Schmeicheln im Jolla-Store: Flattr ist da!
Seit heute ist das geringfügig anders - und einmal mehr beweist Jolla, daß es hinter seinem Firmenslogan „#unlike“ steht. Eine traditionelle Bezahlfunktion à la Google oder Microsoft gibt es nämlich nach wie vor nicht. Stattdessen kooperieren die Finnen mit dem schwedischen Unternehmen Flattr, das sich auf die Überweisung von (typischerweise kleinen) Spenden im Internet spezialisiert hat. Ein knallgrüner „Flattr“-Button wird im Jolla-Store an immer gleicher Stelle über den Screenshots eines Programms eingeblendet, wenn der Programmierer das will.
Das englische Verb „flatter“ bedeutet schmeicheln, was dem Sinn des Spendens für kreative Leistungen im Web schon sehr nahe kommt. Gleichzeitig lehnt sich der Firmenname an das Wort „flat“ an, das wir aus der Flatrate kennen: Man hat bei Flattr nämlich so etwas wie eine Spenden-Flatrate. Ich stelle einen monatlichen Fixbetrag ein und kann unbesorgt so oft auf den „Spenden“-Button klicken, wie ich möchte. Von der Kreditkarte abgebucht wird nicht pro Klick, es bleibt beim Fixbetrag. Habe ich im Monat 1x gespendet, geht dieser Betrag zur Gänze an diesen einen Empfänger. War ich großzügiger und habe 20x geklickt, müssen sich 20 Empfänger mein Spendenbudget anteilsmäßig teilen.
Aus Sicht des Gesamt-Ökosystems ist diese Lösung wahrscheinlich die beste. Programmierer haben sich schon lange irgendeine Form der finanziellen Vergütung gewünscht, die in standardisierter Weise direkt beim Programmdownload eingebaut ist. Kritiker wollten unbedingt eine Kommerzialisierung des Nischensystems vermeiden. Flattr trägt den Anliegen beider Seiten Rechnung und hat noch eine Reihe weiterer Vorzüge:
- Flattr wird als Marktführer unter den Spendendiensten im Micropayment-Bereich gehandelt. Viele User werden ihr Flattr-Konto also ohnehin bereits besitzen.
- Jolla hat immer wieder versucht, in erster Linie mit finnischen oder doch zumindest mit skandinavischen Partnern zusammenzuarbeiten. Flattr als schwedisches Unternehmen paßt perfekt in diese Tradition.
- Vergeßliche User können Spenden in Form von Abos verwalten. Jeden Monat einen Teil meines Spendenbudgets an einen bestimmten Entwickler, solange ich sein Programm verwende? Kein Problem.
- Weil das System von Jolla komplett unabhängig ist (Jolla zweigt auch nichts von den Zahlungen ab), kann der Programmierer den gleichen Flattr-Button z.B. auf jeder Website verwenden, die mit dem Programm in Zusammenhang steht. Bereits heute nicht unüblich ist die Verlinkung der in öffentlichen Versionsverwaltungssystemen wie GitHub gepflegten Quelldateien mit einem Flattr-Account. Ebenfalls denkbar ist der Flattr-Button unter einem Blog-Artikel, in dem der Programmierer über ein Update berichtet. So laufen alle Zahlungen zusammen, nicht nur die von Jolla-Besitzern.
Das erste Programm, mit dem man die neue Funktion heute testen konnte, war der gute alte gPodder, den Thomas seit den alten Tablet-Tagen unermüdlich für Maemo und jetzt eben auch für Sailfish bereitstellt. Wenn ich jetzt sag, daß auch ich draufgeklickt hab, um die Sache auszuprobieren, dann mach ich den letzten Vorzug von Flattr zunichte:
- Es bleibt alles anonym. Von der Bezahlung des Konsumenten an den Programmierer bekommt Jolla nichts mit, die sind nicht involviert. Der Programmierer erhält nur die Gesamtsumme, sieht aber nicht, wer gespendet hat und wieviel. Nur Flattr selbst behält zwangsläufig den Überblick - die müssen das Geld ja abbuchen.
Fein gelöst, liebe Sailors.