Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Web-2.0-mania Casting

Hab ichs doch glatt verpaßt: Da ist eine Veranstaltung zu meinem Lieblingsthema „Web 2.0“ bei mir in der Firma, und ich kriegs nicht mit! (Wahrscheinlich hab ichs ja auf dem Weg zum Mittagessen sogar aus dem Augenwinkel heraus wahrgenommen und bin nur nach dem Motto „Augen zu und durch“ vor den vielen schicken, modernen Menschen davongelaufen.)

Anyway: Internet (Web 1.0, wohlgemerkt) und Michael Schuster sei Dank konnte ich mir jetzt eines der Highlights als Video-Stream ansehen: Die Podiumsdiskussion „Web 2.0 und Multimedia – Wie verändern Web 2.0 und Social Software die Medien?“. Mit viel Mut und gestärkt von der Gewißheit, daß ich jederzeit den Stecker ziehen kann, habe ich mir dieses … dieses Ding ohne Namen jetzt in voller Länge reingezogen. Es ist ein bißchen wie ein Starmania-Casting: grauenerregend, schlecht und peinlich, aber man kann einfach nicht wegschauen.

Unbestrittener Star war von Anbeginn an Moderatorin Elisabeth „Okayyy“ Gardavsky, die mit „Web 0.2“ und der Frage „Wieviel Breitseite braucht man dafür?“ (gemeint: „Welche Bandbreite …“) mühelos die ganze angetretene Expertenrunde an die Wand spielte.

Rainer Grünwald (Chefredakteur e-Media) hätte mir dann fast ein bißchen den Spaß verdorben: Er hat nämlich gleich in seinem Eingangsstatement Wahrheiten verbreitet, die man unter dem Titel „Web 2.0“ einfach nicht hören will: daß die ganze Interaktivität absolut gar nichts Neues ist; daß das Internet immer schon von allen seinen Nutzern gespeist wurde; daß sich im Usenet bereits „soziale Netze“ gebildet haben, wie die versammelten Web 2.0-Gurus noch in die Windeln geschissen haben. (OK, letzteres hat er ganz so drastisch nicht formuliert, aber doch sehr laut gedacht.) Das ist einfach uncool, aber ur! Nein, da wollten alle schnell weiter. Grünwald durfte daher nur sehr kurz reden und zur Strafe dann lange gar nicht mehr.

Lustiger war schon Michael Rossipal (Gesamtleitung für Multimedia, Verlagsgruppe News). Der war ganz aufgeregt darüber, daß Leute jetzt mit Web 2.0 auch andere Möglichkeiten der Kommunikation mit ihrer Zeitung haben als den Leserbrief. Und außerdem ist an Web 2.0 so richtig arg spannend, daß es keine fixen Erscheinungstermine gibt. Die schreiben da einfach was, und dann ist es online. Sapperlot! Ach ja, und jetzt, im Web 2.0, stellen auch User private Inhalte ins Netz und man kann Urlaubsfotos sehen und etwas über das Hobby lesen. Gottseidank, daß es das früher nie gab, hab ich mir da gedacht. Man hätt am Ende was über mich auf meiner Homepage erfahren.

Typisch öffentlich-rechtlicher ORF: schicken die zu dieser Diskussion doch so einen faden Typen mit Bodenhaftung. Karl Pachner ist noch dazu so lang im Geschäft, daß er schon vor dem Platzen der Dot-Com-Blase an den gleichen Podiumsdiskussionen teilgenommen hat. Behauptet der doch glatt, User Generated Content (wenigstens die Vokabeln du jour hat er gelernt) wäre keine Web 2.0-Erfindung, sondern würde auch „offline“ funktionieren, zum Beispiel in Form der „Ö3ver“ beim Ö3-Verkehrsservice. Er traut sich auch, die Frage nach der inhaltlichen Relevanz der -zig Millionen Web 2.0-Egotrips in den Raum zu stellen. Außerdem rechnet er ständig so lästig rum, ob so Community-/Social-Network-Services denn auf Dauer wirtschaftlich zu führen wären; wer denn für sein eigenes soziales Netzwerk zu zahlen bereit wäre … Trantüte! Langweiliger Realist! Schnell weiter.

