Jolla präsentiert das Sailfish OS
Jetzt wars also erstmals live und in Aktion zu sehen, Jollas „Sailfish“-Betriebssystem für Smartphones. CEO Marc Dillon hat es am Vormittag kurz vorgestellt, am Nachmittag gabs dann eine zweite (leider auch nicht wirklich lange) Präsentation dazu. Durchaus ein spannender Moment. Bisher konnte man sich ja gar nicht so sicher sein, ob dieser Nachfolger von MeeGo, dieses Enkerl von Maemo wirklich existiert. Außerdem gabs ein paar Interviews und Präsentationen rundherum, die für mich recht interessant waren. Meine persönlichen Highlights:
- Jolla hat sich endlich eine Homepage zugelegt; wurde auch Zeit!
- Ein Jolla-Handy wird
vor dem Sommer 2013
ausgeliefert. Ich hatte es früher erhofft. Naja. - Jolla verwendet zusätzlich zur nativen Qt/QML-API einen Kompatibilitätslayer für Android-Applikationen. Zwar ist über die genaue Technik nichts gesagt worden, aber die Schweizer Myriad Group wurde heute als Partner von Jolla genannt. Ich nehme daher an, daß deren Alien Dalvik zum Einsatz kommt.
- Das User Interface ist mir zu simpel, zu Apple-ähnlich. Es gibt (wie schon beim N9) keine Homescreens mit Widgets mehr, wie man sie unter Symbian, Android oder Maemo kennt. Ich konnte mich schon am N9 nicht wirklich daran gewöhnen, daß die fehlen. Mehr noch: Auch den beim N9 neu eingeführten und doch recht praktischen Event-Feed hat man wieder gestrichen. Stattdessen neu hinzugekommen ist ein Konzept, das die Bedienung der laufenden Programme direkt aus der Multitasking-Übersicht heraus erlaubt. Die Multitasking-Ansicht ist de facto der Homescreen. Einen laufenden Media-Player z.B. kann man von dort aus steuern, ohne tatsächlich ins Programm hinein zu springen. Eh lieb, aber kein Ersatz für Widgets.
- Neben den bekannten Partnerschaften in China gibt es nun auch einen ersten Deal mit einem europäischen Carrier. Der finnische Mobilfunkanbieter DNA wird Jollas Geräte in sein Portfolio aufnehmen.
- Ebenfalls erstmals als Partner genannt wurde der Chiphersteller ST Ericsson, auf dessen NovaThor-Plattform das neue Betriebssystem bereits läuft.
- Sailfish scheint unter der Haube ein stabiles und anpassungsfähiges Ding zu sein: Die Firmenchefs berichten davon, daß ihre Techniker das Betriebssystem innerhalb eines Tages auf neuer Hardware zum Laufen bringen. Das, so sagen sie, ist vor allem in den Verhandlungen mit Handyherstellern ein absoluter Vorteil. (In your face, Elop: Der häßliche Mann aus Amerika hat behauptet, er hätte MeeGo deshalb sterben lassen, weil es nur mit massivem Zeitaufwand auf neue Hardware zu portieren gewesen wäre. Bei Jolla beträgt der Aufwand eine Nacht.)
- Ich nehm den Leuten ab, daß sie es mit der Offenheit ernst nehmen. Vor allem ein Seitenhieb auf Google und Android spricht mir aus der Seele: Jolla will wirklich Open Source sein im Gegensatz zu „Source Open“. Als „Source Open“ bezeichnen sie die (bei Android übliche) Vorgehensweise, im Geheimen zu entwickeln und erst den Quellcode des fertigen Endprodukts ins Netz zu stellen. Das ist eine Augenauswischerei, die mit freier und offener Entwicklung nichts zu tun hat. Schön also, daß Jolla das anders machen will.
Open 24 hours
, heißt es auf einer Folie in der Präsentation; der gerade entwickelte Code ist immer einzusehen.
