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Hernals: Der männlich kodierte Raum

Chrstian Messner: Textile TexteVor einiger Zeit haben Lausbuben den Alszauberbrunnen am Elterleinplatz verunstaltet, an dem ich fast täglich vorbeigehe. Dachte ich wenigstens. Stutzig wurde ich, nachdem ich nach einigen Tagen feststellen mußte: Die MA48 hat die Fetzen dort immer noch nicht weggeräumt. Ganz im Gegenteil: Rundherum lagert sich immer neuer Abfall ab.

Seit heute weiß ich: Das ist Kunst und wird von mir bezahlt. Tatort Hernals nennt sich das Ding insgesamt, und die - wie soll ich sagen? - „Installation“ (?) am Elterleinplatz läuft unter dem Titel Textile Texte. Das alles wäre ja eigentlich nur zum Kopfschütteln. Richtig zum Schenkelklopfen wirds dann aber, wenn man die (unbedingt notwendige!) Erklärung zu der ganzen Aktion im Internet liest. Ich zitiere Auszugsweise:

„Urban knitting“ - das Umstricken von Strassenmasten [sic!], Laternen, Fahradständern [sic!] und anderen Teilen im öffentlichen Raum - ist eine Antwort auf die entmenschlichte Qualität urbaner Umgebung, dem anonymen Einheitsbrei von grau in grau, in dem jede/r temporär zu Gast ist aber keine bleibenden Spuren zurücklassen darf. Die Farbflecke sind Irritationen und regen zum Nachdenken darüber an, wie die Stadt aussieht, und wie sie aussehen könnte.

Menschen gestalten den öffentlichen Raum und nehmen Platz ein. Indem die Künstlerinnen Objekte einstricken, einknüpfen oder einwickeln, erobern sie den primär männlich kodierten öffentlichen Raum.

Textile Gestaltungsschwerpunkte sollen an öffentlichen Knotenpunkten des Bezirkslebens gesetzt werden.

Abgesehen davon, daß Leerfloskeln wie „zum Nachdenken anregen“ mich mittlerweile ebenso zum Zuschlagen anregen wie „am Ende des Tages“ und „Markenwerte“ … Wieso können diese sogenannten „Künstlerinnen“ nicht einfach sagen, was sie wollen, wenn ihr „Kunstwerk“ schon nicht selbsterklärend ist? Im Idealfall müßt man ja dran vorbeigehen und sich dann irgendwie denken: „Ah! Aha! Ja, wenn man die Sache so sieht …“. OK, das können die nicht, dazu fehlt ihnen die künstlerische Begabung. Dann sollen sie doch, bitte, einfach einen Artikel im Bezirksblatt schreiben. Oder besser: schreiben lassen (siehe Zitatsammlung oben - schreiben gehört auch nicht zu ihren Stärken). Und: Was heißt eigentlich primär männlich kodierter öffentlicher Raum? In welcher Welt leben die? Wenn sie was sagen wollen, sollten sie nicht eine Sprache verwenden, die das p.t. Publikum auch versteht?

Apropos p.t. Publikum: Dieses besteht am Elterleinplatz nun mal (und das soll nicht abwertend klingen, ist halt einfach so) aus der sich täglich dort versammelnden Langzeitarbeitslosigkeit des Balkans. Ich glaub die sitzen dort, schauen den Künstlerinnen beim Umkodieren des öffentlichen Raums zu und denken sich schmunzelnd: „Na schau. Jetzt haben auch die österreichischen Frauen begriffen, daß sie als Automechaniker nicht glücklich werden. Stricken liegt ihnen doch viel mehr. Sie müssen zwar noch viel üben, wie man sieht, aber irgendwann wird ein Mann daran seine Freude haben.“

Mr. Blue, your turn. *LOL*

 
schlosser meinte am :
Vielleicht...
...aber war die Installation eine Huldigung an den 18. Juni 1982.
Also ein Burzltagsgeschenk! :) HAPPY BÖRSDAY, Oskarhase! :)))) 
ossi1967 antwortete am :
Auspacken

Wenn ein Geschenk ist, wirds ja spätestens heut Zeit, den Brunnen wieder auszupacken. :/

Aber artigdankesag für die Burzltagsgratulationen.

 
Deep_Blue meinte am :
Was du vergessen hast zu erwähnen
Ich lass mich in den Hals stechen, wenn diese ultralinke "Kunst" nicht wieder mit
Tausenden von Steuergeld-Euros gesponsert wurde.

Weil auf eigene Rechnung werden sie sich ja den Stoff nicht gekauft haben :-))

Ich könnte kotzen, wenn ich sehe was das linke Gesindel in der Stadtregierung unter Kunst versteht und mit meinem Geld fördert.

Ich trete jetzt den Grünen bei, kauf mir einen Hund, lass ihn auf den Gehsteig schei..., erkläre ihn zum Aktionskünstler und suche um eine Förderung an.
Wetten, ich bekomme die Kohle :-) 
ossi1967 antwortete am :
Ich habs sogar ausdrücklich erwähnt:

… und wird von mir bezahlt.

Damit meinte ich natürlich, daß das ganze z.T. mit öffentlichen Mitteln finanziert wird. Unter Partner/Sponsoren werden unter anderem aufgelistet:

  • MA 7 („Wien Kultur“)
  • MA 25 („Gebietsbetreung Stadterneuerung“)
  • 17. Bezirk

Daneben gibts aber auch noch andere Sponsoren, wie z.B. die als linkslinke Vorfeldorganisation bekannte Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.

Also: Nein, Du mußt Dich nicht verstümmeln, natürlich wurde das geschmackvolle Strickwerk mit Deinem Geld finanziert. (Herzlichen Dank auch dafür!) - Wogegen ich allerdings heftig protestieren muß ist die Bezeichnung das linke Gesindel in der Stadtregierung. Es gibt in Österreich keine wirklich linken politischen Kräfte mehr, umso weniger in Wien. Die SPÖ, vor allem die Wiener SPÖ, ist viel zu sehr auf die Stimmen erzkonservativer Senioren angewiesen, als daß sie sich linke Politik leisten könnte. (Vor allem sind Menschen, die sich zu den Schaltstellen der Macht hochschleimen, von ihrer Persönlichkeitsstruktur her niemals für linke Politik geeignet; unabhängig davon, in welcher Partei sie sind.) Die SPÖ steht irgendwo leicht rechts der Mitte. Die Grünen sind ziemlich genau in der Mitte, leisten sich aber hin und wieder ein paar seltsame Pausenclowns für die Showacts zwischendurch. Denen hängt man dann das Attribut „links“ um, weil sich keiner öffentlich sagen traut, was sie wirklich sind.

Also: Ja, öffentlich finanziert. Nein, kein linkes Gesindel. Was dann? Gute Beziehungen wahrscheinlich. Oder unfähige Regionalpolitiker_innen, die noch nichts geleistet haben und sich irgendein Projekt aufschwatzen lassen, damit sie wenigstens 1x in ihrer Karriere im Bezirksblatt Erwähnung finden. Die Erklärungen sind viel simpler, als man denkt. Mit links/rechts hat das idR nichts zu tun. ;)

 
Monika Herschberger (Gast) antwortete am :
Steuergeld und Gratisarbeit
Hallo!

Über Kunst lässt sich je bekanntlich streiten - ihre Meinung sei Ihnen deshalb unbenommen.Zum Thema Steuergeld möchte ich mal ergänzen: wir sind eine Gruppe von KünstlerInnen, die seit einem halben Jahr gratis bzw. "ehrenamtlich" arbeiten um ein Festival auf die Beine zu stellen. Aus Spaß und Engagement. (Die Förderungen decken die Unkosten)


mfG

Monika Herschberger
Kulturnetz Hernals 
Monika H. (Gast) antwortete am :
Beitrag gelöscht?
Finde es ja interessant, dass mein Beitrag von vorhin gelöscht wurde - obwohl ich eine vom Team von Kulturnetz Hernals bin und es eigentlich fair wäre, Kommentare zuzulassen. Es kann natürlich auch ein Serverfehler gewesen sein...

mfG

Monika H. 
ossi1967 antwortete am :
Yup

Über Kunst läßt sich streiten - meist nur mit den Künstlern, aber immerhin.

Die Behauptung einer persönlichen Bereicherung, so wie Sie es offenbar verstanden haben, stand nicht im Raum. Lediglich die Tatsache, daß Steuermittel aufgewendet wurden, habe ich betont. Das ist ja auf der Homepage so nachzulesen.

Beiträge werden hier nicht einfach so gelöscht (wir sind ja nicht auf dasfaschblatt.at). Es ist nur so, daß Kommentare nicht registrierter Gäste erst manuell freigeschaltet werden müssen: Ich hätte sonst mehrfach pro Tag irgendwelche verlockende Angebotslisten mit Markenuhren, garantiert biologischen Potenzmitteln und unglaublich günstigen Kreditmodellen hier stehen, allesamt in kaum verständlichem Englisch. Das mag ich nicht.

Und nachdem wir das alles geklärt haben: Was bedeutet männlich kodierter öffentlicher Raum in verständlichen Worten? Und was tut temporäres Strickwerk dagegen? Gibts diesbzgl. auch Pressetexte, die verständlicher verfaßt sind? Oder richtet sich die Gschicht ohnehin vornehmlich an die Leute, die tagtäglich mit solchen Begriffen hantieren?

 
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