Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Rechtes Eigentor in Sachen Bildung

Türken schlachten OrangenAuf rechtsextremen Haßportalen im Internet kursiert derzeit ein ganz besonders süßes Foto. Ich habs schon sehr oft gesehen und lach mich jedes Mal schlapp drüber:

Das Bild zeigt Türken, die im Rahmen des angeblichen niederländisch/türkischen „Konflikts“ devot ihrem Führer folgen und gegen die Niederlande demonstrieren. (Der sogenannte diplomantische Konflikt hatte natürlich gar nichts damit zu tun, daß beide Parteien gerade Wahlkampf betrieben haben und die Emotionalisierung, das Vergessen aller Sachargumente, in beiden Staaten den aktuellen Entscheidungsträgern nützte.) Als Zeichen der Ablehnung „schlachten“ sie dabei symbolisch Orangen.

Verständnislos äußern sich die rechten Dumpfbacken darüber, warum man die Niederlande denn mit orange in Verbindung bringen kann. In einem direkt ins Bild hinein montierten Satz macht man sich darüber lustig und neckt die Gesinnungsgenossen aus dem Morgenland zusätzlich mit dem Spruch: Und die Moral von der Geschicht': Bildung und Koran verträgt sich nicht. [sic!]

Leser dieses Blogs halten jetzt verwundert inne und denken sich: „Moooment. Orange ist doch die Nationalfarbe der Holländer?“ Ja, so ist es. Das weiß jeder, der auch nur ein bißchen mehr als die reine Pflichtschulbildung eingeatmet hat. Umkehrschluß: Die Rechten wissen das eben nicht. Genausowenig wie sie den Satz mit der Bildung und dem Koran den deutschen Grammatikregeln entsprechend zusammenbauen können. („Und die Moral von der Geschicht: Bildung und Rechtsextremismus vertragen sich nicht.“)

Klassischer Fall von echt blöd gelaufen, würd ich sagen. Da schafft es tatsächlich jemand, die eigene Dummheit groß rauszustellen, indem er sich über die höhere Bildung anderer lustig zu machen versucht.

 
Deep_Blue meinte am :
Linkes Eigentor in Sachen Fake News
Liebe Leser.

Ein schöneres Beispiel für von Hass triefende Fake News kann es eigentlich nicht geben.

Was "vergessen" wurde zu erwähnen, (sonst könnte man ja nicht so schön hetzen) in dem Artikel geht es darum, dass die "Höhergebildeten" auch versucht haben, eine holländische Flagge zu verbrennen, aber leider eine französische erwischt haben.
Das "Abschlachten" von Orangen war dann nur das Sahnehäubchen.

Den ganzen Artikel gibt es hier:
http://www.michaelfenz.eu/wordpress/?p=14981

Ach Ossi, die rechten Dumpfbacken sitzen doch immer biersaufend vor dem Fernseher und schauen Fußball, die wissen schon, dass orange die Farbe Hollands ist.
Sie finden es halt nur lustig, wenn grimmig dreinschauende Muselmanen, wehrlose Südfrüchte massakrieren. Weil es halt wenig Sinn macht.

Aber ich werde jetzt gleich, aus Protest gegen die grüne Stadtpolitik, einen "Granny Smith" vierteilen. :-)

Danke für den Hinweis auf den Grammatikfehler, wurde schon ausgebessert.

Ähm, was uns noch aufgefallen ist.
"Haßportalen" [sic!]
Das kommt von Hass und den schreibt man mit "ss".

Das weiß jeder, der auch nur ein bißchen mehr als die reine Pflichtschulbildung eingeatmet hat.
Wobei man bisschen auch mit "ss" schreibt.

Da hat wohl wer die Rechtschreibreform verschlafen, aber kann ja mal passieren.
Es kommt auf die Inhalte an und auf Fehlern von anderen herum zu reiten ist ja irgendwie peinlich.

Schönen Sonntag noch. 
ossi1967 antwortete am :
Na hoffentlich hilfts was!

Ich laß Dir ja die Freude, von meinem Blog aus auf die sonst offenbar ohne Öffentlichkeit vor sich hin trocknenden Artikel bei Dir zu verweisen. Wenns was hilft - warum nicht? Und die Idee dazu hattest Du ja bereits im Jahr 2006.

Ich muß Dich nur insofern enttäuschen, als mein Artikel hier sich natürlich nicht auf Deinen bezieht. (Was schon die Beschreibung In einem direkt ins Bild hinein montierten Satz … ausreichend kenntlich macht. Bei Dir steht dieser Text ja extra.) Natürlich hätt ichs im Urin haben können, daß Du auch dieses Thema von irgendwo in Dein Blog copypastest, so wie Du alle Deine Artikel zusammenklaust … ich hab aber in dem Moment nicht dran gedacht. (Umso erstaunlicher find ich, daß Du so ganz selbstverständlich davon auszugehen scheinst. Was hat Dich auf die Idee gebracht? Hast Du Dich bei rechtsextremen Haßportalen angesprochen gefühlt oder bei rechten Dumpfbacken?)