Markus Raith von Vorarlberg online hilft, wo er helfen kann. Ich für meinen Teil zum Beispiel kenn mich ja nie aus, was Web 2.0 eigentlich ist. So überhaupt und allgemein. Also die Sache ist jetzt die, sagt Markus Raith: Vorarlberg Online hat von Anfang an immer schon auf den Communitygedanken gesetzt. Und jetzt nennen sie das halt Web 2.0. Und sie haben jetzt auch ein online-Kartenspiel, das ist auch im Web 2.0-Projekt. Und so etwas wie flickr wollen sie jetzt auch machen launchen, obwohl: Auf flickr findet man schon über 4.000 Fotos mit dem tag „Bregenz“. Und das ist schon auch sehr viel. (Ich finde übrigens nur 872 Fotos mit dem tag „Bregenz“ auf flickr - ich glaube halt aber auch nicht an Web 2.0.)

Von knallgrau saß dann noch Dieter Rappold am Podium, der zunächst recht unspektakulär und souverän darlegte, wie der Onlinebereich einen immer größeren Anteil am gesamten Medienkuchen ergattert. Die hypnotische Kraft schöner New-Economy-Worthülsen hat meine Aufmerksamkeit dann aber immer mehr auf seine angenehme Stimme und sein sympathisches Lächeln gelenkt … Ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat. Ich kann nicht so schnell languages switchen, da verliere ich irgendwann auch den trust in den content. Wahrscheinlich bin ich als Mensch für so etwas noch zu sehr „1.0“. (Wer ebenfalls „Mensch 1.0“ ist, kann in diesem Blog-Eintrag fast ohne Newspeak lesen, worum es ihm in etwa ging.)

Wieder eingestiegen bin ich bei Rainer Grünwalds bissiger Erwähnung des Mediums „Telefon 1.0“, über das seine Redaktion nach seinen Angaben immer noch erreichbar ist. Ich bin versucht, es an seinem persönlichen Anschluß zu versuchen. Der Mann hat mir imponiert. Ansonsten wenig Neues am Podium, nur die Bestätigung dessen, was wir bereits vorher wußten: Es gibt kein Web 2.0. Aber es macht immer wieder enormen Spaß, den Fachleuten zuzuhören.

Und: Wer wie ich eine Schwäche für Nachmittags-Talkshows und Reality-TV hat, sollte den Stream ansehen. Kultpotential ist sicher vorhanden.

 
Deep_Blue meinte am :
Schöner Bericht !
Ich verstehe zwar grösstenteils nur Bahnhof, aber ich muss ja nicht wirklich alles verstehen.

Ossi mit diesen intelektuellen Themen wirst du keine Besuchslawine produzieren.

Meine "ORF-Beschwerde" hat alleine im September 256 Google Anfragen ergeben. Du siehst, Proleten stehen hoch im Kurs !! :-)) 
ossi1967 antwortete am :
Keine Sorge

Ach, da mach Dir mal keine Sorgen. Ich komme meinem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag nach und bringe trotzdem noch jede Menge Unterhaltung für die Massen unter:

Google empfiehlt mein Blog zu Themen wie „Robbie Williams nackt“, „onanieren“, „Star Trek remastered“, „nackt im Büro“ (ich frag mich immer noch, was die Leute da eigentlich suchen) und „Hopfingerbräu Berlin“. Und die Kombination all dieser Begriffe auf dieser Seite wird die Quoten jetzt nochmal extra in die Höhe treiben.

