Nokias Erben IV: Ubuntu schwächelt
Nach der Korrektur völlig überzogener Erwartungen bezüglich Tizen und dem unerwarteten Ausscheiden des für einige Zeit erfolgreichen FirefoxOS ist dies nun der vierte Folgeartikel. Wieder droht einem Bewerber die Luft auszugehen: Laut einem Artikel in OMG!Ubuntu sind spürbare Weiterentwicklungen der mobilen Ubuntu-Version vorläufig abgesagt. Zwar soll es weiterhin die üblichen Sicherheitsupdates für die aktuelle Version geben. Neue Hardware ist aber in nächster Zeit ebensowenig zu erwarten wie die eigentlich fällige nächste Version des Betriebssystems.
Als Begründung wird angegeben, daß Ubuntu insgesamt (also auch die Desktop-, Core- und Serverversionen) auf das neue Paketsystem Snappy umgestellt werden soll. Dafür werden aber neuere Kernel-Versionen benötigt, die von den Hardwareproduzenten derzeit einfach nicht bereitgestellt werden. Die halten sich nämlich brav an die alten Android-Versionen. Natürlich wird auch eine Rolle spielen, daß der Wechsel des gesamten Ubunut-Universums auf Snappy Entwicklerressourcen abzieht, die der mobilen Version nun einfach fehlen.
Heißt für mich und mein Aquaris E5: Auf große neue Updates brauch ich da wohl nicht mehr zu warten. Ubuntu wird, wenn mit den nun verkündeten Neuigkeiten nicht ohnehin das Ende der mobilen Entwicklung beginnt, neue Versionen nur mehr für zukünftige Geräte zur Verfügung stellen können, auf denen dann eben auch ein neuer Kernel läuft. Das Aquaris E5 bekommt seine Sicherheitsupdates, mehr nicht.
Heißt für die Betriebssystemlandschaft insgesamt: Nachdem FirefoxOS sich völlig zurückgezogen hat, macht auch Ubuntu aus Konsumentensicht zunächst Pause. Beschleunigen wird das seine Entwicklung nicht. Tizen wird, soweit ich das mitverfolgt habe, weiterhin ausschließlich von Samsung angeboten - und auch das (bzgl. Smartphones) lokal beschränkt auf Indien. Man hat den Eindruck, daß der Elektronikriese damit tatsächlich ein bißchen experimentiert, ohne es allzu eilig zu haben: Neben Smartphones wurden auch Fernsehgeräte und Smartwatches mit Tizen auf den Markt gebracht. Jolla, Ende 2015 so gut wie tot, ist wieder überraschend quirlig: Nachdem Saifish auf drei eigenen Geräten unters Volk gebracht wurde und Intex das Betriebssystem für Indien lizensiert hat, stehen die Zeichen nun gut für einen größeren Auftrag aus Russland. Auch hat Jolla vorsichtige Hinweise auf ein neues „Community Device“ nach dem Muster des Jolla C gestreut. Bei den Finnen scheint die Reise also ohne Unterbrechung weiterzugehen.
Was mich persönlich bei Ubuntu stört ist weniger der Umstieg auf eine neue Technologie an sich oder die damit verbundene schöpferische Pause (wenn es denn wirklich nur eine Pause bleibt). Lästig ist, daß Canonical hier wieder einmal unnötig Gräben aufreißt und Ubuntu inkompatibel zu den Standardlösungen im Rest der GNU/Linux Welt macht. Was bei Ubuntu als „Snappy“ entwickelt wird, unterscheidet sich nicht sehr vom neuen Paketmanagement „Flatpak“, mit dem andere Distributionen das gleiche Ziel erreichen wollen. Genauso, wie Ubuntu mit „Mir“ ein eigenes Süppchen kocht, während der Rest der Welt auf „Wayland“ setzt. Diese Eigensinnigkeit an sich ist kontraproduktiv genug. Wenn sie dann aber auch noch zu einem Stillstand in der Entwicklung führt, könnt man sich wirklich drüber ärgern.
Konntest Du Dir das OS schon mal ein bisserl näher anschauen?
Ich freu mich schon narrisch auf mein zweites Puppi, da werde ich dann natürlich berichten drüber.
btw: Bei diesem ominösen "turing phone" sind sie ja schon auf android umgestiegen, zumindest bei einem Modell (das es glaub ich ja auch noch nicht mal in natura gibt).
Diese Firma ist wie Hui-Buh, das Schlossgespenst. :-)
Die sind ja wirklich irgendwie seltsam. Da gibts ja auch eine Vorgeschichte: Der Typ hinter der Firma hat ja schon einmal irgendein Smartphone angekündigt, aus dem dann nix geworden ist. Dann sollten die Unterstützer von damals als Entschädigung das Turing Phone bekommen … und auch das gibts ja in Wahrheit nach wie vor nicht, zumindest nicht in der versprochenen Hardware-Konfiguration. Stattdessen haben ein paar Leute ein, ähem, Mittelklasse-Handy in exotischem Design zugeschickt bekommen. Sehr seltsame Firma.
Das sogenannte Fairphone Open OS ist, soweit ichs gecheckt hab, einfach nur Android ohne die proprietären Google Play Komponenten … also das, was Android früher mal war. Der Kern, wegen dem die Leut heutzutage noch glauben, Android hätte irgendetwas mit Open Source oder Freier Software zu tun. Das wird so laufen wie CyanogenMod, FireOS von Amazon oder eben die Android-Emulation von Jolla: Ja, viele Android-Programme laufen, man kann sie aber nicht vom Google Play Store installieren. Und sobald ein Programm Zugriff auf proprietäre Google-Services benötigt (wie z.B. Uber den Zugriff auf Google Maps braucht), läßt es sich entweder überhaupt nicht starten oder die eine Funktion ist nicht ausführbar, die die Google-API braucht. Und ich schätz mal (das hab ich aber nicht nachgschaut) es wird genauso wie beim Jolla Anleitungen geben, wie man sich als Anwender drumrumschwindelt, den Google Store nachinstalliert und alle notwendigen Pakete, die dann die volle Google Play API zur Vefügung stellen. Und am Schluß hat man dann das gleiche Android wie immer … nur daß man Root-Rechte hat. (Was einige Pogramme übrigens auch nicht mögen.)