Musikverwaltung: Nokia S40 und Rhythmbox
Rhythmbox ist im Moment das Standard-Musikprogramm für Ubuntu. Was tut jemand, der ein billiges, etwas älteres S40-Telefon von Nokia hat (konkret das C2-01) und seine Musik unkompliziert mit dem Telefon abgleichen möchte?
Geplant wärs eigentlich so: Man stellt in den USB-Einstellungen des C2-01 den Standardmodus von „Datenspeicher“ auf „Druck und Medien“ um, steckt das Telefon ein und - schwupps! - scheint es in Rhythmbox unter seinem Namen auf und kann synchronisiert werden. (Vorausgesetzt, das Plugin „Tragbare Wiedergabegeräte - MTP“ wurde nicht irrtümlich deaktiviert.)
In der Praxis funktioniert genau das nicht. Der MTP-Support ist unter GNU/Linux generell nicht so gut, und ich hab nach einigen Experimenten auch das Telefon im Verdacht, MTP nur für Fotos zu unterstützen.
Keine Chance also? Mitnichten. Wo ein Texteditor ist, ist auch ein Weg. Das Telefon wird zurück auf den USB-Massenspeichermodus („Datenspeicher“) gestellt und wieder eingesteckt. Im Ubuntu Dateimanager wird nun die im C2-01 eingelegte Speicherkarte sichtbar. (Clevere Leser nehmen hier mit: Ohne eingesetzte Speicherkarte wird das jetzt alles nix.) Je nachdem, wie man sich die Speicherkarte zuvor schon organisiert hat, kann man sich jetzt entweder Ordner für die Musikdateien, Hörbücher und Podcasts aussuchen oder neu anlegen. Letzteres empfehle ich: Ein neuer Ordner „music“ nimmt die Dateien von Rhythmbox entgegen.
Jetzt kommt Trick 17: Direkt im Hauptverzeichnis der Speicherkarte erstellt man mit einem Texteditor (am besten gedit) eine Datei „.is_audio_player“. Diese versteckte Datei (daher ist der Punkt am Anfang des Dateinamens wichtig) signalisiert Rhythmbox, daß es sich beim USB-Massenspeichergerät um einen Musikplayer handelt. Der Inhalt dieser Datei sollte so aussehen:
audio_folders=music/ folder_depth=2 output_formats=audio/mpeg,audio/aac,audio/mp4 input_formats=audio/amr
Die Zeile audio_folders=
gibt an, welche Verzeichnisse Rhythmbox beschreiben soll. Mit folder_depth=
gibt man an, welche Ordnerstruktur dabei geschaffen wird. „0“ bedeutet dabei, daß die Musikdateien ohne weitere Ordner-Systematik nur durch ihren Dateinamen gekennzeichnet werden. „1“ weist Rhythmbox an, für jedes Album einen eigenen Ordner zu erstellen. „2“ bedeutet, daß für jeden Interpreten ein Ordner und für jedes Album ein Unterordner erstellt wird.
input_formats=
und output_formats=
schließlich geben die MIME-Types an, mit denen das Telefon umgehen kann. (Angeblich transcodiert Rhythmox aufgrund dieser Angaben inkompatible Audioformate; ich habs nicht ausprobiert.) Unter output_formats=
habe ich hier die Werte für MP3-Dateien („audio/mpeg“) und für MPEG4/AAC angegeben. Das ist, was das C2-01 wiedergeben kann. Aufnahmen legt das Telefon im AMR-Format ab, daher „audio/amr“ unter input_formats=
.
Das wars auch schon. Startet man nun Rhythmbox, wird das Telefon erkannt. (Genauer: Die Speicherkarte wird erkannt und der Name der Speicherkarte angezeigt. Diesen Namen kann man am Telefon ändern.) Man sieht, wie viel Platz bereits durch die diversen Medientypen belegt ist, wie viel noch frei ist … und man kann in den Geräteeigenschaften (rechter Mausklick) in der Registerkarte „Abgleich“ einstellen, ob alle Inhalte oder nur bestimmte Playlists auf das Telefon kopiert werden sollen.
Grundlegende Infos hab ich mir aus diversen technischen Spezifikationen zum C2-01 und aus diesem Artikel zusammengesucht. Dazu noch ein Hinweis: Die Datei .is_audio_player kann grundsätzlich auch Informationen darüber aufnehmen, wo und in welchem Format Playlists gespeichert werden. Für S40-Telefone wie das C2-01 spielt diese Information aber keine Rolle, weil sie nach allen mir vorliegenden Infos keine externen Playlists importieren können. Ich habe die Angaben daher ausgelassen.
Rhythmbox: