenswert.

Bleibt die Erkenntnis: Die westliche Welt geht mit ihren Freunden nicht besonders zivilisiert um. Ob die heutigen Verbündeten der USA auch einmal von Amerika gestürzt und gehenkt werden? Tony?