Du siehst: Auch so ein Qualitätsblog wie meines hat dem einfachen Mann von der Straße viel zu bieten. ;-)

 
Deep_Blue meinte am :
Warum hast du eigentlich keinen Counter auf deiner Seite ?? 
ossi1967 antwortete am :
Hab eh zwei
Blogcounter und anormal-tracker laufen ja eh mit. Sonst wüßt ich ja nicht, über welche Suchbegriffe mich die Leut finden. 
Deep_Blue antwortete am :
ichm einte, warum man den a-normal tracker auf deiner page nicht sieht, so wie bei mir.

manchmal drücke ich mich ein wenig falsch aus :-)) 
ossi1967 antwortete am :
Schwanzvergleich? Nein, danke!

Achso. Nein, diese Schwanzvergleich-Gschichtln sind nix für mich. (Einer unserer gemeinsamen Vorgesetzten hat mal gesagt, ich wäre nicht fähig, meine Erfolge richtig zu verkaufen. Das ist wohl das gleiche.) Ich zähle, weil mich die Referrer und die Browser bzw. Betriebssysteme interessieren; ein bißchen auch, weil ich wissen will, wer wie oft auf mein Blog schaut. Aber ich geb das Zahlenmaterial nur hin und wieder und dann gefiltert raus.

 
Markus.Hofstädter meinte am :
ja was hast du erwartet?
...von einer veranstaltung zu diesem thema bei uns im haus? ;-) jaaa, die telekom möchte eben auch ein stück vom großen web 2.0 kuchen haben und da man hierzulande eben noch nicht mitbekommen hat, was das eigentlich heißt, versuchen sich dann eben ein paar experten an einer definition und ihrer eigenen interpretation, was das für die zukunft bedeuten könnte.

ich hätt's mir trotzdem gerne angehört, war aber leider (eh kloa *grml*) urlaubsbedingt verhindert. somit warst du nicht der einzige, falls dich das beruhigt.

p.s. ich wußte gar nicht, dass du so ein passionierter schreiber bist... 
ossi1967 antwortete am :
Nee, nö?

Schon wieder ein bloggender Kollege. Muddi kricht die Krise. (Siehe auch hier und hier, das sind alles „unsrige“ … Und das von der Xindl kennst ja wohl eh *g*)

Soviel zum Thema

p.s. ich wußte gar nicht, dass du so ein passionierter schreiber bist…

Wußte ich ja von Dir auch nicht. Bisher. Daß Du mich allerdings ausgerechnet mit dem Suchbegriff „Starmania“ findest, irritiert mich jetzt doch irgendwie. Also nicht so sehr daß Du danach suchst, eher daß ich unter den Treffern bin. ;-)

Inhaltlich stimmt Deine Analyse wohl großteils. Wer will nicht ein Stück vom Kuchen haben? Da kann ich mich ja nicht mal ausschließen, ich bin ja genauso. Soferns ein Schokoladekuchen ist. Mit dem sogenannten „Web 2.0“ hab ichs ja nicht wirklich.

PS: Auf den Klassentreffen-Fotos schaust Du viel relaxter aus als im Büro *LOL*

 
Markus.Hofstädter antwortete am :
eh kloa :-)
ich sags nur ungern, aber den umstand, dass ich blogge verdank ich sogar der bude (klingt blöd, ist aber so). wie soll ich denn mein baby vermarkten, wenn ichs selbst nicht versteh? ;-)
es ist mir wahrlich ein volksfest, dass nicht alle in diesem antiquariat so verstaubt sind und glauben, dass ein blog nur eine homepage ist.

jaja, nachdem mich der trubel in der firma dermaßen genervt hat, wollt ich mal die reaktionen im netz durchforsten. und siehe da - ossi lästert auch, aber eben in einem anderen zusammenhang :-) die welt ist ein dorf...