Was die sogenannte „Rechtschreibreform“ betrifft: Welche meinst Du eigentlich? Die von 2006? Die von 2004? Die von 1996? Die von 1901? …? Daß man sich bezüglich der drei erstgenannten nicht auf „Schulbildung“ berufen kann bei einem Gesprächspartner, der 1996 seine komplette akademische Ausbildung längst hinter sich hatte, ist eine reine Rechenaufgabe. Das sollte jedem klar sein, der auch nur ein bißchen mehr als die reine Pflichtschulbildung eingeatmet hat.

Im Übrigen gilt: Allein das Staccato an Reformen und Reformen der Reformen (der Reformen) seit 1996 zeigt ja, wie undurchdacht und schwachsinnig sie alle waren. Es hat schon einen Grund, warum Verlage und Nachrichtenagenturen nach 1996 zu den seit dem 19. Jahrhundert eigentlich überwunden geglaubten Hausorthographien zurückgekehrt sind. Daß man die „Reform“ 2006 schließlich nicht komplett gekippt, sondern in Fragmenten erhalten hat, war eine politische Entscheidung der deutschen Bundesländer - keine sprachwissenschaftliche.

Die 1996 wieder eingeführte alte (vor 1901 gültige) heysesche s-Schreibung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ja nicht ohne Grund abgeschafft:

  • Sie ist aufgrund der Übergeneralisierung fehleranfälliger. (Allein zur Falschschreibung "Strasse" findet Google rund 11.000.000 Treffer - und das nur auf .de- und .at-Domains.)
  • Sie war im Druck erträglich, solange man mit gebrochenen Schriften arbeitete und am Wort- und Silbenauslaut ſs statt ſſ schrieb (wobei das ſs als Ligatur noch besonders ausgezeichnet war und ohnehin dem ß ähnelte). Mit zunehmender Verbreitung der Antiqua im deutschen Sprachraum (und in diese Zeit fällt die Reform von 1901) wurde der Missstand (!) der fehlenden Wort- und Silbenfugenkennzeichnung nach Heyse offensichtlicher. Dieser Mißstand wurde durch die 1901 eingeführte modernere adelungsche Schreibweise behoben, der Lesefluß in Antiqua-Texten verbessert. Warum man 1996 gemeint hat, diesen Zombie des 19. Jahrhunderts wiederbeleben zu müssen, weiß keine Sau.
  • Sie geht von einer einheitlichen Aussprache aus und setzt ihre Regeln darauf auf (kurzer Vokal, langer Vokal). Tatsächlich variiert die Aussprache im deutschen Sprachraum jedoch stark. Die einen haben Spass, die anderen Spaaß. Die einen wohnen im Erdgeschoss, die anderen im Erdgeschooß. Dementsprechend gibt es keine korrekte Schreibweise mehr, selbst wenn man sich dem Unsinn von 1996 unterwerfen wollte. Man müßte immer wissen, woher der Leser stammt und wie man in seiner Region den Vokal vor dem s-Laut ausspricht.

Fazit: Man muß nicht automatisch jede Mode mitmachen, die grad über einen hinwegschwappt. Man darf auch mal kurz das eigene Hirn einschalten und selbst entscheiden. Und im Gegensatz zu den von mir aufgezeigten Grammatikfehlern gibt es bei der s-Schreibung kein eindeutiges Richtig oder Falsch, sondern zwei Regelwerke, die beide in ihren Ursprüngen auf das 18. Jahrhundert zurückgehen, seither miteinander konkurrieren und abwechselnd zur amtlichen Schreibweise erhoben werden. (Und selbst das oft nur regional eingeschränkt.) Da ich trotz meiner Arbeit bei der ÖPTV keine Amtsperson bin, bin ich an keine amtliche Schreibweise gebunden und darf mich im Streit zwischen Heyse und Adelung frei für eine Seite entscheiden.

 
Schlosser-Wolfi (Gast) antwortete am :
*LOOOL*
(Nothing more necessary for coming *exactly* and *precisely* to the point)

:o) 
Deep_Blue antwortete am :
Amüsant
Immer wieder erheiternd, deine Erklärungsversuche zu lesen.

Hätte aber nicht so lange und so inhaltslos sein müssen.
Ein einfaches, scheiß auf alles, der Ossi hat immer recht, hätte genügt.

Selbstverständlich gibt es bei den Wörtern Hass und bisschen ein eindeutiges Richtig.
Der Duden ist hier die Richtlinie.
Aber was ist schon der Duden, gegen die Meinung vom Hrn. Gscheit.

Wir schweifen vom Thema ab, lieber Freund.
Dein einschläferndes Thema waren dumpfen Rechte, die angeblich nicht verstehen, warum hochgebildete Türken Orangen mit Messern massakrieren.

Ich habe dann eingeworfen, dass die biersaufenden Nazis aus dem Fernsehen die Farbe orange kennen, aber die "besser gebildeten Türken" (gibt es sowas wirklich?) offensichtlich nicht zwischen der holländischen und der französischen Fahne unterscheiden können.

