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Haiders Ehre

Dr. Jörg HaiderDr. Jörg Haider zeigt seinen ideologischen Hintergrund auch abseits medienwirksam verrückter Ortstafeln. Anläßlich der Affäre um die von Jyllands-Posten veröffentlichen Mohammed-Karikaturen gibt er Einblicke in sein Verhältnis zum Begriff „Ehre“. Die Oberösterreichischen Nachrichten und der ORF veröffentlichen dazu wortgleich:

Die Ehre habe in den arabischen Ländern einen enormen Stellenwert. In Europa hingegen lebe man in einer Gesellschaft, wo die Ehrlosigkeit um sich greife, kritisierte Haider.

„Ehre“ scheint für Dr. Haider also ein durchaus positiv besetzter Begriff zu sein. Auch wenn das nicht für empörte Medienreaktionen sorgt: Mich schreckt es fast noch mehr als die mittlerweile ausgelutschten Aussagen über die „Beschäftigungspolitik im Dritten Reich“, sein Vorgehen in der Ortstafel-Frage oder dubiose Volksbegehren.

In Wahrheit haben die sogenannte „Ehre“ und ihr dumpfbackig-brutaler Bruder, der Nationalstolz, für so viel Leid und Unglück in der Menschheitsgeschichte gesorgt wie kaum eine andere menschliche Schwäche. Beide sind zu überwinden. Durch Bildung, durch Erziehung, durch Aufklärung. Die Ehre ist hochmütig, egoistisch, fordernd und unversöhnlich. Eine zivilisierte Gesellschaft benötigt dagegen Respekt, Aufrichtigkeit, Moral und eine großzügige Gleichmut.

Keine Gesellschaft hat die Abkehr vom gefährlichen Ehrbegriff wirklich geschafft, auch die (west)europäische nicht. Wenn Jörg Haider aber schon den Versuch dieser Abkehr, das „um sich Greifen der Ehrlosigkeit“ in Europa kritisiert, kann er im gleichen Atemzug auch gleich das Ende der Hexenverbrennungen und Gottesurteile beklagen.

(All das heißt übrigens nicht, daß ich der Meinung bin, das europäische Gesellschaftsmodell sei perfekt und könne nichts von anderen Kulturen lernen. Ganz im Gegenteil.)