tjo, man will halt auf sich aufmerksam machen und cooool sein, auch wenn mans nicht versteht. "web 2.0" sei in diesem zusammenhang nur als marketing buzzword zu verstehen, mit dem man eben gerne um sich wirft. ich hab auch ein zeiterl gebraucht, bis ich mit dem begriff etwas anfangen konnte. in dem zusammenhang bin ich für mich zu dem schluß gekommen, dass es völlig wurscht ist, ob man jetzt von "überdrübergeil - web 2.0" oder social software (achtung, noch so ein modewort) spricht - im endeffekt weiß (fast) jeder, was damit gemeint ist.
wichtig ist ja nicht der begriff, sondern was man daraus macht...

p.s. komm ich in der firma etwa unentspannt rüber? vielleicht sollt ich ab jetzt schon in der mittagspause ein bierchen kippen...

pp.s. trotz der vielen unkenrufe muß ich aber sagen, dass zumindest an gewissen stellen in der ta das interessa am bloggen wächst - siehe bredlbloggt. das wird schon noch ;-) 
ossi1967 antwortete am :
Wir müssen reden ;-)

… es ist mir wahrlich ein volksfest, dass nicht alle in diesem antiquariat so verstaubt sind und glauben, dass ein blog nur eine homepage ist.

Also ich für meinen Teil bin fest davon überzeugt, daß es keinen definierbaren Unterschied zwischen einem Blog und einer Homepage gibt. Das, was das sogenannte „Bloggen“ aus Sicht des Users ausmacht, ist ein feines Content Management System, das ihm das Herumfuzzeln mit (X)HTML-Files und FTP abnimmt. Mehr is da nich.

… komm ich in der firma etwa unentspannt rüber?

Nö, nur abgehetzt manchmal.

vielleicht sollt ich ab jetzt schon in der mittagspause ein bierchen kippen …

Vielleicht sollten wir das mal gemeinsam tun? Und über das angebliche „Web 2.0“ philosophieren? ;-)

… siehe bredlbloggt. das wird schon noch ;-)

Ja, also, wie gesagt: Wir müssen reden. ;-)

 
Markus.Hofstädter antwortete am :
reden wir! :-)
Also ich für meinen Teil bin fest davon überzeugt, daß es keinen definierbaren Unterschied zwischen einem Blog und einer Homepage gibt.
ok, dem kann ich eigentlich nix entgegensetzen, außer dass blogs typischerweise ein paar funktionen aufweisen, die auf einer "normalen hp" im allgemeinen selten zu finden sind. rein technisch ist da wirklich nicht mehr. das format bzw. der stil der inhalte in blogs unterscheiden sich meiner meinung nach aber doch wesentlich von klassischen homepages bzw. ist die intention für das führen eines blogs (zumindest für mich) eine andere.

philosophieren ist gut, aber dazu sollten wir dann nicht die mittagspause nutzen, sondern eher eine "afterworx philosphie- und bier-runde" eröffnen ;-) hast übrigens recht - abgehetzt stimmt leider - deswegen: afterworx, da bin ich entspannter...

wie schaut denn dein wochenplan aus? 
ossi1967 antwortete am :

Ich hab mir versprochen, dieses WE nicht in meinen Kalender zu schaun. Also kann ich Dir meinen Wochenplan erst am Montag mailen. Aber es wird sich sicher was ausgehen. (Außer am Montag Abend, Mittwoch Abend und Donnerstag Abend, fällt mir grad ein.)

Was ein gemeinsames Mittagessen nicht ausschließt. Oder hast Du Angst vor der Kantine? Ist es das? Feigling! Feigling! ;-)

 
Markus.Hofstädter antwortete am :
ja, ich gestehe alles! ich habe angst, schreckliche angst vor magengeschwüren! ;-)
na rufen wir uns am montag zusammen - an der kantine wirds nicht scheitern und zeitlich wird sich auch was finden lassen.

in diesem sinne: prost, ich hör gerade ein bier schreien, das sich nach mir sehnt :-)