Star Trek: Keiner kennt den ersten Kinofilm
Sechs Jahre vorher schon, 1973, kam nämlich der wirklich erste kommerzielle Star-Trek-Film auf die Leinwand. Er hieß „Turist Ömer Uzay Yolunda“ und ist gleichzeitig der einzige mir bekannte Kinofilm, der das Star-Trek-Universum mit einer zweiten Filmreihe verheiratet. („Cross Over“ nennen die jungen Leute sowas heutzutage wohl.)
Diese zweite Filmreihe ist die von 1964 bis 1973 in der Türkei sehr beliebte „Turist Ömer“-Serie, in der Sadri Alışık immer den gleichen Charakter in unterschiedlichsten Ländern und Situationen spielt. Turist Ömer ist kein Actionheld, sondern ein kabarettistische Figur mit einem gewissen Hang zur Subversivität. (So nennt er sich nicht deshalb Tourist, weil er so viel herumkommt, sondern weil er auch zuhause das Leben eines Touristen führt: Er hat keinen Besitz.)
„Turist Ömer Uzay Yolunda“ ist daher auch eine höchst eigentümliche Mischung aus echtem Raumschiff Enterprise und einem Humor, der vielleicht am ehesten noch mit Louis de Funès zu vergleichen ist. Als Gesamtwerk also sehr eigen. Allerdings nur als Gesamtwerk:
Der Enterprise-Teil der Mischung ist eine 1:1-Kopie der Folge „The Man Trap“, der Laufzeit wegen aufgefettet um ein paar Versatzstücke aus anderen Folgen (so kommt Kirk's Kampfszene mit dem Gorn zu kurzen Ehren). Die Charaktere (Mister Spak, Kaptan Kirk, Profesör Krater), die Kostüme, alles fügt sich in das Korsett der TV-Serie. Augenfälliger Unterschied: Die türkische Low-Budget-Produktion hat zwar ganz böse Probleme bei diversen Spezialeffekten (das Beamen sieht scheußlich aus), die Szenen auf dem Planeten wirken aber im Vergleich zum US-Original viel besser. Zur Erklärung für Nicht-Trekkies: „The Man Trap“ spielt in den Ruinen einer untergegangenen Zivilisation. In Amerika wurden diese Ruinen aus Pappmaschee in einem Mini-Studio mit künstlichem Himmel nachgebaut. Die türkischen Produzenten haben sich stattdessen gesagt: „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ Sie haben in den Ruinen von Ephesos gefilmt, die kein bißchen nach Pappmaschee aussehen.
Eine so gut wie möglich restaurierte Fassung des Films ist hier auf YouTube zu sehen. Fürs Türkischlernen ist der Film teilweise sogar recht gut geeignet: Die knappen, fast militärischen Dialoge der Sternenflottenoffiziere sind wunderbar zu verstehen und ein Traum für jeden, der gerade den Imperativ lernt. :)
Weniger freundlich zu Schülern ist Turist Ömer selbst. Er spricht nicht nur umgangssprachlicher, sondern baut eben auch das Schwierigste ein, was eine Fremdsprache zu bieten hat: Witz. Leider habe ich keine fixfertig untertitelte Version des Films online gefunden. Sehr wohl aber gibt es türkische und englische Untertiteldateien, die man sich getrennt herunterladen kann. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß man wirklich komplett den Faden verliert (obwohl man zuvor „The Man Trap“ gesehen hat), kann man sich die zu Hilfe nehmen.
Ich freu mich tierisch über diese Entdeckung, die meine Leidenschaft für das Star-Trek-Universum so elegant mit dem Sprachenlernen zusammenführt. Das Internet ist doch eine großartige Fundgrube für allerlei Unfug, von dem man sonst nie gewußt hätte.