Also: Weiter aufmerksam bleiben. Fürs Christkind wirds nix mehr, aber im Juni hab ich ja Geburtstag. *gg*
*lol*
Also, ich muss sagen:
Ja, schon sehr simpel. Aber das ist einfach das, was die Leut wollen! Die Feingliedrigkeit von Symbian ist für viele Menschen zu anspruchsvoll, deshalb hat ja Apple so einen Erfolg mit seinem Deppensystem. Und was mit Meego schon vereinfacht wurde, soll offenbar mit 'Sailfish' massentauglich gemacht werden.
Die Anbiederung an Android finde ich fragwürdig, aber wie gesagt: Man will offenbar auf den großen Markt hinaus. Und da muss man kompatibel sein.
Solange dann das Endprodukt nicht ein Android-Klon ist, ists ja gut.
Das mit einem neuen Ökosystem (übrigens: Du hast das Wort nicht in den Mund genommen, konsequent Du bist! *g*) finde ich ja höchst an der Zeit, doch: Microsoft holt ja aktuell stark auf. Ein Fünfter am Markt? Schlecht wäre es nicht. Doch ein ambitioniertes Ziel, find ich. Vor allem, wenn man die finanziellen Mittel vergleicht...
ad Hardware:
Na, ich bin ja mal sehr gespannt.
Sommer 2013? *MADONNA!* Das ist ja nun wirklich noch eine Ewigkeit hin. Da sollte das Ergebnis aber dann wirklich passen... Zeit hammse ja genug. :)
Und?
Welches Handy kaufst Dir bis Sommer 2013? *ggg*
Sag nicht, die haben schon wieder ein Handy verkauft??!!
Ad Apple-Stupidity vs. Symbian-Power: Das stimmt so nicht ganz, zumindest nicht, wenn man sich die Marktentwicklung ansieht. Apple mit seinem Null-Komma-Nix-Konzept erreicht, je nach Zählweise, ca. 10%-15% des Marktes und kommt seit Jahren nicht vom Fleck. Das steht in keiner Relation zum Getöse, das die Medien um neue iPhones und iPads machen. Ja, man erhält den Eindruck, als ob Apple das Produkt für die Massen machen würde. Stimmt aber nicht. 90% wollen diese Art von Geräten nicht.
Als Gegenpol dazu gibt es das Symbian-Konzept der Homescreens und Widgets, das dann auch von Maemo und Android übernommen wurde. Dafür haben sich rund 75% der Konsumenten entschieden. Das ist die Masse.
Insofern halte ich die Entscheidungen des Jolla-Teams für sehr mutig. Ich versteh schon, daß sie bewußt etwas anderes machen mußten, um sich von den vielen Android-Herstellern abzugrenzen. Trotzdem …
Was ich noch nicht verstehe, was aber im Jolla-Umfeld eine Rolle spielen kann: Wie bei MeeGo geplant solls ja so etwas wie ein freies, offenes Grundsystem geben. Das, was wir gestern gesehen haben, also das User Interface, ist keine freie Software und wird oben drüber gestülpt. Das kann im Umkehrschluß bedeuten, daß andere Hersteller Jolla-kompatible Telefone mit einem völlig anderen UI auf den Markt bringen, so wie z.B. auch HTC eine andere Oberfläche für Android verwendet.
Mein Handy bis 2013? Naja … Das N9/C7-Gespann bewährt sich. Ich hatte mal an ein 701 als Ersatz fürs C7 gedacht, aber angeblich merkt man in der Praxis vom schnelleren Prozessor nicht so wahnsinnig viel.
Oben drüber gestülpt? Wie jetzt? Das würde ja bedeuten, dass das GRUND-Betriebssystem je nach Hersteller individuell sein kann und da drauf kommt dann Jolla? Was macht das denn für einen Sinn? :-§
Das User Interface ist drübergestülpt, hab ich gsagt. Lies mir halt zu, Oida! Das Betriebssystem drunter ist immer gleich. (So hab ichs verstanden. Wirklich exakte Infos dazu sind rar.)
Das mit 90% wollens nicht
ist einfach so. Marktforschung. Man weiß ja anhand der Verkaufszahlen, welchen Marktanteil Apple hat. (Du schaust wahrscheinlich auf der Straße immer nur den Leuten nach, die a Handtascherl und an Schal und a iPhone haben. Daher das verzerrte Bild.)
Jolla:
