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Friendster oder FoaF: US Patent 7069308

Menschen haben Freunde. Neue Freundschaften schließt man oft, wenn man die Freunde seiner Freunde kennenlernt. In Amerika wurde diese Erfindung nun unter der Nummer 7069308 vom Online-Service Friendster patentiert. Zitat:

A computer system collects descriptive data about various individuals and allows those individuals to indicate other individuals with whom they have a personal relationship. The descriptive data and the relationship data are integrated and processed to reveal the series of social relationships connecting any two individuals within a social network. […] A communications tool allows individuals in the system to be introduced (or introduce themselves) and initiate direct communication.

Es ist dies ein weiteres, wunderschönes Beispiel für den metastasierenden US-Patentwahnsinn, erinnert mich aber ganz nebenbei an meine fast schon vergessenen FoaF-Experimente. FoaF ist eine computerlesbare Beschreibung einer Person und ihres sozialen Netzwerks, die auf dezentralen Files und offenen Standards beruht. Das Format erfüllt somit den gleichen Zweck wie Friendster&Co., ist aber nicht an einen einzelnen Anbieter und seine Datenbank gebunden. Jeder kann sein FoaF File erstellen und online zugänglich machen. Was damit geschieht, in welcher Form die Daten aufbereitet werden, ist nicht definiert und liegt in der Hand kreativer Köpfe mit eigenen Servern, etwas Programmiererfahrung und viel Langeweile. Ich selbst habe vor Jahren damit herumgespielt und eine (unvollständige und mittlerweile veraltete) FoaF-Datei auf meinem Webspace abgelegt, die von experimentellen Services wie FoaF Explorer oder FOAFMap gelesen und verarbeitet wird.

Zugegeben: Gerade Services für Soziale Netzwerke leben nicht von ihrer technischen Eleganz und political correctness, sondern ausschließlich von der Anzahl der Benutzer, die die Wahrscheinlichkeit sinnvoller Vernüpfungen erhöht. Mein FoaF-File ist eine Insel und wird es wohl auch auf Jahre hinweg bleiben, solange nicht die von mir referenzierten Personen ebenfalls ins FoaF-Netz einsteigen und ihrerseits wieder Teilnehmer mit ins Boot holen. Dennoch, gerade vor dem Hintergrund des soeben erteilten Patentes: Lieber bin ich Teil eines kleines Experimentes, das ich politisch, moralisch und technisch vertreten kann, als Benutzer eines erfolgreichen kommerziellen Social Networking Services, das aufgrund patentrechtlicher Schwierigkeiten vielleicht schon morgen seinen Betrieb einstellen muß (wie es Mitbewerbern von Friendster nun passieren könnte) und dessen Datenbestand dann unwiederbringlich vernichtet sein wird.

Übrigens: Es gibt Stimmen, die befürchten, Patent 7069308 würde aufgrund seiner allgemeinen Formulierung auch FoaF-basierende Dienste betreffen. Ich halte das für praktisch ausgeschlossen: Die Patentschrift beschreibt die Darstellung des sozialen Netzwerks von registered users. FoaF dagegen zeichnet sich gerade dadurch aus, daß es keiner Registrierung bedarf und FoaF-Services nur die im Web ohnehin frei verfügbaren Informationen zusammenbauen.
 
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