Wie geht die Diskussion jetzt weiter ? 
ossi1967 antwortete am :
Natürlich hätte es genügt

Zu sagen der Ossi hat immer recht funktioniert natürlich in der Theorie - das ist die Grundannahme in jedem Gespräch mit Dir. Aber Du sollst ja was lernen im Leben. Wenn schon Deine Lehrerin versagt hat, springt halt jetzt der Ossi ein und erklärts Dir kleinweis.

Also:

Die französische Fahne kannst Du gleich wieder einrollen. Was die mit dem Thema der orangen Orangen zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. (Soll die Intelligenz der Rechten durch die bei der Verbrennung entstehenden Wärme erhöht werden oder wie?) Anderes Foto, andere Demo, andere Stadt, andere Leut, andere Baustelle. Thema abgehakt. (Oder, wie man in FPÖ/AfD-Kreisen so gerne schreibt: abgehackt.)

Daß die von Dir als Nazis bezeichneten Fußballfans das fußballholländische Orange kennen sollten, mag sein. Vielleicht assoziieren sie es ja aber auch nur mit der Mannschaft, nicht mit dem Land? (Was nicht so abwegig wäre: Es hält ja auch niemand Weiß für die Nationalfarbe Deutschlands, trotz der schicken weißen Tops. So weh es tut, aber mit Fußball läßt sich die Welt nicht erklären.) Man muß aber nicht zu tief in mögliche Erklärungsversuche eintauchen. Diejenigen jedenfalls, die an diesem Bild so viel Gefallen finden, wissen nichts. Vielleicht schaun sich die auch einfach nur nie irgendein Fußballspiel mit Ausländern an. Thema abgehakt.

Die besser gebildeten Türken gibts natürlich. Einen Doktor bekommt man an einer österreichischen Uni so oder so nicht nachgschmissen, weder als Türke oder als Österreicher. Und besser gebildet und zivilisierter als dieser erlauchte Kreis ist ja überhaupt bald was, was auch nur 2 Bücher gelesen hat in seinem Leben. Da würd ich also grad an Deiner Stelle das Zuckergoscherl nicht zu weit aufreißen, das süße. Thema abgehakt.

Bleibt mein absoluter Favorit, mein Knutschthema: die Orthographie. Ja, und was willst mir jetzt mit dem Duden sagen? Der Duden ist das Produkt eines privaten Verlags, der versucht, die aktuell gültigen amtlichen Regeln auf alle Wörter im Bestand der Redaktion anzuwenden. (Was ein durchaus hilfreiches und lobenswertes Unterfangen ist.) Wenn man aber (was Du offensichtlich überlesen hast - zugegeben, der Text war lang), so wie ich, in ausgewählten Punkten bewußt eine andere Regel favorisiert als die derzeit moderne amtliche, dann hilft da auch der Duden nicht weiter. Zu Illustration: Die von Dir so geliebte alte s-Schreibung mit Deinem „Hass“ wurde 1996 wieder zur amtlichen erhoben, nachdem sie es bereits vor 1901 gewesen war. Wenn Dir so viel daran gelegen wäre, wenn Du sie aus Überzeugung für so richtig hältst, hättest Du schon 1995, 1994, 1993 und all die Jahre davor „Hass“ statt „Haß“ empfinden können. Die entsprechende Rechtschreibregel war ja da, nur halt grad wieder einmal nicht amtlich. (In der Schule wärs halt nicht so schlau gewesen, weil die Lehrer in Ausübung ihres Amtes Adelung verpflichtet waren, aber zwischen Schulabschluß und 1996 - sorun yok.) Du hättest sogar im Duden nachschlagen können: Die Ausgaben von 1900 und davor müßten heyseschen „Hass“ statt adelungschen „Haß“ enthalten. Überhaupt, wenn Du so ein devoter Dudenfetischist bist: Besorg Dir irgendwo die Ausgabe von 1991. In der steckt noch der richtige „Haß“. Schlag dort nach, und wir sind alle glücklich. Eine s-Schreibung ist genausowenig „richtig“ wie eine bestimmte Eisenbahnspurweite. Es gibt halt mehrere Systeme, hat immer schon mehrere gegeben. Man sollt sich nur die Entscheidung für eines davon gut überlegen und dann nach Möglichkeit nicht alle 2km wechseln auf der gleichen Strecke. Thema abgehakt.

Welche Diskussion soll weitergehen? Ich erklär Dir nur die Welt. Diskutieren tu ich mit Dir nicht. Das mach ich mit meinen türkischen Freunden. Die liefern in einer Diskussion gut durchdachte Argumente und sind fähig auf Anhieb zu verstehen, was ich sage - auch wenns ein Satz mit mehr als drei Worten ist in einer Sprache, die sie erst seit 1-2 Jahren sprechen. Die sind eben gebildet, da macht eine Diskussion Spaß und bringt mich persönlich weiter im Leben.