Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Nokias Erben II

Shuttleworth: Zu wenig Unterstützung? Vor etwa einem Monat habe ich versucht, die Betriebssysteme Sailfish (Jolla), Ubuntu for Phones (Canonical), Tizen (Samsung, Intel u.a.) und Firefox OS (Mozilla) nach meinen Kriterien zu vergleichen.

Tomi Ahonen macht jetzt das gleiche, allerdings aus einer anderen Perspektive. Er kümmert sich weniger um die inneren Werte der vier Systeme (und einiger anderer wie Windows Phone und Blackberry), sondern analysiert ihre Marktchancen. Weil sein Artikel wie üblich viel zu langatmig ist, hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Tizen: Eine sichere Bank. Tizen hat als einziges System mehr als nur unverbindliche Unterstützungszusagen von Carriern und Hardware-Lieferanten. Industriegiganten wie NTT DoCoMo, Orange, Sprint, Vodafone, Samsung, Huawei, Intel und Panasonic haben eine aktive Führungsrolle in der Tizen Association. Diese Marktmacht ist beachtlich: 40% aller verkauften Telefone weltweit kommen von den bei Tizen vertretenen Hardware-Herstellern. Die Mobilfunker im Tizen-Board versorgen in Summe 11% aller Kunden auf diesem Planeten. Ahonen traut Tizen zu, bis Ende 2013 maximal 2%, Ende 2014 maximal 5% Marktanteil erreicht zu haben. Wem das übertrieben vorkommt, der sei daran erinnert: Samsung allein hat mit Bada das am schnellsten wachsende OS überhaupt am Markt. Bada ist in 2 Jahren schneller gewachsen als iOS in seinen ersten beiden Jahren.
  • Sailfish: Ahonen hält es für unwahrscheinlich, daß Jolla mit der Sailfish-Alliance die 1%‑Marke überspringen kann; nicht 2013 und auch nicht 2014. Andererseits zielt Jolla auf das Hochpreissegment. Wenn das Spiel aufgeht, müssen sie nicht viele Handys verkaufen, um bis 2014 zu überleben. Über Carrier- und Händlerdeals hört man noch wenig: Der finnische Carrier DNA ist fix, außerdem die chinesische Kette D.Phone. Beides wird auf Dauer nicht reichen. Aber es ist mehr, als andere haben.
  • Firefox OS: Zu wenige Informationen, zu viele Unbekannte. Tomi Ahonen traut sich nicht so recht, das System einzuschätzen, gibt ihm aber gute Außenseiterchancen. Die Carrier stehen Mozilla freundlich gegenüber und signalisieren Unterstützung. Konkrete Verträge fehlen aber bisher - was sich jederzeit ändern kann.
  • Ubuntu for Phones: Hier gibts ein vernichtendes Urteil von Tomi Ahonen, das mich doch etwas überrascht hat. Immerhin ist dieses System der Liebling der Journalisten und hat Sailfish an Medienaufmerksamkeit überholt. Zentrales Argument dabei: Die Integration von Desktop und Telefon ist das Killer-Feature für Ubuntu. Ahonen sieht das anders: Die Desktop-Integration hat Windows Phone (und seinem Vorgänger) nichts genützt und war bei Symbian nicht hilfreich. (Ja, Symbian: Es gab schon vor Elop einen Nokia-Microsoft-Vertrag, der dazu führte, daß auch mein C7 perfekt in die Microsoft-Umgebung im Büro eingebunden ist.) Was hingegen hilfreich wäre: konkrete Vereinbarungen mit Hardwareherstellern und Carriern, die aber fehlen. Aus diesem Grund vergleicht Ahonen Ubuntu mit einem Sportler, der sich noch nicht einmal für den Wettkampf qualifiziert hat.
  • Blackberry und Windows Phone: Der Vollständigkeit halber beleuchtet Tomi Ahonen auch noch Windows Phone und Blackberry. Beiden gibt er kaum noch Chancen. Blackberry, so meint er, wird in einem Nischenmarkt profitabel bleiben, aber nicht mehr weiter wachsen. Windows Phone hält er für tot, sobald Nokia aussteigt (wie es die meisten anderen Hardware-Partner bereits getan haben).

Wie relevant sind Ahonens Analysen? Er wird oft belächelt, weil er in seinem Blog sehr emotional und nicht unbedingt professionell formuliert. Andererseits: Die meisten seiner Vorhersagen in Sachen Marktentwicklung treffen zu. So war er derjenige, der schon 2011 die Entwicklung der Nokia-Verkaufszahlen bis Anfang 2012 am korrektesten vorhersagte. Firmen wie Gartner, IDC oder Morgan Stanley lagen um ein Vielfaches daneben. Ich hoffe nur, daß er sich bezüglich Sailfish nicht verschätzt und daß dieses Mer-Derivat neben Tizen nicht unter die Räder kommt. Mein Sympathien liegen definitiv nicht bei Samsung und Intel. ;)

 
schlosser meinte am :
Wer ist...
...dieser Tomi Ahorn überhaupt und warum findest Du seine Meinung denn eigentlich so bemerkenswert ? 
ossi1967 antwortete am :
Tomi Ahonen

Tomi Ahonen ist Unternehmensberater und gehört zu den bekanntesten (und auch umstrittensten) Analysten in der Branche. Du findest seine Aussagen hin und wieder mal in Mainstream-Medien wie dasfaschblatt.at oder der futurezone.

Was ich an ihm mag: Er macht sich die Arbeit, wirklich unglaublich viele Zahlen zusammenzutragen und zu analysieren und zueinander in Verbindung zu setzen. Das machts interessant, seine Artikel zu lesen ·… obwohl sie wirklich manchmal eher schräg formuliert sind.

 
Deep_Blue meinte am :
Mein Sympathien liegen definitiv nicht bei Samsung und Intel. ;)

Tja, weil du es gerne kompliziert hast :-) 
ossi1967 antwortete am :
Nö, gar nicht

Wenn ichs gern kompliziert hätte, hätte ich jetzt nach meinen Linzer Erfahrungen Windows 7 als Desktop-Betriebssystem. :)

 
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