Telekom-Liberalisierung: Der Schuß in den Ofen
Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zeigt: Seit 1998 ist die Gesamtanzahl der Beschäftigten im Telekom-Bereich gesunken, Tendenz weiter fallend. Parallel dazu gehen, und das ist besonders erschreckend, die Investitionen zurück. Wir erinnern uns: Man hatte uns versprochen, daß durch Liberalisierung und Privatisierung der Konkurrenzkampf entfacht würde. Dieser Konkurrenzkampf sollte, so die Politik damals, über Investitionen in neue Produkte und Technologien geführt werden und damit viele neue, bunte Arbeitsplätze schaffen.
Daß ein weiteres Versprechen bezüglich der Liberalisierung, nämlich sinkende Kosten, nicht eingehalten wurde, habe ich in diesem Blog bereits einmal erwähnt: Schon 2001 war einer Veröffentlichung der Statistik Austria zu entnehmen, daß die privaten Haushalte rund doppelt so viel für Telekommunikation ausgeben wie vor der Liberalisierung.
Im Ergebnis bedeutet das: Die Konsumenten zahlen deutlich mehr als früher, die dadurch steigenden Umsätze kommen aber ausschließlich den Unternehmen und ihren Aktionären zugute. Es gibt keinen Wettbewerb über Innovation und Qualität, die Investitionen (und damit auch die Servicequalität) gehen zurück und die Anzahl der Beschäftigten sinkt kontinuierlich.
Es war mir ein Bedürfnis, diesen Kurzüberblick am Tag des Börsegangs der gelben Post zu geben. Schließlich stehen wir ja auch in diesem Sektor vor einer „Liberalisierung des Marktes“.
Ich glaube sofort, dass ins Festnetzt kaum mehr investiert wird, aber zählen die Investitionen von UPC beispielsweise dazu? Was ist mit den Investitionen der Mobilfunker? UMTS?
Dass weniger Leute in der Branche arbeiten, finde ich interessant. Wenn man bedenkt, dass das, was früher ein Unternehmen geleistet hat, jetzt wahrscheinlich insgesamt über 100 (1000?) Firmen abwickeln und trotzdem sind weniger Leute beschäftigt!? Das wundert mich schon alleine, wegen dem Verwaltungs- und Management Overhead.
Dass die Gesamtausgaben der Konsumenten gleich geblieben sind, wundert mich aber am allerwenigsten, denn früher hab ich mich deppat gezalt, damit meine Daten per BTX hereingetröpfelt sind, jetzt hab ich eine Breitband-Standleitung, zwei Handies und Festnetz. Dafür hätte ich vor 10 Jahren wahrscheinlich monatlich so um die 20.000 Öslinge oder noch mehr gezahlt.
Insofern: Ich zahl immer noch ca. 140 €, hab aber einen himmelhoch höheren Servicelevel. Also auch da: Äpfel mit Birnen?
Es wurde die gesamte Branche herangezogen - also alle Unternehmen, die laut RTR Telekommunikationsdienstleistungen erbringen. Damit sind selbstverständlich alle Mobilfunkanbieter und auch UPC mit umfaßt. Warum deswegen Äpfel mit Birnen verglichen werden, verstehe ich nicht: Es geht ja genau darum, was sich in diesem Marktsegment tut, unabhängig vom Unternehmen. (Das ist ja die Idee der Studie, weil man bei der Liberalisierung davon ausgegangen ist, daß zwar bei der ÖPTV Arbeitsplätze wegfallen, dies aber durch neue Arbeitsplätze bei der Konkurrenz mehr als kompensiert wird; genau dieser Kompensierungseffekt ist nicht eingetreten. Genauso wie die Summe der Investitionen offenbar rückläufig ist, auch branchenweit.)
Die Gesamtausgaben der Konsumenten sind nicht gleich geblieben, sie haben sich verdoppelt. Natürlich kann man jetzt wie Du argumentieren, daß man selbst ums gleiche Geld noch mehr Leistung erhält. Das ist aber eine beschränkte Sichtweise: Ich gehe davon aus, daß niemand wirklich zwei Handys und Festnetz benötigen würde und daß diese Bedürfnisse einfach durch die Werbemaschinerie geweckt werden. (Was auch notwendig ist, der Markt hat sich ja nicht vergrößert, die Unternehmen wollen aber mehr verkaufen.) Was am Ende bleibt, sind Leute, die ihre Telefonrechnungen nicht mehr zahlen können, die ausschließlich aufgrund der Handy-Rechnungen hoch verschuldet sind und so weiter. Ich bezweifle, daß diese Verschuldung ein positiver volkswirtschaftlicher Effekt ist bzw. daß sie dem einzelnen Konsumenten einen Vorteil bringt.