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Oh What a Show!

Evita - in der Wiener StadthalleDas Christkind hat mir Karten für die aktuelle Tourneeproduktion von Evita gebracht. Gestern war also Weihnachten. Und was für eine Bescherung! ;)

Nachdem ich in letzter Zeit nur mehr die entschärfte und weichgespülte Filmversion gesehen hatte, war es ein echtes Vergnügen, wieder die Kälte und Schärfe der Bühnenshow zu erleben. Diese Tournee basiert angeblich auf der Londoner Produktion von 2006. Sie nimmt optische Anleihen beim Film, orientiert sich aber ansonsten sehr stark an Harold Prince's Inszenierung aus dem Jahr 1978. Minimale Änderungen in der Orchestrierung und im Ablauf der einzelnen Szenen sind durchaus gelungen. Vor allem die politischen Intrigen rund um Perón sind gekonnter und nachvollziehbarer umgesetzt.

Daß „You Must Love Me“, der einzige neue Song aus der Filmversion, nun auch auf der Bühne Einzug hält, macht das Ende ein kleines bißchen unrund. Zusammen mit „Eva’s Final Broadcast“ und „Lament“ ist das dann einfach eine „Ich-hauche-mein-Leben-auf-der-Bühne-aus“-Nummer zu viel; da hilfts auch nichts, daß Evita ihr „Lament“ leicht zeitversetzt aus dem Jenseits zu uns singt. Die Alternative, eine der drei Nummern zu streichen, wär aber wohl auch nicht befriedigender gewesen, also seis verziehen.

Das Schöne an Live-Aufführungen ist ja auch die Reaktion des Publikums. Einerseits verstärkts den eigenen Tränenfluß, wenn man während des (wie erwähnt: langen) Dahinsiechens der Heldin eine zwar vollbesetzte, aber eisig stille Stadthalle erlebt, in der jedes Schniefen und Schluchzen noch aus den letzten Reihen deutlich zu hören ist … Andererseits ist es einfach unglaublich komisch, wenn das Hätti-Wari-„Bildungsbürgertum“ der „Bundeshauptstadt“ in der Pause Kommentare schiebt wie: „Nein, so laut und so schrill, das paßt gar nicht!“ - oder, noch besser: „Jaja, nein, sie bemüht sich eh, aber die beste Evita war immer noch Julie Covington“. (Wobei Letzteres sogar stimmt … aber man sagt sowas nicht im dichtgedrängten Foyer, während man mit den Fingern am Perlenketterl rumspielt. Das paßt gar nicht! Außerdem macht es alt, gnä’ Frau, die Platte mit der Covington war 1976.)

Herzlichen Dank ans Christkind und: Bis morgen Abend stirbt Frau Perón noch vier Mal, Karten sollten zu kriegen sein. Hingehen!

 
Deep_Blue meinte am :
Und ?
Wurde auch geweint ?? :-) 
ossi1967 antwortete am :
Na abba sicha doch!

Was denkst Du denn? Man ist doch kein Unmensch! (Obwohl eben das Nette an Evita ist, daß man - im Gegensatz z.B. zu Les Miz - den Großteil der Show trocken verbringt. Nur gegen Ende hin, am Sterbebett, da wirds dann tränenreich.)

Andererseits … Ich hab ja sogar bei „Mamma Mia!“ ein, zwei Tränchen verdrückt. Da gehen alle sonst immer nur lachend und kichernd ausm Theater/Kino.

 
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